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Die Leerstände in der Kevelaerer Innenstadt treibt auch die Verantwortlichen der Stadt um

Ein wirtschaftliches Auf und Ab

Wenn Hans-Josef Bruns die momentane Situation beschreiben soll, fällt ihm dazu nur Folgendes ein: „Es ist ein ständiges Auf und Ab.” Aktuell befinde man sich seit Wochen wieder in der Situation, „dass die Umsätze der Unternehmen in der Innenstadt quasi auf Null gefahren sind.”

„Termin-Shopping“ auch in Kevelaer wieder möglich

Der Einzelhandel darf öffnen

Ab dem morgigen Donnerstag, 6. Mai, ist „Termin-Shopping“ im Einzelhandel im Kreis Kleve wieder möglich. Das bedeutet auch für Kevelaer: Die Geschäfte dürfen wieder Kund*innen empfangen, die zuvor einen Termin gebucht haben.

Die neuen Einkaufsregeln stoßen in der Innenstadt auf wenig Gegenliebe

Einkaufen in Coronazeiten: Keiner blickt mehr so richtig durch

Nicht nur wegen des durchwachsenen Wetters mit Schnee, Hagel und kurzem Sonnenschein war nicht viel los auf der Hauptstraße in Kevelaer. Am Fenster von Mode Gahlings konnte man den Hinweis „Erst testen, dann shoppen“ lesen.

Negativer Corona-Schnelltest erforderlich. Kreis Kleve erlässt Allgemeinverfügung nach der „Corona-Notbremse“

Handel darf weiter öffnen

Aufgrund der jüngsten Fassung der Corona-Schutzverordnung hat das NRW-Gesundheitsministerium die „Corona-Notbremse“ für 31 Kreise und kreisfreie Städte angeordnet, die seit mindestens drei Tagen eine 7-Tage-Inzidenz über 100 haben. Das MAGS hat jedoch die Möglichkeit eröffnet, dass die betroffenen Kreise Allgemeinverfügungen erlassen, wenn vor Ort ein flächendeckendes Angebot für kostenlose Bürgertestungen vorliegt. Somit hat die Kreisverwaltung in Kleve eine Allgemeinverfügung erlassen, die mit dem Land NRW abgestimmt wurde.

Noch große Vorsicht bei der Nutzung

„Click & Meet“-System funktioniert in Kevelaer unterschiedlich gut

Im „Euromarket“-Laden an der Gelderner Straße beriet Ferdinand Mehlem eine Kundin beim Erwerb einer neuen Spülmaschine. Mit Unterbrechung seit 46 Jahren verkauft der heute 75-Jährige in dem seit 1964 existierenden Geschäft Elektronikgeräte. Mit dem „Click & Meet“-System kämen er und seine Kund*innen sehr gut zurecht.

Sie fühlen sich in der Debatte um den Peter-Plümpe-Platz „nicht mitgenommen“ und wollen Dialog mit Politik und Verwaltung

Innerstädtische Gewerbetreibende fordern Lösung „mit Sinn und Verstand“

„Alle sind der gleichen Meinung, dass es nicht mehr zu tolerieren ist, was in Kevelaer abgehen soll“, sagt Felix Moeselaegen als Vertreter der innerstädtischen Gewerbetreibenden Kevelaers. Bei der Diskussion um die Innenstadt und Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes habe es 2015 im Integrierten Handlungskonzept mal geheißen, dass keine Parkplätze wegfallen sollen.

Unmut über die Umgestaltung der Innenstadt reißt nicht ab

Handel kritisiert Stadt und Bezirksregierung

Obwohl der Rat die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Peter-Plümpe-Platzes längst gestellt hat, die Gewinner des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs feststehen und bald an der Konkretisierung ihrer Entwürfe arbeiten dürften, geben die Gegner*innen der Umgestaltung nicht auf. Im Mittelpunkt der Kritik steht nach wie vor der Wegfall von Parkplätzen im nördlichen Teil des Platzes.

Zwischen Kundenstopper und Krippe

Neben den Anträgen zu den Sportplätzen ging‘s in der letzten Sitzung des Rates in dieser Wahlperiode auch noch um einige andere Themen. So diskutierten die Ratsmitglieder erneut über die sogenannte „Sondernutzungssatzung“, die unter anderem die Aufstellung von „Kundenstoppern“ und Verkaufsdisplays im Außenbereich durch Händler und Gastronomen regelt.

