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Nachwuchs hält Zügel in der Hand

Aufmerksam verfolgte Anne Rose Hebben-Erfurt die Bemühungen der Prüflinge an dem Kutschmodell. „Hier geht es darum zu zeigen, wie man den Zweispänner anspannt“, sagte die Richterin und machte sich auf einem Bogen Notizen. Isabell Aymanns war eine der insgesamt fünfzehn Personen, die auf dem Geflügelhof Kannenberg einen Kutschenfahrprüfung absolvieren wollten. Sie reite selbst gerne, aber das hier sei eine andere Art, mit Pferden umzugehen, beschrieb die 23-Jährige ihre Motivation, bei dieser Prüfung mit dabei zu sein. „Papa fährt halt viel, da hab ich mir gedacht, das mach ich auch“, lag die Entscheidung für Stefanie Kannenberg nicht so ganz weit weg.
Im Durchgang zum Hof saßen die anderen Prüflinge beieinander – durch Löcher eines Holzsteges waren Lenkseile gezogen, an deren Ende Gewichte hingen. „An den Gewichten kann man sehen, was man da macht“, erläuterte Hausherr Hans Kannenberg, der in Kevelaer Jahr für Jahr auf den Festen als Kutschfahrer zu sehen ist. „Sowas gab´s hier schonmal vor 33 Jahren, vor gut 30 Jahren – und seitdem nicht mehr“, sagte Kannenberg und unterstrich die Notwendigkeit, dass er als Kutschfahrer allmählich ein paar würdige Nachfolger bekommt. „Ich war immer der Einzige, der den Kutsch-Führerschein hatte. Das ist wichtig, damit das überall auf der Kirmes und so noch existiert.“
Franz Hellegers schaute mit dem Prüfer Eberhard Stripling den Anwärtern auf die Finger. „Was ist der Unterschied zwischen Links- und Rechtswendung?“, wollte er beispielsweise von den Prüflingen wissen. Die Frage konnte Georg Bors beantworten: „Der Radius ist rechts kürzer als links.“
Üben am Fahrlehrgerät
Hellegers leitet in Straelen mit Elke Weber gemeinsam den Fahrstall Klaesenhof, ist selbst Fahrausbilder, führt dort selbst Lehrgänge für das Fahrabzeichen durch und gab den zehn Prüflingen auf dem Kannenberg-Hof Unterricht. „Am Fahrlehrgerät haben wir Griffe gezeigt, die man beim Fahren anwendet“, erklärte er.
Am Vormittag hatten sechs der zehn Prüflinge den Basis-Pass in Theorie und der Führung des Pferdes vorne absolviert. Ab 11 Uhr durfte jeder der zehn Fahrlehrgangsprüflinge bis zu einer Viertelstunde fahren. Und nach der Mittagspause wurden dann die Anspannprüfung und die Lenkprüfung durchgeführt. Später brüteten die Experten über den Ergebnissen, diskutierten miteinander. Aus dem Fenster lehnen, ob nun alle bestanden hätten, wollten sich die Prüfer zu dem Zeitpunkt nicht. „Es sieht aber gut aus“, hieß es.
Der Vorsitzende des Reitervereins St. Georg, Hans-Jürgen Bruns, verfolgte aufmerksam das Geschehen. „Das ist eine ganz wichtige Palette des Reitens, die wir als Verein sehr gerne fördern“, sagte er und erinnerte an die Pferdesegnung des Vereins, bei der auch immer eine Kutsche mit dabei ist. Georg Bors zeigte sich begeistert von dem Kurs. „Das hat eine Menge gebracht, sicherheitstechnisch, das Fahren vor dem Gespann. Dass man immer darauf achten muss, was die Pferde machen.“
Ganz familiär
Auch Gert van Leuven hatte den „intensiven Kurs“ – seit Mitte Juni zweimal pro Woche – mitgemacht. „Das war superinteressant, dabei ging es ganz familiär zu“, sagte der 69-Jährige und ist sich sicher, dass er an der neuen Ausrichtung mit Pferden zu arbeiten seine Freude haben wird. „Ich hab auch früher geritten – aber das i