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Ein gutes Zeichen für Gastronomie und Einzelhandel

Diese Idee scheint so gut zu sein, dass sie jeder gerne als Erster gehabt hätte: Die FDP stellte eine Anfrage an die Verwaltung, der Gaststättenverband „DEHOGA“ empfahl dringend, die Verwaltung machte sich Gedanken und die CDU plädierte für eine Ausweitung. Am Ende der Diskussion im Haupt- und Finanzausschuss stand eine einmütige entsprechende Beschlussempfehlung für den Rat. „Ein gutes Zeichen für die Gastronomie“, sagte Bürgermeister Dominik Pichler. Die Gebühren für die Sondernutzung städtischer Flächen in Kevelaer für Einzelhandel und Gastronomie werden für das ,Corona-Jahr‘ 2020 ausgesetzt, um den betroffenen Branchen zu helfen.

30.000 Euro Minus in der Stadtkasse

Der Beschluss, den der Rat in seiner kommenden Sitzung am Donnerstag, 25. Juni, fassen soll, sieht außerdem vor, dass bereits gezahlte Gebühren für die Nutzung öffentlicher Verkehsflächen zurückgezahlt werden. Etwa 30.000 Euro entgehen der Stadt damit für das Jahr 2020, heißt es seitens der Verwaltung zu den finanziellen Auswirkungen.

In der vorangegangenen Debatte hatte sich die CDU-Fraktion für eine Ausweitung der Stellflächen in der Gastronomie stark gemacht. Der Platz sei unter Corona-Bedingungen „ein bisschen rar geworden“, sagte Fraktionssprecher Mario Maaßen. „Wir wollten darauf hinweisen, es vielleicht zu ermöglichen, das ein bisschen ,kulanter‘ zu sehen“, wenn Gastronomen „in die Fläche gehen“.

Ebenso vorsichtig formulierte Ordnungsamtschef Ludger Holla seine Antwort: „Wir sind gerade nicht dabei, die Sondernutzungen verschärft zu kontrollieren“, sagte er. „Eine generelle Ausweitung würden wir nicht empfehlen“, schränkte er jedoch ein. Andere Städte, etwa Geldern, machten dies zwar vor, doch in Kevelaer seien die Voraussetzungen aufgrund der engen Straßen und Gassen nicht gegeben, da die Wege für Rettungsfahrzeuge freigehalten werden müssten. Einzig am St.-Klara-Platz gebe es eine Möglichkeit zur Ausweitung der Stellflächen. Doch bei einer punktuellen Ausweitung käme es dann zu einer Ungleichbehandlung im Stadtgebiet. Mario Maaßen versuchte dennoch, die Beschlussfassung zu erweitern; um die Beschlussfassung jedoch nicht zu gefährden, lenkte er schließlich ein.

Die Beschlussempfehlung für den Rat im Haupt- und Finanzausschuss erfolgte einstimmig.

Verwaltung will Einzelhandel und Gastronomie entlasten

So langsam kehrt auch in der Bewältigung der Corona-Krise so etwas wie „Normalität“ in die Verwaltung der Wallfahrtsstadt zurück: An die etwas außergewöhnlichen Zeiten der Zustellung von Verordnungen (das KB berichtete) habe man sich inzwischen gewöhnt, sagen die beiden Männer an der Verwaltungsspitze, Bürgermeister Dominik Pichler und Ordnungsamtschef Ludger Holla. In Kevelaer gebe es aktuell „kaum mehr Verdachtsfälle“, aber das durch Reihentests in anderen Kommunen bedingte Ausschlagen der Inzidenz-Kurve habe man gleichwohl im Auge. Die bange Frage: Wird es zu Einschränkungen kommen, wenn die Zahl der 50 Infizierten pro 100.000 Einwohner überschritten wird? „Wir würden uns schon gern auf ein solches Ereignis vorbereiten“, sagt Holla.

Die Nachverfolgung von „Kontaktpersonen“ habe die Kommune übernommen (das KB berichtete). Bislang hätten die fünf im Umgang mit einer vom Kreis entsprechend entwickelten Datenbank, die einen 7-Tage-Bereitschaftsdienst leisteten, jedoch noch nicht tätig werden müssen.

In Gastronomie und Einzelhandel und bei Gästen und Kunden sieht die Verwaltungsspitze noch Handlungsbedarf: Teils fehle immer noch das Verständnis, dass die dort geführten Anwesenheitslisten der eigenen Sicherheit dienten. Bürgermeister Dominik Pichler: „Es geht ja nicht darum, hier ein ,Bewegungsprofil auf Sicht‘ anzulegen.“ Vielmehr gefährde man sich und andere, wenn man „Phantasienamen“ in eine solche Liste eintrage. Man setze hier weiter auf Aufklärung und nicht auf Strafe: „Wir haben die Leute intensiv angesprochen und beraten und sind damit ganz gut gefahren.“

Momentan „zehren wir von den Erfolgen der ersten Wochen“, in der die strikten Vorgaben der Regierung und die konsequente Einhaltung durch die Bevölkerung im Vergleich zu anderen Ländern deutliche Wirkung gezeigt hätten, sagt der Bürgermeister und bemüht ein fußballerisches Bild: Es sei nicht die Zeit, die „Abwehrspieler“ (Abstandsgebot, Maskenpflicht, Hygieneregeln) rauszunehmen, wenn man vorne Erfolge verzeichne. Über die Pfingsttage habe man festgestellt, dass „ein bisschen Normalität einkehrt“, auch wenn es durchaus in der Innenstadt „sehr voll“ gewesen sei.

