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Abschied aus St. Marien Kevelaer ist für Anfang Januar 2024 geplant

Wallfahrtsrektor Kauling wechselt nach Telgte

Segenswünsche zur Weihnacht

Ich begrüße Sie herzlich zu einem gemeinsamen Weihnachtsgruß der Kirchen Kevelaers. Vielleicht passt das Bild auch für Sie: Für mich fühlt es sich ein bisschen so an, als würden wir alle in einem schnellen Zug sitzen, der mit voller Fahrt auf Weihnachten durchfährt, geradezu saust. Unser Zug ist schwer beladen hinten in den Waggons, was ihn bergab immer schneller fahren lässt. Der Zug ist beladen mit Freude auf Weihnachten und die Festtage. Wir machen es uns schön für uns und andere. Wir machen uns eine Freude und anderen. Für viele Menschen ist Weihnachten ein schönes und fröhliches Fest. Ein Teil der Ladung sind auch Dinge, die in der Welt geschehen. Ich persönlich bin sehr erschrocken über die vielen Menschen, die sich von rechten Verschwörungstheorien gefangen nehmen lassen. Und auch die Pandemie Corona ist ein ganz schöner Packen Ladung, der den Zug noch einmal schneller macht. Und so rauschen wir auf Weihnachten zu und wissen gar nicht so richtig, was passiert. Schafft unser Zug das? Kommt der große Knall? Was erwartet uns? Zu Weihnachten erwartet uns der Herr der Welt, der in unserem Schlamassel wohnt. An seiner Krippe bleibt unser Zug ganz sanft stehen und kommt zur Ruhe. 

Es grüßen Sie heute Pfarrerin Karin Dembek aus der evangelisch-lutherisch Kirche, dann Pastor Gregor Kauling aus der katholischen Kirche St. Marien und Pfarrer Andreas Poorten aus der katholischen Kirche St. Antonius und Pastor David Burau aus der evangelischen Freikirchengemeinde Kevelaer. 

David Burau, Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Kevelaer

Liebe Christen in und um Kevelaer, ich stehe hier in der Hubertuskapelle in Keylaer. Das ist auf den Fluren und auf den Feldern vor Kevelaer. Das erinnert mich an die Situation der Menschen damals auf den Feldern vor Bethlehem, dort, wo die Hirten warten, dort, wo die Hirten die Schafe hüteten. Es ist ein sehr trüber, kalter Tag, man kann nicht sehr weit schauen an diesem Adventstag im Dezember. Auch das erinnert mich ein wenig an diese Zeit damals. Eigentlich wussten nur Maria und Josef, dass der Retter, der Heiler, der Immanuel, sich auf den Weg gemacht hat. Alle anderen, auch die Hirten auf dem Feld, die waren ahnungslos. Aber das Heil kam mitten in den Alltag hinein.  Die Menschen – die kleinen Anzeichen haben sie erkannt – kamen, um das Kind anzubeten. Die Sehnsucht nach Rettung, nach Heil war groß. 

Und so, wie damals die Hirten sich auf den Weg gemacht haben, so darf ich auch Sie einladen, sich wieder auf den Weg zu machen, um den Heiland, den Retter zu grüßen. Dass sie von ihm alles auch erahnen, alles wünschen und alles bekommen, was sie im tiefsten Herzen ersehnen.

Andreas Poorten, St. Antonius Kevelaer

Jedes Jahr hören wir die vertrauten Worte der Weihnachtsgeschichte des Lukas in unseren Gottesdiensten. Die Hirten werden in der dunklen Nacht vom Engel Gottes besucht. Die Klarheit des Herrn leuchtete um sie. Ich habe die Hirten oft beneidet, denn das, was ihnen geschieht, scheint so einleuchtend, überzeugend und unwiderstehlich zu sein, dass keine Fragen offen bleiben. Die Hirten verlangten keine weiteren Erklärungen, keine Beweise. Sie fragen nicht, was wir fragen würden: Ist das sicher? Woher wisst ihr dass? Nein, die Hirten laufen zum Stall am Rand von Bethlehem. Ich hätte gerne auch mehr von dieser Klarheit des Herrn. Ich bin so oft auf der Suche und brauche Wegweiser, einen offenen Himmel statt offene Fragen. Ist der eingeschlagene Weg der richtige? Ich bin unsicher, manchmal auch ängstlich. Die Weihnachtsgeschichte verschweigt uns aber auch nicht, dass die Hirten Angst hatten. „Fürchtet euch nicht“, muss ihnen der Engel zurufen. Fürchte dich nicht – diese Zusage brauchen wir dringend. Der neue Weg mag dann immer noch im Dunkeln liegen, aber das Vertrauen, dass Gott diesen Weg mit uns geht, macht unsere Schritte leichter. 

Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten.

Karin Dembek, Evangelische Gemeinde Kevelaer

Komme ich zu nah, so würden wir im Alltag in diesen Tagen sagen. Die Weihnachtsbotschaft hat das Gegenteil. Am Heiligen Abend dürfen wir mit den Hirten zusammen den Ruf hören: „Transeamus usque Bethlehem“ – „Kommt, lasst uns nach Bethlehem gehen“. Komm mir nah. Jesus Christus darf mir und dir nahkommen. Kommt, lass uns nach Bethlehem gehen und wir finden etwas ganz Einfaches vor. Gott ist nicht in der Ferne geblieben, Gott ist uns nah gekommen, für dich und für mich. Und weil dieser Gott als Kind in der Krippe liegt, stimmt es, was der Philipper über uns sagt, dass wir vor ihm unsere Knie beugen dürfen. „Finite, adoribus“ – „Kommt, lasst uns anbeten“. Christus ist uns nahegekommen, ein für alle Mal, und er schenkt uns Rettung und Heil. 

Die Geistlichen hier in der Stadt Kevelaer wünschen Euch und Ihnen allen von ganzem Herzen, dass Sie sich – egal wie Sie sich im Moment fühlen – diese Nähe des Christuskindes erspüren dürfen. Wärme und auch Kraft für Ihr Leben. Und so wünschen wir Euch und Ihnen allen eine frohmachende, gesegnete Weihnacht und ein gesegnetes neue Jahr 2021. 

Gregor Kauling, St. Marien Kevelaer

Das Video zur Ansprache finden Sie unter: https://www.youtube.com/watch?v=fW2QLH5rO1A

Pastor Gregor Kauling zum Ehrendomkapitular in Luxemburg ernannt

Pastor Gregor Kauling, Wallfahrtsrektor in Kevelaer, ist am 18. Oktober zum Ehrendomkapitular der Kathedrale in Luxemburg ernannt worden. In einem feierlichen Gottesdienst zum Ende der Festwoche des 150-jährigen Bestehens des Bistums Luxemburg nahm Kardinal Prof. Jean-Claude Hollerich den Kevelaerer Pastor ins Domkapitel auf. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte aus Kevelaer nur Pastor Benny Kurian Valloor mitfahren.

Kauling freute sich über die Aufnahme: „Das ist eine große Ehre, die Banden zwischen Luxemburg und Kevelaer werden dadurch noch weiter gestärkt.“ Schließlich stammt das Gnadenbild in Kevelaer, das im Zentrum der Wallfahrt steht, ursprünglich aus Luxemburg, „das ist die Verbundenheit von der Mutter zur Tochter“, sagte der neue Ehrendomkapitular. Kauling hat zudem eine tiefe innere Verbundenheit nach Luxemburg – Cousins seines Vaters wurden auf dem dortigen Soldatenfriedhof bestattet. „Die Ernennung zum Ehrendomkapitular bedeutet mir sehr viel“, betonte Kauling, der auch dem Domkapitel in Münster angehört.

Vor der Reise hatte sich Pastor Kauling zunächst mit dem Gesundheitsamt beraten, da Luxemburg wegen der Corona-Pandemie als Risikogebiet gilt. Von den Behörden erhielt er jedoch die Genehmigung, im Rahmen einer eintägigen Dienstreise nach Luxemburg fahren zu dürfen, ohne sich anschließend in Quarantäne begeben zu müssen. In der Kathedrale galten besonders hohe hygienische Schutzmaßnahmen, um die Gesundheit aller Anwesenden zu gewährleisten, berichtete der Wallfahrtsektor.

Ein Hauch von Kirmes

„Ich bin sehr gerührt“, versicherte Gregor Kauling, als er mit dem Präsidenten der Sebastianus-Schützenbruderschaft, Hans-Gerd „Tutti“Rütten, an der Gnadenkapelle stand, um für die Webseite der Kirche auf Video ein paar passende Worte zu sagen.

