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Er will gestalten, motivieren und sich einbringen

Gerne hätte er sein Jubiläum mit einem großen Tag der offenen Tür gefeiert, gesteht Winfried Janssen, als er seinen Gesprächsgast an dem Eingangszaun empfängt und durch die Einfahrt die Treppe hinauf entlang der Fenster in die Wohnung führt. „Aber das fällt alles wegen Corona ins Wasser“, bedauert der mittlerweile 80-Jährige. In seinem Wohnzimmer fallen mir die Zeichnungen seiner Enkel auf, die an den Wänden verteilt zu sehen sind. „Und das hier, das bin ich im Alter von fünf Jahren“, zeigt er auf einen Rahmen. „Das hat ein Engländer gezeichnet, der in Sonsbeck gelebt hat.“ Auf der Zeichnung findet sich der Name „Jaar Sonbroeck“ und das Datum „Mai 1945“.

Winfried Janssen wurde am 24. Mai 1940 in Sevelen als ältester von fünf Kindern als Sohn eines Organisten und Küsters geboren. „Krieg war Alltagsgeschehen für uns“, sagt Janssen heute. „Wir haben noch von Weitem den blutroten Himmel im Ruhrgebiet gesehen. Und ich kann mich gut an den Alarm erinnern, wo die Maschinen von England kamen. Da mussten wir in die Keller rein.“

Aus der Zeit sind ihm noch einige bruchstückhafte Fragmente in Erinnerung geblieben. „Anfang 1945 wurden wir Richtung Paderborn evakuiert, und da habe ich die kaputten Städte gesehen. Unterwegs kamen dann die Tieffliegerangriffe. Die schossen die Leute vom Rad, wenn Du nicht schnell genug warst. Da mussten wir raus aus dem Bus, da war ein Haus in der Nähe, rein in den Keller.“

Zwischen Krieg und Kirche

Er sah auch ein Flugzeug, das über Sevelen brannte und in Geldern abstürzte. „Und neben dem Bürgermeister lagen die Soldaten im Garten, da bin ich in einen Panzer rein, als die Deutschen noch die Front hier hatten.“ Als der Vater auf Heimaturlaub war und dann wieder weg musste, „weiß ich noch genau die Stelle, wo er auf den Laster gestiegen ist und weggefahren ist.“ Ob er an der Front war, weiß er nicht. Sein Vater war im ersten Weltkrieg gefallen und er war der einzige Sohn.

Das kirchliche Leben „das hat mich geprägt“, sagt er. „Das war ein Bestandteil unseres Lebens.“ Als Messdiener ging er dem Vater, als der aus dem Krieg zurückkehrte, viel zur Hand. „Bis auf Beichte habe ich alles mitgemacht“, muss er an der Stelle schmunzeln. „Ich war ja auch ‘backstage’ bei allen, die da bei den Vorbereitungen mit einbezogen waren“, sagt Janssen. „So habe ich Kirche, die Kapläne, die Pfarrer, die Vielzahl dieser geistlichen Herren kennen und schätzen gelernt. Da waren einige dabei, die waren menschlich gesehen für jungen Menschen solche, an denen man sich orientieren konnte.“

Der Vater war ein begnadeter Musiker, leitete den Chor in Sevelen. „Da hatte ich aber nix von“ – im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern, die beide Instrumente lernten. „Mein Talent war, an dem Musik-Studium vorbei zu kommen. Aber die Liebe zur Musik, die ist geblieben.“ Der kleine Winfried verbrachte viel Zeit bei der Familie des Großvaters mütterlicherseits, der Bürgermeister von Sevelen war und selbst acht Kinder hatte. „Eine Schwester wohnte in Geldern, wo ich zur Schule ging. Da wohnte ich, um den Weg abzukürzen. Die jüngste Schwester wohnte in Hönnepel, wo wir auf dem Hof die Pferde auf die Weide führten. Und im Krefeld wohnten zwei Vettern. Das war für mich die große weite Welt.“

Eine Schwester meiner Mutter war mit dem ehemaligen Gelderner Stadtdirektor Matthias op de Hipt verheiratet. „Da habe ich viel mitbekommen.“ Aus seinen Erzählungen bekommt er einen Begriff des demokratischen politischen Systems, das im Entstehen begriffen ist. „Das war ja britische Verwaltungszone, und die Bürgermeister und Stadtdirektoren sind ja erstmals eingesetzt worden. Und nach 1949 kamen die ersten Wahlen.“ Als der Vater aus dem Krieg zurückkam, hatte der kleine Winfried „intensive Erziehungsversuche – vor allem meiner Tanten“ – hinter sich. „Als mein Vater ansetzte, da hatte ich soviel ‘Abwehrkräfte’ aufgebaut, dass er da nicht viel ausrichten konnte, auch wenn das Regiment streng war. „Wenn Gleichaltrige draußen spielten, musste ich Zähne putzen und ins Bett.“

Vom Starkstromelektriker zum Rektor

Mit 17 Jahren absolvierte Winfried Janssen nach der Volksschule in Krefeld eine Lehre als Starkstromelektriker. „Da lernte ich was Anderes kennen als die gut behütete Situation zu Hause. Da kam ich in eine Welt, wo der Arbeiter im Stundenlohn sein Geld unter teilweise sehr schwierigen Verhältnisse verdienen musste.“ Erstmals erlebte er „die Kontraste derjenigen, die die Fabriken betreiben, und der Arbeitnehmer. Da habe ich Einblicke in deren Gegebenheiten, deren Denken und wirtschaftlichen Verhältnisse bekommen.“

Seine Frau Ingrid heiratete er im Dezember 1963 in Geldern erst standesamtlich, im April 1964 kirchlich. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Verena und Daniel hervor. Das Paar zog 1970 nach Winnekendonk. Janssen ging über den zweiten Bildungsweg und in die Abendschule nach Kempen. Im Jahr 1968 wurde er Lehrer. „Während meiner aktiven Zeit als Elektriker hatte ich viel mit Azubis zu tun. Da habe ich für mich gesagt: Mit deinem Wissen kannst Du das besser rüberbringen, indem Du in die Schule gehst.“ Naheliegend wäre da Berufsschullehrer gewesen. „Aber ich habe mich für die jüngere Schüler entschieden, weil ich die mit meinem Wissen und Möglichkeiten auf das Berufsleben vorbereiten wollte“, sagt Winfried Janssen. Das habe er bis 2004 als Schwerpunkt seiner schulischen Arbeit gesehen. Aus dieser Arbeit ging dann später unter anderem der Berufsinfotreff bei der Sparkasse hervor.

