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Auf vielen Wegen zu den Menschen

Es gab eine Zeit vor Corona, auch in der Ehe-, Familie- und Lebensberatung des Bistums Münster (EFL). Auf diese Zeit schaut der Jahresbericht der EFL für 2019 zurück, den Leiterin Andrea Stachon-Groth nun vorgestellt hat, ohne dabei den Ausblick auf die künftige Zeit mit Corona, die die Arbeit in den EFL-Beratungsstellen weiter prägen wird, auszusparen.

Unverändert geblieben ist die hohe Nachfrage nach den Angeboten der EFL. 2019 haben ins-gesamt 13.699 Ratsuchende die 38 Beratungsstellen im Bistum Münster aufgesucht. Dies ent-spricht der in etwa gleich hohen Resonanz der Vorjahre: 2018 hatte es 13.030, 2017 insgesamt 13.424 Ratsuchende gezählt worden.

3.933 Paare haben eine gemeinsame Beratung in Anspruch genommen. 169 Ratsuchende nutz-ten die Online-Beratungsstelle und wurden dort in 871 E-Mail-Beratungskontakten und 82 Chat-Beratungen unterstützt.

Der größte Teil der Ratsuchenden (59 Prozent) ist katholisch. Stachon-Groth und ihrem Team ist aber wichtig, dass sie genauso für Menschen anderer oder ohne Religionszugehörigkeit ansprechbar sind. Finanziert wird die Beratungsarbeit zu zwei Dritteln durch das Bistum, zu 18 Prozent von den Kommunen, zu elf Prozent vom Land NRW. Die restlichen Mittel stammen aus Spenden.

Online-Beratung

Die Themen der Beratungen ergeben sich laut Stachon-Groth oft aus Veränderungen und Umbrüchen in der Lebenssituation, in der Beziehungsdynamik zwischen Partnern und Familienangehörigen. Einzelpersonen kommen häufig wegen Selbstwertproblemen, stimmungsbezogenen Problemen wie Depressionen oder nach kritischen Lebensereignissen.

Paare suchen Rat vor allem wegen Schwierigkeiten in der Kommunikation und Auseinanderlebens, während Familien wegen Problemen im Umfeld oder einer gestörten Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern die EFL kontaktieren.

„Wesentlich für unsere Arbeit ist weiterhin, den Begriff der Familie größer zu denken als im klassischen Sinne“, betont Stachon-Groth angesichts eines in den vergangenen Jahren immer vielfältiger gewordenen Familienbilds. Auch das bildet der Jahresbericht ab: Zusammenlebende Paare mit gemeinsamen minderjährigen Kindern machen noch 33 Prozent der Ratsuchenden aus, Alleinerziehende 13 Prozent sowie Stief-/Patchwork oder Adoptiv-/Pflegefamilien mit minderjährigen Kindern sechs Prozent.

26 Prozent der Ratsuchenden lebt allein oder als Paar mit erwachsenen Kindern. „Hier hält die Kirche ein Angebot bereit für Menschen, die sonst durchs Raster fallen, denn die Beratung einer Familie mit erwachsenen Kindern erhält keine Landesförderung“, sagt Stachon-Groth.

Bei ihrer Arbeit sehen sie und ihr Team sich nicht als Einzelkämpfer, im Gegenteil: „Wir ver-netzen uns immer stärker mit anderen Angeboten in der Seelsorge oder der Prävention, um die unterstützenden Dienste der Kirche als Gesamtpaket noch wirksamer zu machen.“ Ebenso begleite man Ratsuchende beim Übergang zu nicht kirchlichen Angeboten.

Kontinuierlich wolle die EFL außerdem ihre „Beratungsansätze und Methoden weiterentwickeln und wissenschaftlich auf den Prüfstand stellen“, unterstreicht die Leiterin. Seit einem gemeinsamen Fachtag im Herbst 2019 arbeite man daran gezielt mit universitären Einrichtungen.

Ein weiteres Ziel für die Zukunft ist nach Stachon-Groths Angaben, junge Menschen als Zielgruppe „auf unkonventionelle Art“ anzusprechen. Mit einer Impro-Theater-Aufführung über Beziehungsalltag habe man im Januar eine erste Idee erfolgreich ausprobiert, an die man anknüpfen wolle.

Nicht nur wegen der Corona-Einschränkungen wichtiger geworden sei das Thema Digitalisierung. „Aber durch die Umstellung unseres Angebots ist die Bereitschaft zu und die Erfahrung mit digitaler Beratung gestiegen“, weiß Stachon-Groth. Neben der Beratung gehe es dabei wesentlich auch darum, sich in der digitalen Welt gut zu präsentieren und dort erreichbar zu sein. Denn, betont Andrea Stachon-Groth abschließend: „Ziel unserer Arbeit ist und bleibt, möglichst breit alle Menschen zu unterstützen, die diese Unterstützung brauchen und möchten.“

Weitere Infos zur Arbeit der EFL und den kompletten Jahresbericht gibt es im Internet unter www.ehefamilieleben.de