Ein paar Minuten zuvor hatten die Fahnenschwenker der Seb gemeinsam mit einem großen Teil des Musikvereins-Orchesters den Kapellenplatz mit ihrer Kunst erfüllt. „Wir machen das hier aus dem Impuls heraus, die Tradition zu pflegen“, sagte Rütten, als sich die Fahnenschwenker am Brunnenplatz zu dem gemeinsamen Schwenken versammelten. „Der Gruß gilt auch traditionell der Maria. Und unser Prälat hat heute das Jubiläum seiner Priesterweihe.“

Man habe bewusst auf einen großen Auflauf verzichtet, um wegen Corona keinen großen Auflauf an Menschen zu riskieren. Der Musikverein hatte viele seiner Musiker für die Aktion mobilisieren können. „Das ist Einigkeit, das ist für mich Gemeinschaft. Ich bin begeistert“, sagte Marianne Heutgens, die im Vorfeld viel Organisatorisches beigetragen hatte.
Hans-Gerd Rütten und Marianne Heutgens überreichten Kauling angesichts der Priesterweihe vor 21 Jahren einen Glückwunsch-Bilderrahmen und einen kleinen Blumenstrauß.

Die Fahnenschwenker verteilten sich danach weitläufig auf dem Platz und zeigten ihre Kunstfertigkeit, begleitet von den Klämgen des Musikvereins.

Zum Dank verteilten Diakon Jan Klucken und Kaplan Christoph Schwerhoff an die Gratulanten ein leckeres Tröpfchen. „Das ist ein Hauch von Kirmes“, kommentierte Kauling das Ereignis auf dem Platz. „Schön, dass Ihr da seid“, kündigte er an, „den Strauß meiner Mutter morgen“ bei seinem Besuch zu übergeben.

Zudem fügte der Pfarrer an: „Wunderbar, dass die Seb. und der Musikverein da sind, um den Kapellenplatz mit dem zu erfüllen, was er auch sonst an diesem Tag erlebt. Das ist schön. Und alle gemeinsam mit der gebotenen Vorsicht. Es sind alle diszipliniert. Aber ein klein wenig braucht die Seele das auch.“

Wie ein Hochzeitstag

Zu seinem persönlichen Befinden meinte er vor der Kamera: „Das ist etwas sehr Berührendes für mich. Der Weihetag ist genauso etwas Wichtiges für mich wie für andere der Hochzeitstag. Er erinnert an das Leben und an die Lebensberufung. Und ich bin sehr glücklich, dass das heute so möglich war.“

Aber er dachte auch schon darüber hinaus: „Dieser Kirmessamstag geht in die Geschichte ein. Allen Gottes Segen und wir freuen uns, dass es hoffenlich im nächsten Jahr zum Kirmessamstag brechend voll ist in der Stadt. Ein kleiner Gedanken auch an Herrn Völlings, unserem Festkettenträger, dem wir heute auf ganz besondere Weise verbunden sind.“

Der Musikverein spielte (in gebührendem Abstand voneinander) für die Fahnenschwenker auf.

In Kevelaer brennen noch immer die Kerzen

Der Kapellenplatz liegt im Sonnenschein, die Vögel zwitschern, ansonsten ist es ruhig. Vereinzelt läuft ein Mensch an der Gnadenkapelle vorbei, hält kurz inne und betrachtet im stillen Gebet das Bild der Gottesmutter. Sind doch mal zwei Gläubige zur gleichen Zeit an der Kapelle, halten sie Abstand – auch dann, wenn sie eine Kerze an der Kerzenkapelle entzünden. Obschon insgesamt weniger Menschen zum Kapellenplatz kommen, flackern einige der kleinen Flammen im Wind.

Dr. Bastian Rütten, theologischer Referent der Wallfahrt, kann aus seinem Büro den Platz beobachten. „Einige Menschen zünden nicht nur eine, sondern direkt fünf oder sechs Kerzen an“, berichtet er. Aus Gesprächen – in sicherem Abstand geführt – weiß er, dass diejenigen, die nach Kevelaer kommen, im Auftrag für Freunde und Nachbarn gleich mehr Kerzen anzünden. „Auch da herrscht eine große Solidarität“, stellt Rütten fest. Eine Solidarität, die das Seelsorgeteam um Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, Kaplan Christoph Schwerhoff und Rütten auf eine Idee gebracht hat. „Wegen der Kontakt- und Aus- gangsbeschränkungen haben viele Menschen derzeit nicht die Möglichkeit, selber nach Kevelaer zu kommen“, erklärt Rütten, „sie haben aber dennoch das Bedürfnis, eine Kerze anzuzünden. Das möchten wir ihnen mit einem neuen Angebot ermöglichen.“