Die alte Form Volksschule wurde durch die Schulreform 1968 und die Fachlehrer der 70er Jahren grundlegend verändert. Janssen lehrte Naturwissenschaften, Physik, Mathematik und Wirtschaftslehre, später auch Geschichte. Von 1977 bis 1984 war er Konrektor der Edith-Stein Schule, kehrt 1984 als Direktor an die Theodor-Heuss-Hauptschule zurück und ging am 31.Juli 2004 in den Ruhestand. „Ich habe gerne unterrichtet. Das war nicht so, dass ich vor den Schülern geflohen bin. Ich konnte deren Macken, Methoden und Verhaltensweisen schnell erkennen. Und ich habe versucht, bei Schülern, die erziehungsresistent waren, Akzeptanz zu bekommen und denen eine Perspektive zu zeigen.“

Heute komme er mit vielen Ehemaligen ins Gespräch, die die Sinnhaftigkeit seiner Bemühungen anerkennen. Viele seien Unternehmer, Lehrer oder Menschen mit besseren Bezügen als er selbst geworden. „Das sind so die Momente, wo du ein bisschen zurückkriegst und denkst: verdammt, hast Du doch nicht alles falsch gemacht.“

Vom Jungsozialisten zum Bürgermeister-Kandidaten

Die politische Karriere begann, als er 1973 in die SPD eintrat und Vorsitzender der Jungsozialisten wurde. „Ich habe immer nur Kommunalpolitik gemacht, weil ich dann nah an den Leuten bin, um direkt was tun zu können und direkt die Verantwortung zu übernehmen, wenn was schief ging. Und ich bin keinem Streit aus dem Weg gegangen.“

Anfang der 70er Jahre kamen viele neue Lehrer aus der 68er-Generation nach Kevelaer. „Und es war damals das Gesamtschulprojekt hier, das anstand.“ Dem Rat in der Form wollte man nicht die Zukunft der Jugend überlassen. Und die SPD befand sich über die Willy-Brandt-Jahre im Aufschwung. „Da waren selbst Peter Hohl und Edmund Bercker in der SPD“, erinnert er sich. Aber das ging auch nicht ohne Konflikten ab. „Der Werner Helmus sagte: solange der mit am Tisch sitzt, bleibe ich nicht. Da ist der aufgestanden und gegangen.“ Denn als Jungsozialist habe man in der damals „stark schwarz gefügten Welt“ wortwörtlich als „ein rotes Tuch“ gegolten.

Über den Bundestagsabgeordneten Helmut Esters wurde diese Strömung parteiintern allmählich gesellschaftsfähig. Im Juli 1974 wurde Janssen stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes. Und 1975 folgte der erste Wahlkampf, den die jungen Leute mit aufzogen. „Das hat uns Mut gemacht, weiter zu machen.“ Er selbst kam mit in den Stadtrat, wurde später auch Fraktionsvorsitzender im Rat. Weitere erfolgreiche Wahlkämpfe an der Haustür folgten, in denen er sein Organisationstalent mit einbringen konnte.

Zu ungeduldig

„Auf Widerstand zu stoßen, das war in Kevelaer so gesehen Tagesgeschäft“, beschreibt Janssen die politische Zeit. „Da musstest Du tricksen, Mehrheiten schaffen.“ Zugleich sei „Politik immer ein Feld, das von Kompromissen beherrscht wird. Da habe ich nie meinen Kopf durchgesetzt. Meine Ideen haben aber nicht allen gefallen“, räumt er ein. Und dazu kommt noch eine weitere persönliche Eigenschaft. „Ich bin in vielen Dingen zu ungeduldig“, gesteht er selbstkritisch. Als Wahlkampfleiter habe er immer das aufgebaute Konzept zügig und so gut wie möglich umsetzen wollen. „Da erwarte ich sicher auch zu viel – und erwarte, dass die anderen auch so mitmachen.“ Wichtig sei in der Politik aber auch eins: „Man kann politisch verschiedener Meinung sein, auch mit den CDU-Leuten. Aber da war immer eine Ebene, wo man das besagte Bier danach trinken konnte und die Ideologien nicht so wesentlich waren.“ Dass er mit CDU-Hilfe zum Rektor der Theodor-Heuss-Hauptschule gewählt wurde, gefiel nicht jedem Sozialdemokraten.

Einen besonderen Draht entwickelte er zu seinem Parteikollegen Klaus Hölzle. „Der war Anwalt, ein begnadeter Redner. Wenn der zum Haushalt sprach, war alles im Rat still. Das war ein Ereignis.“ Beide hätten als Tandem gut funktioniert, sagt Janssen. „Da war schwer gegen uns anzukommen“, gibt er zu.

„Ich hatte realistisch nie eine Chance“

Im Jahr 1986 trat der begeisterte Stadionsprecher beim KSV vom Fraktionsvorsitz zurück, als er den SPD-Platz im Verwaltungsrat der Sparkasse nicht an Werner Helmus freimachen wollte – und ihm die Fraktion ein Ultimatum stellte. 1988 endet seine Arbeit im Parteivorstand, ein Jahr später schaffte er es in den Kreistag. 1992 ist er zurück im Ortsvorstand, mit in der Fraktionsführung, 1996 auch im Unterbezirksvorstand. Drei Jahre später zog Winfried Janssen für die SPD 1999 in den Wahlkampf um das erstmalig zu besetzende Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters. „Ich hatte realistisch nie eine Chance“, sagt Janssen heute, auch wenn er sich in den Wahlkampf voll reingehängt hatte und „dafür breite Unterstützung“ erfuhr.

