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Das Irrland feiert runden Geburtstag

Das Irrland in Twisteden feiert runden Geburtstag. Bereits zum 20. Mal eröffnet die Bauernhof-Erlebnisoase am Samstag, 17. März, ihre Pforten.

Zwei Tage vor der Eröffnung herrscht auf dem ganzen Gelände rege Betriebsamkeit. Es wird gemauert, gefräst, gehämmert und geschraubt, dabei ausgebessert, gefegt und geputzt. Ob im Irrland-Nord, -Süd oder -West, ein 50-köpfiges Team ist mit Eifer im Einsatz, um am Eröffnungstag den Erlebnispark im Glanz erstrahlen zu lassen. „Ohne dieses wirklich tolle Team wäre das alles hier nicht möglich“, betont Johannes Tebartz van Elst, Betreiber des Irrlands, ausdrücklich. „Und in irgendeiner Ecke ist immer eine Baustelle“, fügt er hinzu.

Denn so manche Attraktion brauchen mitunter einige Jahre, bis sie in Betrieb genommen werden können. Nach dreijähriger Bauzeit ist das in diesem Jahr die Römische Bergwerkhalle. „Ein absolutes Highlight“, freuen sich die Mitarbeiter, die jetzt noch alle Hände mit Wasserfällen und Bachläufen zu tun haben. Zwar werde das alles nicht ganz pünktlich zur Eröffnung fertig sein. „Aber in wenigen Wochen ist es soweit“, verspricht das Fernweh-Area-Team.

Das Kevelaerer Blatt durfte schon einmal hineinschnuppern – ein wahnsinniges Labyrinth aus Kletterseilen, Hängebrücken, Rohren, Rutschen und Schaukeln, die einen hoch und wieder hinab befördern, dazwischen abgelegene Nischen zum Erholen –, den Berg besteigen und eine sagenhafte Aussicht genießen. Von hier aus kann man den weiterentwickelten Flughafen mit neuem 15 Meter hohem Feuerwehrturm und 90 Meter langer Rutsche entdecken oder eines der drei Storchenpaare beobachten. Unter dem Motto: „Kinderträume-2018“ verspricht das Irrland-Team, dass Schweben und Fliegen nicht nur im Traum möglich sind.

Dabei möchte der Erlebnispark, auch im 20. Jahr seiner Philosophie treu bleiben. Die Kinder wie auch die Erwachsenen sollen nicht bespielt werden, sondern selbst auf Entdeckungsreise gehen, sich dabei im Spiel wiederfinden.

Ein weiterer Anziehungspunkt – und das weltweit einmalig in dieser Form – wird in wenigen Wochen in Irrland-Süd zu finden sein: Mit einem Wasser-Licht-Musik-Event werden hier die Besucher durch ein Wasserlabyrinth geführt. Dabei hat es jeder selbst in der Hand – beziehungsweise im Fuß –, ob er das Wasserlabyrinth im Kampf der Gladiatoren trocken oder nass verlässt. Dem gegenüber, im Irrland-Nord, soll noch in diesem Jahr ein Aquädukt (eine im römischen Stil gebaute Wassertransportleitung) mit anschließender Rutsche gebaut werden. Wasser spielt an fast jeder Ecke eine zentrale Rolle.

An die Kleinsten ist natürlich auch gedacht. Mit Krabbel- und Kleinkinderspielecken, Sandmatschberg, Bauernhofspielscheune und Streichelzoo (dort kann man den Ziegenlaufsteg in zehn Metern Höhe beobachten) lassen das Spielherz der jungen Besucher höher schlagen.

Oasen der Ruhe laden zwischendurch zum Kräftetanken ein. Für das leibliche Wohl sorgen sieben Kioske. Einschränkungen soll es im Laufe der Saison aus Sicherheitsgründen zum Grillen geben. „Wer hier selbst grillen möchte, soll das in Zukunft vorher anmelden, Näheres geben wir aber noch bekannt“, erklärt der Betreiber.

Irrland wächst und wächst. Auf 300.000 Quadratmetern (das entspricht 30 Fußballplätzen) sind hier 85 Attraktionen im Freien wie in überdachten Spielscheunen für Groß und Klein zu finden. Das ist Erholung, Abenteuer und Freude pur. Es ist, und so soll es auch bleiben, ein Erlebnispark für die ganze Familie, bei jedem Wetter. Die neue Saison kann starten.

Informationen zu Preisen, Öffnungszeiten und mehr auf www.irrland.de

Internationale Delegation zu Gast am Niederrhein

Einen Tag lang hat sich eine Delegation des Generalsekretariats der Kinderhilfeorganisation SOS-Kinderdorf International über die Arbeit des SOS-Kinderdorf Niederrhein informiert. Im Kreis Kleve kümmert sich der Verein um 2.500 Kinder, Jugendliche und ihre Familien in benachteiligten Lebenslagen. Besonders beeindruckt waren die internationalen Gäste über die Vielfalt der Angebote und Maßnahmen.

Besucher aus Kanada und Südafrika

So haben sich die Besucher aus Kanada, Südafrika, Großbritannien, Österreich und Belgien in Kleve über die Arbeit der Kinderdorffamilien und die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Wohngruppen informiert. Auf dem Programm standen auch Projekte zur Unterstützung von Alleinerziehenden und ein Besuch der Schulmensa in Kevelaer. Dort gab es für die siebenköpfige Delegation ein gesundes Mittagessen, zubereitet von Jugendlichen, die durch das SOS-Kinderdorf Niederrhein in den Berufen „Koch/ Köchin, Beikoch/Beiköchin, Hauswirtschafter/Hauswirtschafterin“ ausgebildet oder umgeschult werden.

