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Gesellenprüfung der Dachdecker

Obermeister Ralf Matenaer begrüßte die Junggesellen, deren Eltern sowie die Ausbilder herzlich unter dem „freien Himmel“ am „Haus des Handwerks“ in Goch. Er freute sich, dass sie der Einladung zur Lossprechungsfeier gefolgt waren.

Seine große Anerkennung galt an diesem Morgen den 18 Junggesellen. „Unser Handwerk kannte keinen Shutdown zu Beginn der Corona-Pandemie“ so der Obermeister. „Sie haben sich nach einem anstrengenden Arbeitstag auf der Baustelle noch auf die theoretische Gesellenprüfung vorbereiten müssen und das mit der Ungewissheit, wo und ob überhaupt die Gesellenprüfungen stattfinden können.

Zu dieser besonderen Leistung möchte ich Ihnen heute ganz besonders herzlich gratulieren.“ Im Anschluss wurden die ehemaligen Auszubildenden aus ihren Verpflichtungen, die sie mit dem Abschluss des Berufsausbildungsvertrages eingegangen waren, losgesprochen.

Die offizielle Lossprechung übernahm Lehrlingswart Markus Gerke aus Geldern mit den Worten: „ Ich spreche Sie hiermit von den Pflichten, die Sie mit dem Abschluss des Berufsausbildungsvertrages eingegangen sind, frei und erhebe Sie in den Gesellenstand“.
Nach diesem feierlichen Akt der Lossprechung überreichte er die Gesellenbriefe und Prüfungszeugnisse an die glücklichen Gesellen. Zu den neuen Gesellen gehören unter anderem Patrik Brouwers, Dennis Meier und Niklas Luis Wilhelmi aus Kevelaer.

Als Innungsbester wurde Matthias Molderings aus Issum ausgezeichnet. Er hat seine Ausbildung in Geldern absolviert. Für seine guten Leistungen erhielt der Junggeselle ein Präsent von der Dachdecker-Innung.

Zum Abschluss lud Obermeister Ralf Matenaer alle zu einem Imbiss und geselligem Beisammensein ein.

Foto: Dachdeckerinnung

Manuel Vloet prüft den Bäcker-Nachwuchs

Gewissenhaft macht sich Manuel Vloet auf dem Zettel an seinem Klemmbrett Notizen, als er mit Mundschutz die Tische im Handwerklichen Bildungszentrum Moers abgeht, an denen die Prüflinge die Ergebnisse ihrer zuvor geleisteten Arbeit aufgestellt haben.

„Hier haben wir alle Anforderungen, die wir brauchen. Hier finden auch drei überbetriebliche Lehrgänge statt. Wer hier nicht steht, der hat vorher schon gepennt“, lacht Vloet. Als mittlerweile dritte Generation kann der 31-jährige Bäckermeister aus Kevelaer im Prüfungsausschuss als Meisterbeisitzer die Prüflinge des jeweilige Jahrgangs mit abnehmen.

„Wir sind drei Parteien – der Lehrerpart, der Gesellenpart und der Meister eines eigenen Betriebes. Dadurch ergibt sich bei der Bewertung der Gesamtdurchschnitt.“ Das sei wichtig hinsichtlich des mathematischen Aspekts. „Ein Meister sieht die Dinge oft anders als ein Gesellen-Beisitzer. Dieser Gesamtblick ergibt dann im Schnitt die Gesamtnote.“ Für die Prüfung gelten ganz klare Anforderungen: „Brot herstellen, ein Spitz- und Mehrkornbrötchen herstellen. Die Zutaten dazu können sie selbst bestimmen. Die Rezepte kontrollieren wir.“

Dazu kommen noch ein Hefezopf und ein Snack – „irgendwas mit Fülling.“ Dabei entstehen besondere Kreationen, die Vloet so selbst noch nicht entdeckt hat. „Da war was mit Spargelfüllung. Einer hatte Wachteleier mit Spinat, das habe ich so noch nicht gesehen. Da sind pfiffige Sachen dabei.“ An einem Tag hat er einen „Pulled-pork-Snack“ geprüft. „Das war was Zeitgemäßes: Blätterteig mit Pulled-pork-Barbecue, das war für mich so ganz neu.“

Vloet absolvierte vor zehn Jahren seine Prüfung

Die dreiköpfige Kommission bewertet dann den Gesamteindruck. „Dazu zählen die Vorbereitungen, wie gearbeitet und gebacken wird, dafür gibt es Teilpunkte. Und natürlich auch zu der Verkäuflichkeit oder Unverkäuflichkeit der Ware.“ Wenn das Produkt am Ende gravierend schlecht ist oder verbrannt, dann gehen natürlich viele Punkte verloren. „Oder wenn da ein halb gebackenes Brötchen ist, das Pappe ist, das geht nicht.“

