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Zwei Schwestern fahren zur EM nach Breslau

Mit einem Vorkampfergebnis von 631,0 Ringen nicht ins Finale zu kommen, ist bitter. Trotzdem kann Anna Janssen sehr zufrieden sein. Sie erzielte bei dem internationalen Wettkampf den zehnten Platz und wurde damit beste Deutsche bei den Damen.

Die erst 17-Jährige ist die erste Juniorin, die im Erwachsenen- Nationalteam mitschießen darf und hier ebenso überzeugt wie zuvor im Juniorenkader. Das bei diesem Ergebnis kein Finalplatz rauskam, ist dem überaus hohen Niveau geschuldet, das zurzeit im internationalen Luftgewehr-Bereich vorherrscht.

Nur drei Zehntel fehlten Anna Janssen zum Platz acht, dann hätte sie um eine Medaille kämpfen können. Ein Startplatz bei der Europameisterschaft war ihr bereits nach der erfolgreiche Teilnahme bei den Ranglistenwettkämpfen im Dezember sicher.

Schwester Franka Janssen musste in München noch um diese Teilnahme kämpfen. Mit zwei hervorragenden Vorkampfergebnissen von 626,5 (Platz 7 im Finale) und 626,6 Ringen (Platz 13), ließ sie ihre deutschen Konkurrentinnen hinter sich und ergatterte sich einen von den drei begehrten EM-Teilnahme-Plätzen bei den Juniorinnen.

So können sich die Janssen-Zwillinge am 23. Februar gemeinsam auf dem Weg nach Breslau/ Polen machen, um für Deutschland Edelmetall zu gewinnen. Das Erreichen von Treppchenplatzierungen ist besonders im Erwachsenenbereich gefragt. Es liegt ein hoher Druck auf den Schultern der Spitzenschützen. Ein Quotenplatz für Olympia 2020 in Tokio muss noch ergattert werden.

Eine Hürde, die Sergey Richter bereits genommen hat. Auch er hat in München gezeigt, was er kann. Der Israeli, der für die Kevelaerer in der ersten Bundesliga schießt, konnte bei den Herren mit einem Ergebnis von 632,2 Ringen das Finale erreichen und wurde dort Vierter.

Ein gutes Ohmen für das kommende Wochenende, wo die drei „Tiger“ zusammen mit Alexander Thomas und Jana Erstfeld beim Bundesligafinale in Rotenburg an der Fulda an die Schießlinie gehen. Der amtierende deutscher Mannschaftsmeister, SSG Kevelaer, hat die Titelverteidigung fest im Visier.

Anna Janssen kann es auch auf Italienisch

Wieder einmal bewies Anna Janssen aus Wetten, dass sie zur derzeitigen Elite der deutschen Sportschützen gehört. Im Vorkampf bei der diesjährigen Europameisterschaft Gewehr und Pistole brachte es die 18-jährige Schülerin beim Kleinkaliber (KK) 3×40 Wettkampf auf insgesamt 1157 Ringe. „Das ist jetzt kein besonders hohes Ergebnis, um auf einen Finalplatz zu hoffen. Dass es am Ende doch gereicht hat, fand ich echt erstaunlich“, resümiert die frisch gebackene Europameisterin kurz nach der Siegerehrung im italienischen Bologna.

Mit guten Ergebnissen aus dem Kniend- und Liegendanschlag (392/391) musste sie noch 40 Schuss im Stehen absolvieren. Nach den ersten neun Schuss lief auch soweit noch alles nach Plan, dann kam der letzte Schuss in der ersten Serie und dieser ging in die Sechs. „Da ist bei mir ein Licht ausgegangen vor Schreck. Ich stand noch nicht im Ziel und bin dann an den Abzug gekommen. Für mich war in diesem Moment klar, dass ich keine Chance auf einen Finalplatz haben werde“. Sehr ärgerlich, aber auch den Profis passiert so etwas schon mal.

Mannschaftskollegen waren auch erfolgreich

Janssen ist nach diesem Schuss erst mal von der Schießlinie getreten und hat mit ihren Nationaltrainern Gespräche zur Aufmunterung geführt. Routiniert beendete sie den Stehend-Anschlag anschließend mit 374 Ringen und wurde in der Schlussrechnung Siebte. Auch ihre Mannschaftskollegen Johanna Tripp (1158 Ringe) und Melissa Ruschel (1157 Ringe) erreichten das Finale der besten acht Schützen aus dem Vorkampf.

Zu diesem Zeitpunkt hätten die drei Topathleten bereits eine Flasche Sekt köpfen können, denn das Mannschaftsgold war ihnen bereits sicher. Aber jetzt musste die ganze Konzentration dem Finale gewidmet werden. Auch hier konnte Janssen konstant ihre Können abrufen, schwächelte nach eigener Aussage etwas beim Liegendanschlag. Sie holte aber im Laufe des Wettkampfes immer weiter auf und fand sich zum Schluss an der Spitze der Tabelle wieder, wo sie dann auch verharrte bis sie nur noch mit der Italienerin Sofia Ceccarello und mit Melissa Ruschel vom SV Wieckenberg an der Schießlinie stand.

Die Goldmedaille gesichert

Janssen machte es hier noch einmal spannend und sorgte mit einer 8,5 dafür, dass die Italienerin (9,6) den Vorsprung auf 0,8 Ringe von Janssen verkürzte. Für Ruschel (10,7) stand bereits fest, dass sie es nicht mehr auf Platz 2 schaffen wird und sie gewann Bronze. Der letzte Schuss (Janssen 10,5/Ceccarello 10,3) bestätigte bereits den Trend, den die Kevelaererin gesetzt hatte: Mit 459,3 Ringen und neuem Junioren Weltrekord gewinnt Anna Janssen die Goldmedaille.

„Ich bin mehr als zufrieden und glücklich, dass das hier alles so gut gelaufen ist. Das war ein echt gelungener Saisonabschluss. Auch, dass meine Mannschaftskolleginnen das Finale ebenfalls erreicht haben und wir Teamgold gewonnen haben, freut mich sehr.“ Janssen wird das Kleinkalibergewehr für die nächsten Monate erst einmal in die Ecke stellen und sich ganz dem Luftgewehr-Training widmen. In vier Wochen beginnt die Bundesliga Saison 2019/20, bei der sie mit ihrer Mannschaft von der SSG Kevelaer den Deutschen Meistertitel verteidigen möchte.