Marc Buchholz, Erster Beigeordneter der Stadt Kevelaer, hat sich über den internationalen Besuch sehr gefreut: „Die Schulmensa ist für uns ein Vorzeigeprojekt. Unsere Schüler und Lehrer kommen täglich in den Genuss frischer und bezahlbarer Mahlzeiten. Die Jugendlichen profitieren von den Ausbildungsmöglichkeiten, die ihnen durch das SOS-Kinderdorf Niederrhein hier bei uns in Kevelaer geboten werden. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“

Dr. Birgit Lambertz, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin des SOS-Kinderdorf e.V. mit Hauptsitz in München, betont bei ihrem Besuch des Niederrheins: „Das SOS-Kinderdorf Niederrhein ist unsere größte Einrichtung in Deutschland. Es zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig wir uns als Verein für gutes Aufwachsen und mehr Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft engagieren.“

Eine Herzensangelegenheit

Das Interesse an der Arbeit für Kinder, Jugendliche und Familien im Kreis Kleve ist auch für Peter Schönrock, Einrichtungsleiter beim SOS-Kinderdorf Niederrhein, eine Herzensangelegenheit: „Wir freuen uns, dass unsere Arbeit auch im Ausland auf großes Interesse stößt.

Mit Hilfe zahlreicher Spenden und großartiger Unterstützung, die wir hier am Niederrhein von Privatpersonen, der öffentlichen Hand und den örtlichen Unternehmen erfahren, können wir die Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien dauerhaft verbessern.“

Seine Liebe zur Backkunst reichte weit zurück

Am 1. Juli 1973 stand der junge Paul Vloet zum ersten Mal in seiner eigenen Backstube im hinteren Windschatten der Basilika. Seine Geschäftsprinzipien waren Frische und Qualität. Sie ließen die Planungen für einen erfolgreichen Betrieb aufgehen wie einen saftigen Hefeteig. Im Oktober 2019 wäre Paul Vloet 80 Jahre alt geworden. Er starb am Sonntag, 4. März 2018.

Vor Jahr und Tag hatte das KB den Bäckermeister in jener Bürostube interviewt, in der er einst die Kaufverhandlungen mit Vorgänger Herbert Franke erfolgreich abgeschlossen hatte. Zu dieser Zeit hatte er in Geldern bereits selbstständig und mit großem Erfolg einen Rewe-Markt mit Fleischerei geführt, damals ein Novum. Es gab Zeitgenossen, die die moderne Geschäftspolitik von Paul Vloet für unseriös hielten: Der operierte doch glatt mit Sonderangeboten.

Vloets Traum sah anders aus. Er liebte die Backkunst. Und diese Liebe reichte weit zurück. „Bis in meine Kindheit!“, sagte er vor Jahren. „Meine Mutter backte fast alles selbst, nur die großen Brote nicht; dafür knetete sie den Teig, und ich brachte ihn zum Ausbacken in eine Bäckerei.“

Wenn er die Brote später abholte, blieb er oft stundenlang in der Nähe der Öfen. „Ich konnte mich von dem Duft und den Backwaren nicht trennen. Ich habe mich über jedes schöne Brot gefreut.“

Paul Vloet war in einer Arbeiterfamilie in Weeze aufgewachsen. Mutter und Vater, ein Schreiner bei den GeGe-Werken, hatten acht Kinder zu versorgen. Paul Vloet war das viertälteste und das erste, das einen Beruf erlernen durfte.

Erste Erfahrungen als Aushilfe

Da hatte er bereits als Aushilfe in einer Bäckerei Erfahrung gesammelt und einen schweren Schlag zu verkraften gehabt. Bei einem Arbeitsgang war ihm ohne sein Zutun der Stiel eines Backschiebers ins Gesicht geraten. Er verlor ein Auge. Paul Vloet erinnerte sich später: „Mein Vater wollte kaum glauben, dass ich ausgerechnet in dieser Bäckerei meine Ausbildung beginnen wollte.“ 1961 war ein besonders intensives Jahr: Der junge Mann knetete 80 bis 90 Stunden in der Woche Teig um Teig, besuchte nebenbei den Meisterkursus in der Bäckerfachschule in Geldern und lauschte als Katholik in einem „Brautkurs“ den Verhaltensregeln der Kirche, um seine Christa, geborene Fleuren, zum Traualtar führen zu können. Er erreichte beide Ziele: den Meister und seine Eheschließung. 1962 kam Sohn Georg auf die Welt.

Bei seinem Arbeitsgeber sammelte Paul Vloet weit übers Backen hinaus Erfahrungen zu Logistik, Betriebsabläufen und Strukturen. In einem Interview sagte er einmal: „Schon früh hatte ich den Kopf voller Ideen, wie ich eine eigene Bäckerei anpacken würde; und ich dachte, wenn ich andere wirtschaften sah und meinen Stundenlohn betrachtete, ‚das kriegst du auf eigene Rechnung hin‘.“

Mitarbeiter fühlten sich wohl

Als er dann seine eigene Bäckerei hatte, achteten er und seine Frau Christa immer darauf, dass die Mitarbeiter sich bei ihnen wohl fühlten. Das klappte augenscheinlich: Die Fluktuation war sehr gering, obwohl sie den Stamm von zunächst sieben auf über 30 Angestellte ausbauten. Das Ehepaar Vloet sah zu, dass die Mitarbeiter gut von ihrem Geld leben konnten und sich ständig qualifizierten.

Im Lauf der Jahre waren bei Paul und Christa Vloet über 50 Jugendliche in der Lehre. „Wir haben uns viel Mühe mit den jungen Leuten gemacht, besonders mit denen, die nicht die besten Voraussetzungen mitbrachten. Jeder, der wollte, hat später in seinem Beruf einen Arbeitsplatz gefunden.“

Paul und Christa Vloet bei der Arbeit.

