Beiträge

Schulte Staade-Stiftung hat die Arbeit aufgenommen

Am 13. Januar 2020 verstarb der frühere Wallfahrtsrektor und Ehrenbürger Kevelaers, Richard Schulte Staade. Am Samstag, 30. Januar, wird nun ab 18.30 Uhr in der Vorabendmesse das Jahresamt für Schulte Staade gefeiert.

Schulte Staade habe Kevelaer „über Jahrzehnte geprägt und er war ein Mann, der wirklich etwas zu sagen hatte und viel für die Stadt getan hat“, blickt Bürgermeister Dr. Dominik Pichler zurück. Er gehört dem Vorstand der Schulte Staade-Stiftung an, die sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Ordnung des Nachlasses des ehemaligen Wallfahrtsrektors befasst hat.

„Wir mussten den Besitz erst sichten, Vermögen zu Geld machen und noch offene Rechnungen abwarten“, erläutert Pichler. Nun sei ein Stiftungsvermögen – „sechsstellig, aber noch keine halbe Million“ – zusammengekommen. In der aktuellen Zinssituation könne man damit jedoch keine großen Sprünge machen und hoffe daher auf weitere Spenden.

Schulte Staades Amtsnachfolger Pfarrer Gregor Kauling ist ebenfalls Mitglied des Stiftungsvorstands: „Die Stiftung ist ein Vermächtnis an die Kirche und die Stadt“, erklärt Kauling. Zweck der Stiftung, die eine kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts ist, sind „die Förderung kirchlicher Zwecke im Marienwallfahrtsort Kevelaer und die Verschönerung des Ortes“.

Hubert Lemken, gewähltes Vorstandsmitglied, führt aus, was das bedeutet: „Dazu gehören zum Beispiel die Verschönerung des Kreuzweges, die Ausgestaltung öffentlicher Gebäude oder Plätze, die Pflege und Restaurierung der Kunstschätze und des Inventars der Basilika und auch die Pflege des kirchlichen Liedgutes und des Chorgesangs.“ Damit bleibt sich der Stifter treu, dem schon zu Lebzeiten vereinzelt vorgeworfen wurde, sich in finanzieller Sicht mehr auf Kunstschätze als auf die Seelsorge zu konzentrieren.

Ein erstes Projekt hat der Stiftungsvorstand bereits beschlossen: die Restaurierung eines Grabmals. „Wenn einmal mehr Geld da ist, werden wir sicher auch Projekte machen, von denen Menschen profitieren“, versichert Pichler.

Informationen gibt es bei den Vorstandsmitgliedern sowie dem Stiftungsbeauftragten des Bistums Münster, Christian Meyer, unter der Mailadresse meyer-c@bistum-muenster.de. Das Spendenkonto hat die IBAN DE77 4006 0265 0010 1290 00. In den Schriftenständen der Pfarrei liegt zudem ab sofort ein Informationsflyer aus.

Das Jahresamt für Richard Schulte Staade am Samstag, 30. Januar, ist ab 18.30 Uhr zu sehen beim Fernsehsender EWTN und online auf www.wallfahrt-kevelaer.de sowie www.domradio.de.

Ehre, wem Ehre gebührt

Vor dem eigentlichen „Event“ stand der große Moment im Museumshof: die Enthüllung der Tenhaef-Gedenktafel. Bernd Rolf, der sich vor fünf Jahren maßgeblich mit für die Stele Tenhaeffs zum 95. Geburtstag eingesetzt hatte, sprach vom „populärsten Dichter der niederrheinischen Mundart in der Nachkriegszeit“. Er dankte den Stiftern der Bronzetafel – dem Museums-Förderverein, der Heimatpflege-Stiftung der Volksbank und dem Tenhaeff-Neffen Werner Helmus für ihren Beitrag.