Kontakt per E-Mail oder Brief

Wer für ein bestimmtes Anliegen eine Kerze aufstellen möchte, kann eine E-Mail an kerze@wallfahrt-kevelaer.de oder einen Brief an das Priesterhaus in Kevelaer, Kapellenplatz 35, schreiben. „Die Seelsorger werden für jeden Mailschreiber eine Kerze aufstellen und in einem Gebet das Anliegen vor Gott bringen“, verspricht Rütten. Wallfahrtsrektor Kauling ergänzt: „Wir hoffen, dass wir durch dieses Zeichen auch eine Möglichkeit bieten, in diesen Zeiten seine Anliegen und Sorgen hier in Kevelaer vor Gott und die Mutter Gottes zu tragen.“

Normalerweise hört man jedes Mal eine Münze in die Spendenbox fallen, wenn sich jemand eine Kerze am Kapellenplatz nimmt. „Keiner, der uns darum bitter, eine Kerze aufzustellen, muss etwas bezahlen“, betont Rütten nun. Wer dennoch etwas Gutes tun möchte, wird um eine Spende an das Hilfswerk Misereor gebeten, das mehr als 100.000 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien betreut. Üblicherweise wird die Kollekte in der Fastenzeit insbesondere an Misereor gespendet – da aktuell jedoch keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden dürfen, entfallen diese Spenden derzeit.

Pilgerreise auf den Spuren von Papst Johannes Paul II.

Am 18. Mai vor 100 Jahren wurde im polnischen Wadowice Karol Wojtyla der spätere Papst Johannes Paul II. geboren. Zu diesem Jubiläum können sich Pilger aus der Marienstadt Kevelaer, in der Johannes Paul II. im Jahr 1987 zu Gast war, auf Spurensuche in Polen begeben. Begleitet von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling bietet Gudrun Schiffer vom Reisebüro „Hin&Weg“ eine zehntägige Buspilgerreise an. Für die Fahrt vom 19. bis 28. April 2020 sind noch Plätze frei.

Kauling freut sich auf viele interessante Begegnungen während der Reise. Er hat Treffen mit Zeitzeugen geplant, zum Beispiel mit dem Sekretär des damaligen Papstes, Kardinal Stanislaw Dziwisz, und dem emeritierten Erzbischof von Oppeln, Alfons Nossol. Auf der Hinreise wird die Gruppe einen Zwischenstopp in Dresden einlegen und dort Heinrich Timmerevers treffen, der vor seiner Ernennung zum Bischof von Dresden-Meißen Weihbischof im Bistum Münster war. Auf dem Programm steht unter anderem ein Gottesdienst im Marienheiligtum Tschenstochau. „Wir möchten so eine Verbindung schaffen zwischen den beiden Wallfahrts- orten Kevelaer und Tschenstochau“, erklärt Kauling.

Wer sich mit Johannes Paul II. beschäftigt, werde auch schnell auf seine Freundschaft zum Judentum stoßen, betont Kauling. Daher ist es ihm ein Anliegen, während der Pilgerfahrt auch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu besuchen, das vor 75 Jahren befreit wurde.

Anmeldungen sind bis 29. Februar 2020 möglich

Eine Anmeldung zu der Fahrt, die mit Halbpension im Doppelzimmer 1250 Euro kostet, ist bis Samstag, 29. Februar 2020, möglich. Informationen über die genaue Reiseroute und die kompletten Leistungen gibt es im Priesterhaus Kevelaer und auf www.wallfahrt-kevelaer.de. Auskunft gibt auch Gudrun Schiffer unter Tel. 0157-37876119, e-Mail schiffer@reisebuero-kevelaer.de.

Dechant Gregor Kauling, derzeit Pfarrer in Dinslaken, wird neuer Wallfahrtsrektor in Kevelaer. (Archivfoto: Bischöfliche Pressestelle / Martin Büttner)

Die Kirche im Umbruch

Dass bei dem Gesprächskreis des KKV nicht nur das Thema „Die Kirche im Umbruch“ im Mittelpunkt stehen würde, stand an diesem Donnerstagnachmittag bereits fest. Nachdem Franz Josef Probst, Vorsitzender des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) die Gesprächsrunde eröffnet hatte, blickte der Referent Pastor Gregor Kauling zunächst auf das Leben des am 13. Januar 2020 verstorbenen Richard Schulte Staade zurück, den er in seinen letzten Tagen eng begleitet hat. Mit einem Gebet und dem Moment des Innehaltens gedachten die Anwesenden des Verstorbenen. Anschließend führte Kauling mit einem Rückblick auf die früheren Strukturen und Kerngebilde der Kirche in die Gesprächsrunde ein.