Paul Vloet hatte noch weitere Qualitäten. Bevor er mit seiner Frau den Betrieb aufbaute, hatte er sich in der fünften Jahreszeit unter die Narrenkappe begeben. „Jahrelang bin ich in meiner Heimatgemeinde Weeze für den MGV und die Kolpingfamilie in die Bütt gegangen.“ Als er sich 1973 selbstständig machte, war ihm klar, dass er dafür keine Zeit mehr haben würde.
Doch nach einigen Jahren zog er Bilanz: „Außer Familie, Backen und Schlafen war nichts los. Ich wollte noch etwas anderes machen. Da lag die Arbeit in der Bäckerinnung nahe.“
Es war kein Geheimnis, dass er von der Innung für meisterliches Schaffen, Berufsethos und berufsständische Treue hochgeschätzt wurde. 2004 erhielt Paul Vloet das Goldene Ehrenzeichen, die höchste Auszeichnung, die die Handwerkskammer Düsseldorf an Ehrenamtsträger vergeben kann – eine Wertschätzung all seiner Engagements, für die er teilweise schon zuvor Ehrungen erhalten hatte, die andere allenfalls am Ende ihrer Berufslaufbahn bekommen.

Mehr als 15 Jahre hatte er der Gesellenprüfungskommission und fast 20 Jahre dem Vorstand der Bäcker-Innung angehört und dort als stellvertretender Obermeister und als Obermeister gedient; viel bedeutete ihm die Ernennung zum Ehrenobermeister; zudem arbeitete er überregional als Vorstandsmitglied des Verbandes des Rheinischen Bäckerhandwerks und stellvertretender Landesinnungsmeister.
Verlässlich jedes Jahr erhielt Vloet zudem Bestnoten für seine Backwaren.

Das Jahr 2004 hielt eine weitere Auszeichnung bereit: Vloet bekam den Marketingpreis der Stadt Kevelaer.

2005 übergab er Bäckerei und Café an seinen Sohn Georg, Bäckermeister wie er selbst.
Paul Vloet hatte mehr Zeit für die Mußestunden – bei den Bürgerschützen, deren König er 1989 wurde, im KMGV, dessen Präsident er einige Jahre war, und kegelnd im Club der „harmlosen Jungs“. Nach Jahrzehnten ohne Urlaub reiste er gern mit seiner Christa. Und liebend gern dankte er ihr für all die gute Begleitung in den über 55 Jahren ihrer Ehe.

Einmal sagte er bewegt vor Publikum: „Wir haben zusammengehalten in guten und in schlechten Tagen.“ Dann kam der Schalk durch: „Die schlechten haben wir abgeschafft. Es gibt nur noch gute!“ Jetzt mussten die beiden ihren gemeinsamen Weg auf Erden beenden.

Von der Polizei bis zu den Gespenstern

Spannung herrschte bei den Kindern und ihren Eltern, die sich in dem großen Saal des Wissener Schlosses versammelt hatten, um gemeinsam eine Familienstunde zu erleben. Selbst Olaf Wiesten wusste noch nicht so genau, was auf ihn zukommen würde.

„Das entscheidet sich nach der Situation, was die Kinder wollen und wie sich das insgesamt entwickelt“, erklärt der 58-Jährige. Der gebürtige Bottroper gab bereits als Jugendlicher im Rahmen klassischer Jugensarbeit Kinderlieder weiter. Seit mittlerweile 30 Jahren ist der Dozent für Erzieherinnenausbildung an der Gladbecker Johannes-Kessels-Akademie als Liederspieler und Geschichtenerzähler in Kindergärten, Schulen, Büchereien, Krankenhäusern, Kleinkunstbühnen und bei Kinderfesten unterwegs.

Warum das nach so langer Zeit noch immer funktioniert, davon konnten sich Klein und Groß an diesem Nachmittag einen Eindruck machen. Was Wiesten auszeichnet, sind seine augenscheinlich innerlich sehr stark ausgeprägte kindliche Natur, ein gutes Gespür für die Kinder, fantasievoll-kindgerechte Ideen und ein gewisses Maß an clownerischen Talent.
Dies bewies er gleich zu Beginn, als er die Kinder beim ersten Lied zum Winken und Mitmachen animierte. Anschließend schlüpfte er in die Rolle eines Dirigenten, dem der Notenständer immer runterrutscht, den er dann mit einem großen Plastik-Schraubenschlüssel festzieht.

Oder dem auch mal der Dirigentenstab in die Nase rutscht. Wobei er zauberhaft auf ein Kind reagierte, dass sich so sehr erschreckte, dass es mit seiner Mutter herausgehen musste. Auch das ältere Publikum wurde ins Programm eingebunden. Eine Frau aus dem Publikum schlüpfte in seine Dirigentenjacke und übernahm den Dirigentenstab, während es hieß: „Hallo-Hallo. hier spricht die Polizei. Alle, die Lust haben, kommen auf die Showbühne.“ Die Kinder sangen derweil mit dem Gitarrenspieler „wir machen mit den Fingern so, und den Händen so – und wackeln mit dem Po.“

Danach erzählte Wiesten von einem alten Schloss in Weeze, mit einem großen Turm, wo um Mitternacht die Geister „fürchterlich heulten“ und der Grusel nach einer Stunde mit einem „lauten Schlag“ auf einem Becken endet. Der Liederspieler holte sich dafür zwei Kinder nach vorne, die die Triangel für Mitternacht und das Becken für 1 Uhr schlagen durften. Dazu kamen die an einem Gestänge „tanzenden“ Gespenster, die vom „Obergespenst“ der Nacht mit einer riesigen Plastikschere abgeschnibbelt wurden.

