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Ein Mann der ersten Stunde

Als Josef Niederholz im Jahr 2014 am Treffen des „Runden Tisch Flüchtlinge e.V.“ (RTF) in Kevelaer teilnahm, dachte er sich: „Gehst du da mal hin.“ Dass er kurz darauf mit einer eigenen Fahrradwerkstatt für die Flüchtlinge mitten im Geschehen sein sollte, ahnte er noch nicht. Der 73-Jährige zog 2014 erst nach Kevelaer.

In seinem Alltag fährt der Rentner zwar gerne mit dem Fahrrad und repariert dieses auch selbst, beruflich ist Niederholz aber „Maschinenbauingenieur und nicht unbedingt Fahrradmechaniker.“ Er traute es sich dennoch zu, den Flüchtlingen mit seiner Fahrradwerkstatt zu helfen.

In einem Hinterhof an der Gelderner Straße 199 in Kevelaer begann vor fünf Jahren alles. Ohne einen eigenen geschützten Raum reparierte Josef Niederholz jeden Dienstagvormittag zahlreiche Fahrräder. Nicht selten standen dann jedoch bis zu 15 Leute vor ihm mit ihren ganz eigenen Anliegen. „Ich habe jedes Fahrrad angenommen, habe nichts abgelehnt“, erzählt Niederholz. Fünf bis acht Fahrräder habe er in einer Woche circa geschafft – das natürlich nicht nur an einem Vormittag.

Josef Niederholz bastelte gerne an den Fahrrädern.
Foto: eg

Auch an anderen Tagen in der Woche werkelte der gelernte Maschinenschlosser an den Fahrrädern. „Da war ich immer fix und foxy“, lacht der 73-Jährige. Dabei hat er nicht nur die vorhandenen Fahrräder der Flüchtlinge repariert, sondern auch ausrangierte Räder von Bürgern als Spende angenommen und auf Vordermann gebracht, um sie an die Flüchtlinge weiterzugeben. „Bei mir hat jeder ein Fahrrad bekommen“, berichtet Niederholz, denn irgendwann habe er bereits einen kleinen Bestand gehabt.

Eine eigene Garage

Der Bastler betont außerdem, dass er mit den hiesigen Fahrradhändlern eine sehr gute Zusammenarbeit gepflegt habe. Er habe Ersatzteile stets bei den Kevelaerer Händlern gekauft und „die haben mich immer unterstützt, wenn ich Ratschläge oder Spezialwerkzeug brauchte.“ Das Werkzeug sei nämlich zum großen Teil aus seinem eigenen Bestand gewesen.

Eine große Erleichterung stellte für Niederholz auch eine eigene Garage für die Fahrradwerkstatt dar – damit hatte das Werkeln draußen auf dem Hinterhof ein Ende.
War das Angebot zunächst noch kostenfrei, setzte Niederholz später einen kleinen Obolus für seine Tätigkeiten an, da er die Erfahrung gemacht habe, dass es durchaus vorkam, dass reparierte Fahrräder im Anschluss verkauft wurden.

Die Einnahmen daraus wurden im Anschluss für den Kauf von Ersatzteilen verwendet. „Das Projekt hat sich fast selbst getragen“, erzählt Niederholz. Konnten die Kosten doch einmal nicht gedeckt werden, fand der Ausgleich durch den Runden Tisch Flüchtlinge statt.

Eine große Verantwortung

In der vergangenen Zeit ist es in der Fahrradwerkstatt ruhiger geworden, sagt Niederholz. Zwei bis fünf Leute kämen dienstags im Schnitt mit ihren Fahrrädern vorbei. Für ihn sei die Fahrradwerkstatt immer eine gute Beschäftigung gewesen. „Ich habe das immer gerne gemacht“, meint der 73-Jährige. Er sei jedoch die ganze Zeit über allein verantwortlich gewesen für das Projekt und „das wird mir ein bisschen zu viel.“ Aus diesem Grunde zieht Niederholz sich nun aus der Fahrradwerkstatt zurück.

Am Dienstag war er zum vorerst letzten Mal in seiner aktuellen Position in der Fahrradwerkstatt tätig. In zweiter Reihe hin und wieder zu helfen, das könne er sich jedoch für die Zukunft vorstellen. „Der Bedarf ist nach wie vor da“, betont Niederholz, wie wichtig es sei, das Projekt aufrechtzuerhalten.

Nach rund 1.800 Arbeitsstunden – die hat er sich immer notiert – wurde Josef Niederholz am Dienstag vom Vorstand des Runden Tisch Flüchtlinge verabschiedet.

