Beiträge

Wohl nur ein Stein: Viele Experten begutachten ungewöhnlichen Fund

Elke Droste staunte nicht schlecht, was ihr und ihr Mann Ende vergangenen Jahres in ihrem bunt gestalteten Garten am Kopperskamp 77B  entdeckten. „Wir hatten eigentlich ein Loch gebuddelt, um unsere Katze zu beerdigen“, erinnert sich  die Kervenheimerin, die seit Jahrzehnten als Kosmetikern selbstständig arbeitet.  Ihr Mann stieß dann mit einen Mal auf ein Objekt, ein Horn. Beim weiteren Forschen im Erdboden fand sich noch in zweites, kleineres Exemplar. Da sie das Ganze nicht zuordnen konnten, stellten sie das versteinerte Horn mit Bild und einer Notiz kurzerhand auf ihre Facebookseite. „Keine Ahnung, aus welcher Zeit das stammt, alt muss es sein“, notierte Elke Droste in ihren Account. Dort kamen dann die ersten Empfehlungen: Sie solle das mal fachkundig untersuchen lassen oder auch Bemerkungen wie „Um Gottes Willen. Ich würde niemandem davon erzählen, sonst wird Ihr Garten konfisziert und von Archäologen auf links gedreht.“   

In jedem Fall löste der Fund bei Elke Droste Neugier aus und das Interesse, zu erfahren, was sich hinter dem Fund wirklich verbirgt: „Wenn das jetzt wirklich aus der Eiszeit gewesen wäre, wie die Vermutung nahelag, hätte ich das für das Museum freigegeben.“ Sie überlegte, wen sie ansprechen könnte und kam auf Bernd Kibilka. Der frühere Rektor der Hubertus-Grundschule ist ein Kervenheimer mit großem Geschichtsinteresse und seit Jahrzehnten ehrenamtlichen Mitarbeiter beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Außenstelle Xanten. „Das sieht ja zunächst ja wie ein fossiles Horn aus, was kann das für ein Tier gewesen sein?“, war sein erster Gedanke. „Das eine war ein Kuhhorn, das konnte man als Laie sehen und daneben lag dieses Horn. Das kam mir schon komisch vor, diese Kombination.“

„Das können Sie vergessen, das ist ein Stein“

Der 69-Jährige setzte sich noch vor Corona mit Droste in Verbindung. Er könne die Wege beschreiten, um herauszufinden, was da eigentlich vorliegt. Er sprach die LVR-Facharchäologen in Xanten an. „Das können Sie vergessen, das ist ein Stein“, bedeutete man ihm da, was er der Familie auch berichtete. „Aber ich wollte mehr wissen.“ Denn die auffallende Form des Steins ließ ihm einfach keine Ruhe. „Dann habe ich mich mit der Frau ins Auto gesetzt, mich mit dem LWL- Naturkundemuseum in Münster mit Dr. Schwermann in Verbindung gesetzt.“

Der Experte nimmt sich für ihn viel Zeit, nimmt den Stein ausführlich in Augenschein. „Er hätte den Stein gerne im Naturkundesammlung behalten, weil er was vorgibt, was er nicht ist“, sagt Kibilka. Denn er wirke wie ein Feuerstein, „der in einem Wasser gelegen hat, dass Tausende von Jahren alt sei, „was die Abrundung auf den Stein brachte. Feuersteine waren der Stahl der Steinzeit als Arbeitsmaterial. Deswegen weisen diese Steine eine Querrille und  Absplitterungen auf. Es entstanden scharfe Bruchkanten. Wenn das alt ist, ist die Kante entsprechend abgerundet.“

Enttäuschung machte sich breit

„Die Enttäuschung war groß, dass wir es nur mit einem Stein, nicht mit einem fossilen Gegenstand zu tun haben“, sagte Kibilka. Allerdings mit einen Stein, der  nach wie vor Fragen aufwarf. So setzte er sich mit der Entstehungsgeschichte von Feuersteinen auseinander, setzte sich mit dem Geologischen Dienst NRW in Krefeld in Verbindung, der ihm Material zusandte, wie ein Feuerstein entsteht. Was die Absplitterungen an dem Stein betrifft, müssten da Spezialisten ran, meinten die Kollegen in Xanten. „Da kam mir die Idee, mich mit dem Landesmuseum Bonn in Verbindung zu setzen.“ Er traf auf den Spezialisten für Steinzeit im Rheinland, Dr. Ralf Schmitz. Und der beendete die Recherche-Reise: Die Feuersteinknolle wird nochmal bestätigt. Entscheidend ist die Aussage, dass die Absplitterungen am Fuß der Knolle kein „regelhaftes Muster“ zeigen. „Ich hatte gehofft, dass der Fachmann hier Strukturen von Menschenhand erkennt“, so Droste.

