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Kevelaers Wirtschaft trotzt der Corona-Krise

Die Kevelaerer Unternehmen kommen mehrheitlich gut durch die Covid-19-Pandemie. Das ist das Fazit, das sich aus den Wirtschaftsdaten ergibt, die der Kevelaerer Stadtverwaltung vorliegen. So jedenfalls resümieren es Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns und Kämmerer Ralf Püplichuisen im Gespräch mit dem KB: „Die Corona-bedingten Auswirkungen im Jahr 2020 sind nicht so extrem“, sagt beispielsweise Püplichuisen. Bei aller Zuversicht berge das kommende Jahr jedoch Ungewissheiten.

Kämmerer Ralf Püplichuisen (Foto: loh)

Kämmerer Ralf Püplichuisen Foto: KB-Archiv

Die Vorauszahlungen der Betriebe auf die Gewerbesteuer können bei der Beurteilung der aktuellen Lage als erste Indikatoren gelten. „Die Gewerbesteuer liegt bislang sogar ganz leicht über dem Ansatz, den wir für 2020 erstellt haben“, berichtet der Kämmerer. Das sei zwar durchaus ein Rückgang gegenüber den Vorjahren, konkret rund 1,9 Mio. Euro gegenüber 2019, aber den hätte die Stadt erwartet, da man nicht davon ausgegangen sei, dass die jüngste Boomphase der Wirtschaft auf Dauer anhalten könne. In nur fünf Jahren war das Steueraufkommen um insgesamt rund sieben Mio. Euro gestiegen. Zwar lasse sich ab März ein Rückgang in den Vorauszahlungen erkennen, aber bereits ab Juni seien diese wieder höher angepasst gewesen. „Und im Jahresverlauf unterliegt die Gewerbesteuervorauszahlung immer vielen Schwankungen, die völlig normal sind“, weist Püplichuisen auf einen weiteren Aspekt zur Beurteilung hin.

Auf einen anderen Faktor macht Wirtschaftsförderer Bruns aufmerksam: „Die Zahlen sind auch davon abhängig, wie Firmen Investitionen planen. Wenn sie die jetzt zurückstellen und abwarten, werden die Erträge nicht geringer“ – und die Gewerbesteuer fällt höher aus. Das könne den Anschein erwecken, es gehe den Unternehmen besser, als es tatsächlich der Fall ist. „Viele sind durch den zweiten ,Light-Shutdown‘ verunsichert“, weiß Bruns aus Gesprächen. „Aber das muss man sehr differenziert angucken.“ Einzelhandel oder vom Export abhängige Firmen seien stärker betroffen, Industrieunternehmen oft praktisch gar nicht.

Wirksame Soforthilfen

Gleichzeitig warnt er davor, die Probleme des Einzelhandels allein in der Pandemie zu suchen und verweist auf den stetig wachsenden Onlinehandel. „Wir können den Einzelhändlern nur raten, dort mitzumachen.“ Bruns betont jedoch auch, dass man in Kevelaer sowohl sicher einkaufen als auch essen könne: „Die Hygienevorschriften werden eingehalten und die Gastronomen haben viel investiert.“ Insgesamt hätten die Soforthilfen gut gewirkt, inzwischen auch für freiberuflich Tätige. „Das war auch psychologisch wichtig.“

Keine Sorgen bereitet dem Wirtschaftsförderer derzeit das Handwerk. „Dem Handwerk ging es vor Corona konjunkturell sehr gut und die Auftragsbücher waren voll.“ Das werde noch immer abgearbeitet. Unauffällig sei zudem die Zahl der Insolvenzen. Allerdings könne dieses Bild täuschen, da die Insolvenzanzeigeverpflichtung bis Ende 2022 ausgesetzt worden ist.

Direkte Unterstützung durch die Kevelaerer Politik haben Unternehmen bislang nur insofern erhalten, dass die Sondernutzungsgebühren ausgesetzt worden sind. „Die Ausweitung von Gastronomieaußenflächen oder eine Förderung von Heizstrahlern sind politisch in Kevelaer noch kein Thema“, berichtet Bruns.

Für den städtischen Haushalt 2020 erwartet der Kämmerer Fehlbeträge. „Aber wie sehr das Corona-bedingt ist, kann ich noch nicht einschätzen, da gibt es einige andere Faktoren“, so Püplichuisen. Es sei gut möglich, dass die Auswirkungen erst 2021 richtig zu spüren seien. Die Orientierungsdaten, die das Land den Kommunen für die Finanzplanung zur Verfügung stellt, bewerte er jedenfalls mit großer Vorsicht. So rechnet der Kämmerer damit, dass die Einkommensteuer sinken wird – und damit auch der Anteil, den Kevelaer erhält. „Aber diese Zahlen kennen wir erst später.“ Immerhin wird Kevelaer nicht die Soforthilfen der Kreises mittragen müssen, wie es der frühere Landrat Wolfgang Spreen geplant hatte, was die Bürgermeister*innen des Kreises letztlich aber verhinderten. Dennoch gebe es Bereiche, in denen die Stadt durch die Pandemie höhere Kosten habe, beispielsweise bei den Hygienemaßnahmen und der häufigeren Reinigung in den Schulen. „Aber das können wir durch vorhandene Haushaltsmittel decken.“