Das Handicap war, dass es fünf Kandidaten damals gab, wo sich das Wählerpotenzial zergliederte. „Da konnte ich nie auf eine Größenordnung kommen, die den Pahl gefährden hätte können.“ Und die SPD im Bund „hatte in der Regierung zu der Zeit auch keine gute Bilanz vorzuweisen.“ Immerhin erreicht er mit 24,6 Prozent mehr Stimmen als seine Partei. „Aber es hat mir schon weh getan“, gesteht Janssen, als er Pahl als Erster zum Sieg gratulierte. „Die Nacht habe ich nicht geschlafen. So abgebrüht war ich nicht.“ Der erste Schultag danach war „für mich wie im Film. Aber das Leben geht ganz schnell weiter.“

Die Beförderung des Ehrenamts sieht Janssen als eine wichtige Weichenstellung. Als einen der größten konkreten Erfolge bezeichnet er „die Tatsache, dass wir mit der CDU die Wirtschaftsförderung haben gründen können. Umso mehr hat es mich getroffen, dass die unter Stibi aufgelöst wurde – auch weil das bis heute nicht richtig funktioniert. So sehe ich das, und bin da sicher nicht der Einzige.“

Abschied und letzte Karriere

Ab der Stadtratswahl 1999 war er SPD-Fraktionsvorsitzender und mit Hilfe der CDU zweiter stellvertretender Bürgermeister, was der SPD missfiel – und das problematische Verhältnis zu dem eigenwilligen Denker erneut offenlegte. „Anfang der 2000er Jahre gab es eine unliebsame Zeit“, ist Janssens Bezeichnung dafür. „Da kam eine jüngere Generation, die das Gefühl hatte, die Alten waren jetzt lange genug dran.“ Obwohl für ihn klar war, dass 2004 Schluss ist. „Das war terminiert und abgesprochen. Aber das ging einigen nicht schnell genug.“

2001 ersetzen die Genossen ihn durch Sigrid Ehrentraut im Fraktionsvorsitz. Der Konflikt um den Posten als stellvertretender Kreisvorsitzender – die Kevelaerer wollten Jörg Vopersal, Parteichefin Barbara Hendricks ihn – führte ein Jahr später zu Janssens Rückzug. Er blieb aber bis zu seinem politischen Karriereende 2004 zweiter stellvertretender Bürgermeister. Danach wollte er Herr über seinen eigenen Terminkalender werden. 2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Ein Jahr später wurde er „aus Geselligkeit und Spaß an der Freud’“ Mitglied der Bürgerschützen, arbeitete die Chronik des Vereins auf und machte die Öffentlichkeitsarbeit. „In der Zeit sind wir 2008 nach Kevelaer gezogen.“

Über die Bürgerschützen kam er 2017 zum Krippenmarkt, wo er als „Marktmeister“ und mittlerweile auch Geschäftsführer der „Event- und Marketing-Agentur“ noch immer aktiv ist. Seine „letzte Karriere“ nennt er die Arbeit an diesem Projekt. „Bei dem Marktmeister kann das durchaus noch zwei-,drei Mal so sein, bis mich jemand mit dem Rollator drüber schiebt“, sollte die Gesundheit mitmachen, sagt er. Dafür will er mit der neuen „Fiets“ so viel fahren wie möglich. Für den Geschäftsführer will er so bald wie möglich einen Nachfolger benennen. Ob er es brauche, gebraucht zu werden? „So würde ich das nicht sehen, auch wenn meine Frau das oft sagt. Ich will gestalten. Ich will was tun, bringe mich dafür 100 Prozent und mehr ein, will motivieren und Leute finden, die mitmachen. Das ist mir an vielen Stellen gelungen.“

„Kevelaer wird nicht untergehen“

Natürlich ist Janssen seiner Frau Ingrid, die seit Jahrzehnten an seiner Seite ist, dankbar für ihren Beitrag. „Politik ist nicht immer familienfreundlich“, formuliert er diplomatisch das, was an Zeit für Sitzungen, Wochenenden und politische Treffen drauf ging. „Aber die Kinder sind in der Erziehung nicht zu kurz gekommen.“ Heute pflegt er das Home-schooling mit seinen Enkeln.

Wie er die Zukunft Kevelaers sieht  Da will er angesichts von Corona lieber noch keine Prognose wagen. „Nichts wird mehr so sein wie vorher, aber es wird sich auch nicht alles ändern.“ Der Schwerpunkt für das persönliche Lebensumfeld werde stärker werden. Das sehe man am Peter-Plümpe-Platz „Kein Auto wird es genauso wenig geben wie nur Grün“, da komme es auf die Gewichtig an. „Der totale Grün-Plan, davon wird 2030 mehr umgesetzt sein, als dass das Auto im Mittelpunkt steht.“ Kevelaer werde die Bedeutung als Wallfahrtsstadt sicher behalten, ist er überzeugt. „Das Bedürfnis, die Trösterin der Betrübten zu besuchen, wird sicher nicht weniger.“ Außerdem sei er sehr überzeugt von der jungen Generation der Geschäftsleute, die „Kevelaer in diesem Bestand erhalten“ können mit inhabergeführten Geschäften und Leuten, die „Ahnung haben“. An eins, daran glaubt er fest: „Kevelaer wird nicht untergehen.“

„Sie hat immer gute Sinn“

Fröhlich wirkte sie, als sie das Messer zückte, um die Geburtstagstorte anzuschneiden, die man ihr zu Ehren gemacht hatte. Gemeinsam mit den Angehörigen genoss Maria Behr die gemeinsame Zeit an ihrem Geburtstag im Garten und wurde mit der Bäckerstorte überrascht, die mit Zuckerguss überzogen eine Art „grünen Rasen“ und eine Oma mit Dutt und Spaten darstellen sollte. „Wir haben einen schönen Tag verlebt“, waren sich ihre beiden Töchter Helga und Monika angesichts des besonderen Jubiläums einig. Maria Behr ist ein echtes „Kävelse Mädchen“. Sie wurde am 6. Mai 1930 als Maria Lohmann und als eines von vier Kindern in der Wallfahrtsstadt geboren. Der Vater war Buchbinder, die Mutter Kontoristin. Ihr ältester Bruder starb 1943 im Krieg.

Eine große Torte gab’s zum Geburtstag. Foto: privat

Nach dem Besuch der Schule arbeitete sie als Hauswirtschafterin auf dem Bauernhof Terlinden. Im Jahr 1956 heiratete sie dann den Hufschmied und späteren Landmaschinenschlosser Alois Behr. Ihn hatte sie in einer Gaststätte in Lüllingen auf der dortigen Kirmes kennengelernt. Das junge Paar zog schließlich nach Winnekendonk. Maria Behr hörte mit ihrem Job auf, brachte eine Tochter und einen Sohn zur Welt. 1962 kamen sie dann nach Twisteden, wo sie ihre zweite Tochter bekam. Heute gibt es dazu schon drei Enkelkinder.