Der Begriff ist zu klein

Der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler schloss sich Rolfs Wertung an. „Es ist wieder ein großer Kevelaerer Heimatdichter“, der geehrt werde, „obwohl der Begriff zu klein ist“, zitierte er Martin Willing und das Kevelaerer Blatt. Der kleine Jupp habe in der Volksschule Kohle geschleppt. „Dort hatte er schon das Talent zum Schreiben“, erzählte Pichler. Und er erwähnte, dass Tenhaeff im Krieg zweimal verwundet wurde. Danach habe er sich beim Verlag Köster, die auch das Bläche druckten, als „Laufbursche, Mädchen für alles und Zeitungsausträger“ verdingt und später selbst „über die Millitärgerichtsbarkeit der Briten, über Schmuggel und illegale Grenzübertritte“ geschrieben. 1955 habe er geheiratet und sei in Frankfurt gelandet. Er sei der Stadt Kevelaer aber verbunden geblieben. „2007 war sein letzter Wunsch, in Kevelaer beerdigt zu werden. Ich hoffe, dass wir noch in vielen Jahren an Tenhaeff denken“, sagte Pichler und enthüllte anschließend mit der Museumsleiterin Veronika Hebben die Bronzetafel.

Bernd Rolf ließ den Dichter selbst nochmal mit einem Originalton des Textes „Gujje Senn“ zu Wort kommen. Danach machten sich die Gäste zum Mundartachmittag auf in die Museumskneipe, unter ihnen auch der Sprachforscher Georg Cornelissen. „Tenhaef war ein Sprachkünstler. Es gibt viele, die Verse schmieden, aber wenige, die das gekonnt können. Wie er mit Klängen spielt und Laute wiederholt, damit arbeitet, um Wirkung zu erzielen. Das können nicht viele“, äußerte er seine Bewunderung.

„Ehre , wem Ehre gebührt – und Jupp Tenhaef gebührt diese Ehre“, unterstrich der Vorsitzende des Museums-Fördervereins, Peter Hohl, dessen Verdienste für die niederrheinische Mundart, ehe er den Künstlern des Nachmittags die Bühne überließ.

Würdigung mit Musik und Rezitation

Wie schon beim Mundartnachmittag für Theodor Bergmann übernahmen Bernd Rolf und seine Frau Bärbel den musikalischen Part, begleiteten mit Gitarre und Gesang die Lieder-CD von Güno van Leyen mit den Texten von Tenhaeff.

Sie intonierten „Neß ow hart“, „Haseschrieves“; „Hers“ oder „Kävelse Moppe“, dass die Anwesenden gerne mitsangen. Und zum Schluss spielten sie mit Hans Poschmann das Heimatlied „Wor hör ek t´hüss“.

Im Zentrum des Nachmittags stand der wunderbare Mundart-Vortrag von Wilfried Renard, der ähnlich wie bei Theodor Bergmann mit ganzem Körpereinsatz die Werke des Dichters vortrug. Er erzählte vom „Wentersport“, die Tierfabel „Üt enne Poot“ und die Geschichte von der Maus, die beim Mausen erwischt wird bei „So moß et komme“.

Daneben standen kurze Stücke wie die „Wülderej“, der „Pädd op de Padd“ und das jahreszeitpassende „Is on Schnej“ neben so zauberhaften Langtexten wie dem „Sportberecht“ , wo „Fasane-Fretz dem Ball met dem Bennerest“ beim Elfmeter nicht versenkt, und so lebensnahen Gedichten wie „Sonndag in´t Derp“.

Es gab auch Nachdenkliches

Renard zeigte in seinen Beiträgen auch den nachdenklich-tiefsinnigen Tenhaef, der mit Zeilen wie „Wej Mensse denke, senne, süüke, glöve / on söllen ons doch selfs en Rotsel blieve“ über das menschliche Dasein sinnierte, in „Er alde on et nejje Johr“ konstatierte: „Lott merr komme, wat dor komme sall.“

Und am Ende gab er über Tenhaef den „Gujje Rot“ weiter: „Et besten es, me helt meer Moot, on drevt nit sovööl Stuß on Stoot, in Wönß on met Gedachte.“ Sein neffe Klaus Helmus meinte nach der Veranstaltung: „Er wäre unheimlich stolz gewesen.“

Museumsleiterin Veronika Hebben dankte zum Ende allen für ihre Unterstützung für diese Mundart-Reihe – von den Museums-Mitarbeitern über die Künstler bis zum „Kevelaerer Blatt“. Und sie kündigte an, dass es ab 2019 eine Veranstaltungsreihe mit niederrheinischen Künstlern und Dichtern geben wird mit jeweils einem Termin pro Quartal.

Ehrenbürger Hansgerd Kronenberg

Den eingefleischten Winnekendonker Hansgerd Kronenberg als einen „bourgeois honoraire“ zu betiteln, würde diesen wahrscheinlich nur zu einem gütigen Lächeln veranlassen. Dennoch liegt die Wurzel der ihm jüngst verliehenen Ehrenbürgerwürde, in einer im Nachgang der Französischen Revolution sich emanzipierenden bürgerlichen Gesellschaft.