Von Vorteil ist dabei, dass sich Manuel Vloet als durchaus noch junger Bäcker in diese Situation der Prüflinge einfühlen kann – schließlich hat er selbst in Moers im Jahr 2010 seine Prüfung absolviert. Die Prüfungen in Corona-Zeiten sind naturgemäß von anderem Charakter als die in den Jahren zuvor. „Wir haben mehr zu tun, weil wir aufgrund der Abstandsregeln nicht so viele Prüflinge wie sonst auf einmal abnehmen können – das sind sechs Prüfungen bei 24 Leuten.“

Neun kommen aus dem Bezirk Geldern, 15 aus dem Bezirk Dinslaken. „Früher war es nur Geldern, aber mittlerweile wird das Handwerk ja immer kleiner, da legt man sich ein bisschen zusammen.“ Der Ablauf der Prüfungen sei dann natürlich anders. „Wir haben einen Fünf-Etagen-Ofen. Aber wegen Corona machen wir maximal vier Prüflinge, die jeweils an ihrem eigenen Tisch stehen und für sich vorbereiten können. Wir machen die größtmögliche Sicherheit, die geht.“

Prüfung unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen

Händehygiene und Desinfektion seien da wichtig und die Maskenpflicht sei natürlich eine Maßnahme, die man im Normalfall nicht bräuchte. „Das ist schwieriger, weil man damit durch die Gegend rennt. Und wenn man in der Backstube steht, ist es mit dem Atmen noch schwieriger“, erläutert Vloet.

Auf der anderen Seite ist er aber froh, dass man diesen Prüfungsbetrieb überhaupt so aufrechterhalten kann. „Sonst hieße es, du bleibst ein Jahr länger Geselle. Dann verdienen die in der Zeit auch weniger, wenn es nicht gerade faire Betriebe gibt, die damit anders umgehen. Aber die meisten würden es wohl nicht tun.“ Wie immer hat er sich bereiterklärt mitzuwirken. Wichtig sei, dass man sich in der Innung aktiv engagiere und sich mit einbringe.

Was das Bäckerhandwerk in Kevelaer anbetrifft, da sieht Vloet einen rückläufigen Trend ohne solche Betriebe wie Kammann, Pooten oder Tebart. „Das ist schon eine Katastrophe – und welche Auswirkungen Corona haben wird, sehen wir nachher.“ Man habe zwar Betriebe wie Stinges, Kamps oder Büsch – „aber das sind keine Handwerker mehr, sondern schon Großbetriebe“, meint er.

Denn wenn die mit ihren fertigen Produkten zur Auslieferung abends um 20 Uhr schon losfahren, dann sei das im Grunde keine Frischware im klassischen Sinne mehr. „Bei Janssen-Heursen oder bei uns sagt man noch: Das Brot ist noch nicht fertig.“

Weniger Kundschaft im eigenen Betrieb

Unter der Corona-Krise leiden würde auch der eigene Betrieb am Krankenhaus. „Vor unserem Hauptgeschäft dort ist die Frequenz wesentlich weniger. Und das Café hat zu.“ Wenn man bei zwei Personen mit Kuchen und Kaffee von sechs Euro redet, „dafür ist der Aufwand mit der ganzen Hygiene schon heftig.“ Was ihm auch Probleme macht, ist das Eintragen der Besucher in Listen. „Erst heißt es Trouble mit dem Datenschutz – und jetzt liegen Telefonnummern offen aus.“

Der eigene Betrieb bilde kontinuierlich aus. „Wir haben dieses Jahr zwar keinen Bäckerlehrling im Abschluss, aber einen bei uns aktuell im Betrieb.“ Es gebe immer wieder Bewerbungen. Was das angeht, sieht Vloet die Situation für das Handwerk nicht ganz so schlecht. Allerdings sei auch zu beobachten, dass viele, die das Bäckerhandwerk lernten, „das als Einstieg benutzen, um sich weiterzubilden und später gerne in die Lebensmitteltechnik rüberzugehen.“

Um den eigenen Laden macht sich Manuel Vloet aber keine Sorgen. „Ich will noch einige Jahre machen. Wir haben bei uns zwei Leute, die jung bei uns sind. Die haben wir selbst ‚rangezüchtet‘. Die könnten mit mir bis zum Ende gehen.“