Ihr größtes Hobby sei der Garten, verraten ihre beiden Töchter. Den liebe sie über alles. Dazu liest die Jubilarin gerne, rätselt viel, puzzelt sehr gerne und geht viel spazieren. Und ihre hervorstechendste Eigenschaft sei, dass sie „immer gute Laune hat und sich durch nichts unterkriegen lässt“, sagen die Kinder. „Sie hat immer gute Sinn.“

Hochzeit planen trotz Covid-19?

Es sollte der schönste Tag im Leben vieler Paare werden: der Hochzeitstag. Doch die Planungen für dieses besondere Ereignis werden für viele Paare während der Corona-Krise aktuell zum Albtraum. Wird die Hochzeit stattfinden können? Müssen wir ohne Gäste feiern? Bleiben wir bei einer Absage auf den Kosten sitzen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich angehende Brautpaare derzeit. Patricia J. ist als freie Traurednerin tätig und steht den Paaren mit Ratschlägen zur Seite. Im Interview mit dem KB spricht sie über mögliche Alternativen zur klassischen Trauung und  gibt Ratschläge, worauf die Paare bei einer Absage oder Verschiebung der Trauung achten sollten.

Wie erleben Sie als Traurednerin aktuell die Stimmung bei den Hochzeitspaaren?

Man merkt eine ganz, ganz große Verunsicherung. Die Vorfreude vieler Paare ist verflogen, stattdessen hängen sie in der Luft. Das liegt vor allem daran, dass es im Moment keine bundesweiten Regelungen für Trauungen gibt: Was ist erlaubt, was nicht? Für viele Paare tritt auch eine wesentliche Frage mehr und mehr in den Vordergrund: Selbst wenn es erlaubt sein sollte, unsere Trauung im Sommer zu feiern, wollen wir das dann überhaupt unter den Voraussetzungen? Die meisten haben verstanden, dass ihre Hochzeit wahrscheinlich mit gewissen Einschränkungen verbunden sein wird. Ein Paar hat mir auch von der großen Angst berichtet, am Ende mit ihrer Feier vielleicht verantwortlich zu sein, wenn nach der Hochzeit jemanden an Covid-19 versterben sollte. Da sind schon große Ängste im Spiel. Es gibt natürlich auch Paare, die noch relativ entspannt sind – das sind dann die, die im Spätsommer/Herbst heiraten würden. Aber im Allgemeinen ist die Verunsicherung schon sehr, sehr groß.

Auch auf dem Standesamt machen die Paare derzeit keine schönen Erfahrungen:  Eine Hochzeit alleine, maximal mit den Trauzeugen, teilweise hinter Plexiglas, mit Mundschutz verhüllt und auf die Hälfte der normalen Trauzeit reduziert – so stellt sich kein Paar den romantischsten Tag in seinem Leben vor. Viele schätzen besonders den Moment, vor ihren Liebsten „Ja“ zu sagen. Das fällt alles weg. Paare, die eigentlich nur standesamtlich heiraten wollten, fragen aus diesem Grund derzeit verstärkt bei freien Traurednern an, ob nicht doch eine kleine Trauung vor den Liebsten in diesem Jahr möglich sein könnte – quasi, um den romantischen Moment nachzuholen.

Gesetzlich ist es aktuell nicht so richtig geregelt. Leider können auch die Ordnungsämter im Moment keine verlässlichen Prognosen für den Sommer stellen, dennoch rate ich den Paaren, sich beim Ordnungsamt der Gemeinde zu erkundigen, in der die Hochzeit stattfinden soll.

Viele Paare haben sicher auch Angst, die Hochzeit vorzeitig abzusagen und dann festzustellen, dass die Feier doch hätte stattfinden können.

Ja, viele haben das Gefühl: Wie sie es machen, können sie es eigentlich im Moment nicht richtig machen und das ist natürlich der allgemeinen Situation geschuldet. Deswegen rate ich meinen Brautpaaren im Moment, sich vorsorglich einen Plan B zu überlegen. Das gibt ihnen etwas Kontrolle zurück und das Gefühl, in dieser Situation wenigstens irgendetwas tun zu können. Die finale Entscheidung über Plan A oder Plan B zu fällen, empfehle ich ungefähr sechs Wochen vor der Trauung. Und solange würde ich mir das auch immer offen halten, sonst ist die Enttäuschung umso größer, wenn die Trauung doch hätte stattfinden können.

Was raten Sie den Paaren, die sich mit ihrer Entscheidung noch unsicher sind?

Auf jeden Fall Ruhe zu bewahren und sich auch darauf zu besinnen, worum es eigentlich bei der Hochzeit geht. Und da geht es natürlich um die Liebe zwischen dem Brautpaar. Mit dem Plan B in der Tasche fällt es vielen Paaren auch leichter, die Unsicherheit bis zum Sommer auszuhalten. Ein Plan B könnte zum Beispiel sein, einen anderen Termin zurechtzulegen. Dazu würde ich empfehlen, eine Rangliste der involvierten Dienstleister zu erstellen und abzufragen, wie es mit Alternativterminen aussieht. Und dann muss die Entscheidung getroffen werden: Auf welchen Dienstleister wollen wir auf keinen Fall verzichten, für welchen würden wir notfalls auf einen Wochentag oder einen Sonntag ausweichen?

Einige Paare freunden sich im Moment auch mit einer Winterhochzeit an. Das hat den Vorteil, dass die Dienstleister möglicherweise auch an den Wochenenden noch Kapazitäten haben und keine Umbuchungskosten berechnen. Ich sage auch: Keine Angst vor solchen Terminen. Die Gäste werden sich unter diesen Voraussetzungen ganz sicher Zeit nehmen für das Brautpaar.

Eine Absage birgt auch finanzielle Risiken. Wer trägt die Kosten einer Verschiebung?

Viele Dienstleister zeigen Kulanz: Für Dienstleistungen, die innerhalb von 2020 verschoben werden, werden oft keine zusätzlichen Gebühren berechnet. Manchmal wird eine kleine Aufwandsentschädigung verlangt. Anders sieht es für Paare aus, die mit einem Termin in der nächsten Hochzeitssaison 2021 liebäugeln: Ein neuer Wochenendtermin in der Hochsaison von Mai bis Oktober kommt nicht selten einer neuen Buchung gleich. Was zunächst wenig entgegenkommend klingt, muss man sich so erklären: Hochzeitsdienstleister verdienen ihr Jahreseinkommen an einigen wenigen Wochenenden im Jahr. Eine kostenlose Übertragung auf die nächste Saison kommt dem Entfall eines gesamten Jahreseinkommens gleich. Aber auch das regeln die meisten Dienstleister so, dass es für beide Seiten mit möglichst wenig Schmerz verbunden ist. Ich berechne beispielsweise 20 Prozent Aufschlag für einen komplett neuen Termin im Sommer 2021, was von den Paaren sehr positiv aufgenommen wird. Man kann alternativ auch auf Termine im März oder April 2021 gehen oder auf einen Freitag.