Die Satzung ist schon seit Mitte 2018 in Kraft, wird aber derzeit aufgrund der schlechten Situation von Einzelhandel und Gastronomie noch nicht angewendet (das KB berichtete). Ludger Holla, Leiter des Bereichs Öffentliche Ordnung und bekannter Verfechter der Satzung, warb zu Beginn der Diskussion noch einmal für einen möglichst restriktiven Einsatz von Stoppern und Displays, die, wie er anhand von Bildern aus der Innenstadt belegte, die Kunden in die Mitte der Straßen leiteten und weg von den Schaufenstern als eigentlichem Aushängeschild der Läden. Er sieht sich dabei in guter Gesellschaft von Fachministerin Scharrenbach, Einzelhandels- und Marketingexperten sowie Stadtplanern, die allesamt einen Ausstieg aus der Uniformität der Innenstädte forderten.

„Schöne Kampfesrede“, fand CDU-Fraktionssprecher Mario Maaßen, gab allerdings zu bedenken: „Unsere Geschäftsleute möchten die Kundenstopper aber weiter betreiben.“ Zudem fand er sich mit dem Vorschlag seiner Fraktion, hochwertige Kundenstopper zuzulassen, in der Verwaltungsvorlage nicht wieder.

Norbert Baumann (SPD) sprach sich für die SPD gegen die Stopper aus, Ulrich Hünerbein-Ahlers (Bündnis 90 / Die Grünen) empfindet sie als „Verschandelung“ und sein Fraktionskollege Wolfgang Röhr findet auch nach einem Gespräch mit Geschäftsleuten „keine überzeugenden Argumente für diese Kundenstopper.“ Auf das Argument, man solle die Kaufleute über die Werbemaßnahmen selbst entscheiden lassen, warf Röhr ein: „Das ist aber auch meine Straße!“ Und auch Bürgermeister Dominik Pichler fand den Vorschlag, den Kaufleuten die Gestaltung der Innenstadt zu überlassen, wie ihn Michael Kamps und Beate Clasen von der CDU erneuerten, nicht gut: Dann würde eine „partikuläre Interessengruppe bestimmen, wie unsere Innenstadt aussehen soll“. Jan Itrich (FDP) gab zu bedenken: „Auch unter Geschäftsleuten wird das Thema kontrovers diskutiert.“

Wirtschaftsförderer Hajo Bruns erklärte zwar, die „schöne Innenstadt“ Kevelaers sei „Chance und Glück“ zugleich. Alle Beteiligten wollten eine hohe städtebauliche Qualität. Er gab aber zu bedenken, dass die Cornona-Zeit eine „denkbar ungünstige Situation“ für Restriktionen gegenüber der Wirtschaft sei. In der Abstimmung sprachen sich die Ratsmitglieder mit 18 zu 12 Stimmen für eine Änderung der bestehenden Satzung mit einer Aufweichung beim Thema der Kundenstopper und Verkaufsdisplays aus, wie sie die Einzelhändler vorgeschlagen hatten.

Auch beim Thema Advents- und Krippenmarkt spielte die Politik den Ball zurück ins Feld der Verwaltung: Mario Maaßen (CDU) beantragte, das Thema von der Tagesordnung zu nehmen. Angesichts ständig geänderter Corona-Bestimmungen sei es „als Rat schwer möglich, tagesaktuelle Entscheidungen zu treffen.“ Daher wolle man das Thema ins laufende Verwaltungsgeschäft zurückgeben. Die Ratsmitglieder stimmten dem einstimmig bei zwei Enthaltungen zu.

Bürgermeister Dominik Pichler kündigte daraufhin an, dass der Antrag der Event- und Marketingagentur Kevelaer UG auf finanzielle Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung eines genehmigungsfähigen Konzeptes von der Verwaltung positiv beschieden werde. Die Agentur kann also mit der Erarbeitung eines solchen Konzeptes beginnen – was allerdings angesichts der sich mit stetiger Dynamik entwickelnden Corona-Vorgaben kein leichtes Unterfangen werden dürfte.

