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Die Menschen liefen gemeinsam durch die Innenstadt. Fotos: FG
Rund 500 Menschen gingen gegen Rechts auf die Straße

Demonstration in Kevelaer

Die vom Kevelaerer Ortsverband von Bündnis90/Die Grünen geplante Demo lief friedlich ab.

Unter dem Namen „Aufstehen! Der Niederrhein für Freiheit, Vielfalt und Demokratie!“ kommt man zur Demonstration zusammen. Foto: KB-Archiv
Am Samstag, 20. Januar 2024, veranstaltet der Kevelaerer Ortsverband der Grünen eine Demo gegen Rechts

Demonstration auf dem Peter-Plümpe-Platz

Unter dem Namen „Aufstehen! Der Niederrhein für Freiheit, Vielfalt und Demokratie!“ veranstaltet der Kevelaerer Ortsverband der Grünen unter der Leitung von Annika Selders und Felix Fischer eine Demonstration gegen Rechts.

Die Kidical Mass Initiative machte im vergangenen Herbst deutlich, was sie in Kevelaer erwartet: Unter anderem breitere und sichere Radwege für die kleinsten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Foto: KB
Initiative Kidical Mass trug im Umweltausschuss im Rat der Stadt ihre Ideen vor

Radwege, für die man nicht mutig sein muss

Mit ihrer Fahrraddemo im vergangenen Herbst machte die Initiative „Kidical Mass“ erstmals auf sich aufmerksam. Nun durften die beiden Initiatorinnnen den Mitgliedern im Umweltausschuss ihre Idee einer Verkehrswende unterbreiten.

Er fordert freies Fahren für die Biker

Wenn der Kevelaerer Arno Verheyen an die Aktion für den COPD-kranken Mann aus Bedburg-Hau denkt, für den kürzlich eine Motorradfahrt mit über Tausend Bikern auf die Beine gestellt wurde, dann läuft dem 56-Jährigen heute noch die Gänsehaut über den Rücken. Er selbst organisierte eine Fahrt von Kevelaer aus mit zahlreichen Bikern nach Bedburg-Hau. „Das habe ich von hier aus organisiert mit knapp 100 und vor Ort waren es dann 1000. Wir haben hier eine Gruppe, die fahren alle Harley Davidson, ich erst seit zweieinhalb Jahren. (…) Das war nicht absehbar, wie viele kommen. Beim Kaufcenter bei Stassen sind wir hier losgefahren, das waren dann knapp 100 Leute. Und in Hasselt war es dann ein Tross von 1,5 bis 2 Kilometern. Und zum Schluss standen sie bis zum Kreisverkehr Moyland – das war schon gewaltig.“ Die ganze Hauptverkehrsstraße sei „schwarz“ gewesen vor Maschinen.

Der Mann sei bis heute noch geflasht, sortiere noch die ganzen Mitbringsel der Motorradclubs, die ihm mit seiner Anwesenheit große Freude gemacht hatten.  „Das war mit der schönste Tag in seinem Leben, sagte die Tochter“, erzählt Verheyen und muss jetzt noch aufpassen, „dass ich nicht wieder Pippi in die Augen kriege.“ Ihm lag es daran, deutlich zu machen, „dass wir Rocker solidarisch sind und uns für etwas einsetzen.“ Ihm gehe es persönlich „um das menschliche Miteinander“ – etwas, was die Kultur der Biker aber generell auszeichne. „Die Szene da ist generell auf dem Teppich geblieben.“

Aktiv für Motorradfahrer einsetzen

Sich für Dinge zu engagieren, das liegt dem selbstständigen Elektriker einfach in den Genen. „Ich war unter anderem Vorsitzender in Geldern im Volleyball, mit 250 Mädels, da habe ich nächtelang gesessen, nach Sponsoren gesucht und für gearbeitet.“ Jetzt will der engagierte Biker in „eigener Sache“ sozusagen aktiv werden. Denn gemeinsam mit weiteren Bikern will er am kommenden Samstag, 4. Juli 2020, nach Düsseldorf fahren, um dort gegen Pläne zu demonstrieren, dass Motorräder in Zukunft leiser fahren sollen – und möglicherweise sogar an Sonn- und Feiertagen gar nicht mehr fahren dürfen. Der Bundesrat hatte das Mitte Mai beschlossen.