Auch dem Vorsitzenden des RTF, Ulrich Hünerbein-Ahlers, ist es wichtig, dass das Projekt Fahrradwerkstatt nicht endet. „Die Mobilität der Flüchtlinge hängt maßgeblich von den Fahrrädern ab“, betont er. Außerdem erfreue sich die Werkstatt „nach wie vor unverändert großer Beliebtheit.“ Vor allem deshalb sei es eine Erleichterung, dass Wolfgang Röhr sich „dankenswerterweise bereiterklärt hat, das weiterzuführen.“

„Ob ich das in dem Maße weiterführen kann, weiß ich nicht“, erklärt Wolfgang Röhr mit Blick auf den hohen zeitlichen Aufwand von Josef Niederholz in der Fahrradwerkstatt. Ihm sei es einfach wichtig, „dass das Projekt nicht stirbt. Ich sehe das als sehr wichtig an. Besonders, weil das Fahrrad für viele die einzige Form der Mobilität ist“, sagt Röhr. Der Pensionär wird ebenfalls dienstags von 9 bis 12 Uhr in der Garage an der Gelderner Straße 199 die Fahrräder der Flüchtlinge reparieren.

Wolfgang Röhr tritt die nachfolge an.
Foto: Gerhard Seybert

„Fahrradfahren und Fahrräder reparieren ist mein Hobby“, erzählt der ehemalige Berufsfeuerwehrmann. Dadurch habe er die nötigen Kenntnisse, um die Werkstatt auch fachgerecht weiterführen zu können. Der ebenfalls im Stadtrat und beim Bürgerbusverein tätige 63-Jährige ruft dennoch dazu auf, dass sich freiwillige Helfer gerne dienstags in der Fahrradwerkstatt melden können. So könne langfristig gegebenenfalls eine Zusammenarbeit entstehen, sodass er nicht die alleinige Verantwortung tragen muss, wie Josef Niederholz es in den vergangenen Jahren getan hat.