Ehre, wem Ehre gebührt

Ehre, wem Ehre gebührt! – da bestehen bei Kronenberg keine Zweifel. Die ihm durch alle politischen Lager gezollte Anerkennung zeigte sich deutlich in der Einstimmigkeit des Ratsbeschlusses der vergangenen Woche. Ein Ergebnis, mit dem der Geehrte selbst nicht gerechnet hatte, welches ihn aber mit besonderer Freude erfüllt. Die ihm zueigne Bescheidenheit weicht dadurch allerdings nicht: „Ja, dann hab‘ ich gedacht: Gut, das muss man mal einfach über sich ergehen lassen. Das ist eine besondere Ehrung. Die bekommt man nicht alle Tage.“ Auch wenn er als neuer Ehrenbürger nun im Fokus steht, sieht er es mehr als Anerkennung der für Winnekendonk geleisteten Arbeit und da schließt er ausdrücklich seine Mitstreiter und Weggefährten immer mit ein.

Auf eine über 50jährige Aktivität als Kommunalpolitiker zurückblicken zu können, ist beileibe keine Alltäglichkeit. Höhen und Tiefen wechselten dabei beständig, ließen Kronenberg aber nie an seinem Tun zweifeln. Er ist fest verwurzelt in Winnekendonk – die mehrdimensionale Offenheit von ‚Heimat‘ verschmilzt bei ihm mit der exklusiven Intimität von ‚Zuhause‘. Angesprochen auf den Inhalt des in aller Munde befindlichen Begriffs „Heimat“ antwortet er kurz und knapp: „Ich bin hier geboren, bin immer hier gewesen.“ – die kürzest mögliche Zusammenfassung seiner Liebe zu Land und Leuten. Nur das kann auch erklären, warum er die Vielzahl seiner übernommenen Ämter und Aufgaben mit einem Maß an Selbstverständlichkeit beschreibt, das am logischen Gang der Dinge keine Zweifel aufkommen lässt.

Die schwierigste Zeit

Die für ihn schwierigste Zeit fällt gleich in den Beginn seines aktiven Wirkens in die 1960er Jahre, letztlich verliert Winnekendonk 1969 seine Selbständigkeit als Gemeinde. Kronenbergs Quintessenz: „Die kommunale Neuordnung war nicht der Weisheit letzter Schluss.“ Dennoch ist genau das für ihn der Antrieb, nun die Belange seiner Heimatgemeinde im Kevelaerer Rat zu vertreten, was gerade anfänglich nach seiner Aussage keine leichte Sache war, galt es doch erst zueinanderzufinden und Balancen zwischen den Ortsteilen zu etablieren. Sorgen macht ihm die Erosion der für ein Dorfleben existenziellen Bezugs- und Bindungspunkte „Kirche, Schule, Nahversorgung, Kneipen“ – letztere sind auf dem Lande wichtiger Ort des Austauschs. Die Leute identifizieren sich einfach nicht mit den neuen Strukturen. Kronenberg fasst es so zusammen: „Wenn man an allem herumsägt, dann fallen Späne – die werden in der Regel verbrannt.“

Nach dem Studium

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Köln und einigen Stationen bei Kanzleien in der Umgebung, lässt er sich schließlich 1968 als Rechtsanwalt in Winnekendonk nieder – dieses nicht ohne anfängliche Hindernisse, die ihren Grund in den damals gültigen Niederlassungsbestimmungen finden. Die Anwaltskammer in Düsseldorf teilt ihm auf seinen Antrag hin mit, dass eine Niederlassung nur an Orten möglich sei, die mindestens über ein Amtsgericht verfügen, was in Kevelaer nie der Fall war – dennoch gab es in Kevelaer Anwälte. Darauf hingewiesen, teilt man ihm mit, dass der Fall in Kevelaer anders gelagert sei, da ja Schravelen als historischer Gerichtsort belegt sei. „Dann habe ich zurückgeschrieben: Schravelen ist aber Winnekendonker Gebiet und nicht Kevelaer.“ Die Folge der heimatkundlichen Beschlagenheit war die Erlaubnis zur Niederlassung, die heute längst nicht mehr mit derart hohen Hürden einhergeht.