Der 58-Jährige zauberte auch noch in ein Malbuch, das aus alten Märchen bestand, die verschwundenen Farben zurück. Und am Ende verteilte er ganz viele „Kokusnuss“-Plastikbecher an die Kinder und Erwachsenen, um das Lied „Wo ist die Kokusnuss“ auch rhythmisch angemesen zu begleiten. Eine unterhaltsame Nachmittagsstunde für Klein und Groß, nach der alle beglückt von dannen zogen.

Sport ist für sie ein guter Ausgleich

400 Meter Schwimmen, Stoßen mit einer vier Kilo schweren Kugel, 50 Meter Laufen und Hochsprung – in diesen vier Disziplinen hatte sich Hans-Dieter Röhrs sein 17. Sportabzeichen gesichert. “Ich habe früher Handball und Fußball gespielt, Leichtathletik, Zehnkampf und Reitsport betrieben”, erzählt der 75-Jährige, was ihm am Sportabzeichen reizt. “Ich bin halt ein sportbegeisterter Mann. Ich bin kein Sesselsitzer. Ich muss mich bewegen. Sport hat mich immer ausgeglichen.”

Seine ersten Abzeichen hatte er an seinem früheren Wohnort Düsseldorf gemacht. Seit 2014 lebt er in Geldern. “Ich finde es gut, dass es hier so eine tolle Truppe gibt”, erklärt Röhrs, warum er im Hülspark für die Urkunde trainiert und lobt gleichzeitig die Anlage.

Die Kevelaerer Familie Jasinski (Karin, Thomas, Marc und Marie) begann vor neun Jahren, gemeinsam das Sportabzeichen abzulegen. “Wir waren von Anfang an hier mit dabei”, erzählt die 43-jährige Karin , die sich mit Volleyball, Gymnastik und Tennis fit gehalten hat. “Wir haben etwas gesucht, was wir gemeinsam machen können, weil sonst jeder nur seinen Sport macht.”

Ihr 17-jähriger Sohn Marc und die vier Jahre jüngere Marie spielen beide noch Tennis und sind in der Leichtathletik aktiv. “Bei den 800 Metern, da hat er mich schon gezogen – das tut schon gut”, erzählt Marie. Der Familienvater spielte bis vor zwei Jahren noch in Winnekendonk Tischtennis. Für den Maschinenbauingenieur ist es ein “Ausgleich zum Beruf und eine Abwechslung. Man hat was für sich getan.” Das Sportabzeichen sei “vielfältig von der Herausforderung her – mehr als nur Tischtennis und Joggen.”

So wie Röhrs und die Jasinskis engagierten sich im vergangenen Jahr noch weitere 55 Hobbyaktive, um vom Frühjahr bis zu den Herbstferien regelmäßig zum Trainig zu gehen und sich in den verschiedenen Disziplinen zu beweisen. Insgesamt ware es 32 Erwachsene und 28 Kinder, von denen das Gros aus der Kinder-Leichtathletikgruppe des KSV kamen.

Im Vorjahr hatten noch 72 Personen daran teilgenomen. Leiterin Andrea Foitzik führte das auf das schlechte Wetter während der diversern Termine und die Tatsache zurück, dass sie selbt oft auf Fortbildungen war.

Deshalb wäre der Freitag als obligatorischer Trainingstag oft ausgefallen. Das soll 2018 wieder kontinuierlicher stattfinden, fand Foitzik gerade die vielen Gold- und Silberauszeichnungen bei den Erwachsenen “erstaunlich”. Für Kinder und Jugendliche sei das mit Gold immer schwerer, weil die Bewegung in den Gymnasien oftmals keinen so hohen Stellenwert hätte. “Da ist wichtig, dass wir als Vorbild vorangehen”, sagt Foitzik.

Kevelaers älteste Einwohnerin ist gestorben

Am Samstag, den 17. Februar, verstarb mit Elisabeth Pauels nicht nur die älteste Person in Kevelaer, sondern auch die Älteste vom ganzen Kreis Kleve. Am 2. Januar hatte sie im Seniorenheim Regina Pacis noch ihren 108. Geburtstag gefeiert.

Bis zu ihrem 105. Geburtstag, den sie noch groß feierte, hatte sie selbstständig zu Hause in Kevelaer gewohnt, wo sie ihr ganzes Leben verbrachte. Erst danach war sie nach Regina Pacis gekommen, wo sie sehr gerne lebte und liebevoll gepflegt wurde. „Lisbeth“, wie sie von allen genannt wurde, beteiligte sich an allen Aktivitäten des Hauses, glänzte bei Wissensfragen oder beim Kegeln und bereicherte mit ihrem Humor und mit ihrer herzlichen, offenen Art das Gemeinschaftsleben.

Vor einem Jahr besuchte sie auch das KB. Auf die Frage nach dem Geheimnis für ihr hohes und rüstiges Alter lächte sie nur zufrieden und zitierte ihren Lieblingsspruch: „Freund, ich bin zufrieden, geh es, wie es will! Unter meinem Dache, leb ich froh und still. Mancher Tor hat alles, was sein Herz begehrt, doch ich bin zufrieden, das ist Goldes wert.“

Mit ihrem Mann Josef hatte die gelernte Schneiderin zwei Kinder: Manfred, den sie schon 1999 zu Grabe tragen musste, und ihre Tochter Uschi Deplazes, die seit gut fünf Jahrzehnten in der Schweiz lebt und die sie, wann immer sie konnte, in Kevelaer besuchte. Auch ihre Schwiegertochter Erika aus Köln besuchte sie wöchentlich und betreute sie liebevoll.

Gerade die letzten Tage ihres Lebens waren ihre engsten Familienangehörigen rund um die Uhr bei ihr. „Bis zuletzt war sie geistig wach und rege. Nur ihre körperlichen Kräfte waren am Ende. Aber sie durfte ganz ruhig einschlafen. Es war wie eine Kerze, die langsam und friedlich erlischt“, erzählt ihre Tochter. Doch auch nach ihrem Tod bleibt Elisabeth Pauels auf andere Weise in Kevelaer verewigt: Ihr Vater hatte als Stummelschüler die Marienbasilika mit ausgemalt und seine eigene Tochter, die Verstorbene, als einen der Engel im Hochchor porträtiert.