Der Stein sei „mit großer Wahrscheinlichkeit also „nur“ ein natürliches Zufallsprodukt, eine Laune der Natur.“  Der Zusammenhang mit dem Kuhhorn sei aber weiterhin rätselhaft. „Es würde hohe Kosten verursachen, würde man eine naturwissenschaftliche Altersbestimmung des Kuhhorns vornehmen. Und dann wäre man auch noch nicht viel weiter.“ 

Aus London und aus Kevelaer

Jedermann kennt den 1. April, den Tag des harmlosen Scherzes, in vielen Ländern bekannt und beliebt; in den englischsprachigen nennt man ihn zum Beispiel „April Fools‘ Day“. Auch dieser Tag hat natürlich seine Geburtstagskinder und dazu fallen mir drei Personen ein, welche lokale oder sogar internationale Bekanntheit erreichten: Otto von Bismarck – Edgar Wallace – Josef Schotten. Zwei fast runde Geburtstage und ein „echter“, denn die Herren wären 205 – 145 – 120 Jahre alt geworden. Den beiden Letztgenannten sei dieser Artikel gewidmet – einerseits wegen des Datums und auch aus anderen, bestimmt verständlichen Gründen.

Der „Jüngere“, nämlich Josef Schotten, geboren 1900, würde also am heutigen 1. April 120 Jahre alt. Der Ältere, geboren 1875, – siehe weiter unten. Bleiben wir zunächst bei „JoScho“, wie ihn ganz Kevelaer nannte und kannte. Und man kannte ihn auch wegen seines regelmäßig wiederkehrenden Ausspruchs nach dem Verkauf eines Artikels in seinem „Malkasten“ an der Hauptstraße. Der Kaufpreis sei z.B. 8,45 DM. Dann kam der Spruch: „Wegen guter Führung sagen wir 8 Mark. Ich wünsche gute Arbeit.“ Und dies war ein echter Wunsch, keine Aufforderung, dass man mit dem Qualitätsartikel gefälligst auch etwas Gutes herstellen möge.

Passend zum Datum sei statt einer bereits bekannten Kurz-Biographie (siehe KB und Blattus) diese Anekdote freigegeben, die bis dato nur in Familienkreisen bekannt war: In seinem Heimatdorf Straberg bei Dormagen, zur Zeit Kaiser Wilhelms II., ging „Klein-Josef“ in die Dorfschule zum gestrengen Herrn Lehrer Knoben. Der fragte ihn einmal, es war Frühlingszeit des Jahres 1907: „Josef, wann bist du geboren?“ Und der kleine Josef stellte sich spontan und bolzengerade neben seine Bank und schmetterte: „Am Einsten April, Herr Lehrer!“

Wie derselbe Josef in den Bomben des WK II seine erste Frau verlor und einige Jahre später durch denselben WK II nach Kevelaer kam und im „Goldenen Löwen“ seine zweite Frau fand, das ist eine andere Geschichte.

Wettsüchtiger Erfolgsautor

Unser KB-Mitarbeiter Wilfried Schotten möchte die Aufmerksamkeit nach seinem Vater auch noch auf einen anderen Mann lenken; bei diesem bedauert er sehr, dass er ausgerechnet in seinem eigenen Land und leider auch bei uns in Vergessenheit geraten soll, wo dessen Romanverfilmungen längst Kult-Status erreicht haben.

Schotten erinnert an Edgar Wallace, dessen „halbrunder“ Geburtstag sich seit 1875 zum 145. Mal jährt. In vier Büchern beschrieb der Kevelaerer das Leben des englischen Schriftstellers; sie sind – gespickt mit unzähligen Anekdoten und Begebenheiten – in nur geringer Anzahl zwar, aber auch als Text-CD noch bei ihm erhältlich.

Edgar Wallace Foto: privat

Es war vor 145 Jahren. Da kam in einem Armenviertel des Londoner Eastend ein kleiner Junge zur Welt, der schon nach neun Tagen von seiner völlig verarmten Mutter in eine Pflegefamilie weggegeben wurde. Die folgenden 15 Jahre in weiterer Armut, mit ständig wechselnden Lehrstellen und Gelegenheitsjobs, prägten sein späteres Leben und vor allem seine Einstellung zum Geld. Denn als er spätestens nach dem „Hexer“ ein bekannter und erfolgreicher Autor geworden war (174 Romane, knapp 30 Theaterstücke, über 900 Kurzgeschichten, ungezählte Zeitungsartikel), blieb er doch seiner Devise treu, dass Geld nicht alles bedeutete. 1928 war jedes 4. verkaufte Buch im UK ein „Wallace“. Hohe Einnahmen und Tantiemen verspielte er prompt durch seine Spielsucht beim Pferderennen; weitere Einnahmen, die er immer wieder hatte, gab er großzügig und spendabel weg, indem er mehrere Rolls-Royce (!) für Familienmitglieder und auch Bedienstete kaufte. Wenn Geld fehlte, suchte er zusammen mit seinem Freund und Sekretär Bob Curtis einen Ausweg. War der gefunden, u.a. durch das schnelle Schreiben und Veröffentlichen eines neuen Romans, hatten die beiden wieder Geld fürs Pferderennen…

120.000 Pfund Sterling Schulden

Halb London war auf den Beinen, als der tote Wallace 1932 aus Hollywood zurückgebracht wurde, wo er während der Dreharbeiten zu seinem KING KONG verstorben war. Er hinterließ 120.000 Pfund Sterling (für damalige, deutsche Verhältnisse ein Millionenbetrag) an Schulden, die seine Frau zusammen mit vier verbliebenen Kindern und durch die Hilfe eines Freundes der Familie binnen zwei Jahren tilgen konnte.