In den Verträgen mit den Dienstleistern sind außerdem Storno-Bedingungen geregelt. Diese gelten auch in Coronazeiten. Einzige Ausnahme: Wenn zum Beispiel die Location aufgrund einer gesetzlichen Regelung nicht öffnen darf, muss das Brautpaar auch nicht zahlen. Der Dienstleister kann seine Leistung nicht erbringen. Ich rate den Brautpaaren auf jeden Fall, offen und verständnisvoll auf die Dienstleister zuzugehen – genauso wie die Dienstleister das mit den Brautpaaren derzeit auch machen. Prinzipiell ist es für die Paare die teuerste Variante, komplett abzusagen. Denn ohne gesetzliche Grundlage erfolgen Stornierungen aus eigenem Ermessen der Brautpaare – und die AGBs greifen regulär.   

Um diese Umbuchungen und eine verschobene Hochzeit zu umgehen, halten einige Paare aktuell trotz der Corona-Krise an ihrem ursprünglich geplanten Hochzeitstermin fest. Was gibt es denn für Corona-gerechte Alternativen zur großen Feier?

Einige Anpassungen an der ursprünglich geplanten Feier wird es sicherlich geben müssen. Ich rate Paaren, sich schon einmal vorsorglich die Gästeliste anzusehen und eine Entscheidung zu treffen: Sollten Hochzeiten bis zu einer gewissen Personenanzahl erlaubt sein, wären wir dann bereit, Gäste aus dem weiteren Bekanntenkreis wieder auszuladen, damit die Trauung stattfinden kann? Dafür werden viele sicher Verständnis haben. Zudem hängen Hochzeiten ja in der Regel davon ab, ob die Location, etwa das Hotel oder Restaurant, wieder öffnen darf. Hier kann sich das Paar fragen, ob eine Alternative vielleicht eine schöne Gartenhochzeit sein kann. Das bietet Unabhängigkeit von einer Location.

„In“ sind seit vergangenem Jahr auch sogenannte „Elopement Hochzeiten“ – das ist Englisch und bedeutet so viel wie „fliehen“ oder „durchbrennen“. Einige besinnen sich derzeit auf sich selbst zurück und können sich vorstellen, eine solche ganz intime Feier nur zu zweit oder im engsten Kreis durchzuführen. Sie planen dafür, wegzufahren, an einen Ort, der dem Paar etwas bedeutet. Man kann ans Meer fahren, wandern gehen, ein Picknick machen. Natürlich kann man zusätzlich noch über eine Feier im kommenden Jahr nachdenken, um das Trauversprechen nochmal vor Gästen zu wiederholen.

Es gibt auch Dienstleister, die Live-Streaming-Optionen anbieten. So kann man die Hochzeit für alle, die nicht dabei sein können – wenn zum Beispiel Risikopatienten nicht kommen können – live streamen oder aufnehmen. Ganz hoch im Kurs ist aktuell auf jeden Fall das Thema „im Freien sein“. Die Paare können sich auch überlegen, eine Art freie Trauung mit ihren Freunden selbst zu gestalten. Das kann man sehr persönlich gestalten – mit guten Wünschen der Freunde an das Paar, Geschichten aus dem Leben des Paares und traditionellen Hochzeitsspielen. Viele versuchen, sich darauf einzustellen, das Beste aus der Situation zu machen.

Worauf sollten Paare achten, wenn sie sich doch dazu entscheiden, die Hochzeit zu verschieben?

Die Paare sollten alles abwägen, kalkulieren und mit allen Dienstleistern sprechen, damit sie eine Basis haben, auf der sie besser entscheiden können. Vielleicht merkt man dann auch, dass die Sachen, die sie einem anbieten, gar keine schlechten Alternativen sind. Es ist auch eine Typfrage: Sind wir grundsätzlich Menschen, die mit der Ungewissheit und einem Plan B bis kurz vor knapp leben können, oder wollen wir von Anfang an Klarheit und verschieben lieber gleich? Und am Ende würde ich es natürlich auch von dem Gefühl abhängig machen, ob man sich die Trauung mit gewissen Einschränkungen vorstellen kann. Kann ich es mir zum Beispiel vorstellen, auf meiner Hochzeit einen Mundschutz zu tragen? Oder kann ich mir vorstellen, notfalls Leute auszuladen? Paare sollten außerdem abschätzen, welchen Wert die Atmosphäre für sie hat. Man freut sich am Ende nur über das beste Essen und das schönste Kleid, wenn auch die Stimmung auf der Feier entsprechend ist.

Das Interview führte Elena Gavriil.

Infobroschüre

Patricia J. hat für angehende Hochzeitspaare eine Infobroschüre zusammengestellt mit Ratschlägen und Informationen zum Thema „Trauungen während der Corona-Krise“. Auf zehn Seiten berichtet die freie Traurednerin aus ihrer Erfahrung und gibt Tipps für die Planung in dieser ungewissen Zeit. Wer Interesse an der Broschüre hat, kann sich per E-Mail unter dietraurednerin@outlook.de melden. Sie lässt den Interessenten dann die entsprechende PDF-Datei zukommen.

Lockerung der Besuchsregelungen in Heimen angekündigt

Beginnend mit dem Muttertag am 10. Mai 2020 sind deutliche Lockerungen im Bereich der Betretungsverbote in Alten- und Pflegeheimen angekündigt. Unter Einhaltung von Schutzvorkehrungen und Auflagen soll dann wieder ein Kontakt mit pflegedürftigen und behinderten Menschen in Einrichtungen möglich sein. Grundlage für die Lockerungen sind die Empfehlungen eines zentralen Expertengremiums, welches extra für dieses Thema eingerichtet wurde.

