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Eine Segnung im Voodooland

Mit zahlreichen bewegenden Eindrücken kehrten Weihbischof Rolf Lohmann und Dr. Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion pro Humanität von ihrer Reise zum Benin und in den Niger zurück. Während die Ärztin seit vielen Jahren regelmäßig Benin besucht, war es für den Bischof erst die zweite Reise in das afrikanische Land.

Seit seiner Zeit als Wallfahrtsrektor in Kevelaer gehört Lohmann zum Kuratorium der Stiftung APH und weiß somit aus erster Hand, was der Verein in Afrika leistet. Eines der ersten Projekte war 1993 der Bau eines Krankenhauses, das heute eine Anlaufstelle für 800.000 Menschen in der Region ist. „Das ganze Krankenhaus wurde mit privaten Spenden gebaut“, weiß Kleuren-Schryvers die finanzielle Unterstützung der Niederrheiner zu schätzen.

Doch auch Ärzte vom Niederrhein wie der Xantener Chirurg Dr Johannes Kohler oder der Kevelaerer Chefarzt Dr. Rüdiger Kerner sind immer mal wieder im Benin, um den Menschen medizinisch zu helfen. „So beträgt die Rückfinanzierung des Krankenhauses heute über 90 Prozent“, erklärt die APH-Vorsitzende. „Das ist für afrikanische Verhältnisse fast einmalig.“ Zwar könne man sich auf die 100 einheimischen Mitarbeiter verlassen. Dennoch sei es wichtig, selber öfter vor Ort zu sein. „Damit die Menschen auch wissen, wie wichtig sie uns sind.“

Weihbischof Rolf Lohmann hatte bei seinem letzten Besuch vor vier Jahren eine Kopie des Kevelaerer Gnadenbildes mit im Gepäck. „Diese befindet sich nun in einer kleinen Kapelle mitten im Krankenhaus“, freut sich Lohmann, dass sie längst eine Anlaufstelle für alle Gläubige ist, egal ob sie Christen, Muslime oder Voodoo-Anhänger sind. „Der interreligiöse Dialog ist wichtig“, versicherte der Weihbischof. Das zeigte sich nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im angrenzenden Waisenhaus für Aids-Waisen.

So fand während der Reise auch eine Wallfahrt der Kinder statt, an der rund 70 Jungen und Mädchen teilnahmen. Vor dem Gnadenbild beteten sie begleitet von Trommelwirbel gemeinsam den Rosenkranz. „Der Betrieb im Krankenhaus wurde dadurch aber nicht unterbrochen“, erzählte Kleuren-Schryvers. „Im Gegenteil, die Schar betender Kinder lief überall herum und auch der Bischof sollte die Kranken besuchen, egal ob in der Notfallversorgung oder im Kreißsaal.“

Dr. Elke Kleuren-Schryvers und Weihbischof Rolf Lohmann berichten von ihrer Reise nach Benin. Foto: CS

Richtig emotional wurde es dann, als Epiphan und Roland kamen. Die beiden Brüder waren 1998 ins Waisenhaus gekommen. „Als kleine Kinder hatten sie innerhalb von wenigen Wochen ihre Eltern an Aids verloren“, erinnert sich die Kevelaerer Ärztin. „Sie vegetierten einige Tage noch bei den toten Eltern in der Hütte und wurden von der Dorfgemeinschaft notdürftig mit Essen versorgt.“

Heute haben die jungen Männer ihren beruflichen Weg gefunden. Epiphan ist Schuhmacher, sein Bruder ist im Computer-Service tätig. „Das Wiedersehen mit den Jungs zeigt, wie gut man auf dem Weg sein kann mit humanitärer Hilfe“, sieht Elke Kleuren-Schryvers darin eine Bestätigung ihrer Jahrzehnte langen Arbeit.

Gemeinsam mit den beiden Brüdern, der ganzen Kinderschar, deren Angehörigen sowie Kranken und Mitarbeitern feierte Rolf Lohmann einen Gottesdienst mit anschließender Segnung. „Und obwohl ich immer wieder nachgefragt habe, wollten sich alle Menschen ausnahmslos segnen lassen“, wundert sich der Weihbischof. Worauf die APH-Vorsitzende schmunzelnd ergänzt: „Man stelle sich das vor: Wir sind mitten im Voodooland, da kommt ein katholischer Bischof und jeder findet das okay.“