Was uns bleibt, sind seine Romane, die in 42 Sprachen übersetzt wurden, wobei es sich nicht nur um die bekannten und aus heutiger Sicht betulichen Krimis handelte, sondern auch um utopische, feministische und gesellschaftskritische Romane. Die über 40 deutschsprachigen und darüber hinaus auch die internationalen Filme enthalten aus Gründen der Spannungssteigerung Versatzstücke aus den erwähnten Krimis nebst frei erfundenen Spannungselementen. Sie sind wiederum aus heutiger Sicht ebenfalls betulich, teils amüsant (Eddie Arendt, Siegfried Schürenberg als Sir John!), bis auf einige brutale Szenen, die nicht von Wallace stammen. Die Filmemacher erfanden z.B. über 300 Tote, während es in den Kriminalromanen „nur“ gut 100 waren. Für seine Bücher flossen und fließen seitdem weiterhin die Tantiemen, die Wallace nun nicht mehr für Freunde und Pferderennen ausgeben kann. Entfernte Verwandte in den USA sind die heutigen Nutznießer.

Gedenken am Stolperstein

Es war ein besonderer Moment, als Elisabeth Wackers, die Tochter von Maria Wackers, mit den gut 40 Frauen und Männern vor der früheren Haustür der Familie an der Maasstraße anhielt. „Links war unser Café, da war auch eine Bäckerei, ein längerer Flur. Das alles hieß ‚Hotel zum goldenen Krug‘“, erinnerte sich die 76-Jährige, als habe sie das Ganze vor ihrem geistigen Auge präsent. Und sie berichtete von dem 23. November 2016, als der Stolperstein für ihre Mutter verlegt wurde.

„Kevelaer war sehr gut vertreten – Schulklassen aus dem Gymnasium sind gekommen, haben teilgenommen, was ich ganz wichtig und schön fand für deren Unterricht.“ Pfarrer Lohmann habe damals den Segen gegeben. Von da aus „ging es in die Basilika zu einem schönen Gottesdienst“, erinnerte sie sich an die besondere Stimmung. Sie habe bis dato einige Zeit lang in Berlin gewohnt. 2016 habe sie wieder den Weg zurück gefunden, ihre Mutter „wieder zurück gebracht“ und damit auch „rehabiliert“. 

„Ich bin angekommen und froh, wieder Teil der Stadt zu sein. Jetzt kann ich sterben“, meinte sie dann später im Klarissenkloster beim persönlichen Austausch. „Es hat mich tief bewegt, zu spüren: ich bin gar nicht allein. Ein Licht kann 1000 Lichter entzünden und dann wird es hell – und die Gemeinschaft verkörpert mir das, dass wir zusammen stark sind.“ Zuvor hatte sie bereits bei der Andacht in der Beichtkapelle im Gebet den Bezug zum Schicksal ihrer Mutter klargemacht: „Wir bitten dich in besonderer Weise für die Opfer des Nationalsozialismus von vor 75 Jahren und denken heute ganz besonders an Maria Wackers, geborene van Aaken. Belohne ihren Glauben an Dich, ihre Tapferkeit und ihren mutigen Widerstand gegen Unrecht und Gewalt.“ Und sie machte einen bemerkenswerten Schritt: „Du hast uns gelehrt zu vergeben, so wie Du uns auch vergibst. So bitten wir dich, nimm die verantwortlichen Täter trotz ihrer Schuld auf in Deine göttliche Barmherzigkeit.“ Danach brach die Gruppe auf in Richtung Maasstraße, hielt an der Gnadenkapelle für einen Moment inne.

Über das Geschehene reden

Die Frauen-Union Kevelaer hatte in Anlehnung an den Weltfrauentag diesen Erinnerungsabend ausgerichtet. Ihre Vorsitzende Walburga Kamps legte am Stolperstein symbolisch eine Blume nieder. An der Gnadenkapelle hatte sie daran erinnert, wie wenig die Großeltern-Generation vom Krieg erzählt hat. „Wir müssen heute darüber reden und es der Jugend erklären, damit das nie, nie wieder passiert“, machte sie später auch im Klarissenkloster nochmal deutlich. „Wir sind in einer Zeit, wo heute der Hass wieder da ist, hinterrücks, per Whatsapp sind die Parolen wieder unterwegs.“ Man müsse „lernen, wieder zu beten.“

