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Eine etwas andere Sicht auf die Mutter Gottes

Dr. Gerhard Hartmann hatte einmal mehr zum Glaubensgespräch eingeladen. Den Abend eröffnete eine gemeinsame Vesper in der Gnadenkapelle, darauf folgte das Treffen im Petrus-Canisius-Haus. Diesmal befasste sich Dr. Hartmann in seinem Vortrag mit der Darstellung der Beziehung heutiger Menschen zu Maria.
Die Mutter Gottes würde einer starken „Verkitschung“ unterliegen und oftmals nur noch als ästhetisches Objekt angesehen. Auch Skepsis, unter anderem aufgrund der Jungfräulichkeit Mariens, würde sich in vielen regen. Dr. Hartmann sieht jedoch eine Lösung für dieses „Problem“.
War Betlehem nur  eine Marketinglüge?
Zunächst wurden jedoch von ihm andere Aspekte dargestellt. Die Namensbedeutung von „Maria“, Darstellung des Aufbaus im neuen Testament, sowie die Wissenschaftliche Ebene des Sterns über Bethlehem. Auch Bethlehem selbst wurde in den Fokus gesetzt: War Bethlehem wirklich die Geburtsstadt Jesu? Ist dies eine „Marketinglüge“?
Dieser These folgten weitere, darunter auch solche, die im Widerspruch zur katholischen Kirche stehen. So wurden Grundsätzliche Dogmen heruntergestuft, die Jungfräulichkeit Mariens als Trendresultat: „Zur Zeit der Dogmatisierung war eine asketische Lebensweise erstrebenswert“, erklärte Hartmann.
Mit Maria als Vorbild hätte man diese Lebensform popularisieren wollen. „Die Jungfräulichkeit ist symbolisch zu sehen“ äußert Hartmann seine Position zu diesen Aussagen. Maria diene den Menschen als weibliches Pendant zu Gott.
Die Jungfräulichkeit der Gottesmutter sei schon häufig diskutiert und analysiert worden. Jungfrauengeburten fände man ebenfalls in anderen Religionen, wie in der altgriechischen oder altägyptischen Mythologie. Jedoch sei das Muster dieser Legenden, ein Gott, der sich mit einer Menschenfrau einlässt, dem Christlichen Glauben fremd und unvereinbar. („Der Hl. Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden…“,vgl. Lk 1, 34-35). Maria erhielte den Titel der Mutter Gottes durch die Empfängnis ihres Sohnes. Dieses Ereignis sei einzigartig, ließe sich weder als Strukturübernahme aus anderen Religionen sehen noch biologisch analysieren.
Nach Abschluss seines Vortrags hatten die Zuhörer kurz die Möglichkeit, sich auszutauschen. Skepsis über das Gesagte klang hindurch. Eine der Teilnehmerinnen wies darauf hin, wie wichtig es trotz allem sei, die Ursprünglichkeit des Glaubens beizubehalten. Menschen hätten heute weniger ein Problem mit Maria als mit der Kirche als Institution selbst. Um die Kirche zu stärken, wäre es wichtiger, die konventionellen Werte zu vermitteln, durch Veranstaltungen, wie die kürzlich stattgefundene Vigil.
Die Kirche stehe mitten in einer massiven Veränderung und es sei in dieser Zeit besonders wichtig, dass sie stark bliebe, und sich nicht weltlichen Ansichten und Aspekten beuge. Dabei sollte die Gottesmutter die letzte sein, die Kompromisse eingehen müsse, besonders in Kevelaer.