Kronenbergs Winnekendonker Praxis ist nicht nur sein Büro als Anwalt, sondern auch seine Schaltzentrale als Ortsvorsteher. Ohne Ansehen der Person versucht er jedem zu helfen, der den Weg zu ihm findet: „Jeder ist mir lieb und teuer, der Hilfe haben will.“ Diese räumliche Verbindung seiner beiden Berufungen ist für ihn das Ideal als Ortsvorsteher: „fest am Ort arbeitend, ein eigenes Büro haben und frei über die eigene Zeit verfügen können“.

Der größte Erfolg

Angesprochen auf seinen größten kommunalpolitischen Erfolg, fällt ohne zu zögern das Wort „Golddorf“. Erste Anläufe dazu hatte es in Winnekendonk bereits 1962 gegeben, also noch als eigenständige Kommune. Der 1961 unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden“ in Leben gerufene Wettbewerb, wird Kronenberg und seine Mitstreiter 40 Jahre begleiten. Erste Erfolge stellen sich ein: „Irgendwann hatten wir dann mal Bronze auf Landesebene.“ Sie lernen viel von anderen erfolgreichen Dörfern, setzen manches davon auch in ihrem Heimatdorf um und werden immer besser. Schließlich folgt 1975 Landesgold und die Weiterleitung zum Bundeswettbewerb erbringt eine Silbermedaille. Die Krönung zum „Golddorf“ erfolgt schließlich 2001, womit für Winnekendonk auch die Zeit im Wettbewerb endete. Das Dorf war nunmehr zu groß geworden und der Staffelstab wurde an den Ortsteil Achterhoek weitergereicht – Landesgold und Bundessilber im letzten Jahr waren der Lohn.

Keine Zäsur

Als Zäsur begreift Hansgerd Kronenberg die Ehrenbürgerschaft gewiss nicht und stellt klar: „Ich werde meine Arbeit so fortsetzen, wie ich das bisher getan habe.“ Dennoch treibt auch ihn die Sorge um die Zukunft seiner Heimat um. Er wünscht sich, dass mehr junge Leute Verantwortung in der Kommunalpolitik übernehmen und dabei langfristig die gesamte Ortschaft im Blick haben und nicht nur die aktuellen Interessen ihres unmittelbaren Nahfeldes. Nur so lässt sich das einlösen, was inhaltlich hinter dem „Golddorf“ steht und auch immer Kronenbergs Antrieb war: „Unser Dorf hat Zukunft.“

Eine Ehrung des Amtes

Wer erwartet, dass man sich mit einem Mann wie Hansgerd Kronenberg zum ungestörten Zwiegespräch über sein Leben treffen kann, der muss sich ganz schnell von seiner Illusion verabschieden.

Kaum ist das Gespräch fünf Minuten alt, klingt im Vorraum das Telefon. „Kronenberg?“, meldet sich der Rechtsanwalt und Ortsvorsteher. Am anderen Ende ist eine Dame, die ihn auf eine Goldhochzeit hinweist. „Das ist schon verabredet“, sagt der 82-Jährige und kehrt wieder ins Büro zurück. „Wo waren wir stehengeblieben?“, setzt er an, bevor es drei Minuten später an der Tür klingelt. „Ich dachte, ich komm mal spontan. Hast du etwas Zeit?“, wird Kronenberg gefragt und bittet den so nett fragenden Gast an der Tür trotz des Gesprächs kurz höflich herein, macht mit ihm einen Termin für den kommenden Tag aus.
„Der Vorsitzende des Heimatvereins…“, sagt er nur, als könne man so eine Person allein schon aus Respekt nicht vor der Tür stehen lassen. Auf dem Fenstersims ist eine Urkunde des Heimatvereins „Ons Derp“ zu sehen – über seine Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit.
„Ich kenne hier in Winnekendonk viele Menschen“, sagt der Ortsvorsteher, der das Amt seit 1969 inne hat. „Und wir sind stolz, als „Ureinwohner“ in Winnekendonk geboren zu sein“, spricht er an dem Punkt gerne für sich und seine Frau Gertrud. Ein Team, dass in diesem Jahr diamantene Hochzeit feiert.

