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In diesem Bauwagen kann man täglich zwischen 9 und 19 Uhr stöbern. Fotos: Christine Roosen
Christine Roosen erfüllt sich ihren Traum vom eigenen Laden auf besondere Weise

Ein Bauwagen als Geschenkeshop

 Alles begann vor sechs Jahren, als die gelernte Fotografin Christine Roosen beschloss, sich selbst das Nähen beizubringen.

Winnekendonk bedankt sich bei Leonie Borghs-Sabolcec (rechts). Foto: nick
Leonie Borghs-Sabolcec schließt ihren kleinen Laden an der Hauptstraße

Großer Abschied in Wido

Am Mittwoch, 28. Februar 2024, öffnet Leonie ihren Laden zum letzten Mal.

Mehr als nur ein Secondhandladen

Beim Betreten des neuen Geschäftes auf der Amsterdamer Straße merkt man sofort, wie viel Herzblut und Leidenschaft in den „Stoffwechsel“-Laden investiert wurde. Man betritt nicht nur einen Secondhandladen, man betritt die 80er Jahre – etwas, was die beiden Freundinnen aus Schulzeiten beide lieben und leben. Die beiden, das sind Annika Selders, die nach ihrer Ausbildung vor zehn Jahren beschloss, mit ihrem Mann nach Berlin zu ziehen und erst vor einem Jahr wieder an den Niederrhein zurückgekehrt ist, und Steffi Grosse, gebürtig aus Straelen. Steffi betreibt schon länger nebenbei einen Handel mit alten Möbelstücken und Deko aus Haushaltsauflösungen. Diese Stücke bereitet sie teilweise auf oder bearbeitet sie im „Shabby Stil“, also das Bearbeiten der Möbel extra auf alt und verwohnt.

Individuelle Kleidung statt Stangenware

Beide Frauen hatten bereits lange den Wunsch, einen Laden in diesem Bereich zu eröffnen. Als Annika vor einem Jahr dann wieder in die heimatlichen Gefilde an den Niederrhein zurückgekehrt war, entstand bei beiden ziemlich bald der Plan, zusammen ein Geschäft in Kevelaer zu eröffnen. Es sollte auch kein Schreibwarengeschäft oder eine normale Boutique sein, sondern Vintage: die 80er! Das ist es, was die beiden so lieben: bunte, wunderschöne, individuelle Kleidungsstücke. Keine Stangenware. Denn so sind sie beide nicht. Hier findet jeder seine Sachen zu seinem Stil: Petticoats, Mäntel, Parka, Schlaghosen. Von schick bis flippig.

Der Plan war gefasst und es ging in die Vorbereitung. Name und Logo waren schnell gefunden und dann ging es auf die Suche nach einem passenden Ladenlokal. Dabei war es doch relativ schwierig, in Kevelaer passende Geschäftsräume zu finden. Trotz der vielen Leerstände waren die geforderten Preise teilweise unverhältnismäßig hoch oder die Vertragsdauer sei über etliche Jahre gewesen – beides Risiken, die beide nicht eingehen wollten und konnten. Umso glücklicher sind beide Frauen, das Geschäft auf der Amsterdamer Straße gefunden zu haben. Es sei zwar überschaubar groß, aber es passte vom Stil einfach und mit der Lage sind beide sehr zufrieden.

Im Laden von Annika Selders und Steffi Grosse gibt es für die Besucher viel zu entdecken. Foto: akoe

Das Konzept der beiden spiegelt das auch wider: es soll nicht nur ein Laden sein. Die Leute sollen sich rundum wohl fühlen. Jeder Besucher bekommt einen Kaffee oder etwas anderes zu trinken angeboten. Der Plattenspieler läuft im Hintergrund. Es werden Brownies oder Macarons angeboten. Für beide Frauen ist es wichtig, dass sie nicht einfach nur ein Lädchen führen. Es soll für die Besucher und Kunden ein Event sein – Wohlfühlatmosphäre ist das Stichwort und das merkt man auch.