Der Stolperstein

Elisabeth Wackers nutze im Kloster die Möglichkeit, noch ausführlicher über das Schicksal ihrer Mutter zu berichten. Damals habe sie für sich entschieden: „Ich muss mehr wissen.“ Jahrzehnte lang habe sie recherchiert, erzählte die 76-Jährige, die im Februar 1944 geboren wurde. „Meine eigene Familie hat das Thema als Tabu angesehen. Da kamen Ängste auf.“ Ihre Mutter, das hätte die Suche ergeben, sei „eine liebe Frau, die immer gegeben hat“, gewesen. Und sie habe in der Bäckerstube an der Maasstraße klar gezeigt, was sie vom NS-Regime hält. „Wenn jemand in den Laden kam, die Hand ausstreckte und mit ‚Heil Hitler‘ gegrüßt hat, soll sie auf den Arm gehauen und gesagt haben: Nimm erst mal Deine Hand runter, bevor Du was kaufen willst.“ Intrigen, „ordentliche Repressalien, auch von Bürgern, die ‚braun‘ waren“, seien die Folge gewesen. „Ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie Todesdrohungen bekommen hat.“ Schließlich sei die sechsfache Mutter, deren Ehemann man an der Front beide Beine zerschoss, Anfang Dezember 1944 vom Onkel nach Bittkau geholt worden. Dort habe sie kurze Zeit gelebt – nach einem Nervenzusammenbruch und der Flucht im bombardierten Zug in angeschlagenem Zustand. „Für sie gab es dann weit und breit kein anderes Haus“ – so habe der Onkel sie in eine Heilanstalt in Uchtspringe gebracht. Dieses Haus habe sich aber später als Konzentrationslager erwiesen, in dem im Zuge der „Euthanasie“-Verfügungen Hitlers 350 Kinder und 1787 Erwachsene starben, die verhungerten, zu Tode gespritzt und anschließend in Löchern verbuddelt wurden.

Die Krankengeschichte in einer Schublade gefunden

All das erfuhr Elisabeth Wackers bei einem Besuch dort 1992 von einer damaligen Putzfrau. „Das war erschütternd und sind Begegnungen, die bis heute nachwirken“, sagte sie. In der Schublade eines alten Schrankes habe sie die Krankengeschichte der Mutter aus Uchtspringe entdeckt. Dort war auch der „offizielle“ Todestag 22. Januar 1945 angegeben. Dass der Rektor dieses Hauses bei der Einweihung eines „Euthanasie“-Denkmals im Jahr 2004 die Schuld klar bekannt habe, habe ihr gut getan. „Es ging in der Nazizeit nicht nur um Juden“, machte sie deutlich. Der Bericht löste bei den Anwesenden Erschütterung aus. „Und heute sagt die AfD, das war ein ‚Vogelschiss‘ der Geschichte“, sagte eine Frau empört.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Margret Voßeler ergänzte: „Diese Parolen im Landtag, es ist nicht zu fassen, was da passiert. Die Wähler machen sich nicht klar, was die wollen.“ Und sie machte deutlich: „Die Erinnerung, braucht es jeden Tag – gerade heute.“ Elisabeth Wackers sah das ähnlich: „Das macht mir Angst, dass wir gar nicht so weit davon weg sind von dem, was mal war. Wir müssen so achtsam sein heute mit unseren Worten, unserem Umgang miteinander. Diese Hetze und die Abwertung – der hat grüne Haare, der hat rote Haare. Wir fangen alle schon an zu sortieren. Das ist gefährlich. Wir sind alle Gottes Kinder. Wir sind alle gleich.“

Spuren, die Frauen in der Stadt hinterlassen haben

Um 14.30 Uhr hatten sich am Weltfrauentag trotz des regnerischen Wetters fast 40 Frauen und Männer vor dem Priesterhaus versammelt, um während einer Stadtführung etwas über „Frauen in Kevelaer – vorgestern, gestern, heute“ zu erfahren.

Vier Frauen empfingen die interessierte Gruppe und luden wegen des unbeständigen Wetters in das Petrus-Canisius-Haus ein. Dort versammelten sich jeweils 20 Personen um eine der zwei Gästeführerinnen, Mechtild Jansen und Margret Meurs.

Trotz des fehlenden Spaziergangs in der Stadt vermittelten die Vortragenden anschaulich die spannenden Biografien der Frauen, die die Wallfahrtsstadt maßgeblich prägten und den Frauen zu mehr Rechten und Selbstbestimmung verhalfen. Deutlich wurde, dass an der Stadtentwicklung Kevelaers viele Frauen beteiligt waren, die sich einsetzten und halfen, aus einem kleinen Dorf eine bekannte Wallfahrtsstadt zu machen. Spuren, die diese Frauen hinterließen, wurden kurzweilig und fundiert von Jansen und Meurs dargestellt:

So gründete Elisabeth Ingmanns 1879 das Kevelaerer Volksblatt für „Thron und Altar“, das heutige Kevelaerer Blatt. 1932 gründete Elisabeth Ender den Bücherverein im Petrus-Canisius-Haus. 2018 übernahm Veronika Hebben die Leitung des Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte. Die Besucher der Veranstaltung berichteten aus eigenen Erfahrungen von Frauen, die sie selbst noch kannten oder kennengelernt und die sich für die Stadt eingesetzt hatten.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kevelaer, Christiane Peulen, organisierte die Führung in Kooperation mit der Abteilung „Tourismus und Kultur“ der Stadt Kevelaer. Auch die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Andrea Hoenselaer (Tourismus Kevelaer) nahm an der Veranstaltung teil. Wenngleich ihr Besuch privater Natur war, engagierte sie sich an diesem Nachmittag ebenfalls.