Krieg war eine prägende Erfahrung

Wenn Kronenberg mal in den „flow“ kommt, wie man neudeutsch sagt, dann erschließt sich der Reichtum seiner Lebenserinnerungen und der Fülle von Erfahrung, die sich in seiner Person vereinigen.
Der Sohn eines Lehrers wird am 8. August 1935 geboren, die Kindheit ist von der Kriegszeit geprägt. „Als kleines Kind war ich hier an Soldaten gewöhnt“, erinnerte er sich zum Beispiel an eine Flak-Versorgungstruppe, „wo für uns Schokolade abfiel.“
Der Papa war im ersten Weltkrieg Soldat, wurde gegen Ende des Hitler-Regimes noch in den „Volkssturm“ eingezogen. „Er musste nach Gennep, kam aber einen Tag später zurück.“ Er war bei einer Übung mit Panzerfäusten in einen Bombentrichter gefallen und hatte sich den Arm gebrochen. „Zum Glück“, sagt Kronenberg heute.
Deutlich ist die Erinnerung daran, dass er am 26. Februar 1945 mit der Familie vor den alliierten Fliegern mit dem Fahrrad flüchtet. „Wir sind bis zur Achterhoeker Schule gekommen, haben da übernachtet und sind nach Sevelen weitergefahren.“
Nach ein paar Tagen ging es über den damals noch existierenden Hoerstgener Bahnhof „in einem Evakuierungstransport“ nach Wuppertal. „Ich hab noch das Bild von Soest in Flammen vor Augen“, erinnert sich Kronenberg.

Bei einem hohen Militär kommen sie unter, suchen Schutz vor Luftangriffen in einer Felsenhöhle, werden nach wenigen Tagen nach Westfalen evakuiert. In Tonnenheide im Kreis Lübbecke werden seine Schwester und er auf den einen, die Eltern auf einen anderen Bauernhof verteilt. Sein Bruder war Soldat.
Der Vater ersetzt kurzzeitig den dortigen Lehrer. „In der Nähe gab es das KZ Espelkamp, da hab ich einen Trupp ausgemergelter Menschen gesehen, die wie eine Herde die Straße langliefen.“ Als Kind konnte er das noch nicht zuordnen, heute ist klar, was diese Menschen erleiden mussten.

Zum Datum der Kirmes 1945 kehren Kronenberg und seine Familie zurück nach Winnekendonk. „Unterwegs haben wir schon gehört, unser Haus ist platt“, sagt er. Die Familie kommt bis 1952 auf dem Köthershof unter, „wo heute Familie Bröcheler wohnt“.
Der Vater wird Schulleiter in Winnekendonk und Hansgerd Kronenberg ging an die „Zubringerschule“ an der Bovenstraße. „Die grenzte an den Marien-Kindergarten, der heute noch da ist.“ 1949 geht er in Geldern zum Gymnasium. „Da waren Kinder aus Goch, Rheinberg usw. da – da lief alles zusammen.“ 1954 macht er sein Abitur, gibt als Berufswunsch „Juristerei und Betriebswirtschaft“ an.

Ein Jurist, der schon früh für alle da war

1948 wird er Mitglied von Viktoria Winnekendonk. Als Kind, das auf einer höheren Schule war, galt er als „gebildet“. „Man strebte nach Aufgaben, die man erledigen konnte -und man hat mir bei der Viktoria schon früh Verantwortung gegeben“, sagt er und betreute dann nebem dem Studium die Schüler – und legte immer großen Wert auf die Zusammenarbeit mit der Schule und dem Kindergarten.
Nach Beendigung seines Jurastudiums in Köln wird er Referendar und Assessor. Er arbeitet dann in verschiedenen Kanzleien, ehe er sich als Anwalt 1968 in Winnekendonk selbstständig macht und „bis heute“ dort praktiziert.
„Das brachte dann die Berufseinstellung automatisch mit, dass ich für alle da war. Wenn ich helfen konnte, hab ich geholfen“, sieht er das bis heute nicht als etwas Besonderes an.
„Damals war ich in der Kaplanei, wir wohnten auf vier Zimmern mit fünf Personen.“ Er bekam einen Raum zum Praktizieren und einen „Fotokopierer“ mit Kurbeln und Faser. „Da sah man abends aus wie ein Mohr.“ Später übernahm er das Grundstück vom Vater an der Sonsbecker Straße, später noch das Nachbargrundstück.