Gleich zu Beginn nahm der leitende Pfarrer in St. Marien Kevelaer eine Geschichte aus dem Neuen Testament als Anlass zu verdeutlichen, dass die Kirche sich wandelt und sich vor allem wandeln darf. Er sprach in seiner Geschichte von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus durch Jesus. Doch dabei lag der Fokus in seiner Ausführung keineswegs auf der Heilung selbst, nein. Der Fokus lag auf der Tatsache, dass Petrus eine Schwiegermutter hatte. Das nämlich bedeute im Umkehrschluss, dass Petrus eine Frau hatte, meinte Kauling. „Dann müssen wir nicht in Ohnmacht fallen, wenn es bald verheiratete Priester gibt“, appellierte er lächelnd mit deutlichen Worten.

Kirche sei ein lebendiger Prozess der Beziehung und Gemeinschaft, man dürfe sie nicht als reine Organisation verstehen. Viele jedoch würden das System nicht mehr verstehen, meinte Kauling. Oft sei auch eine Entfremdung von Gottes Glauben selbst zu erkennen. „Ich merke immer mehr, wie schwierig es ist, Menschen dann wirklich zu erreichen“, erklärte Kauling. Es stünde vor allem die Frage im Raum: Wie können wir Kirche heute in ihren Systemen/Dienstämtern neu denken? Am wichtigsten sei dabei stets, sich auf Gott als Herzmitte, als das Wesentliche zu konzen­trieren.

Die Verbindung zur Kirche hat sich gewandelt

Mit Blick auf diese Worte wurde die Gesprächsrunde durch die Frage eines Anwesenden eingeleitet: „Ist Glaube heute schwieriger als früher?“ Zunächst stellte Kauling daraufhin klar, dass auch zu seiner Jugend „die Kirche nicht brechend voll mit Jugendlichen“ war. Dennoch sei es für ihn als Jugendlichen sicher etwas einfacher gewesen. Er erinnerte sich lächelnd an die Zeit. Oft habe man die Messe besucht und anschließend Party im Keller des Pfarrheims gemacht. Am Beispiel seiner Messdiener verdeutlichte er, dass die Verbindung zur Kirche sich auch schlichtweg gewandelt hat: „Wenn unsere Messdiener auf dem Plan stehen, sind sie da. Wenn sie nicht drauf stehen, sind sie auch nicht da.“ Dennoch seien alle mit Zuverlässigkeit und großem Zusammenhalt untereinander dabei.

Viele der Anwesenden waren sich einig, dass es in der heutigen Zeit einfach zu viele Ablenkungen gebe. Zudem gehörte es früher fest zum Alltag, die Kirche zu besuchen. Heute ist der Messbesuch keine Pflicht mehr. Eine der Anwesenden fasste das Problem der heutigen Zeit zusammen: Es sei heute schwieriger, den Fokus und den Glauben zu behalten, weil es einfach zu viele Aufgaben und zu viel Hektik im Leben gebe. „Ich kann es verstehen, dass es echt schwer geworden ist“, machte Kauling deutlich. Schließlich sei die Woche für viele Familien sehr anstrengend und sie wollten den Sonntag zum Entspannen nutzen. Da rücke bei vielen eben der Gedanke in den Hintergrund, die Messe zu besuchen. Es sei heute ein starke Entscheidung zu sagen: „Ich gehe mit meinem ganzen Kind und Kegel zur Messe.“ „Es braucht, glaube ich, Gemeinschaft, um den Glauben heute leben zu können“, war die Bemerkung einer Anwesenden. Ihre Enkelkinder zum Beispiel hätten die Gemeinschaft bei den Pfadfindern gefunden.

Auf die Frage, ob der Glaube früher einfacher war, fand man an diesem Nachmittag keine endgültige Antwort. „Es war sicher auch nicht einfach, in der ehemaligen DDR zu glauben. Ich weiß nicht, was einfacher ist“, schloss Gregor Kauling die Diskussion um die Frage.