Alle, die sie kannten und pflegten, waren angetan von ihrer liebevollen, feinen und humorvollen Art. „Nie hat sie gejammert, sie war immer zufrieden“, so das einstimmige Fazit. Sie hinterlässt bei der ganzen Familie, ihren drei Enkelkindern und drei Urenkelkindern eine große Lücke.

Er ist ein wichtiges Stück Heimat

Der Andrang in der Kneipe an der Wettener Staße war so groß, dass die Gäste teilweise vor der Tür stehen mussten. Viele Freunde, Nachbarn und Vereinsvertreter waren gekommen, um den besonderen Geburtstag von Heinz Steegmanns zu begehen.

Der Jubilar stellte sich in seinem weißen Hemd kurz mal zum Zapfen hinter die Theke, mischte sich ansonsten aber unter die Menschen. Zum runden Geburtstag durfte er Glückwünsche und kleine Präsente entgegennehmen. Steegmanns reagierte fast schon verlegen auf soviel Aufmerksamkeit, Zuneigung und Freundlichkeit, die ihm widerfuhr.

„Ich bin ein bisschen überrascht, dass so viele gekommen sind. Da würde ich lieber hinten sitzen. Das ist nicht mein Fall“, gestand der 70-Jährige, der schon lange die Gaststätte und die Bäckerei daneben führt. „Ich hab das hier von meinem Vater 1978 übernommen. Ich bin hier geboren, habe hier meine Bäckerlehre und meinen Meister gemacht“, erzählte der bescheidene Mann, der seit 56 Jahren dieses Handwerk ausübt.

„Hier war zuvor der alte Bäckerladen drin“, erinnert Steegmanns an den Wandel 1988/89. „Seitdem ist hier die Gaststätte.“ Dazu hat er im Laufe der Zeit noch einen Partyservice aufgebaut: „Es war nie eine monotone Arbeit, sondern immer eine Herausforderung.“
Um seine Brötchen zu kaufen, kommen die Leute sogar morgens aus Geldern und Kevelaer. „Er ist ein prima Kerl und ein prima Bäcker,“ meinte sein Nachbar Werner Peters, der ihn seit seiner Geburt kennt. „Er ist immer gastfreundlich und er war ein guter Kicker“, spielte der 79-Jährige auf die Leidenschaft des Jubiliars als junger Mann an.

Denn da war er als A-Jugendlicher des SV Union Wetten mal in der Klever Kreisauswahl, spielte von 1966 bis 1981 in der ersten Mannschaft und galt mit seinen 180 Toren in 390 Meisterschaftsspielen als einer der besten Torjäger der Region.

„Es gab für mich nie eine andere Option“, stand für Steegmanns immer fest, im Ort zu bleiben. „Ich bin hier in Wetten groß geworden, hab für den Verein gespielt. Ich hatte Angebote aus Geldern und Kevelaer, aber als Vereinswirt hier, da wäre nie gegangen.“ Schon unter dem Vater war seine Gaststätte Vereinslokal.

Hinter der Theke ist Heinz Steegmanns in seinem Metier.

Bis 1965 zogen sich die Kicker sogar in der Backstube des Lokals um und die die Gastmannschaften wuschen sich dort. Gerne erinnert er sich Steegmanns an sein größtes Erlebnis als Kicker. „Das Entscheidungsspiel um den ersten Aufstieg in die Bezirksliga gegen den SV Rindern 1975.“ Unerwähnt lässt er dabei, dass er in der Verlängerung das Siegtor erzielte. Und dass er bei einem 4:4 im DFB-Pokal auf Kreisebene gegen TuS Geria Geldern alle vier Wettener Tore erzielte und auch beim 3:2-Rückspielsieg einmal traf.

So ganz „nebenbei“ war er noch 50 Jahre lang bei der Wettener Feuerwehr aktiv, wofür er 2017 auf deren Jahreshauptversammlung geeehrt wurde. Seit Anfang des Jahres hat sein Sohn Sebastian das Zepter in der Bäckerei und der Gaststätte übernommen. „Er hilft mir, mich nach und nach zurückzuziehen. Irgendwann muss auch mal Schluss sein.“
Oft genug führte ihn der Weg in all den Jahren entweder vom Training oder von der Gaststätte, wo die Gäste oder Vereine bis um zwei Uhr oder länger feierten, direkt in die Backstube. Er servierte ihnen manchmal sogar noch die Brötchen. „Das war schon anstrengend“, erinnert sich der 70-Jährige ohne großen Wirbel darum zu machen.
„Ohne meine Frau Gabriele hätte ich das nicht geschafft“, sagte Steegmanns. Sie stand all die Jahre über in der Stube. An seinem Jubeltag musste sie jedoch mit Fieber das Bett hüten. Tochter Jeanette hofft, dass sich die beiden jetzt „mehr Zeit für sich nehmen“.
Alle Gäste wünschten ihnen das von Herzen.

„Für uns als Reiterverein war wichtig, wenn wir als Standarte hier während der Messe unser Bier bekamen“, erinnerte sich Markus Heinen. „Er ist nie aus der Haut gefahren, hat alle mit ihren Macken so genommen“, ergänzte Georg van Bebber.

„Er hat für jeden ein offenes Ohr, hat sich selbst immer zurückgenommen“, erinnerten sich der Vorsitzende des SV Union, Manfred Nilkens, und seine Mitstreiter gerne an Nusskuchen und Frankfurter Kranz, als man sonntags in der Gaststätte die Fußballergebnisse verfolgte. „Egal ob für die erste und zweite Mannschaft“.

