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„Das ist mein Lebenstraum“

„Ich nehme den Hebammen nichts weg“, erklärt Hildegard Tiede und macht deutlich, dass sich ihr Beruf der „Doula“ von den Tätigkeiten einer Hebamme unterscheidet. Tiede hat sich als Doula selbstständig gemacht und bekam bisher nicht nur positive Rückmeldungen. „Die Resonanz ist da zwiegespalten“, sagt sie und erzählt, dass der Beruf nicht überall gut ankommt.

Begriffserklärung

Eine Doula ist eine Begleitperson bei der Geburt. Sie steht dem Paar vor, während und nach der Geburt zur Seite und versucht, die Geburt so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben der seelischen Unterstützung fördert eine Doula auch das körperliche Wohlbefinden zum Beispiel durch Massagen und Autogenes Training oder eine anschließende Babymassage. Doulas arbeiten ergänzend zu Hebammen und ersetzen diese nicht.

Die Liebe zu Tieren

Hildegard Tiede studierte in jungen Jahren Grundschulpädagogik, brachte ihre Referendariatszeit jedoch nicht zu Ende. Anschließend arbeitete sie im offenen Ganztag und aktuell ist sie als Pädagogin tätig. Die gebürtige Duisburgerin hat vier Kinder aus erster Ehe und wohnt seit nun 25 Jahren am Niederrhein. Auf dem Hof ihres jetzigen Ehemannes habe sie früher immer Milch geholt und ihn so kennengelernt, blickt Tiede zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren beide noch in einer Beziehung. Heute ist Tiede glücklich mit ihrem Mann verheiratet und lebt mit ihm, ihrer Schwiegermutter und ihrer Tochter mit Freund auf dem Hof des Milchviehbetriebs außerhalb von Winnekendonk. Auch ihrer Liebe zu Tieren kann sie auf dem Hof mit eigenen Ponys, Vögeln und Hunden nachgehen.

„Von Hause aus bin ich Pädagogin, ich war aber immer schon interessiert an Schwangerschaft, Geburt und dem, was dazu gehört“, erzählt die 57-Jährige. Anfang des Jahres habe sie einen Artikel über Doulas gelesen, der schnell ihr Interesse weckte. Daraufhin sei sie dem Verein „Doulas in Deutschland“ beigetreten und habe im Juni eine Woche auf Mallorca an einer Fortbildung teilgenommen. „Und jetzt gehe ich so meinen Weg“, lächelt Tiede.

Neben der Selbstständigkeit arbeitet sie noch in einem Teilzeit-Job. Sie brauche zwar keinen Raum für ihre Tätigkeit als Doula, dennoch sei der Start in eine Selbstständigkeit natürlich mit Kosten verbunden, sagt die vierfache Mutter. Außerdem startet man als Doula nicht zwingend mit Vollgas durch. Bei Tiede läuft alles langsam an.

Verschiedene Leistungspakete im Angebot

Die 57-Jährige betont immer wieder, dass sie als Unterstützung ergänzend zu Hebammen arbeite. Sie bietet neben vielen einzelnen Leistungen vor allem Leistungspakete an. Das Grundpaket besteht zum Beispiel aus zwei Terminen vor und zwei nach der Geburt, einem Kennenlerntermin, der Rufbereitschaft rund um den errechneten Geburtstermin, einer Geburtsbegleitung und auf Wunsch gibt es Fotos und einen Geburtsbericht. Das Paket lässt sich auf Wunsch erweitern.

Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Bereich sei die Väter-Unterstützung, sagt Tiede, einfach, um ihnen eine Pause in der Geburtssituation zu gönnen oder ihnen Mut zu machen, weil eine Geburt auch für Väter meist eine emotionale Situation sei.

Mögliche Zusammenarbeit mit Hebammen

„Ich muss jetzt mal meine Fühler ausstrecken und hoffe, dass es bald losgeht“, freut sich Tiede bereits auf ihre ersten Tätigkeiten als Doula. Um die Leute über ihre Leistungen zu informieren und darüber, dass es hier in der Gegend nun das Angebot einer Doula gibt, hat Tiede eine Facebookseite und eine eigene Homepage erstellt.

Außerdem habe sie Hebammen kontaktiert, um eine mögliche Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. Mit einer Hebamme sei sie bereits in weiteren Gesprächen. „Dann gucken wir mal, wie alles so anläuft“, zeigt sich Tiede optimistisch. Eine „große Stütze“ sei vor allem ihre 27-jährige Tochter, die mit ihrem Freund bei Tiede im Haus lebt. Die Tochter macht zurzeit eine Ausbildung zur Hebamme und sei für ihre Mutter stets zur Stelle, um sich mit ihr zu beraten und über fachliche Belange auszutauschen.

Ein großer Unterschied einer Geburt mit Doula gegenüber einer ohne Doula ist nach Tiede folgender: „Das Paar ist allgemein entspannter, da es weiß: Alles ist gut.“ Außerdem sei unter anderem erwiesen, dass bei der Begleitung durch eine Doula während der Geburt weniger Schmerzmittel verabreicht werden müssen und auch die Geburt kürzer sei.

Hildegard Tiede ist eines anzumerken: Mit der Selbstständigkeit als Doula hat sie sich einen großen Wunsch erfüllt. Ob sie irgendwann hauptberuflich als Doula arbeiten möchte? „Das ist mein Lebenstraum.“