Nicht dazu gekommen, das Kind zu taufen

Ein weiteres Thema des Nachmittags war die Entwicklung der Taufen. Oft führten in der heutigen Zeit die Lebensumstände der Menschen dazu, dass manche Kinder nicht mehr getauft werden. „Wir sind nicht dazu gekommen“, sei da die Aussage vieler Familien – Umzüge, Jobs und vieles mehr tragen ihren Teil dazu bei. In Kevelaer werden die Menschen auch heute meist noch als Säuglinge getauft, erklärte Kauling. In seiner alten Pfarrei sei das schon nicht mehr der Fall gewesen. Insgesamt stellte Kauling heraus, dass man sich vor allem zu einer Frage Gedanken machen müsse: „Wie führe ich Menschen in die Kirche/zur Taufe?“ – und das unabhängig von Institutionen wie der Schule oder dem Kindergarten.

Doch was ist mit den Menschen, die bereits den Weg zur Kirche gefunden haben, sich aber irgendwann in ihrem Leben wieder von dieser abwenden? Die Kirchenaustritte, so Kauling, nehmen zu. In St. Marien Kevelaer sei dies jedoch ein kleines Problem. In seiner früheren Pfarrei in Dinslaken sei das Problem hingegen gravierend gewesen. Die Beweggründe der Menschen für einen Kirchenaustritt seien verschieden, man könne sich jedoch nicht für jeden rechtfertigen. Die Frage, ob man ohne Kirche glauben kann, stand dann im Raum. Ein klares ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ konnte keiner der Anwesenden als Antwort geben. Gregor Kauling aber fand die passenden Worte für seine Blickweise: „Ich glaube, dass ich nicht alleine glauben kann.“

Keine Toleranz und keine Rechtfertigung

Abschließend sprachen die Anwesenden über die Missbrauchsfälle in der Kirche und bekamen Gelegenheit, auch ihren Standpunkt im Zuge der Diskussion vorzustellen. Gregor Kauling machte an dieser Stelle noch einmal deutlich, dass vieles „vertuscht worden ist“ und dass die Verantwortlichen der Kirche Schuld eingestehen müssen. Solche Taten seien ein Skandal. Und dafür gebe es „0,0 Toleranz und keine Rechtfertigung.“ Pädophil veranlagte Männer hätten so im System Kirche Raum bekommen. Einige der Anwesenden machten ihrem Unmut über die Vorfälle an diesem Nachmittag Luft, bis die Gesprächsrunde nach knapp zwei Stunden beendet wurde, bevor das abschließende Thema in einer Grundsatzdiskussion ausarten konnte.

Alfred Plönes, zweiter Vorsitzender des KKV, bedankte sich abschließend für die „Offenheit und Klarheit“, mit der Gregor Kauling die Gesprächsrunde geleitet hatte, auch wenn er in diesen Tagen viele weitere Aufgaben und Gedanken hatte.

Leben ohne Grenzen

Einen Nachruf auf Richard Schulte Staade schrieb Domkapitular Gregor Kauling,
Pfarrer und Wallfahrtsrektor St. Marien Kevelaer:

Unser langjähriger Pastor und Wallfahrtsrektor Prälat Richard Schulte Staade ist am 13. Januar im Frieden Christi verstorben. Domkapitular em. Schulte Staade wurde am 25. Januar 1932 in Essen-Werden geboren, dort, wo der Hl. Liudger, der Gründer unseres Bistums Münster, seine letzte Ruhestätte fand, empfing er am 27. Januar 1932 die Taufe.

Aufgewachsen ist er in Lüdinghausen und erlernte dort das Handwerk des Landwirts auf dem elterlichen Hof. Aktivitäten in der kirchlichen Jugendarbeit und positive Erfahrungen mit der Benediktiner-Abtei Gerleve führten dazu, dass er sich entschied, Priester zu werden. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Münster und München folgte eine Zeit als Diakon in London und Birmingham. Schließlich wurde Richard Schulte Staade am 21. Juni 1963 in Münster zum Priester geweiht.

Stationen seiner Tätigkeit als Kaplan waren Bocholt, Coesfeld und Wesel. Anschließend war er als Domvikar am Dom in Münster, in der Jugend- und Studentenseelsorge tätig.

Im Jahre 1974 wurde er zum leitenden Pfarrer und Wallfahrtsrektor an der Marienbasilika in Kevelaer ernannt. 32 segensreiche Jahre sollten folgen. Mit einer immensen Leidenschaft und Liebe für seine Aufgabe hat er sich dafür eingesetzt, Menschen zum Gnadenbild der Trösterin der Betrübten zu führen. In ihm vereinte sich ein offenes Herz für die Sorgen und Nöte des Menschen von heute, mit einem wachen Verstand.