Sohn Sebastian will die Tradition weiterführen. „Ich bin da reingewachsen wie mein Vater. Hier war immer was los. Und die Menschen fühlen sich wie Zuhause“, so der 36-Jährige. Sein Sohn Collin (11) ist auch schon „infiziert“. Er hilft ab und an schon mit: „Ich möchte gerne Bäcker werden, das macht mir Spaß.“

Welche Bedeutung Heinz Steegmanns für den Ort hat, erklärte die Ortsvorsteherin Beate Clasen: „Er und seine Familie sind in Wetten einfach die Zentrale. Das ist über Generationen gewachsen. Sein Vater hat das von Düngelhoff übernommen. Er ist ein Wettener Archiv, der weiß alles. Er ist ein wichtiges Stück Heimat – und wir sind froh, dass wir ihn haben“.

Inklusive Krabbelgruppe wird ein Jahr alt

Seit dem 1. Januar 2017 hat das Familienzentrum Sternschnuppe in Kevelaer immer mittwochvormittags Besuch von ganz kleinen Gästen mit ihren Mamis. Sie besuchen die inklusive Krabbelkäfergruppe.
„Mit Krabbeln hat es hier aber wenig zu tun“, berichtet die Leiterin des Familienzentrums Petra Burkert-Hendricks. „Die einzige Voraussetzung für die Teilnahme am Kursangebot ist nämlich, dass die Kleinen noch nicht krabbeln oder laufen können. So wollen wir Mütter mit Kindern von 0 bis 3 Jahren ansprechen, die noch nicht mobil sind. Es besteht somit für Kinder, die vielleicht als Säugling aufgrund von Erkrankungen eine lange Zeit im Krankenhaus verbracht haben, auch im Alter von zwei Jahren noch die Möglichkeit die Krabbelkäfergruppe zu besuchen, wenn sie dann noch nicht krabbeln und laufen können.“
Bei der Konzeption des Angebotes war es der Lebenshilfe Gelderland wichtig, ein Angebot zu schaffen, das Mütter mit Kindern mit und ohne Einschränkungen besuchen können und bei dem der Fokus auf Inklusion liegt – Inklusion von Anfang an.
Der Kurs wird von der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Elina Sawrasin geleitet. „Der Name ,Krabbelkäfer’ ist entstanden, weil im Kurs den Müttern viele Anregungen gegeben werden, ihren Babys besondere Wahrnehmungen über die Haut zu ermöglichen, sei es in Form von Babymassage oder spielerischen anderen Massageangeboten. Natürlich kommen auch Angebote, die die anderen Sinne stimulieren nicht zu kurz.“
Das Kursangebot wird von Müttern mit Babys mit und ohne Einschränkungen gerne genutzt. Elina Sawrasin geht im Kursangebot immer auf die Fragen und Bedürfnisse der Mütter ein. So gab es einen Vormittag zum Thema „Wie trage ich mein Kind?“ und einen zum Umgang mit Notfallsituationen. Die Mütter sind sich einig: „Das Kursangebot ist echt toll und jedes unserer Kinder ist hier ganz besonders.“
Besonders ist auch, dass das Angebot für die Mütter kostenfrei ist, da Aktion Mensch es durch Fördergelder unterstützt. Die Lebenshilfe Gelderland freut sich über diese Unterstützung ihres Inklusionsprojektes „Krabbelkäfer“. Für sie ist Inklusion ein Prozess der in der Gesellschaft wachsen muss. Daher ist es ihr wichtig, schon bei den Kleinsten zu beginnen – Inklusion von Anfang an. Weitere Informationen auf www.lebenshilfe-gelderland.de.