Im Hotel Goldener Löwe wurde die Gruppe nach informativen eineinhalb Stunden zu einer Kaffeetafel eingeladen. Zum Abschied bekamen die Teilnehmenden eine rote Rose mit auf den Weg.

 

Verantwortung für das „Nie wieder“ übernehmen

44 Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums haben vor Kurzem das KZ Auschwitz besucht. Auf einem Dokumentationsabend in der Schule erhielten Besucher nun aus erster Hand Eindrücke der Schüler und viele Hintergrundinformationen. Erstmals fand die Veranstaltung im ersten Stock statt. Auch die Konzeption mit verschiedenen Räumen, in denen man sich über Aspekte der Reise informieren konnte, war so noch nicht zu sehen gewesen. „Diese Nicht-Unruhe war von den Schülern so gewünscht“, machte die langjährige Reise-Organisatorin, Stefanie Kröselberg, deutlich. Man sollte die Möglichkeit haben, alles für sich zu betrachten „und die Emotionalität zu spüren, die in vielen Schülern vorhanden war.“

Sie selbst habe einen besonderen Moment gehabt, als sie mit einer Schülerin einen „Mutter-Tochter“ – Text des Schriftstellers Elie Wesel nahe der Deportationsgleise gelesen habe. Dieser Moment war später auch in den filmischen Eindrücken vom Lager in einem der Schulräume zu sehen. Für die „Einstimmung“ auf das Thema trugen Luise Quick und Charlotte Rossmann die Titelmelodie des Filmklassikers „Schindlers Liste“ vor. Die beiden Moderatorinnen Athena Riegel und Wichard Koch führten durch den Abend.

Eva Weyl möchte das Gedenken wachhalten

„Es ist wichtig, aufeinander Acht zu geben und darauf zu achten, damit sowas nie wieder mehr passiert“, sagte Athena Riegel später auch im Film, der ein Interview mit der Überlebenden Eva Weyl und den Schülern mit den Eindrücken über ihre Reise zeigte. Weyl selbst war extra für den Abend gekommen und zeigte sich „der Schule gegenüber dankbar“, das Gedenken immer wieder wach zu halten. Und sie dankte für die Möglichkeit, mit ihrer Lebensgeschichte an die Zeit des Dritten Reiches zu erinnern und mittlerweile rund 75.000 junge Leute erreicht zu haben.

Schulleiter Karl Hagedorn dankte den Schülern für ihre Arbeit. „Das ist ein Moment der Besinnung“, meinte er später. „Weil wir halt heute wieder Strömungen haben, die Geschichte negieren und verharmlosen wollen.“ Wie betroffen die Schüler tatsächlich waren, verdeutlichte der Poetry Slam von Maria Gretkowski, der die Gefühle der Menschen damals zu beschreiben versuchte. „Jeden Tag kommen mehr Frauen, Kinder, Unschuldige. Den Nazis ist es egal. Die Nazis sehen eine Schuld in denen, die nicht in ihre Ordnung passen. In eine Ordnung, in die ich nicht passe, weil ich Jüdin bin, in die behinderte und kranke Menschen nicht passen. Und wo jeder, der nicht passt, elendige Qualen ertragen muss.“

Schüler bauten eine Stehzelle nach

Dort gab es eine ganz breite Palette an Information und Dingen: von dem Projekt „Schule ohne Rassismus“ über das Interview mit Eva Weyl und den an der Fahrt teilnehmenden Schülern, filmischen Eindrücken der Fahrt und Infos über die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz/Birkenau hin bis zu einem Raum mit Infos und betroffen machenden Zeichnungen der Kinder von Auschwitz mit Schüler-Kommentaren. Für großen Eindruck sorgte die Stehzelle, die die Schüler nachgebaut hatten, um nachvollziehbar zu machen, wie es war, wenn man in dem Lager zu dritt oder viert umgeben von Holzwänden auf engstem Raum Stunden verbringen musste.

In einem Klassenraum hatten die Schüler auch die „rechten Bewegungen“ dokumentiert, darunter Plakate der NPD und AfD, der Darstellung anti-muslimischer und rassistischer Äußerungen von Politikern wie Gauland und Höcke. „Das ist erschreckend“, fand Tobias Basten. „Als Schornsteinfeger trifft man schon Wohnungen an, wo nationalsozialistische Dinge hängen“, erzählte er. Seine 17-jährige Tochter Lisa war nach Auschwitz mitgefahren.„Das waren Eindrücke, die kein Geschichtsbuch vermitteln kann. Ich empfinde keine Schuld persönlich, aber die Verantwortung für das „Nie wieder.“