Annika und Steffi sprudeln vor Ideen. Sie möchten gerne Events organisieren – Live-Musik oder auch ein Late-Night-Shopping. Oder Upcycling. Das Verwenden alter, nicht mehr benötigter Artikel, um was Neues zu schaffen –  beispielsweise alte Teller zu einer Etagere umzubauen oder alte Schallplatten zu Schüsseln umzuformen. Sowieso ist den beiden das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Viel zu viele wunderschöne Sachen würden einfach entsorgt werden. Daher ist es ihnen wichtig, dass sie hier auch einen kleinen Beitrag leisten, dass die Sachen weiterverwendet werden können und sollen.

Voller Freude vor dem Tamagotchi

Und das Feedback ist umwerfend! Die Kunden kommen gerne und sind begeistert. Dabei ist die Kundschaft völlig gemischt. Die älteren Jahrgänge sind genauso vertreten wie die Jugend. Viele der Klamotten dort sind wieder hoch im Trend bei der Jugend. Einige der jungen Damen waren begeistert, dass sie jetzt für diese Sachen nicht mehr bis Nimwegen, Köln oder Düsseldorf fahren müssen. Aber auch die älteren Semester (wie auch der Autor) standen voller Freude vor dem Tamagotchi und schwelgten in Erinnerungen.

Mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Foto: akoe

Der Besuch im „Stoffwechsel“ ist deshalb auch kein einfacher, gewöhnlicher Ladenbesuch. Es ist ein wunderbar altmodisches Bummeln. Man betritt ein Geschäft, in dem man sich wohlfühlen und mit Spaß einkaufen kann, ein wenig in der Vergangenheit schwelgen oder ein schönes Schwätzchen mit Annika oder Steffi halten kann. Möglich ist das an drei Tagen in der Woche: donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr.

Aus der Passion ein Geschäft gemacht

“Ich hatte schon immer ein Faible dafür und sowas vorgehabt – jetzt habe ich aus der Passion ein Business gemacht“, freut sich Stefan Hartenstein darüber, dass er den Schritt zum Erwerb des „Pfannkuchenhauses“ an der Busmannstraße gemacht hat.
Der 50-jähirge Diplom-Ingenieur, Architekt und gelernte Tischler, der in Oberhausen einen Objekteinrichtungsbetrieb leitet und in Rees-Bienen wohnt, hatte zuvor auch schon Gastronomieeinrichtungen gestaltet und ist bereits seit zehn Jahren Besitzer der beiden  Nachbargebäude und Betreiber des Handtaschengeschäfts.
Jetzt hat er zum 1. April das Gebäude und das Restaurant von dem niederländischen Vorbesitzer erworben. „Über den Hauskauf bin ich Gastronom geworden – das rechnet sich über das Bauen“, meint Hartenstein. Aus den beiden Handtaschenläden soll einer werden, die beiden Wohnungen oben sollen über ein Treppenhaus miteinander verbunden werden.
Das heißt aber nicht, dass er nicht langfristig als Gastronom im „Pfannkuchenhaus“ bleiben will –  den Innenraum hat er bereits „heller und großzügiger“ mit anderen Farben aufgepeppt, um es für die Gäste attraktiv zu machen.
„Wichtig ist, was bei den Kevelaerern noch nicht so bekannt ist, was für hochwertige Pfannkuchen hier verkauft werden, dass alles hier frisch zubereitet wird.“
Den Koch hat er vom Vorgänger übernommen, um diesen Qualitätsanspruch zu halten. Doch er plant, mehr aus dem Restaurant zu machen: „Wir wollen ergänzend auch Abendküche machen  – vielleicht auch mal sowas wie spanische oder indische Küche, ein Schnitzelbuffet, Steaks oder „all you can eat“.
Über verschiedene Marketingkanäle will Hartenstein die Marke „Pfannkuchenhaus“ für Gäste interessant machen, „Aktionen machen und nach draußen gehen“. Und er will mit stets korrekt gekleidetem Fachpersonal punkten.
Den gastronomischen Standort mit dem Anschluss an die Busmannstraße findet er einfach nur Klasse. „Da passt die Atmosphäre für gute Gastronomie“, sagt er. Und  der Unternehmer denkt noch  einen Schritt weiter. Denn mit der Kirche möchte er gerne darüder reden, wie man den Platz mit der „Arche Noah“ davor noch gestalten kann.