Ein Politiker, der für Winnekendonk streitet

1965 wird der Sportverein Viktoria von der Verwaltung angeschrieben, „sie möge einen Interessierten in den Jugendwohlfahrtsausschuss entsenden.“
Das war Hansgerd Kronenberg. Der Gemeindedirektor Wormland fragte ihn dann, ob er auch für den Rat kandidieren wolle. „Ich fühlte mich geehrt“, sagt der CDU-Politiker, der schon für einzelne Ratsmitglieder gearbeitet hatte, und ging in die Politik, um die Winnekendonker Interessen auch in Kevelaer zu vertreten.
Im Zuge der neuen Gemeindeordnung sahen die Winnekendonker 1969 aber ihre Selbstständigkeit als immerhin recht reiche Gemeinde gefährdet. „Da gab es ein großes Lamento – nach Kevelaer gab es keine großen Beziehungen.“
Der Ausweg: der neue Posten des Ortsvorstehers, für den Kronenberg als einziger übrig blieb. „Wir haben die Geselligen Vereine dann kräftig aufgestockt und einen „e.V.“ gegründet, um möglichst viel von der Eigenständigkeit zu erhalten. Das wollen wir uns heute noch bewahren.“

Von daher war der Gewinn der Goldmedaille beim Dorfwettbewerb auf Bundesebene 2002 für ihn etwas Besonderes . „Ob man sowas nochmal so hinbekommt“ – da hat er heute Zweifel.
Diese Haltung richte sich nicht gegen Kevelaer, es gehe stattdessen um die Identität der Dörfer. „Wenn die Identität der Ortschaft gewahrt bleibt, wird Kevelaer stärker“, ist seine Überzeugung.

Für die Identität des Dorfes

Wichtig sei ihm immer „ein gutes Verhältnis zu Rat und Verwaltung“ gewesen, sagt Kronenberg, der der 2003 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt wurde, ebenso die Anbindung an die Winnekendonker Vereine, in denen er mitwirkt – ob als stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins „Ons Derp“, als Mitglied bei den Sebastianus-Schützen, bei Viktoria Winnekendonk, als Beirat für das Katharinenhaus, im Förderverein St. Urbanus, im Reiterverein, im Tennisverein oder als Aktiver für das Bildungswerk Winnekendonk.
Das ihm anvertraute Amt will er solange weiterführen wie möglich. „Ich kann niemanden erkennen, der die Gelegenheit hat, immer zur Verfügung zu stehen und die Zeit und die Räumlichkeiten hat.“ Kronenberg hofft, „dass mein Geisteszustand in Ordnung ist, das zu tun, was mir möglich ist. Wie lange es geht, überlasse ich der „höheren Gewalt“, sagt der gläubige Christ.

Wieviel Zeit er dann noch haben wird für die vier Kinder, bald fünf Enkelkinder und drei Urenkel, wird sich zeigen.
Der Vorschlag der Kevelaerer CDU, die er als Fraktionsvorsitzender eine Zeitlang durch unruhige Zeiten geführt hatte, Ehrenbürger zu werden, habe ihn „schon überrascht.“ Er fragt sich allen Ernstes: „Wie soll man überhaupt auf so einen Gedanken kommen ?“ Er könne es aber in dem Sinne mit sich vereinbaren, sollte es dazu kommen, „dass es eine Ehrung des Amtes des Ortsvorstehers und seiner Mitstreiter über lange Zeit“ sein wird.

Hansgerd Kronenberg soll Ehrenbürger werden

Die Kevelaerer CDU hat vorgeschlagen, Hansgerd Kronenberg aus Winnekendonk
zum Ehrenbürger der Wallfahrtsstadt Kevelaer zu machen. Einen entsprechenden Antrag brachte CDU-Chef Paul Schaffers nun in den Stadtrat ein. In einer Pressemitteilung der CDU-Ratsfraktion heißt es dazu: „Hansgerd Kronenberg ist seit 1969, also fast 50 Jahre ununterbrochen im Kevelaerer Stadtrat und hat hier in vielen Funktionen gewirkt. Sein Engagement ging und geht jedoch weit über die Tätigkeit im politischen Raum hinaus“, so Schaffers. Als Ortsvorsteher von Winnekendonk sei Kronenberg seit 1970 eine echte Integrationsfigur für die Dorfgemeinschaft und die Stimme „seiner“ Ortschaft in Kevelaer. Als Leiter des Bildungswerkes habe er mit seinen Mitstreitern das Dorfleben mit vielen kulturellen und gesellschaftlichen Initiativen bereichert und sei deswegen ein würdiger
Ehrenbürger. Wegen seiner vielfältigen Engagements wurde Hansgerd Kronenberg schon 2003 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.“