Um den Heimbewohnerinnen und –bewohnern den wichtigen Kontakt zu Angehörigen wieder zu ermöglichen, sind unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) unterschiedliche Herangehensweisen möglich. Besuche mit bis zu zwei Personen können beispielsweise in separaten Arealen oder Räumlichkeiten im Außenbereich unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen stattfinden. Bei Vorliegen entsprechender Rahmenbedingungen (Schutzmaterialen etc.) sollen gegebenenfalls auch Besuche von bis zu zwei Personen innerhalb der Einrichtung in einem separaten Raum möglich werden. Sofern es aus sozialen, humanitären oder medizinischen Gründen geboten ist, kann der Besuch einer Einzelperson auch innerhalb der Einrichtung im Bewohnerzimmer erfolgen. Grundsätzlich ist der Besuch auf höchstens zwei Stunden pro Tag begrenzt.

Besuche werden registriert

Um Besuche durch infizierte Personen / Kontaktpersonen und Personen mit Erkältungssymptomen auszuschließen, erfolgt eine Überprüfung der Besucher durch die Einrichtung. Ferner muss jeder Besuch registriert werden, um im Falle einer Infizierung eine lückenlose Kontaktnachverfolgung zu ermöglichen.

Die Einrichtungen stehen bei der Realisierung der Kontaktmöglichkeiten vor einer großen Herausforderung. Einerseits gilt es, den Bewohnern den nötigen sozialen Kontakt zu Angehörigen zu ermöglichen, andererseits müssen jedoch Bewohner und Mitarbeitende vor Infektionen geschützt werden. Die Einrichtungen entscheiden daher im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst, in welchem Rahmen Besuchsregelungen stattfinden können. Erkundigen Sie sich daher im Vorfeld bei der Einrichtung, welche Kontaktmöglichkeiten bestehen und vereinbaren Sie einen Besuchstermin. Die Einhaltung der bestehenden Hygieneregelungen schützt dabei nicht nur Sie, sondern insbesondere Ihre Angehörigen im Heim sowie alle anderen Heimbewohner.

„Quiz im Löwen“: Spende für die Kevelaerer Tafel

Auch als digitale Ausgabe macht das „Quiz im Löwen“ von sich reden. Bei der ersten Ausgabe am 18. April riefen die beiden Initiatoren Stefan Spittmann und Dirk Winkels im Rahmen der Veranstaltung im Netz zu Spenden auf. Insgesamt kamen Gelder in Höhe von 1515 Euro zusammen. Die beiden „Quiz im Löwen“-Macher stockten die Summe selbst mit auf und konnten jetzt einen Scheck in Höhe von 2000 Euro an den Vorsitzenden der Kevelaerer Tafel e.V., Rainer Morawietz, überreichen. Im Gespräch mit dem KB zeigte sich Dirk Winkels stolz über die Unterstützung durch die Quizteilnehmer: „2000 Euro ist schon eine Summe. Da waren auch Leute dabei, die 50 bis 100 Euro gespendet haben.“

Am kommenden Samstag, 9. Mai 2020, um 20.15 Uhr, soll es ein zweites digitales „Quiz im Löwen“ geben. „Da wollen wir auch zu Spenden aufrufen. Wir wissen noch nicht, wohin das Geld gehen soll. Aber wir würden gerne mehrere Einrichtungen glücklich machen“, unterstrich Spittmann.  Vorgesehen ist, in kommenden digitalen „Quiz“-Ausgaben weiter Spenden zusammenzutragen und dann am Ende des Jahres verschiedene Einrichtungen mit dem Erlös zu unterstützen.

Ungewohnte Situation für die Organisatoren

Am liebsten wäre den Machern natürlich, wenn sie so bald wie möglich wieder „analog“ und persönlich mit den „Quizzern“ im „Goldenen Löwen“ zum unmittelbaren Austausch kommen könnten. „Das war für uns eine Umstellung, vor der Kamera zu agieren, keine Reaktion zu bekommen“, räumt Spittmann ein. „Das war ungewohnt und nicht ganz einfach.“

Natürlich konnten die Mitwirkenden während des Quiz zwischenzeitlich Kommentare abgeben wie „Oh Gott, diese Kategorie“ oder „Jetzt kommt mir zugute, dass ich Germany´s next Topmodel gucke“, was man auch moderativ in den Abend mit einflechten konnte. Das könne aber das persönliche Erleben und die gemeinschaftliche Atmosphäre nicht ersetzen.

Das Spatzennest-Team grüßt Kinder und Eltern

Auch die Räume des Kindergartens „Spatzennest” in Kevelaer sind seit vielen Wochen nicht mehr voller spielender Kinder. Das Team grüßt nun alle Spatzennest-Kinder und ihre Eltern. In der aktuellen Situation richten die Mitarbeiter der Einrichtung aufbauende Worte an die Daheimgebliebenen.

„Bereits seit mehr als sechs Wochen haben wir uns nicht mehr gesehen. Sicherlich vermisst ihr alle Eure Freunde, das Spielen, Basteln und Handwerken… und natürlich Eure Erzieherinnen. Wir vermissen Euch und Eure Familien ebenso sehr und freuen uns, Euch bald im Spatzennest wiederzusehen. Weil wir alle gesund bleiben möchten, brauchen wir alle noch ein bisschen Geduld. Für die Zeit werden wir Euch weiterhin mit Spiel- und Bastelideen und besonders die ganz ‘Kleinen’ von Euch mit kurzen Videogrüßen versorgen und versuchen, den Kontakt zu Euch zu halten.”

„Eine ganz starke Nummer“

Ein überdimensionales Herz zierte am Wochenende den großen Platz rund um die Häuser am Kreuzweg. Stundenlang hatten Alina, Lucia, Hanna und Hanne an dem Kreide-Kunstwerk gearbeitet, dabei natürlich den Abstand gewahrt und sich da schon mal ein Gläschen gegönnt. Inmitten des Herzens standen die Namen der beiden Jungvermählten – Louis und Julia – die die vier jungen Damen erwarteten. „Die beiden haben sich auf einem BWL-Auslandssemester in Spanien kennengelernt“, berichtete Alina, die mit den anderen auf Klappstühlen in angemessenem Abstand Platz nahm und das Sektglas zum Anstoßen bereithielt. „Trotz der aktuellen Situation, weil ja Standesamt und eine Feier mit Leuten nicht so richtig gehen, wollten die beiden trotzdem heiraten“, erzählte die 26-Jährige. So entstand eine ungewöhnliche Idee.