Punktgenau

Die von der FDP geforderte Aussetzung der Parkgebühren auf dem Peter-Plümpe-Platz sei zwar seit der letzten Ratssitzung vom Tisch (das KB berichtete), dennoch hat sich die Verwaltungsspitze überlegt, wie man Gastronomie und Einzelhandel in der Corona-Krise entlasten könnte. Zum nächsten Sitzungszyklus wolle man eine Vorlage präsentieren, „die deutlich punktgenauer ankommt“, wie Pichler es formuliert: Man denke daran, für das gesamte Jahr 2020 auf die Sondernutzungsgebühr zu verzichten, die Gastronomie und Einzelhandel etwa für Außengastronomie oder aufgestellt Werbeschilder und Warenständer zahlen müssten. Man folge damit einem Vorschlag der Dehoga; auch die FDP habe diesbezüglich bereits angefragt.

Fände sich dafür im Rat eine Mehrheit, würden die Gebühren für das gesamte Jahr erlassen, beziehungsweise zurückgezahlt. „In unseren Augen ist das eine Möglichkeit, Einzelhandel und Gastronomie in der Krise zu entlasten“, sagt Pichler. Holla beziffert die betreffende Summe, die im städtischen Haushalt fehlen würde, auf „knapp 30.000 Euro“.

„Wir sind einfach mehr als Burger“

Die sechs Wochen der Schließung aufgrund des Coronavirus hat der Inhaber des Kevelaerer Restaurants „Herr Lehmann“ für die Entwicklung neuer Projekte genutzt. Eines davon geht am 1. Juni 2020 an den Start. „Wir möchten uns den schönen Momenten widmen, im Kreise Ihrer Familie, Freunde und Kunden in Form eines Caterings der neuen Generation“, umschreibt Michael Schmidt sein Vorhaben in der zugehörigen Broschüre. „Ganz gleich ob Privatevents oder Full-Service-Firmenveranstaltungen, bei uns bekommen Sie alles aus einer Hand.“ Schmidt und sein Team möchten die Kunden dabei nicht nur kulinarisch versorgen: Sie bieten eine vollständige Eventplanung vom Essen über die Musik, Dekoration und Floristik bis hin zu ganz persönlichen Wünschen – alles nach individueller Absprache.

Ihren Service wird „Herr Lehmanns Reisegruppe“ unter anderem in Verbindung mit dem „Haus am See“ in Goch anbieten. Dort steht dem Team eine Küche zur exklusiven Nutzung zur Verfügung und die Gäste der Räumlichkeiten in Goch haben die Möglichkeit, die Dienstleistungen des Teams in Anspruch zu nehmen. Das gesamte Angebot setzt sich aus vier Catering-Varianten zusammen: Die beiden klassischen Versionen beinhalten ein Buffet mit Selbstbedienung (Klassisches Catering) und wahlweise einen Koch, der ein Produkt der Wahl als Highlight zubereitet (Klassisches Catering Plus). Beim „Exclusiv Catering“ werden die Speisen bei den Kunden vor Ort über dem Feuer zubereitet. Das Ganze solle als „Eventcooking“ aufgezogen werden, erklärt Schmidt. Hier kommt der sogenannte „Ofyr Grill“ zum Einsatz (siehe Foto), der für eine besondere Atmosphäre sorgen soll. Die vierte Möglichkeit bietet das „D-Luxe Catering“. Ein solches wird in einem Gewinnspiel, das am 1. Juni 2020 anläuft, verlost. Hierbei stellt das Team einen Koch, der in der heimischen Küche des Gastgebers ein Menü zubereitet.

Produkte aus der Region

Bei alledem ist dem Inhaber eines wichtig: „Wir sind einfach mehr als Burger.“ Denn neben dem Burger-Angebot habe man die Speisekarte im Laufe der Jahre immer wieder erweitert. So soll auch der Catering-Service deutlich mehr bieten. „Auch da versuchen wir natürlich, mit unseren Lieferanten aus Kevelaer weiterzuarbeiten“, sagt Schmidt.

Der Betrieb im Restaurant „Herr Lehmann“ in Kevelaer wird wie gewohnt weitergehen, versichert Schmidt. Ein paar Neuerungen sind aber auch hier geplant. Unter anderem wird es am 10. Juni ein Live-Grill-Event in Lehmanns Garten geben. Dieses Format möchte der Inhaber in regelmäßigen Abständen bei gutem Wetter fortsetzen. Trotz der mehrwöchigen Schließung und des Ausfalls der Festival-Bewirtung freut Schmidt sich auf das, was kommt: „Wir wollten uns schon länger weiterentwickeln und schauen jetzt positiv in die Zukunft.“

Wer an dem Gewinnspiel teilnehmen möchte und ein „D-Luxe Catering“ im Wert von 500 Euro gewinnen möchte, muss Folgendes tun: Den entsprechenden Beitrag zum Gewinnspiel auf der Facebook-Seite „Herr Lehmanns Reisegruppe“ (geht am 1. Juni online) liken, teilen und mit „Herr Lehmanns Reisegruppe“ kommentieren. Das Gewinnspiel läuft vier Wochen lang. Auf den Gewinner wartet ein Koch, der in der heimischen Küche für bis zu zehn Personen ein Drei-Gänge-Menü kreiert sowie eine Service-Kraft. Für die feuchtfröhliche Stimmung gibt‘s außerdem zehn Flaschen dazu.