Erfreuliche Nachrichten vom Arbeitsmarkt

Der Sozialausschuss beschäftigte sich mit der Arbeit der Caritas im Zuge des LEADER-Projektes „Unser Dorf ist stark durch Vielfalt“, das Saskia Elders und Gerrit Herrmans ausführlich vorstellten. Das erste Jahr war von dem Aufbau von Netzwerken und der Unterstützung der Akteure vor Ort geprägt.
Man wolle so neue Ansätze der Integration in den Ortschaften stärken, die Bildungs- und Arbeitsmarktperspektiven verbessern, Betriebe beraten, wie sie Migranten einstellen können. Dabei sei man mit dem Jobcenter im engen Austausch, gehe zur passgenauen Besetzung von Stellen auch in die Betriebe. „Wir sind aber darauf angewiesen, dass es sich rumspricht“, so Elders.
Eine wesentliche Frage des Tages war, ob die Diakonie im Kirchenkreis Kleve zur Finanzierung ihrer Drogenberatung einen erhöhten Zuschuss auf 10 Cent pro Einwohner und Jahr erhalten soll. Im vergangenen Jahr hatte der Ausschuss den Antrag wegen des bevorstehenden Doppelhaushaltes noch zurückgestellt.
Für die Diakonie stellte Petra von Bergen die Beratungsarbeit vor. Natürlich gebe es für die kostenlosen Beratungen durch die sechs Fachkräfte (bei insgesamt 3,5 Stellen zur Suchtvorbeugung) schon eine Umlage vom Kreis aus, aber die Träger müssten einen Teil der Kosten selber tragen. „Die sind aber höher, als sie für uns vertretbar sind“, so van Bergen.
Die Beratung von Konsumenten, Suchterkrankten und Angehöriger Suchterkrankter in Geldern sei deutlich gestiegen.
Insgesamt seien 2018 495 Personen zur Beratung gekommen – davon aus Kevelaer 7,64 Prozent. Außerdem arbeite man verstärkt in der Prävention und Suchtvorbeugung. Man habe dabei mehr als 4800 Kontakte im Kreis durch die Fachstelle für Suchtvorbeugung bedient. Gerd Engler, Leiter des Fachbereichs Soziale Hilfen bei der Caritas im Kreis Kleve, ergänzte die Aussagen mit der Darstellung der Caritas-Arbeit in diesem Bereich.
SPD und Grüne signalisierten, dem Antrag sofort zuzustimmen, die anderen Parteien wollten sich in den Fraktionen beraten. Dementsprechend soll der Antrag im nächsten Sozialausschus beschlossen werden und in den Haushaltsausschuss gehen. Alle Parteien ließen aber Sympathie für das Anliegen durchblicken.
Flüchtlingshilfe
Der Ausschuss diskutierte auch den „Seebrücken“-Ratsbeschluss, demzufolge sich Kevelaer mit den Flüchtlingen öffentlich solidarisch erklärt und sich gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung öffentlich positioniert hat. Die Stadt hatte sich dabei auch bereit erklärt, zusätzlich zur Verteilungsquote von Schutzbedürftigen unkompliziert und schnell Seenotgerettete aufzunehmen.
In einem Katalog für Kommunen sind weitere fünf Punkte aufgeführt, wie man Flüchtlinge in Seenot unterstützen kann – unter anderem über die aktive Unterstützung der Seenotrettung durch eine Patenschaft für ein Seenotrettungsschiff, die Unterstützung zusätzlicher Aufnahmeprogramme und die Beteiligung an einem europaweiten Bündnis „Sichere Häfen“. Der Grüne Ulrich Hünerbein-Ahlers warb für diese insgesamt fünf Punkte, um mehr für die in notleidenden Menschen zu tun. Die anderen Parteien zeigten sich skeptisch, was diese Punkte denn nun in der Praxis konkret bedeuten sollen. Entsprechend wurde das Ansinnen mehrheitlich zurückgewiesen.
Arbeitsmarkt
Erfreuliches hatte der Fachbereichsleiter „Soziales“, Ludger Holla, bei der Vorlage des Berichts zur „Grundsicherung für Arbeitssuchende“ für den August zu berichten. Man habe einige Vermittlungserfolge erzielen können. Die Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sei im Vergleich zum Vormonat um 15 Prozent gesunken. „Das Jobcenter hat da gute Arbeit geleistet“, so Holla.
Der Beurteilung schloss sich die Politik an. Allerdings deutet nach Auffassung der Verwaltung die Verlangsamung der guten Entwicklung darauf hin, dass die Abschwächung der Wirtschaft langfristig durchaus wieder zu mehr Bedarfsgemeinschaften führen kann.
Hausmeister reicht zur Betreuung der Flüchtlingsunterkunft
Positiv wurde von den Sozialausschussmitgliedern auch gewertet, dass sich Land, Bund und Europäische Union mit insgesamt vier Millionen Euro an der Umgestaltung der früheren Virginia-Satir-Schule zu einer Jugendberufsagentur beteiligen. Die Förderquote liege da bei 90 Prozent, die Stadt Kevelaer muss dazu also noch 10 Prozent an Eigenleistung bereitstellen. Inhaltlich sei man mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Kreis Kleve an der Ausgestaltung des Projekts dran, bestätige Ludger Holla.
Der Ausschuss sprach sich nach kurzer Diskussion auch dafür aus, den Vertrag mit der Sozialbetreuung und den Sicherheitsdienst an der bisherigen Flüchtlingsunterkunft am Sporthotel über Ende September hinaus nicht weiter zu verlängern. Die Menschen dort sollen von einem Hausmeister betreut werden.
Nur noch 60 Flüchtlinge im Sporthotel
Zurzeit seien dort nur noch um die 60 Flüchtlinge untergebracht, machte Holla klar. Mit dem Ankauf der Immobilien an der Karl-Leisner-Straße und dem Heiligenweg habe man eh den Schritt in Richtung dezentrales Wohnen der Menschen beschritten.
Und in Kevelaer selbst gebe es Einrichtungen mit ähnlichen Belegungszahlen, die von einem Hausmeister betreut würden. Die Entscheidung bedeutet, dass die Kosten von jährlich 168.000 Euro entfallen. Demgegenüber stehen die neuen Personalkosten in Höhe von gut 46.000 Euro.
Einstimmig sprach sich der Ausschuss am Ende auch dafür aus, dass die Verwaltung ein Maßnahmen- und Handlungskonzept zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Kevelaer und in den Ortschaften erstellen soll.

