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Die ersten Passagierinnen und Passagiere sowie die Crew der Sky Express wurden nach ihrer Landung in Weeze von den Vertretern des Flughafens und des Sunweb Group-Managements am Samstagabend begrüßt. Foto: Airport Weeze
Die Airline „Sky Express“ feierte Premiere am Airport Weeze

Von Weeze auf die griechische Trauminsel

Mit einer großen Wasserfontäne begrüßte der Flughafen in Weeze einen weiteren Neuzugang auf seinem Feld. Ab sofort startet die griechische Airline „Sky Express“ vom Niederrhein aus nach Kos, Kreta, Rhodos und Zakynthos.

„Wir sind überwältigt”

Wer am heutigen Freitag das Klarissenkloster in Kevelaer betrat, dürfte sich vor allem eine Frage gestellt haben: „Wie war das zu schaffen?“ Wohin man schaute, türmten sich Berge von Kartons und Müllsäcken – alle prall gefüllt mit Decken, Schlafsäcken und Isomatten. Diese Hilfsgüter waren durch die „Martinsaktion“ der Stiftung „Aktion pro Humanität“ (APH) gesammelt worden. Die APH-Verantwortlichen hatten kurz vor dem diesjährigen Martinstag die Bevölkerung dazu aufgerufen, für Flüchtlingslager in Griechenland und Syrien zu spenden. Die Zwischenlagerung übernahmen die Klarissenschwestern, die innerhalb einer Woche ganze Räume bis unter die Decke mit den Spenden füllten. Nun wurden die Hilfsgüter in Transporter verladen und auf den Weg gebracht. Die Organisatoren waren überwältigt von der Mithilfe.

„Wir sind überwältigt. Mit so einer Reaktion haben wir nicht gerechnet“, sagt Schwester Bernadette sichtlich gerührt, während um sie herum fleißig gepackt wird. „Wir haben angefangen zu zählen, aber haben irgendwann aufgehört“, lautet ihre Antwort auf die Frage, wie viele Kartons denn zusammengekommen sind. Diese APH-Aktion war bereits die dritte dieser Art in diesem Jahr. Auch wenn bisher immer viel Hilfe gekommen sei, das Spendenaufkommen sei bei dieser Aktion völlig unerwartet gewesen. Eine Ursache sieht Schwester Bernadette in der Verbindung zu St. Martin. Der Gedanke des Teilens sei offensichtlich tief verankert in der Bevölkerung. Außerdem gehe es nun auf den kalten Winter zu – eine Zeit, in der es überlebenswichtig ist, in den Zelten der Flüchtlingslager wärmende Utensilien zu haben.

Jede helfende Hand war gefragt.

„Sechs Schwestern haben direkt mitgeholfen“, sagt Sw. Bernadette. Und weitere hätten dort mit angepackt, wo es nötig war. „Es war anstrengend, aber wir hatten viel Freude dabei.“ Vor allem sei es eine Bereicherung gewesen, zu sehen „mit wie viel Freude die Leute ihre Sachen gebracht haben. Viele Leute haben auch neue Decken gekauft.“ Corona habe die Spendenannahme zwar etwas erschwert, aber keineswegs unmöglich gemacht.

Die Klarissenschwestern schienen trotz der großen Freude über die Hilfsbereitschaft sichtlich erleichtert, als in ihren Räumlichkeiten langsam wieder Boden sichtbar wurde. Die Helfer hatten sich im Innenhof in einer Transportkette positioniert, um die Transporter, die unter anderem vom Deutschen Roten Kreuz bereitstanden, zu füllen. Ein Karton nach dem anderen wurde in gemeinschaftlicher Arbeit verstaut. Am späten Mittag war die Aktion noch in vollem Gange. Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Vorsitzende der Stiftung APH, erwartete zu diesem Zeitpunkt, dass am Ende ca. sechs gefüllte Transporter auf den Weg nach Nettetal geschickt werden. Von dort aus übernimmt die Organisation „Human Plus e.V.“ den Transport in die Lager, der in der ersten Dezemberhälfte noch vor Weihnachten ankommen soll.

