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Ohne viele Leut, aber schön

Vor Wochen hatte Friedel Dahlmann im Kevelaerer Blatt scherzhaft angekündigt, dass er mit seinem selbst gestalteten Winnekendonker Karnevalszug durch die Ortschaft laufen und so den Menschen eine Freude machen würde. Corona und die Kälte machten dem 71-jährigen jecken Winnekendonker allerdings einen Strich durch die Rechnung – und so musste er sich mit einer „Garagen“-Variante seines Zuges, den er aus dem Keller geholt hatte, „begnügen“. 

Das hielt ihn aber nicht davon ab, mit Musik und Frohsinn zumindest einen Hauch von Karneval zu verbreiten – inklusive der beiden strickenden „Pappdamen“, die sich vor der Garage sitzend den witzigen Dialog „De Zuch kütt“- „Wo deenn – ich seh nix“ lieferten. 

Dahlmann hatte den Zug kurzfristig noch ergänzt. Den Wagen des SV Viktoria Winnekendonk mit dem Rasenplatz und der Aufschrift „Das schaffen wir – auch ohne Stadt“, den habe er „am Donnerstag ganz spät noch fertiggemacht“, verriet der Karnevalist. „Weil ich Schelte von meinem Sohn gekriegt habe, dass ich nix von Viktoria gemacht habe. Und jetzt habe ich noch eine Schelte vom Musikverein bekommen, weil ich den Musikverein nicht dabei hab.“ Allen recht machen konnte er es also nicht. „Aber ich arbeite dran“, lachte er.

Swingies, Kinderprinzenpaar und Corona

Natürlich habe er die Aktion nicht groß veröffentlicht, sagte Dahlmann. Aber immer wieder riskierten einzelne Leute oder ein Paar mit Kindern – auf Abstand – mal den Blick auf den liebevoll gestalteten Zug mit „Swingies“, Covid-Motivwagen und Kinderprinzenpaar.
Seine Idee kam bei den Betrachter*innen gut an. „Gute Stimmung und gute Musik. Den Wagen des SV Winnekendonk, den finde ich gut“, sagte der junge Sebastian, der selbst bei der Viktoria kickt. 

Ellen und Willi Niersmann hatten nach ihrem vierstündigem Spaziergang nochmal bei Dahlmann Halt gemacht und zeigten sich beeindruckt. „Das ist ja Wahnsinn. Das haste echt super gemacht“, meinte Ellen Niersmann. „Und der Volksbank-Wagen, der sieht richtig echt aus.“ 

Eine Bildergalerie zu den diesjährigen Karnevalsaktionen finden Sie hier auf unserer Website. 

Der WiDo-Zug 2021 in (fast) voller Länge.

Strategie in der Pandemie

Aus der aktuellen KB-Serie „Zukunft für Kevelaer“

Kevelaerer Blatt: Frau Rohde, Sie haben in Zeiten der Corona-Pandemie mit ihren besonderen Herausforderungen Ihre Aufgabe als Verantwortliche für Tourismus und Kultur begonnen. Wie läuft‘s bislang?

Verena Rohde: Es läuft trotz Corona sehr gut, da wir diese besondere Zeit sinnvoll nutzen und diverse Aufgaben erledigen, die für die Zukunft wichtig sind. Natürlich gab und gibt es immer wieder Rückschläge, da wir geplante Veranstaltungen, Theaterstücke und touristische Angebote absagen mussten, aber dennoch haben mein Team und ich zu keiner Zeit den Kopf hängen lassen. Wir arbeiten intensiv an neuen coronakonformen Formaten und fokussieren uns insbesondere auf unsere strategische Ausrichtung, um Kevelaer in den Fokus zu rücken.

Der Start der Veranstaltungssaison fand unter den Vorzeichen der Pandemie statt. Viele Veranstaltungen auf der Bühne mussten aufgrund der Schutzbestimmungen abgesagt werden. Ist Änderung in Sicht? Gibt es
Pläne, beispielsweise für eine schrittweise Öffnung in Richtung Veranstaltungen?

Verena Rohde: Leider kann keiner von uns zum heutigen Zeitpunkt sagen, wann wir endlich wieder Theaterstücke aufführen können. Ich gehe allerdings davon aus, dass es – wie im vergangenen Jahr – Schritt für Schritt vorwärtsgeht und wir vielleicht im Herbst vor einer kleineren Zuschauerzahl Aufführungen anbieten können. Daher haben wir Anfang Januar das Theaterabonnement gänzlich storniert, um in diesem Fall einen Einzelkartenverkauf durchzuführen.