Sportjugend bringt Jugend und Politiker ins Gespräch

Grundvoraussetzung für eine funktionierende und wehrhafte Demokratie in unserer Gesellschaft ist es, konsequent und klar die jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und sozialen Positionen zu vertreten. Trotz unterschiedlicher Meinungen muss dies in einer stets fairen und respektvollen Auseinandersetzung geschehen. Unter dem Hashtag „Demokratie und Respekt“ hat die Sportjugend des Landessportbunds Nordrhein-Westfalen eine Kampagne ins Leben gerufen, die sich negativen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen entgegenstellt (Populismus, Brexit, Menschenfeindlichkeit, Hatespeech, weniger Freiräume für Kinder und Jugendliche). Ein Mittel dabei ist es, Jugend und Politiker ins Gespräch zu bringen. Auch die Sportjugend des Kreises Kleve beteiligt sich an dieser Aktion und hatte deshalb Jugendliche und Politiker der Stadt Kevelaer zu einem Austausch eingeladen.
Malte Seidel und Christoph Kirstein, Mitarbeiter der Sportjugend im KreisSportBund Kleve e.V., waren mit Robin Pastoors (18 Jahre), Anna-Lena Janssen (14), Jessica Heek (14) und Dana Sabolčec (17) ins Rathaus nach Kevelaer gekommen. Dort warteten sie vergebens auf die 30 Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, die ihr Kommen zugesagt hatten. Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung teilte die Schule mit, dass die Schüler beschlossen hätten, wegen des nahen Abiturs (im Frühjahr 2018) die Zeit lieber mit Lernen zu verbringen.
Gottfried Winkels von der Kevelaerer Bürgervereinigung (KBV) und Wolfgang Röhr vom Ortsverband Kevelaer, Bündnis 90/Die Grünen, waren zur ersten Phase des Nachmittags gekommen. Hier hätten die Jugendlichen die Chance gehabt, bei einem Crossboccia-Spiel die Politiker einmal so richtig ins Schwitzen zu bringen. Röhr kommentierte die Absage durch die Jugendlichen: „Menschen schreiben immer viel auf Facebook und haben dort eine Meinung. Nur wenn es um etwas geht, dann sind sie weg. Bei Informationsveranstaltungen interessieren sich immer die Gleichen. Auch bei Ehrenämtern kann man beobachten, dass oft viele mehrere Ämter übernehmen, weil sich sonst niemand findet.“
Nachdem Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf und Udo Fischer (alle SPD) noch hinzugekommen waren, nutzten die vier Jungsportler die Möglichkeit, die sich die anderen hatten entgehen lassen. Es fand eine rege Diskussion zwischen Politikern und Jugendlichen statt. Hierbei wurde deutlich, dass Jugendliche, die an Politik und deren Mitgestaltung interessiert sind, sich nicht genügend informiert fühlen, wie sie sich einbringen können. Auch wurde klar, dass ihre Scheu sie abhält, weil sie denken, sie würden nicht genügend Wissen und Erfahrung einbringen können. Pichler griff dies auf und stellte fest: „Du bist in manchen Bereichen doch viel sachverständiger als manche Politiker. Zum Beispiel beim Schulausschuss zum Thema Unterricht und Schule, da würdest du doch aufgrund deiner Erfahrungen eine große Kernkompetenz mit einbringen können.“
Auch darüber, ob das Alter beim Wahlrecht herabgesetzt werden soll, wurde diskutiert. Während Malte Seidel der Meinung war, dass wegen der noch fehlenden Reife und Erfahrung vieler Jugendlicher das Wahlalter auf Bundesebene bei 18 Jahren und auf Kommunalebene bei 16 Jahren bleiben sollte, gab zum Beispiel Pichler zu bedenken, dass man auch darüber nachdenken könne, das Wahlalter an eine bestimmte Strafmündigkeit wie beim Strafrecht anzupassen (ab 14 Jahren Strafmündigkeit mit Jugendrecht, ab 18 Jahren volle Deliktfähigkeit mit Möglichkeit des Jugendrechts, ab 21 Jahren volle strafrechtliche Verantwortlichkeit als Erwachsener).
Dass es nicht nur für Jugendliche schwer ist, mit Politikern in Gespräch und Austausch zu kommen, zeigte die Tatsache, dass Seidel zwischenzeitlich die Politiker erinnern musste, wieder in den Dialog mit den Jugendlichen zu treten, statt nur untereinander zu diskutieren.
Die vier teilnehmenden Jugendlichen äußerten sich zum Abschluss sehr zufrieden über den Austausch mit den Politikern und luden dazu ein, Fan der Kampagne zu werden. Wer Fragen zur Initiative „#DEMOKRATIEundRESPEKT“ hat, interessiert an weiteren Informationen ist oder ein Antragsformular benötigt, soll einfach eine E-Mail schreiben: demokratieundrespekt@lsb.nrw.