Demnach soll der Maximalwert von 80 Dezibel an Emissionen für alle Maschinen gelten. „Das ist so laut wie ein Rasenmäher“, kritisiert Verheyen, dass man für so eine Aktion dann entsprechend auch die Maschinen umrüsten müsse, was richtig Kosten verursache. „Und das nur, weil im Schwarzwald oder in der Eifel einige wenige da laute Rennen fahren.“ Die meisten würden zivilisiert fahren und in ihren Kolonnen selbst auf der Autobahn maximal 100 oder 110. „Dafür werden dann deutschlandweit alle Biker zu verdonnert.“ Und er ist überzeugt, dass „wenn ich mit dem Motorrad nur noch an Werktagen fahren darf, dann sich keiner mehr ein Motorrad kaufen würde.“ Denn eigentlich sei das Motorrad gerade ein Fahrzeug „für den Spaß“ und für schöne Gemeinschaftsfahrten zum Beispiel am Wochenende oder zu Treffen. „Nur zur Arbeit fahren tust du damit nicht.“

Eine Petition zu dem Gesetzesvorhaben laufe schon. Zentraler Treffpnkt der Demonstration ist das Düssedorfer Messegelände. Mehrere Motorradclubs aus ganz NRW werden dort erwartet. Wer Interesse  hat teilzunehmen, kann am Samstagmorgen um 9.15 Uhr ab „Stassen“ mitfahren.  Wer nicht ganz pünktlich ist, kann ab 9.30 Uhr an der Aral-Tankstelle in Uedem dazustoßen. „Das kann wieder so passieren wie in Bedburg-Hau. 20 Fahrer kommen sicher mit, es können aber auch 100 sein.“

Eine Menschenkette für Toleranz

Als Ruth Bockstegers vor einigen Tagen ihre Idee einer Menschenkette in der Kevelaerer Innenstadt über facebook verbreitete, war die Hoffnung nach zwei Tagen nicht allzu groß, dass sich Interessierte für diese Aktion finden lassen. Die Kevelaererin möchte ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander, Toleranz und Achtsamkeit, für Besinnung und Zusammenhalt der Menschen – kurz: für Menschlichkeit. Da im Laufe der vergangenen Tage dann doch immer mehr Menschen Interesse bekundet hatten, entschied Bockstegers sich, die Aktion fest für kommenden Samstag, 27. Juni, zu planen. Mit einigen Hilfsmitteln soll so eine Menschenkette unter Corona-Bedingungen entstehen. Die Polizei ist bereits informiert und hat grünes Licht gegeben, wie die Initiatorin mitteilt.

Die Idee kam Ruth Bockstegers, weil sie in der Vergangenheit oft beobachtet habe, dass viele Menschen in ihrer Kommunikation kaum mehr aufeinander zugingen, sich mit einer ablehnenden Grundhaltung gegenüberstünden und andere Meinungen schnell niedergemacht würden – vor allem während der Corona-Zeit, in der teils noch mehr Kommunikation über die Sozialen Medien läuft als bisher. Sie würde sich wünschen, „dass man sich darauf besinnt, achtsam zu sein und die Menschlichkeit nicht zu verlieren.“ Es gehe darum, sich nicht nur auf sich selbst zu konzentrieren, sondern auch die Probleme und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, ergänzt ihre Freundin Edith Mähl, die Bockstegers bei der Planung unterstützt.

Mehr Miteinander als Gegeneinander

Ruth Bockstegers ist die Aktion ein persönliches Anliegen. Denn auch sie selbst habe in ihrem Umfeld bereits erlebt, dass unterschiedliche Meinungen und Haltungen der Gesprächspartner mitunter zu Diskrepanzen in der Beziehung führten, weil zu wenig gegenseitiges Verständnis und Kommunikation vorhanden sei. Den beiden Frauen ist es wichtig, keine Demo „gegen“ etwas zu organisieren, sondern „für“ eine bestimmte Sache einzustehen. Ziel sei es, die Menschen zu mehr Miteinander als Gegeneinander und zu mehr Respekt, Akzeptanz und Kommunikation zu bewegen.

Ab 15 Uhr können interessierte Bürger sich am Samstag auf der Kevelaerer Hauptstraße der Menschenkette anschließen. Starten soll das Ganze am Anfang der Straße in Höhe des Restaurants Alt Derp. Um die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten, werden die Teilnehmer gebeten, „Verbindungselemente“ mitzubringen, damit die 1,50 Meter Mindestabstand zwischen den Personen eingehalten werden können. Dazu könne man zum Beispiel Schals, Tücher, Girlanden oder Zweige nutzen, sagt die Initiatorin. Sie selbst bringt einige gewaschene Tücher mit. Der Laufverkehr darf nicht blockiert und die Kunden der Geschäfte dürfen nicht behindert werden. Eine Liste mit Daten der Teilnehmer müsse nicht geführt werden. Das Ende der Aktion ist für 17 Uhr geplant.