Zweckoptimismus in schweren Zeiten

Lachende Gesichter im Sonnenschein, gefüllte Gläser und genussvolle Torten zum Nachmittag vermittelten in dem „Cafe Binnenheide“ den Eindruck von scheinbarer Normalität.

„Es ist schön, dass es sich auflockert“, genossen Sandra und Markus Monczowski die Möglichkeit, wieder unter Menschen gehen zu können. Vorbei war auch für Dennis van den Berg die Zeit ohne einen einzigen Gast. Wochen, in denen der junge Gastronom keinen Cent Geld verdienen konnte. „Wir haben eine lange Durststrecke hinter sich“, wollte er sich zu konkreten Verlusten in der Zeit lieber nicht äußern.

„Die Binnenheide erfreut sich großen Zulaufs“, blickt der Gstronom nach vorne: „Wir haben wieder volles Programm mit italieischer Küche: Wir haben den Garten künstlerisch für einen perfekten Urlaub zuhause gestaltet. Und wir haben Stammgäste, die viermal hintereiander zu Essen kommen. Gemeinsam schaffen wir das.“

Ähnlich wie van den Berg sehen das die Verantwortlichen des Schravelner Restaurants „Antica Osteria“, wo nach langer Zeit mal wieder einige Gäste auf der Terrasse den Abend zusammen verbrachten. „Wir genießen die freie Zeit“, sagte Laura de Witt, die mit ihrem Liebsten und einem befreundeten Paar in angemessener Abstandsform trank. Sie erzählte, dass auch ein Juwelier in so einer Zeit nicht gerade leicht zurechtkommt. Aber auch da klangen Zeichen der Solidarität durch, wie die Anekdoten mit den Schmuckstücken, die Menschen aus ihren Kellern holen, um sie einfach so in der Werkstatt reparieren zu lassen.

„Wir haben hier den besten Wein Kevelaers getrunken und den besten Fisch gegessen“, betonte Marion Wolters aus Lüllingen, dass ihr Vierertisch „zu 150 Prozent Lust“ auf ein geselliges Zusammensein gehabt hatte. Auch Küchenchef Igor Cazzetta gönnte sich am Ende seines Tages ein Bier. „Wir sind cool geblieben, hatten dann ein neues Konzept mit Service außer Haus“, beschrieb er die Übergangszeit. „Wir sind über die Runden gekommen, hatte die Solidarität unseres Personals. Nun merkt man, dass die Leute Sehnsucht habe, wieder rauszugehen.“

Um durchzuhalten, hatte er aber eine fünfstellige Summe an Eigenkapital in die Hand nehmen müssen. Dazu kam staatliche Unterstützung und die Kredite der Bank, die die abgesagten Buchungen und Hochzeiten kompensieren sollen. Doch Geld sei nicht alles: „Wir sind froh, dass wir gesund sind. Alles andere ist ein Geschenk.“

Die Chefin des „Goldener Apfel“, Jutta Pesch-Braun, und ihre gastronomische (Fast-)Nachbarin Mary Aida Sellathurai genossen ebenfalls vor dem Haus eine Tasse Kaffee und Tee. „Man hört: wir kommen gerne wieder zum Essen.

Am Sonntag hatten wir ganz gut zu tun“, erzählte die Chefin des „Pfannkuchenhaus Hollandia.“ Statt 80 haben man innen jetzt halt 50 bis 60 Plätze, dazu kämen die Stühle draußen. Händedesinfektion und die Zettel zum Ausfüllen mit Name und Adresse seien kein Problem. Auch sie hat in den letzten Wochen rote Zahlen geschrieben: „April und Mai sind ja Topmonate.“ So schnell sei das auch nicht aufzufangen. „Wir verdienen jetzt wie Taschengeld.“

Und weiter führt Pesch-Braun aus: „Die Leute sind, was die Regeln betrifft, sehr diszipliniert, Aber es ist, was die Frequenz betrifft, erschreckend ruhig.“ Wo sonst täglich Pilgergruppen Restaurant und Hotel bevölkern würden, herrsche nun nach den zahlreichen Stornierungen Ruhe. „Das waren große Gruppen, jetzt kämpfen wir um Einzelgäste.“

Bis zum Nachmittag hatte sie tatsächlich nur einen einzigen Kunden. „Aber sonst kamen viele Stammkunden, viele rufen an.“ Als nahezu unglaublich empfand sie die Geste eines Kölner Kevelaer-Liebhabers, der ihr am Telefon von seiner eigenen Rente 1.000 Euro anbot. „Die Leute wollen, dass Kevelaer erhalten bleibt, wie es ist.“ Solche Moment seien es, die sie motivieren würden, weiterzumachen.

Lächeln nach einem guten Tag.