Suche nach verschollenem Grabmal

Das Kevelaerer Heimatlied verbindet man wohl in erster Linie mit dem Namen Theodor Bergmann, der 1910 den Text schrieb. Weniger bekannt ist, dass der Kirchenmusiker Gerhard Korthaus die Melodie des Heimatliedes komponierte. Am 19. Januar 1913 wurde „Wor hör ek t’hüß“ während einer Sitzung des Heimatschutzvereins, dem heutigen Museumsverein, uraufgeführt und ist seitdem fester Bestandteil des lokalen Liedguts und aus Kevelaer nicht mehr wegzudenken.
Der Komponist von „Wor hör ek t’hüß“, Gerhard Korthaus, wurde am 9. April 1870 in Goch geboren. Seine früh auftretende musikalische Begabung wurde durch seinen Lehrer Peter Heinrich Thielen in Goch nach Kräften gefördert. Bereits in jungen Jahren wirkte er ab 19. März 1890 als Basilikaorganist in Kevelaer. Er galt als größtes Orgeltalent der Diözese und machte sich besonders durch seine Improvisationsgabe einen Namen.
Konzeption der großen Seifert-Orgel

1905 war er maßgeblich an der Konzeption und Ausführung der Großen Seifert-Orgel beteiligt.
1909 heiratete er Louise Busch (1883-1981), die mit ihm die Liebe zur Musik teilte und ihn nach Kräften unterstützte. Als er 1916 etwa für zwei Jahre an die Front musste, übernahm sie seinen Platz an der Basilikaorgel bis zu seiner Rückkehr. Seine Frau schuf auch zur Erstaufführung des Heimatliedes 1913 eine Übersetzung ins Hochdeutsche und hinterließ auch einige Prosatexte und Gedichte.
Gerhard Korthaus gründete 1910 den Männer-Gesang-Verein Kevelaer. Mit der Basilikaorgel war er zeitlebens so vertraut, dass er nach seinem Weggang nach Bonn (1927) in den letzten Lebensjahren nie wieder auf einer anderen Orgel spielte.
Nach kurzer Krankheit verstarb er am 25. Oktober 1937. Nach seinem eigenen Wunsch wurde er in Kevelaer beerdigt, seine Frau Louise wurde 1981 neben ihm beigesetzt. Das Ehepaar blieb kinderlos. Leider wurde die Grabstelle 2009 von den Nutzungsberechtigten aufgegeben. Gerade auch nach tiefgreifenden Umgestaltungen des Friedhofes ist die genaue Lage des Grabmals nun verschollen.
Gemeinsam mit Ludger Holla und Armin Zocher von der Denkmalbehörde, mit Ulrich Hünerbein-Ahlers, Heinz-Peter Angenendt und Günther Krüger, tauschte sich Ernst Koppers über Möglichkeiten aus, aufgegebene Grabstätten wie die von Gerhard Korthaus und anderen Kevelaerer Persönlichkeiten zu erhalten.
Zu diesem Zweck wurde am 27. März 2019 der Verein DenkMal/Grabmal gegründet, der sich der Erhaltung aufgegebener Grabstätten annimmt (das KB berichtete). Ernst Koppers und Günther Krüger haben sich dem Verein als 1. und 2. Vorsitzender zur Verfügung gestellt, Ulrich Hünerbein-Ahlers und Heinz-Peter Angenendt fungieren als Schriftführer und Kassenwart.
Neues Denkmal in der Nähe von Theodor Bergmann

Aktuell bittet der Verein um Mithilfe auf der Suche nach dem verschollenen Grabmal für Gerhard Korthaus. Geplant ist es, für den Kevelaerer Musiker an einer freien Grabstelle ganz in der Nähe des Grabmals von Theodor Bergmann ein Denkmal zu setzen, damit auch in Zukunft nicht vergessen wird, aus wessen Feder die Melodie des Kevelaerer Heimatlieds kommt. Unabhängig von dem geplanten Denkmal erinnert natürlich auch weiterhin die Gerhard-Korthaus-Straße an den Kevelaerer Musiker.
Über Hinweise in Bezug auf die Grabstätte dieser Kevelaerer Persönlichkeit würde sich der neue Verein sehr freuen, Kontakt über Ernst Koppers, Tel. 02832 / 7579, Email: ernst.koppers@t-online.de.

Interessante Einblicke in die Geschichte der Bauernschaft Keylaer

Die Freude und das Erstaunen waren bei Reinhard Peters gleichermaßen groß. „Wo kommen denn die ganzen Leute her?“, meinte das Mitglied des „Arbeitskreises Heimatfreunde Kevelaer“ und Mitinitiator der Keylaer-Festwoche anlässlich des großen Andrangs im Hubertushaus.

Außerhalb des Hauses mussten für die Gäste noch einige Bänke aufgestellt  werden, sodass sich der Beginn der Ausstellungseröffnung zur Geschichte Keylaers mit den diversen Fotos, Urkunden und Kopien alter Schriften (jetzt in der Hubertuskapelle zu sehen) verzögerte.

Älter als Kevelaer

Anschließend konnte Peters die Gäste auf das Allerherzlichste begrüßen. Der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler sprach in seinem kurzen Grußwort von einem „bemerkenswerten Geburtstag“. Er verwies auf den besonderen Umstand, dass „Keylaer deutlich älter“ als Kevelaer ist und wünschten alle Beteiligten eine „schöne Festwoche“.