Wie die Heiligen unser Wetter bestimmen

Es war eine überschaubare Zahl an Gästen, die Gerhard Hartmann zu den „Kevelaerer Glaubensgesprächen“ im Petrus-Canisius-Haus begrüßen konnte. Das Thema, worüber der Referent an diesem Abend ausführlich sprechen würde, war allerdings durchaus interessant.
„Wie Heilige unser Wetter bestimmen“ lautete der Titel des gleichnamigen Buches, das Hartmann zusammen mit dem Schweizer Autor Kurt Haberstich veröffentlicht hatte und als Fundament des Vortrags verwendete.
„Sie werden sich sicher gefragt habe, was soll das denn sein?“, gab er die Frage direkt in die Runde. „Seit wann bestimmen die Heiligen unser Wetter, noch dazu im Zeichen des Klimawandels und vor allem des letzten Jahrhundertsommers.“
Das Thema sei eine „Kombination aus Naturweisheiten mit der Volksfrömmigkeit und der Heiligenverehrung“, machte Hartmann klar. Das Wetter spiele im Leben der Menschen seit jeher eine bedeutende Rolle. Ob es nun um das schöne Wetter für die Freizeitgestaltung gehe, den kommunikativen Gehalt des Wetters im Alltag oder seine Unbeeinflussbarkeit, „der man hilflos ausgeliefert ist“.
In der Schule habe man bereits gelernt, „dass wir nicht existieren könnten, gäbe es nicht die natürliche Abfolge von Regen und Sonnenschein.“ Das Wetter beeinflusse also unser Leben, schlug er den Bogen zur Landwirtschaft, wo die Bauern seit jeher als Selbstversorger ohne Lehrbücher „eine Möglichkeit finden mussten, das Wetter besser vorhersagen zu können.“
Wind, Wolken und Welt der Tiere
Daher hätten sie das Verhalten des Windes, der Wolken, der Lufttemperatur und die Erkenntnisse aus der Tier- und Pflanzenwelt beobachtet und dieses Wissen von Generation zu Generation weitergegeben.
Über die Antike und die Christianisierung der germanischen Stämme im 7. und 8. Jahrhundert entwickelten sich die von der Kirche weitervermittelten Sätze, die im Rahmen der Feld- und Gartenbaukultur von Klöstern und Mönchen dazugehörten, erläuterte der Autor. Hartmann wies aber darauf hin, dass das oft Wetterregeln seien, die regionale Erfahrungen wiedergeben, tatsächlich aber relativ oft mit der Meteorologie übereinstimmten.
Die bäuerlichen Wetterregeln seien etwa um das Jahr 1500 entstanden, zumeist wohl in den katholischen Gegenden des deutschsprachigen Raums, „da diese Sprüche mit bestimmten Heiligengedenktagen verbunden wurden.“
Ein zweiter Aspekt der Einordnung vollzog sich mit der Zeiteinteilung durch den gregorianischen Kalender, die weltweit Akzeptanz gefunden hat. Fast alle Religionen kennen eine Akzentuierung des Jahresverlaufs durch wiederkehrende kultische Feste: Im Christentum kämen als Besonderheit auch Tage hinzu, an denen wichtiger Persönlichkeiten der eigenen Geschichte gedacht würde, so Hartmann.
Das führte zu der Heiligenverehrung in der römisch-katholischen und auch orthodoxen Kirche sowie einer größeren Übersichtlichkeit der mit Heiligennamen gekennzeichneten und verbundenden Tage, die dann in Bezug zum Wetter gesetzt wurden. „Die Inhalte mancher dieser Sprüche erwecken den Eindruck, als ob der betreffende Heilige nun für eine bestimmte Wettersituation verantwortlich ist“, sagte Hartmann.
Missale Romanum
Im Gefolge des Konzils von Trient wurde über das neue „Missale Romanum“ 1570 von Papst Pius V. auch der neue Kalender des Kirchenjahres definiert, der in den folgenden 400 Jahren zum festen Bestandteil der Lebenswelt der Menschen wurde.
1969/70 habe es dann die römisch-katholische Kalenderreform gegeben, wodurch es zu teilweise erheblichen Zeitunterschieden durch die Verschiebung der Gedenktage wie bei „Siebenschläfer“ oder den „Eisheiligen“ gekommen sei.
Die Bauernregeln hätten für die Mehrzahl der Menschen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine existenzielle Bedeutung gehabt, da ab 1900 immer noch rund ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung im deutschsprachigen Raum in der Land-und Forstwirtschaft tätig war.
Hartmann ließ darauf das komplette Jahr mit allen Heiligen und Beispiel-Bauernregeln für den jeweiligen Tag Revue passieren. Dabei nannte er zu jedem Heiligen mindestens ein Beispiel: vom “Friert es auf Eusebius, im März viel Kälte kommen muss” über “Aprilwetter und Kartenglück wechseln jeden Augenblick” bis zum “Sankt Florian, verschon unsere Haus, zünd´andere an!”
Zur Erheiterung der Runde schloss er mit einigen nicht so ernst zu nehmenden Scherzregeln wie „Guckt der Bauer auf leeren Teller, schleicht er später in den Keller“ oder „Kein Hahn kräht mehr auf dem Mist, wenn er in der Pfanne ist.“