Denn die Twistedenerin Jana Bogers und die Essenerin Lena Leitreiter wollten sich ihre „Rolle“ als Trauzeuginnen nicht nehmen lassen. „Zur Trauung ins Bühnenhaus durften nur die beiden mit der Standesbeamtin und einer Fotografin rein“, erzählte Bogers. „Und sonst macht man nach der Trauung ja einen Sektempfang, aber alles an Feiern geht ja wegen Corona nicht.“ So überlegten die beiden im Vorfeld, wie man diesen Tag irgendwie besonders machen kann.

In einer Art „Nacht- und Nebel-Aktion“ entwarfen sie den Plan, verschiedene Stationen mit Verwandten, Freunden und Bekannten des Paares zu organisieren. Und so funkten die beiden das gesamte Umfeld an. „Wir hatten nur die Stationen vorgegeben. Was die da an Aktionen machen, das haben wir denen selbst überlassen.“ An insgesamt 25 Stationen – vom Hotel Klostergarten über das Hülsparkstadion bis zum Twistedener Dorfplatz – platzierten sich die Freunde, Anverwandten und Bekannten, natürlich coronagemäß mit Abstand. 

„Einfach Wahnsinn“

„Wir waren total geflasht, wie kreativ alle waren“, wirkte Bogers nach Abschluss der zweieinhalb Stunden andauernden Tour fast so sprachlos wie das Ehepaar. „Einfach Wahnsinn.“ Freunde, mit denen das Paar 2019 in Afrika war, wo im südafrikanischen Kapstadt auf dem Tafelberg auch der Hochzeitsantrag erfolgte, hatten sich als Ranger verkleidet „und das Original-Bier aus Windhoek in Namibia mit dabei.“ Ein Kegelclub hatte via Ipad einen guten Freund von der Bundeswehr aus München auf einen Hocker „dazugestellt“, damit er den besonderen Moment der Freude mitbekommt.

An einem Pavillon des Onkels durften die beiden den Hochzeitstanz vorführen. Es gab auch einen „Hochzeits-TÜV“ einer Gruppe, die sich wie bei einem Boxenstopp verkleidet hatte und das Ehepaar „prüfte“. Und dann gab es die Kreide-Aktion der Freundinnen am Kreuzweg. „Das ist echt aufregend, wir sind voll überrascht“, konnte die 29-jährige Braut ihr Glück ob der besonderen Hochzeit kaum in Worte fassen. „Eigentlich hatten wir uns auf einen ruhigen Tag eingestellt“, sagte die Braut. Auch ihr drei Jahre jüngerer Bräutigam war in Unwissenheit gelassen und so auch von der Geschichte komplett überrollt worden. „Eine ganz starke Nummer“, war das, was er angesichts der vielen Eindrücke da nur noch sagen konnte. Er stieß am Kreuzweg mit den Mädels auf die Hochzeit an.

An der Biegstraße mussten die beiden mit dem Wagen durch den klassischen Hochzeitsbanner hindurchfahren, eine Tante hatte woanders die Hochzeitstorte zum Anschneiden vorbereitet. Und am Twistedener Dorfplatz hatte die Gärtnerfamilie ein Riesenherz aus Petunien gestaltet. „Wir sind ja eine Gärtnerfamilie“, musste Bogers nur das Stichwort „Gartencenter Breuer“ nennen. „Und Julia arbeitet jetzt bei ‚Gasa Germany‘ in Kevelaer, hat also jetzt auch mit Blumen zu tun.“

In Twisteden endete bei den Eltern des Bräutigams die Tour. Dort fand sich wirklich nur der allerengste Kreis zu einem kleinen Grillabend zusammen, der bis in den späten Abend andauerte. Freuen können sich die beiden nun auf ein gemeinsames Leben, das mit einer einmaligen Hochzeit als bleibende Erinnerung begann – dokumentiert vom Cousin der Braut mittels einer Drohne und vom Kevelaerer Blatt.

Sie traten alleine vor den Standesbeamten

Ein wahres Wechselbad der Gefühle erlebten Sabine und Jürgen Scholz am 27. April 2020. An diesem Tag, ihrem Hochzeitstag, gaben sie sich das Jawort, besiegelten damit ihre Liebe und ihre gemeinsame Zukunft – inmitten der Corona-Pandemie ein eher einsames Vorhaben. „Nun ja, eine Trauung ist ja eh schon ein sehr emotionaler Moment, diesen aber ohne unsere Familien, Freunde und Hochzeitsgäste zu erleben….na ja.“ Dem Brautpaar fällt es nicht leicht, über diesen Moment zu berichten.

„Natürlich sind wir sehr traurig, dass wir nicht mit unseren Freunden und den Familien feiern konnten. Aber wir verstehen auch, dass diese Maßnahmen unbedingt nötig sind“, fügt das Paar verständnisvoll hinzu. Denn auch Brautpaare werden durch das Coronavirus vor große Herausforderungen gestellt. Covid-19 wirft ganze Hochzeitsplanungen durcheinander. „Eine kleine Sekunde haben wir ja darüber nachgedacht, die Trauung zu verschieben“, gesteht die Mutter eines 27-jährigen Sohnes. Dann aber kam für beide die Entscheidung, definitiv am 27. April zu heiraten. „Wir leben nach dem Motto, dass das Leben kurz sein kann, darum genießen wir jeden Tag und sind uns auch dessen bewusst, dass alles Glück und Gesundheit schnell vorbei sein kann.“

Begleitet von einem Fotografen…

Mit bekannt werden der verordneten Kontaktsperre, wurde allen Beteiligten, besonders dem Brautpaar, klar, dass eine Hochzeit mit Gästen und einer anschließenden Feier nicht stattfinden kann. „Es lief letztendlich alles darauf hinaus, dass wir alleine vor den Standesbeamten treten würden“, berichtet die Braut, die seit nahezu 30 Jahren als Postzustellerin in Winnekendonk tätig ist. Und so kam es dann auch. Am Montag, den 27. April 2020, gaben sich Sabine und Jürgen Scholz im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus vor dem Standesbeamten das Jawort und machten sich diesen Moment, trotz der ungewöhnlichen Umstände, zum schönsten ihres Lebens. Lediglich ein Fotograf durfte mit Abstand diesen Moment festhalten.