Als eine der Autorinnen der 160 Seiten starken Jubiläums-Festschrift ging Dorothee Flemming-Lühr auf die Historie der zwischen dem heutigen Kevelaer und Weeze gelegenen Heidelandschaft ein. Ihre Darstellung reichte von der ersten urkundlichen Erwähnung der Hubertuskapelle 1144, dem Verkauf der Ländereien eines „Wilhelm van Keilaer” an das Kloster Graefenthal 1302 über die Gründung der Hubertusgilde im 16. Jahrhundert bis zur Ansiedlung der Bauernschaften, die bis weit ins 19. Jahrhundert 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die ältesten nachweisbaren Höfe seien demnach der heutige Plankenhof und der Hansenhof, der im 19. Jahrhundert verschwand.

Kapelle wurde renoviert

Anschließend durfte Malermeister Gottfried Winkels ausführlich beschreiben, wie man ab 2014 die Kapelle nochmal renoviert hat, ganze Farbschichten und Gewölberippen abgetragen, Zwischenräume mit Blei verkleidet und die neue Farbgebung von Dunkelrot in Sandsteinfarben verändert hatte. 

Im Zusammenhang mit der Festwoche stellten dann Gerd Baumgärtner, Ernst Koppers und Hans-Gerd Op de Hipt die neun Stationen der Heiligenhäuschen-Radwanderung rund um Keylaer vor, die am Freitag ab 18 Uhr von der Hubertuskapelle Keylaer aus über die Fatima-Kapelle und das Hubertus-Denkmal an der St.Hubertus-Grundschule bis zum Hubertushaus gehen wird.

Reinhard Peters ordnete dann nochmal geographisch das Kerngebiet Keylaer ein, ehe sich die Zuhörer nach soviel Informationen die Stellwände ansehen, sich bei Kaffee und Kuchen über das Gehörte austauschen, die Festschrift oder auch die „Keylaer“-Baumwolltasche oder entsprechende Autoaufkleber, Biergläser und Kaffeetassen erwerben konnten.

Eine Bildergalerie zur Veranstaltung finden Sie hier.

Geschichts-Café auf Keylaer

Mit so großem Zuspruch hatten die Organisatoren des Geschichts-Cafés zum Auftakt der Festwoche auf Keylaer nicht gerechnet: Kurzerhand wurde am Hubertushaus “angebaut”, so dass einige der Gäste den Vorträgen von draußen folgen konnten. Berichte zu den Aktionen der Festwoche “875 Jahre Keylaer” lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Kevelaerer Blattes. (Fotos: Nick)

Geschichten-Wettbewerb

Im Mai 2019 besitzt Kevelaer 70 Jahre das Recht, sich „Stadt“ zu nennen. „Während dieser Zeit sind den Bewohnern der Stadt so manche interessante, abenteuerliche oder auch witzige Geschichten passiert“, glaubt die Stadtverwaltung. Aus Anlass des 70. Geburtstags sucht diese deshalb persönliche Geschichten zum Thema: „70 Jahre Stadt(rechte) Kevelaer“. Je nach Umfang der Einsendungen sollen diese Geschichten auf den städtischen Internetseiten veröffentlicht oder in gedruckter Form als Heft beziehungsweise Buch herausgebracht werden.
Am 25. Mai 1949 wurde der Gemeinde Kevelaer vom damalig amtierenden Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Walter Menzel, das Recht verliehen, die Bezeichnung Stadt Kevelaer zu führen. Damals gehörte Kevelaer noch zum Kreis Geldern und die heutigen Ortsteile Winnekendonk, Wetten, Twisteden, Kleinkevelaer und Kervenheim waren noch selbstständige Gemeinden. Heute führt Kevelaer offiziell den Namen „Wallfahrtsstadt Kevelaer“, so hat es der Stadtrat am 6. April 2017 beschlossen.
Vieles ist in den vergangenen Jahren seit der Verleihung der Stadtrechte geschehen und Kevelaer hat sich von der Nachkriegszeit bis heute stetig gewandelt.
Deshalb fragt die Stadtverwaltung die Kevelaerer: „Wie haben Sie die Veränderungen erlebt? Was hat Sie in Kevelaer in den letzten 70 Jahren besonders berührt? Warum haben Sie Kevelaer zu Ihrer Heimat gemacht?
Vielleicht haben Sie auch besondere Begegnungen mit den zahlreichen Pilgern und Gästen erlebt, die mit dazu beitragen, dass die Wallfahrtsstadt Kevelaer auch heute noch etwas ganz Besonderes ist. (…) Welche Erinnerung verbinden Sie an das Leben in Kevelaer? Senden Sie Ihre Geschichte – sehr gerne auch historische Geschichten der Gründerzeiten der Stadt – per E-Mail an: stadtrechte70@kevelaer.de oder schreiben Sie an die Stadtverwaltung Kevelaer, Peter-Plümpe-Platz 12, 47623 Kevelaer, z.Hd. Beate Sibben. Ihre Geschichte aus „70 Jahre Stadt Kevelaer“ kann über große Ereignisse (z.B. Papstbesuch) handeln oder einfach nur persönliche Begegnungen und Erlebnisse beinhalten und sollte mit einem Datum oder einer Jahreszahl versehen sein, zu der das Ereignis stattgefunden hat. Wenn Sie möchten, senden Sie ein oder mehrere Fotos mit. Mit Ihrer Einsendung erklären Sie sich mit einer Veröffentlichung von Text und Bild im Internet, der Zeitung oder einem Buch einverstanden. Einsendeschluss ist der 31.08.2019. Wir freuen uns auf Ihre Geschichten!“.