Ein unerträglicher Zustand

Der Familiennachzug beim Flüchtlingen läuft nicht und ist willkürlich, kritisiert de Caritas Kevelaer/Gelder. Zwei Männer, die sie betreut, haben ihre Frauen und Kinder seit fünf Jahren nicht mehr gesehen.
Seit 2015 lebt der Syrer Maeof in Kevelaer. Mittlerweile arbeitet der der aus Al-Rakka stammende Mann für zunächst ein Jahr als Koch im Restaurant „Zum Einhorn“.
Der 46-Jährige hat Sprachkurse belegt, engagiert sich sozial und fährt jeden Samstag und Montag eine 97-jährige Frau aus einem Altenheim mit ihrem Rollstuhl spazieren. Er tut alles, um sich langfristig vernünftig zu integrieren. Aber er versteht nicht, warum es so lange braucht, bis seine Familie nachkommen kann: „Ich habe sie seit fünf Jahren nicht mehr gesehen“, sagt der Flüchtling und zeigt die Bilder seines 13 Jahre alten Sohnes und seiner sieben Jahre alten Tochter.
Maeof holt sein Handy hervor, zeigt Bilder seines „Hauses“. Was man sieht, ist nur noch ein Trümmerhaufen. „Meine Familie lebte dort auf offenem Gelände“ – ohne Spielraum, in einer IS-Hochburg. „Sie mussten sich oft verstecken“, so Maeof.
Die Famiie lebt in Zelten oder gehe in eine andere Stadt. Zeitweise hielten sie sich sogar in der Wüste auf, wie man auf verschwommene Handybildern erkennt. Sie wandern von Ortschaft zu Ortschaft. „Und die Kinder gehen nicht in die Schule.“ Das Wasser, das sie zu trinken bekommen, verursacht ihnen immer wieder Bauchschmerzen.
„Ich schicke ihnen Geld, soweit das geht”, sagt Maeof. Aber viel sei es nicht, da er seine Wohnung davon bezahlen müsse. Vor zwei Jahren habe er mit den Ausländerbehörden das Gespräch geführt. Seitdem habe sich in Sachen “Familie” aber nichts getan.
Angst um das Leben der Familie
Somit lebt Maeof in ständiger Angst, dass seinen Lieben etwas passieren könne. Es gibt Perioden, da „habe ich sechs Monate nichts von ihnen gehört“, erzählt Maeof. „Vielleicht sind die Kinder morgen schon tot“, macht sich diese seelische Pelastung auch gesundheitlich bemerkbar. Er war zwei Monate krankgeschrieben. Die Ärzte fanden keine Hinweise auf eine körperliche Krankheit.
Mittlerweile kann er wieder arbeiten, tut es gern und will das auch. “Das ist besser als zu Hause zu sitzen und nachzudenken.“ Die Gedanken kehren trotzdem immer wieder zurück. „Bis wann kann man das aushalten?“, bricht es aus ihm heraus. „Ich habe doch hier alles richtig gemacht.“
Das Schicksal mit ihm teilt der sechs Jahre jüngere Mohamed. Er stammt aus Damaskus, flüchtete mit seiner Mutter 2015 aus der damals heftig umkämpften Hauptstadt. Nach einer mehrwöchigen Odyssee mit langen Fußmärschen kam Mohamed schließlich nach Kevelaer, musste aber seine Frau und seine drei Kinder zurücklassen.
Die Entscheidung damals sei furchtbar gewesen. Aber „es war das Geld“, das für die Flucht aller fehlte. Und sich mit einer Familie (die jüngste Tochter war erst acht Monate alt) wochenlang auf den Weg machen, ging nicht mal eben so.
Die kleine Tochter erkennt ihn nicht
Der Sohn ist heute elf Jahre, eine Tochter neun und die andere fünf Jahre alt. „Die Jüngste hat mich noch nie richtig gesehen“, sagt der 40-Jährige. „Man hat ihr mal ein Foto von meinem Bruder und mir, ihrem Baba (Vater) gezeigt. Und sie fragte: Wer ist Baba?“
Auch Mohamed ist wie Maeof als Flüchtling für ein Jahr anerkannt und genießt „subsidiären Schutz“ – mit der Option auf Verlängerung und der Chance auf Niederlassungserlaubnis nach fünf Jahren, wenn er einen festen Job hat und mit der Sprache klarkommt.
Mohamed hat die diversen B1- und B2-Sprachkurse absolviert, vor kurzem einen Vertrag als Schweißer in Wachtendonk unterschrieben. Und er war die Person, die in dem „Grubi“-Maskottchen-Kostum steckte: „Da musste ich oft mit Kindern auf das Foto, da bricht mir das Herz dabei.“
Ihm seit wichtig, zu betonen, „wie dankbar wir dafür sind, was Menschen für uns hier machen. Wir vergessen nicht, was Deutschland für uns tut.“ Allein die Tatsache, seine Familie all die Jahre nicht gesehen zu haben „das reicht als Beschreibung“ für das, was er empfindet, aus, sagt er.
Dazu kommt das selbe Gefühl wie bei Maeof die tägliche Angst um das Leben der Familie. „Sie sind bei einem Bruder, nicht zentral in Damaskus. Aber auch Israel wirft Bomben. Drei Tage lang gab es kein Wasser.“ Und seineFrau sei krank.
Ausweglose Lage
Dazu käme die ausweglose Lage für die Zivilisten, die gar nichts mit diesem Krieg zu tun hätten:. „Alle diese Leute, von Assad und vom IS, denken, wir sind gegen sie.“ Dabei wolle man nur in Frieden leben.
Selbst in Deutschland müsse man aufpassen, weil es hier Menschen gebe, „die Informationen nach Syrien schicken.“ Und die syrische Polizei habe seine Frau zweimal gefragt, „wo ich bin.“
Für Mohamed ist es schwer, zu verstehen, dass er seine Liebsten nicht in den Arm nehmen kann: “Mein Bruder wohnt im Saarland und konnte seine Familie schon nachholen.“ Seine Kinder verstünden nicht, warum dessen Familie „Glück“ hatte und sie nicht.
Aber dass „immer und immer wieder Gesetze geändert“ würden, was eine Zusammenführung erschwert, sei für ihn „eine negative Überraschung.“ Was er damit meint, sind die Beschränkungen des Familiennachzuges auf monatlich 1.000 Personen bundesweit für Menschen mit „subsidiären Schutz“, Das hatte es noch nicht gegeben, als er den Antrag erstmals stellte.
Permanenter e-mail-Verkehr
Die Anträge lägen vor. Man schreibe permanent e-mails an die deutsche Botschaft nach Beirut und nach Syrien, unterstrich Gudrun Blumenkemper, die die beiden seitens der Caritas Geldern/Kevelaer berät und unterstützt. „Aber die gehen wohl nach Referenznummern“, meinte die engagierte Frau.
Natürlich kenne man nicht die Umstände, unter denen vor Ort so eine Botschaft agieren muss. Trotzdem koche auch bei ihr angesichts der Verzweiflung der beiden Männer oftmals die Wut hoch: „Das auszuhalten ist auch für mich in der Beratung schwer.“ Diese heftigen Emotionen müsse sie da schon von sich wegschieben: „Sonst könnte ich hier nicht sitzen.“
Dass man aus dem „kleinen“ Kevelaer nicht die Welt verändern kann, sei ihr klar. Die Möglichkeiten, was zu tun, seien in ihrer Position begrenzt: „Wir werden politisch nichts rütteln können. Man kann nur Verständnis für die Menschen erreichen und die 25. Mail zur Botschaft schicken.“ Wann das aber zu etwas führen wird, sei ungewiss.