Landwirte protestierten in Berlin

Die bundesweiten Bauernproteste haben eine neue Stufe erreicht: Mehrere 1.000 Trecker und rund 10.000 Bauern demonstrierten am Brandenburger Tor und forderten von der Politik, Gehör für ihre Anliegen zu finden.

Dabei waren auch wieder mehrere 100 Bauern vom Niederrhein, die sich schon tags zuvor an der Staffelfahrt der Traktoren durch NRW beteiligt hatten. 200 Landwirte hatten sich mit ihren Fahrzeugen von Wesel, 250 von Kerken aus auf den Weg gemacht, erklärte der Kevelaerer Georg Biedemann als Koordinator für die Region gegenüber dem KB. Die fuhren bis Essen mit – und machten sich dann in der Nachtmit dem Sonderzug auf in Richtung Berlin.

Landesweite Kolonne

Die landesweite Kolonne war am Morgen von Bonn aus über Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund und Hamm bis Bielefeld gefahren. Georg Biedemann hatte auf dem Düsseldorfer Messegelände vor gut 600 Berufskollegen und Politikern, unter anderem der Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser, nochmal die Haltung der Landwirte für einen konstruktiven Dialog zwischen den Beteiligten deutlich gemacht.

Im Zuge der Veranstaltung wollte ein AfD-Mitglied mit einem Banner die vorgebliche Nähe seiner Partei zu den Zielen der Landwirte zeigen. „Ich habe in Düsseldorf öffentlich gesagt, dass wir uns ausdrücklich von der AfD distanzieren und damit nichts zu tun haben wollen“, stellte Biedemann klar. „Da haben wir nicht die geringsten Ambitionen zu. Das ist unsere Veranstaltung.“ Ansonsten sei man bereit, mit allen Parteien zu reden.

Auf der Demonstrationsstrecke wurden auch Briefe der Bauern für Bundeskanzlerin Angela Merkel gesammelt. „Die wurden bis Berlin noch transportiert und übergeben. Da hat jeder seine Sorgen und Nöte zum Ausdruck gebracht, Kinder haben Bilder gemalt, alles was jeder wollte.“

Biedemann und seine Mitstreiter hoffen jetzt, dass ihre Anliegen (Stichwort “Düngeverordnung oder gleichberechtigte Mitsprache”) von der Politik gehört werden. „Wir sind nicht gegen etwas, wir wollen auch Insekten- und Naturschutz. Wir wollen aber mitreden und suchen dazu den Dialog.“