Kevelaer in vergangenen Jahrzehnten

Während am Sonntag, 21. April 2019, im Museum der letzte Tag der Ausstellung über die 70er Jahre war, machten sich passend dazu die beiden Stadtführerinnen Marianne Heutgens und Margret Meurs mit zwei Gruppen auf einen Kunst- und Kulturspaziergang durch die Marienstadt. Dabei kamen ganz umfassend auch die 60er-, 70er- und 80er-Jahre zur Sprache und wie sie in Kevelaer ihre Spuren hinterlassen haben.

Ohne die Apokalypse

Margret Meurs hatte für diese Sonderführung eigens große laminierte Fotoausdrucke von Kevelaer dabei, wie es früher aussah. Auf dem Kapellenplatz etwa konnten die Besucher vor der heutigen Basilika und einem Foto aus 1978 genau entdecken, wie die Basilika ohne Pilgerpforte und ohne die Apokalypse von Bert Gerresheim aussah. Erinnert wurde an den tödlichen Unfall mit Wasserspeiern im Jahr 1974 oder an die Tatsache, dass die Sakramentskapelle bis 1975 Bruder-Konrad-Kapelle hieß.

Margret Meurs auf dem Peter-Plümpe-Platz. Foto: DdB

Der Besuch von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1987 fand nicht nur Niederschlag in einer eisernen Bodenplakette vor dem Gnadenbild, auch die Portäle der Basilika sind vom Papstbesuch und vom Besuch von Mutter Teresa im selben Jahr inspiriert. Anhand von Fotos konnten sich gerade ältere Teilnehmer in Erinnerung rufen, was bis 1982 an der Stelle des Forum Pax Christi war. Oder dass bis 1981 an der Stelle der heutigen Luga noch der Verlag Butzon & Bercker seinen Sitz hatte.

 

Pizza und Pommes

Was das leibliche Wohl angeht, so wusste die Stadtführerin, dass die erste Pizzeria im Jahr 1968 in Kevelaer eröffnet wurde und im heutigen Pfannkuchenhaus war. Die erste Pommesbude in Kevelaer wurde im Jahr 1958 eröffnet.

Auch Hendrik Busmann wurde besucht. Foto: DdB

In der Annastraße und der Schanzstraße waren zwei Kinos untergebracht, das derAnnastraße bot sogar 700 Personen Platz und stand bis 1966. Margret Meurs erinnerte an Klara Schwent, die 30 Jahre in Kevelaer als Hebamme wirkte und im Lauf ihrer Zeit 7000 Kinder auf die Welt holte. Darunter war übrigens auch die Stadtführerin selber.

Notre Dame

Meurs erinnerte bei der Führung auch an die 1962 abgerissene Marktschule oder an die Tankstelle Roelofs auf der Marktstraße und zeigte ein Foto des Peter-Plümpe-Platzes aus dem Jahr 1971. Zur Sprache kamen auch das 1960 eröffnete Lehrschwimmbecken auf der Biegstraße und der 1969 gegründete Borromäusverein. 1960 gab es die erste Abiturprüfung in Kevelaer, die acht Mädchen und 18 Jungen erfolgreich ablegten. Allerdings befand sich das Gymnasium damals noch nicht im heutigen Schulzentrum, sondern dort, wo heute das Konzert- und Bühnenhaus steht.

Vor der Antoniuskirche nahm Margret Meurs auf die aktuellen Geschehnisse in Paris Bezug. Angesichts der brennenden Kathedrale Notre Dame wurden den Kevelaerern die Bilder der brennenden Antoniuskirche wieder sehr präsent. Durch den Brand musste die Antoniuskirche ganz neu aufgebaut werden, ein Auftrag, der für Pfarrer Gerd Coenen eine große Herausforderung darstellte, die er mit Erfolg meisterte. In fünf Jahren war die Kirche ganz neu aufgebaut.

Fotos von Schotten

Dass früher neben der Kirche noch die Gärtnerei Rogmanns war und bis 1973 Treibhäuser standen, wo heute das Kaufcenter steht, wurde auch anschaulich durch alte Fotodokumentationen erläutert, die Wilfried Schotten durch all die Jahre angefertigt hatte. Sehr eindrucksvoll und mit wichtigen Informationen zu Standort oder Jahreszahlen vermerkt waren diese Darstellungen eine große Bereicherung der Führung.

Seit sieben Jahren ist Margret Meurs als Stadtführerin unterwegs, seit zwei Jahren schlüpft sie auch immer wieder in die Rolle von Mechel Schrouse, der Frau von Hendrik Busmann. Bei einer Tasse Kaffee und kostenlosem Eintritt zur Sonderausstellung im Museum trafen beide Gruppen wieder aufeinander und die Teilnehmer konnten den Kulturspaziergang im persönlichen Austausch gemütlich ausklingen lassen.