Kevelaer wird ein „Sicherer Hafen“

In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause haben sich Kevelaers Kommunalpolitiker einstimmig dafür ausgesprochen, „Sicherer Hafen“ im Rahmen der „Seebrücke-Initiative“ zu werden. Der Rat nahm damit die Anregung des von der „Stiftung Aktion pro Humanität“ eingereichten Bügerantrages auf.
„Das bedeutet eine klare Solidaritätserklärung mit Menschen auf der Flucht, ein deutliches Votum für die Entkriminalisierung von Seenotrettung und für eine Aufnahme von Flüchtlingen zusätzlich zur Verteilquote“, erklärt Dr. Elke Kleuren-Schryvers für die APH. „Die Stiftung Aktion pro Humanität dankt allen Ratsmitgliedern für dieses überzeugende Zeichen unserer Stadt, die sich die Consolatrix afflictorum zur Schutzpatronin gewählt hat und damit deutlich zeigt, dass die Afflicti unserer Welt, die Ohnmächtigen, Geschundenen, Armgemachteten, die Gewaltopfer hier nicht am Wegrand liegen gelassen werden.“
Es sei beeidruckend, so Kleuren-Schryvers, mit welcher Konsequenz und Geradlinigkeit diese Entscheidung verfolgt und getroffen worden sei. Das Projekt „Seebrücke“ wird nun bald auch Kevelaer benennen als eine weitere Stadt in Deutschland, die zum „Sicheren Hafen“ wurde. Bislang sind es 72 Städte bundesweit.
„Wollen wir weiterhin Seenotrettung entbehrlich machen, dann muss nun zeitnah und kraftvoll das Engagement für die Perspektivgebung in den Heimatländern der Menschen beginnen“, sagt Dr. Elke Kleuren-Schryvers weiterhin. Für die Stiftung Aktion pro Humanität sei das der Sahelstaat Niger, aktuell das ärmste Land der Welt. „Vordringlich aber müssen die Menschen aus den Internierungslagern in Libyen durch humanitäre Rettungsflüge gemeinsam mit dem UNHCR (Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen) gerettet werden aus menschenverachtenden Lebenbedigungen.“
Die Stiftung Aktion pro Humanität habe dazu mit der befreundeten Hilfsorganisation MOAS (Seenotrettung auf dem Mittelmeer und Medikamentenhilfe im Jemen) und in Kenntnis und Abstimmung mit dem Bistum Münster einen Brief an Erzbischof Stefan Heße (Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz) geschrieben.
„Hier geht es um die mögliche Installation eines Kirchenschiffes zur Seenotrettung und um mögliche humanitäre Evakuierungsflüge für die Menschen aus den Flüchtlingslagern in Libyen.“
Mit Friedensaktionen zu Freimut, Toleranz, Solidarität und für mehr Frieden in der Welt sowie Video-Statements bekannter Niederrheiner versucht APH seit einigen Wochen intensiv, die Aufmerksamkeit auf die Menschen zu lenken, die aus Perspektivlosigkeit, Hunger, Armut, Terror und Krieg ihre Heimat verlassen.
Zuletzt fand eine Friedensaktion beim Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann in Kalkar statt. Weitere Infos gibt es unter www.pro-humanitaet.de und www. seebruecke.org