Geplant und vorgestellt hatten sich Sabine und Jürgen Scholz ihren schönsten Tag im Leben auf jeden Fall anders, versichert das Paar, das einen Tag nach der Trauung, zum 50. Geburtstag der Braut, die Hochzeitsreise nach New York antreten wollte. „Bis vor einigen Wochen, nachdem klar war, dass wir nicht in die USA einreisen können, hatten wir auch noch die Hoffnung, wenigstens mit dem Wohnmobil in Flitterwochen zu fahren“, so das frisch vermählte Paar. Aber auch daraus wird nichts. Zumindest im Moment.

Ein Antrag bei der Geburtstagsfeier

Kennengelernt hat sich das Paar auf dem Oktoberfest 2015 in Xanten. Nur kurze Zeit später zieht der technische Hausmeister in Duisburg und Vater zweier fast erwachsener Töchter zum Achterhoek. Hier bewohnt das gesellige und lebensfrohe Paar, das sich zudem gerne mit Freunden zum Feiern trifft, ein Haus mit großem Garten und zwei Hunden, die auf die Namen Pussy und Waldi gehorchen. Mit dem Motorrad und dem Wohnmobil gestalten Sabine und Jürgen Scholz liebend gerne ihre Freizeit und Urlaube. Zum gemeinsamen 99. Geburtstag im vergangenen Jahr, überraschte der Zwillingsvater dann seine Sabine mit einem Heiratsantrag – auf der Bühne vor allen Gästen.

Noch bevor die Band zum Tanzen aufspielt, kniet sich der gebürtige Wettener vor seine Zukünftige und stellt die Frage aller Fragen. „Das war so schön, weil alle unsere Freunde dabei waren und wir wenigstens das gebührlich zusammen feiern konnten“, erinnert sich die gebürtige Krefelderin. Zur eigentlichen Hochzeitsfeier sollte ein großer Partybus die etwa 50 Hochzeitsgäste in Empfang nehmen und das frisch vermählte Brautpaar zum Start in die Flitterwochen nach Düsseldorf bringen. „Wir hoffen aber, dass wir wenigstens die Party noch in diesem Jahr nachholen können“, sagt das Brautpaar, das sich nach der Trauung mit der Familie im großen Garten, natürlich mit genügend Abstand, zum Essen traf. Das war ihnen bei allem dennoch ganz wichtig. „Wir freuen uns nun einfach auf unsere weitere Zukunft, die bestimmt total rosig wird.“

Digitales Quiz war ein voller Erfolg

Dass es mal zu einem „Quiz im Löwen“ mit 95 Teams kommen würde, damit konnten auch die Veranstalter Dirk Winkels und Stefan Spittmann nicht rechnen. Am vergangenen Samstag, 18. April, passierte jedoch genau das. Beim #wirbleibenzuhause-Spezial des beliebten Quiz-Formates saßen zahlreiche Quiz-Liebhaber vor ihren Mobilgeräten und stellten sich den Fragen der Veranstalter. Über einen Live-Stream bei Facebook konnte jeder mitmachen. So waren nicht nur Kevelaerer mit von der Partie, sondern auch Teams aus Hamburg, München, Köln, Düsseldorf und Spanien. Mit diesem Online-Format reagieren Winkels und Spittmann auf die aktuellen Einschränkungen durch Covid-19.

„Vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare, für eure netten Worte und positiven Feedbacks, für den Zuspruch und die vielen Anregungen“, schrieben die Veranstalter in einem Beitrag an die Teilnehmer. „Besonders haben wir uns über eure Unterstützung zu Gunsten der Kevelaerer Tafel e.V. gefreut. Es sind unglaubliche 1485 € an Spenden von euch bei uns eingegangen, wir werden den Betrag auf 2000 € aufrunden und in Kürze einen Scheck an die Kevelaerer Tafel e.V. überreichen“, heißt es weiter. Vier Teams räumten bei dem Quiz den Hauptpreis, ein 20-teiliges Grillpaket mit einem 5 Liter Fass Bier, gestiftet von der Firma Edeka Brüggemeier, ab: „Verquizmeinnicht“, „4 gewinnt“, „Das Team, das mir persönlich am besten gefällt“ und „Keckfoarsquizzer“. Als weitere Preise gab es vom Kevelaerer Stadtmarketing gestiftete Gutscheine und einen von der Firma Kaminbau Binn gesponserten Einkaufskorb sowie ein Stabfeuerzeug.

„Jil Sander ist nicht Inge Abels“

Etwas zum Schmunzeln gab es für Winkels und Spittmann beim Auswerten der Antworten auch. In ihren „Outtakes“ finden sich ein paar Hinweise auf interessante Antworten: „Jil Sander ist nicht Inge Abels“, „Der Partner von Bonnie ist nicht Popeye“ und „Die Busmannstraße ist eine schöne Einkaufsstraße, aber definitiv nicht im Monopoly zu finden.“

Wer das Quiz am vergangenen Samstag verpasst hat, oder wer einfach noch nicht genug vom Ratespaß hat, bekommt am Samstag, 9. Mai, erneut die Möglichkeit zur Teilnahme. Um 20.15 erwarten Stefan Spittmann und Dirk Winkels ihre Quiz-Liebhaber auf dem Facebook Account „Quiz im Löwen“. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer keinen Facebook-Account besitzt, kann sich kurz vorher per E-Mail an die Veranstalter wenden und erhält dann einen Link zum Live-Video.        

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Beratung für verunsicherte Eltern

Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus und um eine Ansteckung möglichst zu vermeiden, sind beginnend mit dem 16.03.2020 zahlreiche Einrichtungen, in denen Angebote für Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien stattfinden, geschlossen. Dies betrifft sowohl Bildungs-, Beratungs- als auch Freizeiteinrichtungen.

Eltern sind teilweise verunsichert und auf der Suche nach Informationen zum Umgang mit der aktuellen Situation bzw. mit unterschiedlichen Fragestellungen. Möglicherweise kommt es zu Fragen, Sorgen oder Situationen (auch familiären Konflikten), in denen Eltern nicht mehr weiter wissen und sich gerne beraten lassen würden. Aber wo kann wer diese Beratung oder Hilfe bekommen, wo doch Behörden und Einrichtungen geschlossen haben und persönliche Kontakte nicht „erlaubt“ sind.

Das Jugendamt der Wallfahrtsstadt Kevelaer hat hierzu eine Übersicht mit zahlreichen Beratungs- und Informationsangeboten erstellt und auf der Homepage der Wallfahrtstadt Kevelaer (www.kevelaer.de) veröffentlicht.