Sein Durchsetzungswille öffnete den Ort Kevelaer für die Begegnung mit Menschen aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands und des benachbarten Auslands. Seine enorme menschliche Weite und die Liebe zum Leben haben seine Gastfreundschaft beflügelt.
Alle, die Richard Schulte Staade kennenlernen durften, spürten bereits in den ersten Augenblicken des Kontaktes sein ehrliches Interesse am Gegenüber. Viele junge Menschen konnten durch ihn eine intensive geistliche Begleitung erfahren. Manche von ihnen führte dieser Weg ins Priesteramt. Er war ein begeisterter Priester, mit einer tiefen Frömmigkeit, gepaart mit einem starken Verstand und einer gesunden Theologie.

Die Besuche des Hl. Papstes Johannes Paul II. und der Hl. Mutter Teresa in Kevelaer im Jahre 1987 wären ohne Prälat Richard Schulte Staade nie denkbar gewesen. Sein Ideenreichtum hat der Stadt Kevelaer und der Wallfahrt wesentliche Impulse geschenkt, die bis heute nachhaltig präsent sind. Prälat Schulte Staade zeichnete eine gewisse Schläue, gepaart mit einer münsterländischen Sturheit und einem verschmitzten Humor aus.

Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, der es nicht jedem recht gemacht hat, eben ein echtes Original. In allem ging es Richard Schulte Staade immer um den Menschen und seinen Weg zu Gott. In einem Ort, wie Kevelaer, in dem viele alte Traditionen und Ansprüche auf der Tagesordnung stehen, ist es ihm gelungen, den Spagat zwischen Bewahren und Erneuern zu leben. Die Akquise von wertiger Kunst aus unterschiedlicher Zeit ist ein beredtes Zeugnis dafür. Was von ihm und seiner Zeit bleiben wird, ist die sichere Gewissheit, dass die bedrückten und belasteten Menschen dieser Zeit eine Heimat haben bei Maria, die die Not des Menschen kennt.

Eines seiner letzten Worte war, dass wir gerufen sind, die Jugend zur Muttergottes zu führen und dass „Unsichtbare sichtbar zu machen“. In diesem Auftrag stehen wir täglich in der Wallfahrtsseelsorge, eine dankbare Aufgabe. Dass der Geburtstag von Pastor Richard Schulte Staade nun auch der Beerdigungstag ist, spricht vom Leben ohne Grenzen.
Consolatrix afflictorum – ora pro nobis!

 

Gott im Nächsten sehen

Wir stehen einen Wimpernschlag vor dem schönsten Fest des Jahres, dem Weihnachtsfest. Ich bin hier in der Marienbasilika in Kevelaer, ich bin der Pastor hier, Gregor Kauling. Wir stehen an der Krippe, noch am 4. Advent. Hier können wir lesen: Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Das stammt aus dem Johannes-Prolog, wir hören es am 1. Weihnachtstag.

Immer und immer wieder sind Kinder und Jugendliche am Heiligen Abend da, die die Herbergssuche spielen. Maria und Josef, die unterwegs sind und verschlossene Türen anfinden. Das ist stark, wenn wir das sehen und erleben, dass Gott, der so unendlich weit ist und unendlich, dass er hineinkommt in das menschliche Leben, in die Begrenztheit unseres Lebens, aber auch in die Not des Lebens. Dieser Gott, der Mensch wird, findet erst keine Herberge.

Es gibt rund um das Weihnachtsfest viele Kultfilme, Sie kennen das vielleicht auch von daheim, dass man sich einen Weihnachtsfilm anschaut. Ob das nun die „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ sind oder ob es das „Das Leben ist schön“ ist mit James Stewart – immer wieder gern gesehen –, der sein Leben noch mal Revue passieren lassen darf durch einen Engel, oder eben „Drei Männer im Schnee“. Vielleicht kennen Sie die Erzählung von Erich Kästner, die auch wunderbar verfilmt wurde in den 50er-Jahren. Da ist ein reicher Hotelier, dem alles Mögliche gehört, er ist Unternehmer und er macht sich den Spaß, dass er in einem seiner eigenen Hotels bei einem Preisausschreiben mitmacht…

Die Weihnachtsansprache von Pastor Gregor Kauling finden Sie in voller Länge als Video auf unserer Facebook-Seite. 