Ein sicherer Hafen

Der Rat der Wallfahrtsstadt Kevelaer hat sich in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstagabend mit einer öffentlichen Solidaritätserklärung und einer Selbstverpflichtung zur Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen zur Flüchtlingssituation auf dem Mittelmeer positioniert. Mehrheitlich stimmten die Ratsmitglieder für die Formulierung: „Der Rat der Wallfahrtsstadt Kevelaer erklärt sich mit den Menschen auf der Flucht solidarisch und positioniert sich öffentlich gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung auf dem Mittelmeer.“
Desweiteren stelle die Wallfahrtsstadt „eine schnelle und unkomplizierte Aufnahme und Unterbringung von aus Seenot geretteten Menschen im Rahmen der jeweils aktuell verfügbaren Unterbringungskapazitäten zusätzlich zur Verteilungsquote von Schutzsuchenden sicher“, heißt es im zweiten Teil des Beschlusses, dessen drei Teile einzeln zur Abstimmung gestellt wurden. Soweit eine Einflussmöglichkeit bestehe, sollen bevorzugt Familien aufgenommen werden, heißt es weiter. „Diese Aufnahme geschieht zusätzlich zur Verteilungsquote Asylsuchender“, stellt der Rat in dem Beschluss noch einmal klar. Hierzu solle ein Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Inneres und Sport, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Land NRW hergestellt werden.
Zuvor hatte der Rat, ebenfalls mehrheitlich, die Entscheidung an sich gezogen, die laut Zuständigkeitsordnung im Sozialausschuss hätte fallen sollen,  um mit der Sommerpause nicht zuviel Zeit bis zu dieser Grundsatzentscheidung ins Land gehen zu lassen.
Weitere Maßnahmen

Arbeit wartet auf den Sozialausschuss aber dennoch: Der Rat verwies die Angelegenheit „zur weiteren Beratung“ dorthin. Insbesondere solle der Ausschuss einen Vorschlag unterbreiten, ob und in welchem Umfang weitere Forderungen der „Seebrücke“, etwa finanzieller Art oder die Formulierung von Forderungen gegenüber den Regierungen des Landes und des Bundes, umgesetzt werden könnten.
Dr. Elke Kleuren-Schryvers und Dr. Rüdiger Kerner von der „Aktion pro Humanität“ (APH), sowie weitere Besucher der Ratssitzung, zeigten sich auf Nachfrage des Bürgermeisters Dr. Dominik Pichler, der seine Haltung zur Sache bereits bei einer spontanen APH-Demonstration am Freitag letzter Woche zum Ausdruck gebracht hatte (das KB berichtete) mit dem vorläufigen Ergebnis zufrieden und äußerten ihre Zustimmung mit Applaus für die Entscheidung der Ratsmitglieder.

Integration kommt ins Rollen

Es heißt, Rad fahren verlernt man nie. Das setzt aber voraus, es irgend wann einmal gelernt zu haben. Auf viele der in Kevelaer lebenden Flüchtlingsfrauen trifft das allerdings nicht zu. In ihrer Heimat wurde ihnen häufig nur ein begrenzter Aktionsradius zugestanden. Rad fahren passte da nicht ins Konzept, wenngleich viele Männer dort durchaus auf zwei Rädern unterwegs waren.
Der „Runde Tisch Flüchtlinge“ (RTF) möchte das nun ändern und auch nach Kevelaer geflohenen Frauen helfen, das Rad fahren zu erlernen. „Anfangs ging es um Grundbedürfnisse wie Kleidung“, beschreibt Ulrich Hünerbein-Ahlers vom RTF die Motivation des Vereins, „jetzt geht es um Integration“. Die Idee zur jetzt geplanten Aktion stammt von der Caritas, die über ein ADFC-Projekt in Wesel darauf aufmerksam geworden ist.
Während Kinder – auch jene, die als Flüchtlinge hierher gekommen sind – meist mutig ans Rad fahren herangehen und nach wenigen Anläufen halbwegs sicher darauf unterwegs sind, haben Erwachsene, die noch nie auf der Fiets gesessen haben, oft großen Respekt davor. „Wir orientieren uns an einem erfolgreichen Projekt aus Krefeld“, schildert Hünerbein-Ahlers. Einmal pro Woche gibt es dort auf einem Schulhof ein Radfahrtraining für Flüchtlingsfrauen. „Dort hat man die Erfahrung gemacht, dass die Frauen oft Angst vor dem Losfahren und dem Bremsen haben.“ Die simple Lösung sei die, die sich auch für Kinder seit Jahren durchgesetzt hat: das Laufrad. Und weil wohl kaum so ohne weiteres Laufräder für eine größere Gruppe Erwachsener zu bekommen sind, sollen kurzerhand von der RTF-Fahrradwerkstatt, die schon länger Fahrräder für Flüchtlinge herrichtet, Räder mit niedrigem Einstieg genommen und vorübergehend von ihren Pedalen befreit werden.
Um dieses Angebot realisieren zu können, sucht der RTF nun ehrenamtliche Helfer, genauer Helferinnen. Es geht darum, beim Training die Fahrräder zu stabilisieren, also am Gepäckträger oder Sattel mit anzufassen, bis sich die Frauen sicher auf dem Rad fühlen. „Wahrscheinlich muss man auch mal an der Schulter festhalten“, vermutet Hünerbein-Ahlers. Daher sollten diese Aufgabe Frauen übernehmen. Aufgrund der kulturellen Unterschiede dürften sich die Flüchtlingsfrauen dabei wohler fühlen – und vermutlich werden auch deren Ehemänner genau beäugen, was ihre Frauen da machen.
Jeder kann helfen
Rollen und bremsen die Flüchtlinge mit den „Laufrädern“ sicher, soll der nächste Schritt das richtige Fahrrad sein. Am Ende der Aktion ist eine Radfahrprüfung mit der Polizei geplant – wie in der Grundschule. „Das haben wir auch schon für die Flüchtlinge gemacht, die bereits Rad fahren konnten“, erinnert sich Hünerbein-Ahlers.
Besondere Fähigkeiten müssen die Helferinnen nicht mitbringen, Jung und Alt sind gleichermaßen willkommen. Auch die Sprache dürfte kein Problem darstellen. „Wir haben mittlerweise in jeder Gruppe zwei bis drei Flüchtlinge, die recht gut Deutsch sprechen“, weiß Daniel Heinrichs, der beim RTF Flüchtlinge über Sportangebote integriert. Zudem sei es sicher auch nicht nötig, jede Woche mithelfen zu müssen. „Wir wollen ein Team bilden, das sich dann selbst organisiert“, betont Heinrichs.
„Wenn auch die Frauen Rad fahren können, können sie ihre Kinder in den Kindergarten fahren oder gemeinsam mit Mann und Kindern unterwegs sein“, hofft er. Das fördert zudem das Selbstbewusstsein und bringt sie aus der Wohnung heraus unter Menschen – einer der wichtigsten Schritte zur gelungenen Integration.