Ob dieser Jahr überhaupt nochmal Pilgergruppen kommen würden, wusste auch Wallfahrts-Geschäftsführer Reiner Killich nicht sicher zu sagen: „Im Bistum Aaachen gilt bis zum 31. August alles ab 100 Pesrsonen als Großveranstaltung. Für das Bistum Münster gibt es da noch keine klare Antwort.“ Wenn das auch für Kevelaer gelte und keine Prozessionenformen erlaubt seien, werde es schwierig. „Viele Bruderschaften melden zurück, dass die meisten nicht fahren wollen, vor allem aus Holland. Und die Ehrenamtlichen sagen; die Verantwortung tue ich mir nicht an.“

Die Hoffnung sei, dass zu „Pfingsten kleine Gruppen“ reisen dürfen, was das auch immer von heißen würde. „Es fährt nur ein halb voller Bus?“ Immerhin wollten Radpilger mit 10, 15 Personen Ende Juni kommen sowie die eine oder andere Großgruppe in getrennten Kleingruppen aus verschiedenen Ortschaften. „

Ein paar Meter im „Café Klatsche“ stellte Mitarbeiterin Kerstin Neumann schon die Stühle zusammen. „Es gibt mal einen coffee to go. Aber das war‘s auch.Wir machen oft schon um 15 Uhr zu. Das sind mehr Lohnkosten als Gewinn.“ Den Kopf hängen lassen werde man aber nicht.

Die Maske bremst

Ein wenig optimistischer schien das Stimmungsbild auf der Hauptstraße. „Die erste zwei Wochen waren richtig gut – auch wenn es natürlich nicht zu vergleichen ist mit dem Vorjahr“, berichtete Trudi Albers von „s.oliver“ von ihren momentanen Erfahrungen. Allerdings bremse die Maske. Denn sich damit in der Kabine umzuziehen, sei für viele „nicht so schön.“ Und die Maske mache auch gedankenlos. „Die Leute laufen ohne Abstand“, ist ihre Eindruck.

Natürlich fielen die Kunden, die sonst zwischen den Gottesdiensten mal zum Bummel kämen. „Aber wir müssen das Beste draus machen.“ Dazu gehöre auch kreative Urlaubszeit-Planung, um alle Kollegen bei der Stange zu halten.
Die Grundstimmung sei wieder ganz gut, fand Dominik Nellesen von der „Bilgerie“ gegenüber: „Die Leute trauen sich mehr. Viele seien allerdings von Desinfektion und Maske schon genervt.“

Und man bemerke schon, dass sich bei den Inhabern drei Gruppen herausschälen: „Die, die den Kopf schon in den Sand stecken und wenig Motivation haben, diejenigen, die sich über Wasser halten und alle, die entschlossen was tun wollen.“

„Das ist ganz unterschiedlich“, bestätigte auch Norbert Heckens von der Interessensgemeinschaft Hauptstraße. „Wir sind ein Stammkunden-Betrieb, da kommen die Menschen zurzeit gezielter als früher und kaufen auch direkt. Und sie kommen mehr vormittags als nachmittags.“ Die sechs Wochen zuvor, das gesteht er zu , waren auch für ihn schon „sehr mau. Ich denke, da kommt noch was nach.“

Auch Optiker hätten genaucso wie die Gastronomie habe gelitten. Einen richtig positiven Blick in die Zukunft wagten beide Männer nicht. „Der Knall, der kommt in zwei, drei Monaten“, ist Nellesen eher skeptisch.

Gastronomiebetriebe dürfen wieder öffnen

Das Land NRW hat in dieser Woche weitreichende Lockerungen insbesondere auch für die Gastronomie beschlossen. Die Informationen sind bereits am Mittwoch, 6. Mai 2020, vom Ministerpräsidenten Armin Laschet über die Presse verkündet worden. Eine entsprechende Rechtsverordnung hat die Stadt Kevelaer heute Vormittag erreicht. Dies erklärt auch, warum das Ordnungsamt die vielen Fragen der Gastronomen am gestrigen Tage noch nicht beantworten konnte. Besonders im Hinblick auf die Einhaltung der hygienischen Standards in Gaststätten herrscht eine große Unsicherheit. Die ab dem 11. Mai 2020 geltende 4. Änderung der CoronaSchutzVO NRW bringt etwas Klarheit (die vollständige Version kann eingesehen werden unter https://www.land.nrw/sites/default/files/asset/document/2020-05-08_vierte_mantelverordnung.pdf). Folgende Vorschrift wurde eingefügt:

§ 14 Gastronomie

(1) Beim Betrieb von Restaurants, Gaststätten, Kneipen, Imbissen, (Eis-)Cafés, öffentlich zugänglichen Mensen und Kantinen sowie anderen Einrichtungen der Speisegastronomie sind die in der Anlage zu dieser Verordnung festgelegten Hygiene- und Infektionsschutzstandards zu beachten. Am selben Tisch dürfen gemeinsam nur Personen sitzen, die zu den in § 1 Absatz 2 genannten Gruppen gehören (Familien, zwei häusliche Gemeinschaften usw.).

(2) Nicht öffentlich zugängliche Mensen (außer Hochschulmensen) und Kantinen von Betrieben, Behörden und (Aus-)Bildungseinrichtungen (einschließlich Schulen im Sinne von § 1 Absatz 1 der Coronabetreuungsverordnung) dürfen zur Versorgung der Beschäftigten und Nutzer der Einrichtung abweichend von Absatz 1 betrieben werden, wenn geeignete Vorkehrungen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Gewährleistung eines Mindestabstands von 1,5 Metern zwischen Personen (auch in Warteschlangen) gewährleistet sind.

(3) Gastronomische Betriebe nach Absatz 1 und 2 dürfen Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Versammlungen nach § 13 Absatz 3 unter den dort genannten Voraussetzungen zur Verfügung stellen.