Die Entscheidung war schnell gefallen

Mit einem zufriedenen Lächeln stand Gabriele Gustrau am vergangenen Freitag in ihrem Geschäftslokal an der Busmannstraße. Die gebürtige Essenerin feierte an diesem Tag die Eröffnung ihres Ladens „Gustrau Fashion und Deko“. Auch in Essen bietet sie bereits ihr Sortiment für Damenbekleidung an. Durch zahlreiche Ausflüge an den Niederrhein wurden sie und ihr Mann auf die Wallfahrtsstadt aufmerksam. Als dann in der Innenstadt ein passendes Ladenlokal leer stand, war die Entscheidung schnell klar: Gustrau wollte eine zweite Niederlassung in Kevelaer eröffnen. Nun nutzte sie das „Late Night Shopping“, um sich den Kevelaerer Bürgern vorzustellen und auf das neue Angebot an der Busmannstraße aufmerksam zu machen. Erst zwei Wochen zuvor hatte sie die Räumlichkeiten angemietet.

Sie habe schon früh ihre Begeisterung für Mode entdeckt, erzählte die gelernte Floristin. Noch während sie ihr eigenes Blumengeschäft betrieb, ging der Weg immer weiter Richtung Mode, bis sie schließlich in ihrer Heimatstadt Essen ihr eigenes Modegeschäft eröffnete. Die Idee ist ähnlich wie in Kevelaer: „Unser Konzept ist, dass man sich bis auf Schuhe von Kopf bis Fuß ausstatten kann.“ Und weil die 58-Jährige weiß, dass viele Frauen genauso wie sie selbst Fans von „Schnick-Schnack“ sind, gibt es in ihrem Laden auch Dekorationsartikel zu kaufen.

Keine Sorgen wegen Covid-19

Ob es ihr riskant erscheint, während der Corona-Krise ein neues Geschäft zu eröffnen? Nein, da mache sie sich keine großen Sorgen, sagt die Geschäftsfrau selbstsicher. Und auch, dass aktuell während der Wallfahrtszeit durch Covid-19 deutlich weniger Pilger in die Stadt kommen, sei für sie kein Grund zu zweifeln. Sie wolle vor allem die Kevelaerer Bürgerinnen ansprechen. Das Pilgergeschäft käme dann nach Corona noch „on top“.

Besonders positiv aufgefallen ist der Essenerin die Aufnahme durch die anderen Geschäftsleute der Busmannstraße. „Alle sind sehr offen und aufgeschlossen“, freut sie sich über den herzlichen Empfang. Auch die Bürger würden ihr offen begegnen, was noch aus einem weiteren Grunde ein gutes Zeichen für die Essenerin sein dürfte. Denn sie und ihr Mann werden sich demnächst auch privat in Kevelaer niederlassen. Am Niederrhein hätten sie immer gerne ihre Freizeit und auch den ein oder anderen Kurzurlaub „zur Entschleunigung“ verbracht. Bis dahin hofft die Unternehmerin, beruflich in der Wallfahrtsstadt anzukommen und sich ein Team für ihren Laden aufzubauen. Denn das besteht – der kurzfristigen Entscheidung geschuldet – aktuell noch nicht. Derzeit ist Gustrau noch auf der Suche nach freundlichen Verkäuferinnen.

Klagen, Kaufleute und Kreisverkehre

Am 6. September soll er stattfinden, der nächste verkaufsoffene Sonntag. Doch ob sich die Befürworter gegen die Gewerkschaft „ver.di“ durchsetzen können, steht noch nicht fest. Gemeinsam hatten sich Politik, Ministerien und Interessenverbände des Handels für die Durchführung ausgesprochen und sich unter anderem aufgrund des Verbots von Massenveranstaltungen für eine Entkoppelung der Sonntagsöffnungen von diesen abgerungen.

Einstimmiger Ratsbeschluss

Die Stadtspitze in Kevelaer stand in Kontakt mit dem zuständigen Ministerium, örtliche und regionale Verbände hatten sich im Anhörungsverfahren für eine Öffnung an vier Sonntagen bis zum Jahresende ausgesprochen, selbst die Kirche, sonst eher zurückhaltend in ihrer Zustimmung, hatte keine Einwände. Wiederholt hatte Bürgermeister Dominik Pichler auf die ernste Lage im örtlichen Einzelhandel sowie in der Gastronomie hingewiesen. Der Rat hatte schließlich die geplanten Sonntagsöffnungen einstimmig beschlossen, obwohl die Gewerkschaft „ver.di“, anders als in anderen Städten, in Kevelaer im Anhörungsverfahren Bedenken angemeldet und sich eine Klage vorbehalten hatte (das KB berichtete).