Unverbindlicher Infoabend
Wer Interesse hat, dieses Integrationsprojekt zu unterstützen, kann sich zunächst bei einer Informationsveranstaltung unverbindlich die Details anhören. Das Treffen dafür ist am Mittwoch, 14. November, um 20 Uhr im Raum 107 in der Öffentlichen Begegnungsstätte, Bury-St.-Edmunds-Straße. Vorabinfos gibt es auch per E-Mail unter info@rtf-kevelaer.de.

Hendricks lobt Kevelaerer Erfolg

Die frühere Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks (SPD-MdB) besuchte in Begleitung des Kevelaerer Bürgermeisters Dr. Dominik Pichler und des zuständigen Beigeordneten Marc Buchholz die „Sonnenblumengruppe“ – eine Gruppe zur Kita-Vorbereitung für Flüchtlingskinder – im Klostergarten Kevelaer. Auch Caritas-Vorstand Andreas Becker und Kita-Fachleiterin Jutta Scholl waren zugegen und beantworteten der Kreis-Klever Bundestagsabgeordneten alle Fragen rund um die Spielgruppe.
Die „Sonnenblumengruppe“ wird im Rahmen des Programms „Frühe Bildung“ mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums gefördert und gemeinsam vom Caritasverband und der Stadt Kevelaer umgesetzt. Kinder aus Flüchtlingsfamilien werden hier auf den Kindergarten beziehungsweise auf die Schule vorbereitet. Pichler und Buchholz zeigten sich sehr zufrieden über die Zusammenarbeit mit der Caritas. Buchholz berichtete über anfängliche Schwierigkeiten, die in erster Linie daher rührten, dass geeignete Räumlichkeiten und geeignetes Personal gefunden werden mussten, die den Projektanforderungen genügten. Dies sei in der Zusammenarbeit mit der Caritas gelungen. Das Projekt läuft seit etwas mehr als einem Jahr und wird über die Bundesmittel bis Ende 2010 finanziert.
Hendricks lobte die „Erfolgsquote“ der Gruppe, in der es seit der Einrichtung gelungen ist, acht Kinder in den „Regelbetrieb“, also in Kindergärten oder Schulen in Kevelaer zu vermitteln, als gelungenes Beispiel für gelebte Integration von Flüchtlingen. Insbesondere freute es die Kreis-Klever Bundestagsabgeordnete, dass sich durch die Ansiedlung der Gruppe in Räumen des Klostergartens eine erkennbare Synergie mit weiteren dortigen Angeboten der Caritas ergebe. So können die Eltern teils die dort angebotenen Sprachkurse besuchen, während ihre Kinder quasi „nebenan“ die Sonnenblumengruppe besuchen. Die Erfolge und die Nachfrage zeigen, dass es in der Kevelaerer Sonnenblumengruppe gelungen ist, die durchaus vorhandene Skepsis einiger Eltern gegenüber einem solchen, für sie völlig neuen Angebot aufzulösen.
Die Kinder schenkten Barbara Hendricks übrigens neben gespannter Aufmerksamkeit während des Besuches auch mit Stolz eine Karte mit einer von vielen kleinen Fingern gemalten Sonnenblume drauf, die ein fünfjähriger Afghane überreichte.