Das Hygieneschutzkonzept enthält unter anderem folgende Vorgaben:

Den Gästen müssen stets Plätze zugewiesen werden. Gäste und Servicepersonal dürfen nur Zutritt erhalten, wenn keine Symptome einer Atemwegserkrankung vorliegen (Ausnahmen bei Beschäftigten nur nach ärztlicher Abklärung; kein Covid-19). Die Gäste müssen sich bei Betreten der Gastronomie (Innen- und Außengastronomie) die Hände waschen und ggf. desinfizieren. Die Kundenkontaktdaten und die Zeiträume des Aufenthalts müssen für eine mögliche Kontaktpersonennachverfolgung dokumentiert werden. Zwischen den einzelnen Tischen muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern und eine bauliche Abtrennung bestehen, die das Übertragen von Viren verhindert. Des Weiteren muss zu den Arbeitsräumen der Beschäftigten (z.B. Theke) der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden – unmittelbar vor der Theke sind Sitzplätze nur mit entsprechenden Barrieren zulässig (z.B. Plexiglas). Die Gänge müssen eine Breite haben, bei der der Mindestabstand von 1,5 Metern beim Vorbeigehen eingehalten werden kann. Die Speisen müssen als Tellergerichte serviert werden – Buffets sind weiterhin unzulässig. Kontaktflächen wie Stühle, Tische usw. müssen nach jedem Gast gereinigt und desinfiziert werden. Beschäftigte mit Kontakt zu Gästen müssen eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Nach jedem Abräumen von Speisengeschirr müssen sich die Beschäftigten die Hände waschen/desinfizieren.

Die vollständigen Hygiene- und Infektionsschutzstandards können eingesehen werden unter https://www.land.nrw/sites/default/files/asset/document/2020-05-08_anlage_hygiene-_und_infektionsschutzstandards_zur_coronaschvo_vom_8._mai_2020_0.pdf.

Unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorgaben können gastronomische Einrichtungen ab dem 11. Mai 2020 wieder öffnen. Aufgrund der erst kurzfristig erlassenen Verordnung, bietet die Stadt Kevelaer zusätzlich für Sonntag, 10. Mai 2020, in der Zeit von 11 bis 12 Uhr, den Gastronomen die Möglichkeit, unter Tel. 02832/122-832 Fragen insbesondere zum Hygiene- und Infektionsschutzkonzept an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes zu richten.

Drei von zehn Firmen im Kreis Kleve in Kurzarbeit

Im Kreis Kleve haben seit Beginn der Coronavirus-Pandemie rund drei von zehn Unternehmen (29 Prozent) Kurzarbeit angemeldet. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG beruft sich hierbei auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Danach haben bis Ende April 2.461 der insgesamt 8.580 Betriebe im Kreis Kurzarbeitergeld bei der BA beantragt. Zum Vergleich: Zu Beginn der Corona-Krise im März waren es noch 146 Firmen. Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsführer der NGG-Region Nordrhein, spricht von einer „Erschütterung auf dem heimischen Arbeitsmarkt“.

Besonders betroffen ist auch das Gastgewerbe. „Die Branche liegt seit Wochen weitgehend brach. Gerade kleinere Hotels und Gaststätten kämpfen ums Überleben. Es ist gut, dass die Bundesregierung ein riesiges Rettungspaket für die Unternehmen geschnürt hat. Aber für die Beschäftigten kommt die beschlossene Erhöhung des Kurzarbeitergeldes zu spät“, sagt Hans-Jürgen Hufer. So steige das Lohnausfallgeld erst nach sieben Monaten Kurzarbeit auf 80 Prozent (Eltern: 87 Prozent) des Netto-Einkommens. Für Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte sei das eine enorme Durststrecke. „Vielen wird nur der Gang zum Sozialamt oder zum Job-Center bleiben“, warnt Hufer. Eine Mitverantwortung für die Lage trage auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): Anders als etwa in der Systemgastronomie weigerten sich die Arbeitgeber bis heute, das Kurzarbeitergeld per Tarifvertrag aufzustocken, teilt die NGG mit.

Umso wichtiger sei nun, eine Perspektive für die langsame Wiederbelebung des Gastgewerbes zu finden, meint Hufer – „vorausgesetzt, der Gesundheitsschutz für Beschäftigte und Gäste ist sichergestellt.“ Bei jedem Restaurant, das im Kreis Kleve wieder öffnen wolle, müssten die Behörden kontrollieren, ob die Schutzmaßnahmen für die Gäste ausreichen, so die NGG. „Gaststätten, Cafés und Bars sind eigentlich Orte der Geselligkeit. Jetzt müssen die Gäste darauf vertrauen können, dass sich keiner ansteckt“, macht Geschäftsführer Hufer deutlich.

Nicht auf Sparflamme kochen

Um die Beschäftigten optimal vor Infektionen zu schützen, sei eine gründliche Gefährdungsbeurteilung nötig. „Darüber hinaus braucht es ausreichend Personal, das sich neben Küche und Service darum kümmert, dass die Hygiene- und Abstandsregeln wirklich eingehalten werden; Kellnerinnen, die darauf achten, dass Tische und Stühle nicht zusammengeschoben werden. Und ebenso genug Köche in der Küche, damit es keinen Wartestau beim Essen und damit ein zu volles Lokal gibt. Kein Restaurant sollte hier auf Sparflamme kochen, sondern die Wiedereröffnung frühzeitig akribisch planen“, appelliert Hufer.

Doch bis wieder ein „Stück Normalität“ in die Branche einziehe, bleibe der Schaden für Beschäftigte und Betriebe groß. Nach Angaben der Arbeitsagentur haben bis Ende April bundesweit 751.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – 115.000 davon im Hotel- und Gaststättengewerbe. Das sind 72 Prozent aller Betriebe der Branche.