Ein starkes Zeichen

Über 80 Bürger zeigten bei einer kurzfristig anberaumten Demo der „Aktion pro Humanität“ am Kapellenplatz Solidarität mit der „Seawatch“ und allen Menschenrettern im Mittelmeer.
Das blaue Lampedusa-Kreuz vor der Basilika und ein vom „Seewerk“ aus Moers zusammengezimmertes Boot: diese beiden „starken Zeichen“, so die Initiatorin des Protests, Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion „Humanität“, standen symbolisch für die Aktualität und Dramatik des Themas: „Das bringt uns alle zu der Misere, in der die Füchtlinge sind.“
Über 80 Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft waren auf dem Kapellenplatz zusammengekommen, um ihre Solidarität mit der Kapitänin der „Seawatch 3“ und mit allen Rettern im Mittelmeer deutlich zu machen. Dabei fanden alle Redner fanden deutliche Worte für die Vorgänge rund um die „Seawatch“-Kapitänin Carola Rackete und ihren Einsatz für die von Ertrinken bedrohten Flüchtlinge.
“Der Friedensnobelpreisträger EU wurde 2012 für Demokratie, Frieden und Menschenrehcte ausgezeichnet“, sagte Bürgermeister Dominik Pichler. „Damit tut sich die EU am Südrand sehr schwer, die zur Todeszone geworden ist.“ Die EU habe ihre Seerettung aufgegeben und führe sie in die libyschen Lager zurück, „wo sie, wenn nur die Hälfte stimmt, was berichtet wird, Folter und Vergewaltigung zu erwarten haben.“
Mit einer Politik des Todesstreifens werde man verhungernde Menschen nicht von der Flucht abhalten lassen, erklärte das Stadtoberhaupt am Rande der Veranstaltung: „Da muss die EU, die anderenorts Menschenrechtsverletzugen anprangert, vor der eigenen Haustür kehren und sich darum kümmern, dass das eigene Feld bestellt ist. Und das ist es momentan nicht.“
Wallfahrtsrektor Gregor Kauling fügte an: „Es kann nie kriminell sein, Menschen das Leben zu retten. Das ist ein Verbrechen, wenn Lebensretter verunglimpft, beschimpft und in den Dreck gezogen werden. Und wenn das noch jemand tut , der ein hohes politisches Amt hat, ist das beschämend.“ Es war klar, dass er den italienischen Innenminister Salvini meinte. „Wir stehen hier am Kapellenplatz, um christlichen Ausdruck zu geben und für ein Menschenrecht einzustehen.“
Es stellten sich viele Fragen rund um die europäische Flüchtlingspolitik. “Das Ziel ist ein Europa, das hilft, Menschen zu retten, und eine gerechte Verteilung auf die Länder organisiert. Vielleicht hilft die Dramatik der vergangenen Stunden, vielleicht auch bis hinein in die politischen Kreise.“
Die evangelische Pfarrerin Karin Dembek trug einen Vers aus dem Lukas-Evangelium vor: „Und danach geschah es, dass Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf ging, und das Evangelium verkündete.“ Ihre Botschaft lautete: „Leben findet zwischen Menschen statt, in Bewegung, von Hand zu Hand. Leben ist unterwegs  So setzt Leben Menschen in Bewegung, allein um des Lebens willen. Und um des Überlebenswillen.”
Der Pastor der evangelisch-Freiheitlichen Kirche, David Burau, machte klar, dass jeder Mensch gleich viel wert sei, „egal woher er kommt und egal, welche Meinung er vertritt. Wir verurteilen nicht Menschen, sondern Sprache, so wie die Sprache der AFD, die versucht, das Unsagbare, Zerstörerische wieder sagbar zu machen.“ Er machte deutlich: „Leben und Leid ist nie bedeutungslos, egal wie weit es weg ist. Die Hände zu reichen, wo andere in Fluten versinken. Das ist niemals ein Verbrechen.“
Für den „Runden Tisch Flüchtlinge” machte Uli Hünerbein-Ahlers die Dimension der menschlichen Tragödie deutlich. „Seit 2014 sind 17.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken“ und kam nochmal auf die Vorgänge um die „Seawatch 3“ zurück, die 40 Migranten aus dem Mittelmeer gerettet und nach drei Wochen auf See unerlaubt in den Hafen von Lampedusa angelandet war: „Die Kapitänin wurde verhaftet und unter Hausarrest gestellt, der glücklicherweise wieder aufgehoben wurde.“
In dem Kontext zitierte er den italienischen Innenminister Salvini mit den Worten “Der Platz dieses Fräuleins hätte an diesem Abend im Gefängnis sein müssen. Wie dem auch sei, wir werden diese Justiz verändern.“ Damit lege er „die Axt an die Grundlagen des Rechtsstaates, und Herr Salvini ist nicht allein unterwegs“, sah er das Ganze nicht nur als italienisches Problem.
Zwischenzeitlich intonierte Annja Rossmann bewegend den alten Spiritual „Nobody knows (The trouble I´ve seen)“ und spielte auf der Querflöte. An verschiedenen Stellen lasen Klaus Schürmann, Elke Kleuren-Schryvers, Heike Waldor-Schäfer und die beteiligten „Seewerk“-Künstler aus einem Text vor.
Elke Kleuren-Schyrvers machte abschließend deutlich, dass „die Entfesselung der Menschlichkeit noch nicht in Gänze“ existiere. „Wir werden noch Leben retten müssen“, brachte sie den Gedanken eines „Kirchernschiffes“ auf.
Sie sprach von libyschen Lagern, die „Konzentrationslagern gleichen“ und über die Menschen in der Subsahara und Afrikas, deren Lebensperspektiven es entschieden zu verbessern gelte: „Wir müssen unser Vorgehen auf mehere Dinge richten, wenn wir Menschlichkeit realisieren wollen. Dafür sind wir hier. Das ist ein kleines , aber deutliches Zeichen, dass von Kevelaer ausgeht am Ort der consolatrix afflictorum.“