In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung am Dienstagabend musste der Bürgermeister nun den Eingang eines Eilantrages der Gewerkschaft melden. Mit einer 50-seitigen Klageschrift will die Arbeitnehmervertretung die Sonntagsöffnungen verhindern. Nicht nur von der Stadtspitze, sondern auch aus dem Gremium selbst wurde gegenüber dem Kevelaerer Blatt Unverständnis gegenüber der starren Haltung von „ver.di“ deutlich. Ebenso deutlich war das Missfallen darüber, dass man dort offensichtlich die ernste Lage in Handel und Gastronomie nicht anerkenne. Damit leiste man bewusst Firmeninsolvenzen Vorschub und setze Arbeitsplätze aufs Spiel, lautete ein Vorwurf.

Man rechne aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Eilantrag handele und dass mit dem 6. September der erste verkaufsoffene Sonntg unmittelbar bevorstehe „vermutlich schon im Laufe der nächsten Woche“ mit einer richterlichen Entscheidung über die Klage von „ver.di“, erklärte Bürgermeister Dominik Pichler.

Ein zweiter Rechtsstreit wird Kevelaer nun doch noch weiter beschäftigen: Die Klage gegen die OW 1, die jüngst abgewiesen worden war (das KB berichtete), ist in diesem Fall noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Kläger habe Berufung beantragt, berichtete Ludger Holla in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses.

Radfahrer schützen

Dass man den Radverkehr in Kevelaer weiter fördern und Radfahrer noch besser schützen möchte, darüber herrschte in dem Gremium am Dienstagabend größtenteils Einigkeit. Der Weg dorthin gestaltet sich aber steinig und die Diskussion machte unterschiedliche Perspektiven deutlich. Die KBV und Bündnis 90/Die Grünen versuchten es mit Anträgen. Die Bewertungen aus dem verkehrsrechtlichen Verfahren, die in der Stellungnahme der Verwaltung nachzulesen waren, gaben wenig Hoffnung, dass die Forderungen umgesetzt werden können (das KB berichtete).

Wolfgang Röhr (Grüne) fand in den Stellungnahmen der Verwaltung „keinen Ansatz, die Probleme zu lösen“ und forderte „mehr Prävention“. Horst Blumenkemper (SPD) konnte sich „den Stellungnahmen der Verwaltung nur anschließen“, so dürften neue Verkehrszeichen etwa nur aufgestellt werden, wenn dies zwingend erforderlich“ sei. Die besten Vorschriften nützten zudem wenig, wenn es keine entsprechende Überwachung und Ahndung von Verstößen gebe. Er kritisierte zudem auch zunehmendens Fehlverhalten von Fahrradfahrern. „Da muss man nicht immer nur auf die Autofahrer schimpfen.“
Jan Ittrich (FDP) forderte eine „ideologiefrei Diskussion“. Man habe „einen gewissen Spielraum“, den man ausnützen müsse.

Mario Maaßen (CDU) schloss sich weitestgehend den Bewertungen der Verwaltung an, forderte aber in einigen Teilbereichen Nachbesserungen. Heinz Melzer (KBV) erläuterte noch einmal Teilaspekte des Antrags seiner Fraktion und löste damit eine weitgehend konstruktive Diskussion aus, die in einigen Bereichen auch weitergehende Informationen seitens der Verwaltung ergaben. So wurde klar, dass etwa der Kreisverkehr an der B 9 derzeit überplant wird – was auch mit einer Änderung der Fahrradspur einhergehen und zu einer Verbesserung führen könnte. Und auch über die unübersichtliche Radwegführung an der Kreuzung Rheinstraße / B 9 will man sich spätestens wieder Gedanken machen, wenn klar ist, ob die OW 1 – wenn sie denn dann mal gebaut ist – tatsächlich zu einer Entlastung bezüglich des Autoverkehrs führt. Der Antrag der Grünen, auf der Rheinstraße Schilder aufzustellen, die das Überholen von Zweiradfahrern verbieten, wurde nach langer Diskussion und dem Hinweis des Leiters der Stadtplanung, Ludger Holla, er halte die Aufstellung der Schilder für „nicht rechtskonform“, mehrheitlich abgelehnt.