Die Runde im „Goldenen Apfel“ geht aufs Haus

Jutta Pesch-Braun ist von der Corona-Krise gleich doppelt betroffen. Denn die Inhaberin des Jugendstilgasthofes „Goldener Apfel“ am Kapellenplatz kann zur Zeit weder Restaurantgäste empfangen noch kann sie Menschen, die in die Stadt kommen, eine Unterkunft anbieten. „Nichts ist mehr wie sonst“, konstatiert die erfahrene Gastronomin und Hotelierchefin. Große Anmeldungen und Reservierungen sind bis in den September hinein storniert worden. „Die Gäste werden nur zögerlich nach Kevelaer kommen“, glaubt Pesch-Brau nicht daran, dass so viele Pilger wie sonst den Weg in die Wallfahrtsstadt finden werden.

Mittlerweile hat sie wie viele begonnen, einen Außer-Haus-Service zu organisieren, bei denen sich Gäste der Stadt Kevelaer zwischen 17 und 20 Uhr etwas Leckeres aus der Karte aussuchen und das nach Hause mitnehmen können oder auch nach Hause liefern lassen können.

Vorsichtig und diszipliniert

„Currywurst, Lachs-Lasagne, Schnitzel und Spargel sind der Renner“, ist ihre bisherige Erfahrung. Der Umsatz reicht aber noch lange nicht, um von einem lukrativen Geschäft reden zu können. „Die Leute sind extrem vorsichtig und diszipliniert“, gibt sie zu, dass ihr das schon ein bisschen „Angst für die Zukunft“ macht.

Ergänzend dazu hat sich die Gastronomin jetzt dazu entschlossen, mit einem verlockenden Angebot für mehr Frequenz zu sorgen: quasi einer Runde Freibier für alle. Denn die Tatsache, dass sie zur Zeit keine Gäste bewirten kann, heißt auch, die Frage zu beantworten: Was mache ich eigentlich mit meinen Getränken? 

So bietet Pesch-Braun aus ihrem Sortiment ein kostenloses König Pilsener, Pils Diebels Alt oder Früh Kölsch für jeden Interessierten an. Für die Aktion gibt es zwei feste Termine: den kommenden Sonntag, 10. Mai 2020, und den 21. Mai 2020, also Mutter- und Vatertag. Sie hofft auf eine gute Resonanz – auch wenn der Kontakt auf Abstand zustandekommt. „Und ein Pläuschken halten und in Kontakt mit den Leuten bleiben – das brauchen wir alle“, sagt sie.

Eine andere Form der Gastronomie betreiben

Für Ursula Grootens begann mit dem Ausbruch des Coronavirus und den Alltagsbeschränkungen im „Einhorn“ eine völlig neue Form des gastronomischen Arbeitens. „Wir waren direkt am 15. März mit dabei, haben im Familienrat zusammengesessen. Da haben wir dem ‚Einhorn‘ direkt an dem Mittwoch ‚Flügel‘ verliehen“, erzählt die lebenslustige Geschäftsfrau. Damit meint sie ihren Abhol- und Lieferservice an der Twistedener Straße plus „Drive-In“ am Fenster. „Das ist super eingeschlagen. Wir haben super nette Stammkunden und auch Neukunden“, lautet ihr Fazit.

„Wir kommen richtig gut klar, wir haben was zu tun. Mein Mann schickt unsere drei Söhne in die Straßen mit dem Wagen. Und wir haben bis zu 150 Essen am Abend, die wir rausfahren. Wie dachten bei der Kalkulation im Vorfeld, dass 30 schon toll wären. Das haben wir selbst nicht gedacht.“ Die drei Festangestellten und die Halbtagskraft ziehen mit. Zwar agieren die Mitarbeiter in der Küche auf Kurzarbeit, und die Aushilfen, die man zur Zeit nicht benötigt, „sind natürlich traurig.“ Aber natürlich ist es auch so, dass die ganze Geschichte nicht die Einnahmen früherer Tage ausmacht. „Es bringt ein bisschen was rein und man ist psychologisch an der Arbeit. Wir haben eine Aufgabe und was zu tun.“ Ohne die Söhne und ihren Mann ginge das alles nicht, sagt die Geschäftsfrau. „Das ist ein Familienprojekt geworden. Wir sind ganz schön aneinander gerückt, jeder steht für jeden ein.“ Die Kinder seien eine riesige Unterstützung. „Die haben ja auch alle nicht gedacht, dass wir das so lange durchhalten müssen. Von denen hat noch nicht einer gemoppert und geschimpft. Die sagen: Mama, das machen wir für euch.“

Zumeist wird das Essen auf Tellern vorbereitet. „Die meisten bringen uns das auch schön wieder zurück.“ Dazu steht ein Geschirrwagen auf dem Hof, der Tag und Nacht „bestückt“ werden kann. Ansonsten gebe es auch Einweg oder Zuckerrohr-Behältnisse. Die Mahlzeiten würden dann in Wärmebehältern zum Kunden gebracht und kontaktlos übergeben. Bezahlt wird dann oft mit Paypal.