Made in Kevelaer

Hand aufs Herz, liebe Leser, der aktuelle Prospekt aus dem Modehaus Kaenders ist sehenswert und lädt durchaus zu einem Einkaufsbummel durch Kevelaer, nicht zuletzt zu einem Besuch ins besagte Modehaus ein. Das mag daran liegen, dass erstens der Prospekt sehr gut und professionell gemacht ist und zweitens dafür ein durchaus sehenswertes Model zur Verfügung stand.
Markus Kaenders, Inhaber des Kevelaerer Modehauses, lacht und stimmt beidem zu. „Wir waren diesmal in der glücklichen Lage, ein Prospekt mit hauseigenen Mitarbeitern zu machen – und das ist uns sehr gut gelungen“, erklärt der Modefachmann mit Blick auf das besagte Model, Eyad Babncy, der auch schon bei Modeschauen für das Modehaus gelaufen ist. „Die Kampagne, das können wir jetzt schon sagen, ist sehr gut angekommen“, freut sich Kaenders.
Flucht aus Syrien
Für das Modehaus war dieser Prospekt eine gute Möglichkeit, sich einem modernen Publikum zu präsentieren. „Wir möchten damit auch zeigen, dass unser Haus moderne Mode für jedes Alter anbietet“, betont der Inhaber. Vor vielen Jahren habe man für einen eigenen Prospekt Schaufensterbüsten genommen. „Das wirkte aber eher wenig professionell“, gesteht Kaenders, der zudem für die Erstellung des aktuellen Prospekts die gute Zusammenarbeit mit der in Kevelaer ansässigen Medienmanufaktur lobt.
Nun kann man über die Verfügbarkeit eines eigenen Models oder die Zusammenkunft von Eyad Babncy und dem Modehaus Kaenders von reinem Zufall sprechen. Aber so einfach ist diese Erfolgsgeschichte für beide Beteiligten dann doch nicht.
Im Frühjahr 2016 floh Eyad Babncy aus seinem Heimatland Syrien. Viele Erinnerungen an seine Familie und auch schreckliche Kriegserfahrungen begleiteten den jungen Mann auf seiner Flucht über die Türkei nach Deutschland. Im Mai 2016 endete diese in Neuss. Nur kurze Zeit später führte sein Weg nach Kevelaer.
Hier in der Marienstadt hilft ihm sein unbändiger Lebenswille. Zusätzliche Lebensfreude lässt den 29-jährigen Syrer schnell aktiv werden. „Das Wichtigste war für mich, erst einmal die Sprache zu lernen“, berichtet Eyad Babncy. Unterstützung erhält er dabei von Sylvia Rommen-Ahlbrecht, Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Marien. „Dieser junge Mann hat eine besondere Ausstrahlung und einen unbändigen Willen, etwas Neues zu lernen“, bestätigt die Vorsitzende, die den hier angekommenen Flüchtlingen Deutschunterricht erteilt. Sie erkennt die Begabungen des jungen Mannes, gibt ihm Privatunterricht in Sprache, Redewendungen und Verkaufstraining. Erfahrungen hatte Eyad Babncy schon an der Seite seines Vaters gesammelt, der in Syrien in der Tourismusbranche und im Einzelhandel tätig war.
Seine schnelle Auffassungsgabe und nicht zuletzt sein Charisma verschafften ihm ein fünfwöchiges Praktikum im Modehaus Kaenders. „Das machen wir gerne, allerdings vergeben wir eher Schülerpraktika“, erklärt Markus Kaenders. Eyad Babncy war mit Beginn des Praktikums bereits 30 Jahre. Dennoch, die Sympathiewelle schwappte schnell über – und das im ganzen Haus. Auch Verwaltungsmitarbeiterin Heidrun Wendt kümmerte sich auf mütterliche Weise um den Praktikanten, ermöglichte ihm einen Einstieg in ein Berufsleben.
Ausbildung bei Kaenders
„Eyad bewies während seines Praktikums so viel Talent und Verkaufsgabe, dass wir ihm eine weitere Mitarbeit in unserem Hause anboten“, erklärt Kaenders. Eyad stellte jedoch nicht nur sein Verkaufstalent unter Beweis, sondern zeigte auch Begabung als Model, wurde schon im vergangenen Jahr im Kaenders-Prospekt zum Modegesicht der Stadt Kevelaer. „Der neue Prospekt ist aber besser geworden“, sagt das Model und Verkäufer selbstkritisch mit einem herzlichen Lachen.
Eyad Babncy nutzte seine Chance. Im August vergangenen Jahres begann er im Modehaus Kaenders seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, besucht zwei Mal wöchentlich in Geldern die Berufsschule. Darüber freut sich nicht nur Markus Kaenders. Auch die Kundschaft freut sich über das freundliche Verkaufstalent. Und wenn diese dann in ihrem Verkäufer das Model erkennen, steht einem erfolgreichen Verkaufsgespräch nichts mehr im Wege. Besser kann Integration nicht gelingen.