Gesellenprüfung mit Glanz bestanden

Was würde man momentan nicht alles für eine Klimaanlage geben, die Haus oder Wohnung auf eine angenehme Temperatur runterkühlt? Was würden Firmen nicht alles tun, um in ihren Technik- und Computerräumen die Belüftung in Gang zu halten, weil sonst alles zusammenbrechen würde? Wie sollten Lebensmittelgeschäfte oder Restaurants leicht verderbliche Ware frisch halten? Wie könnten Züge im Sommer Gäste transportieren, ohne dass diese in Scharen Kreislaufzusammenbrüche bekommen würden, weil die Temperatur zu hoch wird? Wo geht die ganze Wärmeenergie hin, die bei vielen Geräten oder Produktionsprozessen erzeugt wird? Diese und viele weitere Fragen kann jemand beantworten, der einen der schwersten Lehrberufe des Handwerks abgeschlossen und seine Gesellenprüfung zum Mechatroniker für Kältetechnik bestanden hat.
Mit der zweitbesten Bewertung in NRW und mit einer Durchschnittsnote von 1,2 schaffte Maik Strauch von der Firma Th. Brocks GmbH & Co KG am Bertholt-Brecht-Berufskolleg Duisburg seine Gesellenprüfung. Neben dieser hervorragenden Bewertung freuen sich der Firmeninhaber Wilhelm Brocks, Mechatroniker-Meister Frieder Neu, Co-Ausbilder Norbert Int-Veen und alle Kollegen besonders darüber, dass Strauch dies bereits nach dreijähriger Ausbildungszeit gelungen ist. Die Regelausbildungszeit dauert in diesem Beruf, der praktisch drei Ausbildungen miteinander vereint (Elektrotechnik, Mechanik und Sanitär) ein halbes Jahr länger.

In den Fachbetrieben sehr begehrt
Da Mechatroniker für Kältetechnik als Allrounder fast überall auf der Welt arbeiten können und es nur wenige Betriebe gibt, die ausbilden (im Kreis Kleve von 20 Firmen nur Brocks), sind sie in den Fachbetrieben sehr begehrt. Kein Wunder also, dass Maik Strauch direkt ein unbefristetes Übernahmeangebot der Firma Brocks erhielt.
Mechatroniker für Kältetechnik verbringen ihre Zeit nicht nur in Werkstätten oder Werkhallen, um dort die Komponenten für die Kälte- und Klimaanlagen zusammenstellen und einzelne Anlagenteile zu montieren, die sowohl mechanische als auch elektronische oder elektrotechnische Bauteile sein können. Fahrten zum Kunden mit Verlegen von Rohren und Anbringen von Dämmmaterialien sowie Einbau der Anlage sind ständige Aufgaben. Programmierung der Steuerungs- und Regelungseinrichtungen, Überprüfung der Funktionsfähigkeit, Sicherung der Anlage und Einweisung des Kunden in die Bedienung gehören ebenfalls dazu sowie Reparatur und Instandhaltung eingebauter Anlagen.
Auch der Arbeitsschutz und die Gefahrenabwehr im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften spielen bei der Arbeit eine große Rolle. Elektrische Spannung sowie Umgang mit leicht brennbaren Kältemitteln erfordern ein hohes Maß an Vorsicht und Sorgfalt. In diesem Zusammenhang sind Fächer wie Physik und Mathematik wichtige Ausbildungsfächer in dem dualen Ausbildungsgang. Fremdsprachliche Kommunikation (Englisch) ist für die universelle Ausbildung ebenfalls ein wichtiges Fach.
Für die Ausbildung wird in der Regel mindestens ein mittlerer Schulabschluss verlangt, die Anforderungen sind jedoch so hoch, dass ein höherer Schulabschluss von Vorteil ist. Im ersten Lehrjahr ist mit einem Bruttolohn zwischen 300 und 710 Euro zu rechnen. Im zweiten Jahr wird zwischen 350 und 760 Euro und im dritten Jahr sogar bis zu 820 Euro gezahlt. Im letzten halben Jahr erhöht sich das Ausbildungsgeld erneut um etwa 60 Euro.
Wie hoch genau der Lohn ausfällt, hängt natürlich von dem Betrieb ab, aber auch von der Region, in der die Ausbildung gemacht wird.
Nach der Ausbildung sieht das ähnlich aus. Auch hier hängt das Gehalt als Mechatroniker für Kältetechnik von dem Betrieb und dem Bundesland ab, in dem gearbeitet wird. Durchschnittlich liegt es zwischen 2100 und 2500 Euro brutto im Monat. Wer zusätzlich noch Personalverantwortung oder eine andere Führungsaufgabe übernimmt, kann später als Mechatroniker bis zu 4000 Euro brutto verdienen.
Fort- und Weiterbildung, Meisterbrief, Staatlich geprüfter Techniker und Ingenieursstudiengänge wie Kältesystemtechnik oder Energie- und Versorgungstechnik können angeschlossen werden, wobei dabei Bachelor- und anschließend noch die Masterarbeit folgen können. Und schließlich steht die Möglichkeit offen, einen eigenen Betrieb für Kältetechnik zu gründen. Hierfür benötigt man aber in jedem Fall den Meisterbrief, denn betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind wichtig, um ein Unternehmen führen zu können.