Grootens hofft, dass es „Mitte Mai wieder los geht“ mit dem normalen Betrieb. „Aber wir haben keine Gesellschaften mehr, die Schützenfeste sind alle abgesagt. Das macht schon Sorge. Mit der Kurzarbeit können wir für die Angestellten wenigstens die Arbeitsplätze erhalten.“  Wenn das Restaurant mal wieder geöffnet werden sollte, dann könne sie die Abstands- und Hygienevorschriften sicher einhalten, ist sie optimistisch. Aber soweit denkt sie noch nicht. „Wir müssen erst mal gucken, dass wir das so durchkriegen.“

Die Konserven sind beliebt

Wenn „Börgermeister“ Felix Moeselaegen über die augenblickliche Situation nachdenkt, dann fällt folgender Satz: „Es geht einem nicht unbedingt besser als vor der Corona-Krise, aber man macht noch immer gerne seine Arbeit“, sagt der 35-Jährige. Nach wie vor ist es so, dass die Kunden des Metzgereibetriebes Moeselaegen in die Läden in Kevelaer und Geldern kommen, um zum Beispiel die beliebten Konserven zu holen. „Das ist ja unser Steckenpferd. Das erleichtert ja den Leuten vieles, dass sie vernünftige Mahlzeiten auf den Tisch kriegen.“

Im Zuge der Krise hat die Metzgerei einen Lieferservice eingerichtet, bei dem Tagesmenüs, Fleischgerichte und Suppen in Konserven sowie alle Produkte aus der Fleischtheke telefonisch, per E-Mail oder WhatsApp ab einem Bestellwert von 20 Euro innerhalb Kevelaers geordert werden können. Schon seit der letzten Märzwoche biete man fertig gekochte Sachen, die als Menü verpackt sind, an. Oft telefoniere man dabei mit der älteren Generation. „Die sind nicht alle so mit E-Mail vertraut und internetaffin. Da telefonieren wir sehr gerne. Die Leute können ja die Dosen und Konserven bestellen und was von der frischen Theke. Und wenn sie fertiggekochte Gerichte brauchen, geht das per Absprache.“ Meistens fahren Moeselaegens die Waren selbst dorthin. „Wir machen das gerne, sind uns da nicht zu schade, zu den Leuten hinzufahren.“ Einige zahlten schon per Überweisung und Paypal.

Der Lieferservice bedeutet aus seiner Sicht lediglich ein „Zubrot“, stelle keinen Massenbetrieb dar. Um die Qualität der Lebensmittel müsse man sich keine Sorgen machen. „Eine Metzgerei ist an sich schon ein sehr sauberer Ort. Da sind schon viele Sachen selbstverständlich, die man sonst nicht selbstverständlich macht.“ Bislang hat die Krise noch zu keinen Entlassungen geführt, sagt Moeselaegen. Die Mitarbeiter für die Gastronomie sind erstmal zuhause. „Die ganzen Events, die wegfallen, sind problematisch. Aber das wird sich sicher auch irgendwann legen. Die können ja nicht die ganze Gastronomie bis Jahresende brach legen. Soviel Geld kann man gar nicht drucken.“

Sorgen macht er sich um die Standard-Gastronomen, um die Cafés in der Innenstadt, deren Geschäft auf die Sommermonate und Pilgerei ausgelegt ist. „Da ist sicher die Frage, inwieweit die da ihr Privatkapital dazuschießen. Da werden sicher einige intensiv drüber nachdenken.“

Lokale Wirtschaft startet Kampagne

Gut vier Wochen waren die Geschäfte jetzt geschlossen. Seit Anfang dieser Woche darf der Einzelhandel mit einer Fläche von unter 800 qm unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen. „Die letzten Wochen waren auch für die Unternehmen in Einzelhandel und Gastronomie besonders hart und wirtschaftlich extrem belastend“, heißt es aus der Wirtschaftsförderung der Wallfahrtsstadt.

„Einnahmen sind teilweise komplett weggebrochen – und das bei anhaltenden Kosten. Trotz Kurzarbeitsregeln und teilweise toleriertem Zahlungsaufschub bei der Ladenmiete mussten natürlich viele Rechnungen trotzdem weiter bezahlt werden. Umsätze durch Online- Angebote und auch die sehr kurzfristig organisierten Lieferservices konnten nur einen ganz kleinen Teil der verlorengegangenen Umsätze kompensieren.“

Auf der städtischen Seite der Wirtschaftsförderung unter www.kevelaer-haelt-zusammen.de und auf der Seite www.Kevelaer-Fans.de wurden die unternehmerischen Angebote deshalb bereits vor Wochen auch nochmal gebündelt dargestellt.

Klares Aufbruchssignal

Jetzt haben Wirtschaftsförderung und Einzelhandel gemeinsam mit der Werbeagentur “Oneline Media” aus Kevelaer, “vandenBoom. Agentur für Mediendesign” aus Kervenheim und der Medienmanufaktur Niederrhein aus Kevelaer eine sehr emotionale Kampagne entwickelt.

„#kevelaerhaeltzusammen – kauft lokal“ soll Besucher und Gäste, Kunden und Bürger auf die herausfordernde Situation im Einzelhandel und der Gastronomie hinweisen. Auch die Bürger brauchen aus Sicht der Initiatoren ein klares Aufbruchssignal, damit der private Konsum und auch Investitionen generell wieder angekurbelt werden. Zudem bedarf es aus Sicht der Wirtschaftsförderung einer unkomplizierten, befristeten Liberalisierung des Ladenöffnungsrechts. „Es wäre wünschenswert, wenn die Ladenöffnung an Sonntagen vielleicht befristet für das laufende Jahr ohne Auflagen und Beschränkungen zugelassen werden könnte. Damit würde gerade den Unternehmen in Einzelhandel und Gastronomie die Chance gegeben, die durch Corona bisher verlorenen Umsätze zumindest teilweise wieder zu kompensieren“. so Hans-Josef Bruns, Leiter der Wirtschaftsförderung in Kevelaer.
Erweiterte Ladenöffnungszeiten trügen ebenfalls dazu bei, weiterhin bestehende Auflagen zum Beispiel bei den Vorschriften zur Hygiene und zum Abstandsgebot effizienter durchzusetzen, da sich das Kundenaufkommen einfach besser verteilen würde.