Kein Fest der Freude

Silvia Weyers, Günther Fleischer und Klaus Glücks stehen gemeinsam in der „Kevelaerer Tafel“ für Lebensmittel an. Frisches Gemüse, Brot, Salat wandern in die Taschen der drei Kevelaerer, die die Hilfe der „Tafel“ alle drei gerne in Anspruch nehmen.
Dass Silvia Weyers überhaupt den Weg nach Kevelaer fand, das „verdanke ich meinem Mann“, scherzt die gebürtige Viersenerin. Vor 25 Jahren heirateten die beiden, kam Weyers in die Marienstadt. „Wir sind noch heute sehr, sehr glücklich“, meint die 50-Jährige und man spürt die Überzeugung, die aus diesen Worten spricht.
Als Kind war sie im Heim. „Ich habe erst mit 18 Jahren erfahren, wer meine leiblichen Ektern sind“, erzählt sie von der Hypothek, die ihren Lebensweg mit geprägt hat. Zwischenzeitlich flieht sie aus dem Heim, wird ein halbes Jahr lang polizeilich gesucht. Mit 16 kommt sie in diverse Pflegefamilien. „Aber da so reingedrückt werden, ist nicht so ohne.“
Stigma Heimkind
Sie wird mit einem Sohn schwanger, lernt mit 19 ihren Mann in Weeze kennen, der das Kind „wie seinen eigenen Jungen“ akzeptiert und ihr „Rettungsanker“ im Leben wird. Beide haben noch eine gemeinsame Tochter, die heute bei der Schwägerin lebt – ein Thema, über das Weyers nicht so gerne spricht. „Ich hab auch früher mal Alkohol getrunken“, meint sie später.
Unter dem Ruf, ein Heimkind gewesen zu sein, leidet sie noch heute. „Wenn ich mich bewerbe, kommt dann ja immer die Frage nach Vater und Mutter. Und Heimkinder klauen ja alle und sind unzuverlässig.“ Sie erzählt, dass sie immer gearbeitet hat. „Ich hab‘ Automatten genäht, war bei Essig Kühne, in Holland, hab‘ Zeitungen ausgetragen.“ Ihr Weg zeugt von einem bewegten Berufsleben.
Ihr Mann – Maler und Lackierer – ist krank. „Er hatte 500 Zucker und kam damit ins Krankenhaus“, sagt sie und dass sie bis heute nicht verstehe, warum er sich immer wieder damit anbieten müsse, obwohl das gesundheitlich gar nicht gehe. „Ich hab‘ jetzt ein Kleingewerbe mit Internetverkäufen angemeldet und versuche damit, von Hartz IV loszukommen.“ Damit möchte Weyers sich behaupten. „Ich versuche mich immer wieder freizuschwimmen.“
Für den Internetverkauf kalkuliert sie 350 Euro Verdienst pro Monat. Vom Amt gibt es noch 100 Euro und die Miete. Ihr Mann bekommt nichts. „Es bleiben so 150 Euro am Ende für uns über. Ohne die Tafel hätten wir ein großes Problem.“
Wenn Günther Fleischer seine Lebensgeschichte erzählt, glaubt man fast in einem Film zu sein. Ursprünglich kommt der 65-jährige frühere Kautschuk-Facharbeiter aus Halle/Saale, der früheren DDR.
Nach dem Tod seiner Frau gibt er seine drei Kinder schweren Herzens zur Adoption frei, weil er das alles nicht bewältigt bekommt. Zweimal versucht er, aus der DDR zu flüchten – und landet deswegen für insgesamt sieben Jahre in Dessau und Naumburg im Gefängnis.
Zwei Monate vor der Grenzöffnung gelingt ihm mit einem Freund, der einen Grenzsoldaten als Bruder hat, mit einem geklauten Moskvich die Flucht. „Das waren nur 100 Meter – aber wir wussten nicht, dass da auch Minen lagen.“
Drei Tage lang trampen die beiden durch ein „unbekanntes Land“. Von Franken aus geht es erst nach Lüllingen, dann nach Kevelaer. Jahrelang arbeitet Fleischer in Gärtnereien, unter anderem bei Landgard in Geldern. Als er in Herongen weiterarbeiten soll, muss er passen: „Das geht mit dem Fahrrad schlecht.“
50 Jahre gearbeitet
Seit 2015 geht er deshalb zur „Kevelaerer Tafel“ und trägt Zeitungen aus. „Ich habe fünfzig Jahre gearbeitet, war noch nie arbeitslos“, betont es. Das ist ihm wichtig.
Seit zwei Jahren bekommt er Rente. „Aber nicht von der DDR. Daher fehlen mir gut 25 Jahre, weil ich das nicht nachweisen kann, vieles an Unterlagen in der Wendezeit verlorengegangen ist. Das ist ein Manko der Regierung.“
Unter dem Strich bleiben 300 Euro Rente, „da muss ich die Grundsicherung nehmen“. Und von den 210 Euro für die Zustellung „nehmen sie mir 50 Euro auch noch weg“. Mit seinem Flucht-Freund wohnt er in einer Wohngemeinschaft, sonst wäre das alles nicht machbar. „Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig.“
Klaus Glücks ging bis zum neunten Schuljahr in Weeze zur Schule und wollte dann Maschinenschlosser lernen. „Meine Eltern sagten mir aber: Du musst erst arbeiten“, erzählt der 59-Jährige. Diese Entscheidung prägte sein zukünftiges Leben.
In diversen Firmen ist er als Bauhelfer unterwegs, erleidet einen Arbeitsunfall. Später ist er bei einem Landschaftsgärtner in Winnekendonk beschäftigt, macht Saisonarbeit im technischen Bereich in den Niederlanden. „Jetzt bin ich im Ruhestand, da kriegt man nix mehr.“ Und das trotz seiner „erst“ 59 Jahre.
Seine Frau hat früher in der Polsterei Mertens genäht, ist aber jetzt Herz-Kreislauf-erkrankt und gehbehindert. „Spaziergänge kann sie nicht mehr machen. Und ich hab auch schon Herz-Kreislauf-Probleme.“
Trotzdem erledigt er noch die großen Einkäufe. Beide leben sie von seiner Rente – 651 Euro – und ihrer Teilrente plus Grundsicherung. Nebenbei engagiert er sich noch als Bürgerbusfahrer.
Weihnachten ist schwierig
Viel geht da natürlich nicht, und aus eigener Betroffenheit kommt der Ärger dann beim Amt schon mal hoch, wenn er sieht, was Flüchtlinge dort an Geld erhalten. Er will diesen Menschen keine unlauteren Motive unterstellen oder ihnen das missgönnen. Aber er sagt auch deutlich: „Ich hasse das, wenn ich sparen und davon die Wohnung auch renovieren soll, und die werden unterstützt.“
Weihnachten, das hat für die drei Kunden der „Tafel“ aufgrund ihrer Situation eine relative Wertigkeit. „Weil wir eine Enkelin und einen Enkel – beide acht Jahre – haben , wird schon ein Tannenbaum aufgestellt“, meint Silvia Weyers. „Da ist aber seit sechs Jahren immer der gleiche Schmuck dran.“
Und einen Braten, den kann man sich nicht leisten. „Für die Kinder gibt es einen Süßigkeitenteller.“ Für sie, die sie ohne Mutter und Vater aufgewachsen ist, ist diese Zeit oft schwer. „Im Heim war ich oft zu Weihnachten allein.“
Günther Fischer hat da eine klare Haltung: „Ich freue mich auf Weihnachten gar nicht, das ist auch eine finanzielle Frage.“ Dazu kommt noch, dass keine Kinder da sind. „Das gibt kein rundes Bild für mich.“ Deshalb versucht er, Sendungen zu Weihnachten wie „Bitte melde Dich“ zu vermeiden. „Da hab‘ ich immer Tränen in den Augen.“
„Meine Frau ist für Weihnachten, da wird geschmückt“, erklärt Klaus Glücks, weshalb bei ihnen 2017 wohl mit dem alleinstehenden Sohn, der Tochter, dem angehenden Schwiegersohn und dem Enkel gefeiert werden wird. Süßigkeiten wird es geben, für den Enkel vielleicht Geschenke.
Die eigenen Wünsche für das neue Jahr sind bescheiden. „Einfach nur ein vernünftiges reales Leben, wo man vernünftig einkaufen kann“, darauf hofft Silvia Weyers. „Ein gutes, warmes Essen hier für ein, zwei Euro – wenn sich dafür ein Sponsor findet“, fände Günther Fleischer als Einrichtung sinnvoll. Und Klaus Glücks sagt: „Ein bisschen mehr Geld – und dass das Umfeld der Ämter freundlicher und die Menschen zugänglicher werden“