Frau berichtet Pfarrer Kauling von sexuellem Missbrauch in St. Marien

In einem persönlich an Gregor Kauling, den leitenden Pfarrer von St. Marien Kevelaer, gerichteten Brief berichtet eine Frau davon, dass sie Mitte der 1980er-Jahre als Kind von einem heute noch lebenden, damals dort tägigen Kaplan G.H. über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht worden ist. Die Missbrauchshandlungen fanden im Rahmen der Beichte statt.

Der Brief wurde in Absprache mit der Betroffenen von Pfarrer Kauling in Gottesdiensten der Pfarrei St. Marien verlesen.

Der Vorgang war dem Bistum Münster seit 2010 bekannt. Die betroffene Frau hatte damals jedoch ausdrücklich verlangt, dass der Sachverhalt nicht öffentlich gemacht wird und auch, dass die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet werden darf. Das Bistum hatte den Sachverhalt nach Rom an die Glaubenskongregation gemeldet. Nach Abschluss der dortigen Prüfungen wurden dem Geistlichen in einem Dekret seelsorgliche und priesterliche Tätigkeiten nur in einem vom Bistum zugewiesenen Bereich gestattet.

Die Betroffene hat sich Ende 2016/Anfang 2017 erneut beim Bistum gemeldet, weil der Geistliche, trotz entsprechender Auflagen, weiterhin öffentlich Gottesdienste feierte. Im Anschluss an diesen Hinweis wies der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, den Geistlichen schriftlich darauf hin, dass eine Zelebration nur eine Ausnahme sein dürfe und ihm nur erlaubt sei, wenn nicht mit einer großen Öffentlichkeit zu rechnen sei.

Pfarrer Kauling wurde an Weihnachten 2018 von der betroffenen Frau über den erlittenen sexuellen Missbrauch in Kenntnis gesetzt. Im Laufe des Jahres 2019 führte die Betroffene verschiedene Gespräche, unter anderem mit Pfarrer Kauling und mit Peter Frings, dem Interventionsbeauftragten des Bistums Münster.

Sind weiterere Personen betroffen?

Im Anschluss an eine Beratung durch eine Rechtsanwältin und in Absprache mit dieser hat die Betroffene nun den Schritt in die Öffentlichkeit gemacht. Es geht ihr vor allem darum, durch diesen Schritt mit dazu beizutragen, dass sich möglicherweise weitere Betroffene melden. Auch möchte sie deutlich machen, dass auch Frauen Opfer sexueller Übergriffe/Misshandlungen in der Kirche waren. Das Bistum Münster räumt ein, dass man es nach den ersten Hinweisen auf öffentliche Zelebration durch den Geistlichen versäumt hat, diesen mit der entsprechenden Konsequenz nachzugehen. Mittlerweile wurde dem Priester vollständig untersagt, in der Öffentlichkeit Gottesdienste zu feiern.

Bischof Genn hat gegenüber der Frau in einem persönlichen Schreiben bedauert, dass die seitens des Bistums ausgesprochenen Auflagen nicht konsequent eingehalten wurden. Der Geistliche war zwischen 1981 und 1988 Kaplan in St. Marien Kevelaer.

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, betont, dass man den Aussagen der Betroffenen, die auch durch entsprechende Hinweise in der „Missbrauchsakte“ des Geistlichen bestätigt würden, glaubt. Außer dem nun öffentlich gewordenen Fall sind dem Bistum bisher keine weiteren Hinweise oder Meldungen bekannt.

Frings bittet darum, dass sich möglicherweise andere Betroffene bei den Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs melden bei Bernadette Böcker-Kock: Telefon: 0151/63404738 oder Bardo Schaffner, Telefon: 0151/43816695.

Gesprächsabend

Die Pfarrei St. Marien Kevelaer lädt zu einem Gesprächsabend ein, bei dem es um das Thema des sexuellen Missbrauchs und des Umgangs damit gehen soll. Dieser findet statt am Mittwoch, 6. November, um 19.30 Uhr im Petrus-Canisius-Haus Kevelaer, Luxemburger Platz 1. Gesprächsteilnehmer werden unter anderem sein: Pfarrer Gregor Kauling, Bernadette Baldeau, Präventionsfachkraft der Pfarrei St. Marien und Peter Frings, Interventionsbeauftragter Bistum Münster.