300 Kinderdecken

Neben zahlreichen Privatleuten erfuhren die Klarissenschwestern und die Verantwortlichen der APH Unterstützung von den Kirchengemeinden Kevelaers, den Pfadfindern aus der Region, der Kita Kruepasch aus Issum, den Steyler Schwestern sowie der Sonsbecker Emmaus-Gemeinschaft. Auch das Team des Caritas-Kleidertreffs in Kevelaer hatte sich etwas Besonderes zur Unterstützung einfallen lassen. Die Verantwortlichen kauften unter anderem durch den Eintrittserlös der Kleiderbasare für Flüchtlinge 300 Kinderdecken. Diese Spende stehe also quasi unter dem Motto „Von Flüchtlingen für Flüchtlinge“, sagt Sylvia Rommen-Ahlbrecht, Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Marien. „Ich freue mich, dass wir für die Kinder etwas tun können.“

Auch Pastor David Burau von der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde in Kevelaer war unter den Helfern. Es sei beeindruckend, wie viele Menschen im Rahmen einer solchen Aktion zusammenkommen, betonte er. Oftmals sei es eben ganz einfach, Menschen zu helfen. Inmitten der Hektik der Helfenden sorgte er zwischenzeitlich für einen Moment der Ruhe und des Innehaltens, indem er im Gebet zu den Anwesenden sprach.

Auch die Pfadfinder, die sich bereits vorab für die Aktion eingesetzt hatten, packten mit an.

Heike Waldor-Schäfer von der Aktion pro Humanität zeigte sich beim Anblick der vollen Transporter gerührt. „Ich habe das Gefühl, die Leute freuen sich, wenn sie etwas tun können. Man merkt auch, dass sie das gerne tun“, war ihr Eindruck von den Spendern und Helfenden. Auch viele Kinder hätten den Sinn dieser Aktion verstanden: zu helfen. Ein Kind aus der beteiligten Issumer Kita habe sogar seine geliebte Einhorndecke abgegeben – eine Geste, die in Erinnerung bleibt.

Den Beteiligten schien während der Packaktion noch einmal deutlich zu werden, welche Ausmaße die Sammlung angenommen hatte. Nicht umsonst hatte man irgendwann von Kartons auf große Säcke umsteigen müssen, es habe einfach nicht gereicht, blickt Schwester Bernadette zurück auf die vergangene Woche, in der sie mit den Klarissenschwestern eine beachtliche Arbeit geleistet hat. Auch wenn dies sicherlich nicht die letzte Aktion dieser Art war, ist vorerst Erleichterung angesagt, dass alle helfenden Hände so gut ineinander gegriffen haben. Und was nach diesen Tagen an erster Stelle steht, weiß Schwester Bernadette genau: „Heute Abend atmen wir erstmal durch.“

Eine Protestaktion mit Zelt und Kreide

Mit einem Protest (unter den vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen) riefen Anneke Scholten und Veronika Hartmann in Kevelaer zu der #LeaveNoOneBehind-Aktion auf, die in der vergangenen Woche in einigen Städten Deutschlands stattfand. Es ist die erste internationale Inszenierung des Künstlerkollektivs „In Zeiten großer Unschuld“. In 13 Städten wurden Zelte vor Rathäuser, Parteizentralen, Parlamente und Gerichte getragen, um auf die Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufmerksam zu machen und die Regierung zu einer Evakuierung aufzufordern.

„Die Menschen leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen“, erklärt Anneke Scholten. „Sie hausen in Zelten und haben kein sauberes Wasser.“ Und die Politik habe noch nicht viel unternommen, sagt die Kevelaererin. „Menschen leiden weiter, weil sich Politiker nicht einigen können“, sagt Veronika Hartmann. Hier gäbe es genug Platz und Geld, um die Flüchtlinge aufzunehmen und auch vor dem Coronavirus zu schützen. Denn Experten würden schon seit Wochen vor katastrophalen Konsequenzen in den Flüchtlingslagern warnen, so Hartmann. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ habe bereits zu einer Evakuierung der Lager auf den griechischen Inseln aufgefordert. Doch auch trotz der hohen Gefahr eines Ausbruchs des Virus in den Lagern, seien nach wie vor über 42.000 Flüchtlinge auf den Inseln.

Künstlerkollektiv macht auf Prioritäten aufmerksam

Abgesehen von der großen Gefahr bei einem Ausbruch des Virus, wies das Künstlerkollektiv in einer Pressemitteilung außerdem auf die Erntehelfer hin, die nun kommen sollen. Während Deutschland 50 Flüchtlingskinder aufnehmen wolle, würden parallel 80.000 Erntehelfer ins Land gebracht. Dabei stellt das Kollektiv die Prioritäten der Regierung in Frage. Deshalb wolle es durch die Aktion darauf hinweisen, dass trotz Covid-19 die Lager auf den griechischen Inseln nicht vergessen werden dürften.

Veronika Hartmann und Anneke Scholten finden: „Besonders in der Wallfahrtstadt Kevelaer sollte man auf Nächstenliebe achten.“ Deshalb machten sie spontan vor dem Kevelaerer Rathaus mit einem Zelt und der Kreideaufschrift „Kevelaer sicherer Hafen?“ auf die Situation aufmerksam.