Aktiv gegen die Krise mit Lieferservice und Mittagstisch

Das Telefon klingelt, Agnes Pacco nimmt den Anruf entgegen: „Hallo, ja, das können wir machen. Wir bringen es in einer Dreiviertelstunde.“ Dann legt sie auf. „Das wird wohl der letzte Anruf für heute sein“, konstatiert die 67-Jährige, die seit gut einem Jahr den „Knoase-Treff“ führt – und sich derzeit mit einem Mittagstisch und einem Lieferservice versucht, über Wasser zu halten. „Ich mache das seit zwei Wochen“. Sie zeigt auf ihr Angebotsplakat. „Man muss was tun und nicht immer nur grübeln“, sagt die Kneipenwirtin, die in der Situation die Ärmel hochgekrempelt hat – auch wenn es ihr im Moment nicht immer leicht fällt, positiv zu sein.

Über Facebook, „Geldern digital“ und „Kevelaer digital“, habe sie für das Angebot schon Werbung gemacht. „Das Poster bringe ich draußen vor der Tür noch an, die Flyer sind in Druck und wir wollen diese dann dazu verteilen.“ Und das Desinfektionsmittel steht auch zur Nutzung bereit. Sonntags bietet sie einen Mittagstisch an. „Da kommen schon zwölf bis vierzehn Leute. Vorige Woche gab es Gulasch mit Kartoffeln und Rotkohl. Die Leute waren zufrieden und schreiben: Es war lecker. Ich hatte auch schon Gäste aus Kevelaer, die ihr Essen hier abgeholt haben und angekündigt haben, hier im Oktober feiern wollen.“

Bislang kann sie damit aber noch keinen großen Staat machen. Denn der Lieferservice findet momentan zu wenig Resonanz. „In der Woche sind es sieben bis acht Gerichte, die bestellt werden.“ Es sei wohl noch etwas Geduld angesagt, „bis es bei den Leuten ankommt, dass es dieses Angebot gibt.“ Sie versuche, das Angebot interessant, abwechslungsreich und so kostengünstig wie möglich zu halten. Das Wetter motiviere leider viele, zum Beispiel selbst zu grillen. „Und manche haben Kurzarbeit und sagen sich, wir holen für 4,50 Euro eine Pizza, da sind wir auch satt.“ So kommt es halt vor, dass sie dann auch Essensreste verschenken oder entsorgen musste.

Die Kosten laufen weiter

Bis zum Beginn der Corona-Krise war für die Gastronomin eigentlich alles in Ordnung. „Ich hatte so viele Reservierungen, das Jahr war für mich gerettet.“ Die Situation hat sich mit Corona komplett geändert. „Man lebt ja auch von dem Knoase-Saal. Aber da sind ja alle Gesellschaften, Beerdigungen und Veranstaltungen weggefallen.“ Die Kosten, die laufen aber weiter.

20 Jahre Gastronomie in Detmold und im Winnekendonker Bürgerhaus hat sie schon hinter sich. „Eigentlich habe ich schon ein Alter, wo ich mich aufs Sofa setzen und Geld beantragen könnte“, lacht die 67-Jährige. Aber an dem Knoase-Projekt, „da hängt mein Herz dran.“ Nicht zuletzt, weil die Wettener sie direkt angenommen haben. „Zuletzt bei der Kappensitzung hatte ich das Gefühl, ich gehöre hier dazu. Und ich fühle mich auch dazugehörig. Ich will das hier weitermachen.“ Wie so ein Betrieb zukünftig weiterlaufen soll, da sieht sie noch ganz viele Fragezeichen. „Ich befürchte, wenn man die Nachrichten so verfolgt, dass das mit der Gastronomie vor August/September nichts wird.“ Und in einem Kneipenbetrieb stehe man halt gerne näher zusammen. „Den Thekenbereich kann man also total vergessen. Wer will denn mit vielleicht 20 Leuten auf 120 Quadratmeter getrennt voneinander sitzen, ein Bierchen trinken und knobeln?“

Über die Erweiterung der Räumlichkeiten zum Saal hin könne man sicher eine Möglichkeit für Gastronomie schaffen. „Beim Essen kann man das so hinkriegen, dass man Zwischenräume schafft“, zeigt sie nicht ohne Stolz auf das Kneipen-Interieur. Da sind die Tische durch Blumen und andere Accessoires schon so voneinander getrennt, dass kleine Gruppen für sich dort durchaus sitzen könnten. Entsprechend habe sie der Beschluss der Bundesregierung schon enttäuscht. „Man könnte ja auch draußen Stühle hinstellen für Radfahrer, die da eine Pause machen wollen.“ Aufgeben, das kommt für Agnes Pacco aber nicht in Frage. Sie will solange aktiv bleiben, wie es geht. Und sie hofft darauf, dass die Wettener ihr Angebot mehr nutzen und sie damit unterstützen – damit der „Knoase-Treff“ auf lange Sicht existieren kann.