Die Ungewissheit erschwert unsere Arbeit, dennoch heißt das nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen. Ganz im Gegenteil: Die Planungen für die letzte März-Woche, in der wir den Fokus anlässlich des Kneipp-Jahres auf das Thema „Wasser“ legen, laufen auf Hochtouren. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber für diese Woche haben sich meine Mitarbeiterinnen ein abwechslungsreiches Programm überlegt, das in entzerrter Form zur Verfügung steht, damit nur wenige Menschen zusammenkommen. Daher haben wir bewusst die Angebote auf eine ganze Woche verteilt. Keine Frage, dass dies mehr Aufwand erfordert, doch dazu ist das gesamte Team gerne bereit.

Wie geht man mit abgesagten Veranstaltungen um? Welche Vereinbarungen gibt es mit den Theatern/Künstler*innen, deren Auftritte abgesagt wurden? Müssen hier seitens der Stadt als Veranstalter Ausfallhonorare gezahlt werden?

Verena Rohde: Wir haben im vergangenen Jahr ein Theaterstück abgesagt, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt noch vor 300 Zuschauern hätten spielen lassen dürfen. Allerdings war mir das Risiko zu groß, sodass wir uns für eine Absage entschieden haben. Natürlich mussten wir in den sauren Apfel beißen und das volle Honorar bezahlen, dennoch habe ich diese Entscheidung bis heute nicht bereut. Alle weiteren Absagen verliefen anstandslos ohne Erstattung, da auch die entsprechende Corona-Schutzverordnung nichts anderes zuließ.

Bemerken Sie Änderungen, etwa bei den Spielplänen von Tourneetheatern (Absagen, Ausfall der Angebote etc.), die Auswirkungen auf Ihre Planung für die laufende/kommende Spielsaison haben?

Verena Rohde: Nein, bislang stehen die zuvor gebuchten Theaterstücke. Wir reagieren nun von Stück zu Stück, da bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt. Sollten Lockerungen eine Aufführung vor geringer Zuschauerzahl erlauben, werden wir fallbezogen entscheiden. Schließlich möchten auch wir die Theater unterstützen, mit denen wir seit vielen Jahren gut und gerne zusammenarbeiten. Dennoch hat der Sicherheitsaspekt höchste Priorität.

Verhalten optimistisch blicken wir in die neue Theatersaison 2021/2022 und hoffen, dass diese im September, wenn auch mit reduzierter Zuschauerzahl, starten kann. Das neue Kulturprogramm erscheint daher bewusst in diesem Jahr erst im Sommer, um den Kartenvorverkauf so weit wie möglich nach hinten zu verschieben. Wir hoffen, dass wir zu diesem Zeitpunkt mehr Klarheit über die weitere Vorgehensweise haben.  

In Kevelaer gibt es eine aktive Landschaft von Vereinen, ebenso zahlreiche freischaffende Künstler*innen, die von der derzeitigen Situation besonders betroffen sind. Stehen Sie in Kontakt zu den Vertretern dieser Kulturszene?

Verena Rohde: Mit einzelnen Akteuren stehen wir in Kontakt, da wir versuchen, diese bei geplanten Maßnahmen – sofern irgendwie möglich – mit einzubeziehen. Uns ist ihre schwierige Situation durchaus bewusst, allerdings sind uns genauso wie allen anderen in vielerlei Hinsicht leider die Hände gebunden.

Im zurückliegenden Shutdown hat die Stadt als Veranstalter relativ spontan mit neuen Formaten, etwa den „Puppenspieltagen“ im Internet, reagiert. Gibt es ähnliche oder neue Pläne in diese Richtung, vielleicht
auch bezüglich anderer Kulturformen (Theater, Konzerte etc.)?

Verena Rohde: Wir haben einen Teil unserer Gästeführer*innen dafür gewinnen können, zu unterschiedlichen Themen innerhalb Kevelaers digitale Stadtführungen anzubieten. Diese hat eine Mitarbeiterin unseres Social Media-Teams selbst gedreht und zusammengeschnitten. Schritt für Schritt werden diese rund 10-minütigen Führungen zu den Themen „Orgelpräsentation, Solegarten, Marienbasilika und Kapellenplatz“ Interessierten kostenlos auf unserem YouTube-Kanal „Wallfahrtsstadt Kevelaer“ zur Verfügung gestellt. 

Des Weiteren arbeiten wir an neuen Veranstaltungsformaten, an denen mit Abstand teilgenommen werden kann und zu denen es jeweils ergänzende digitale Inhalte geben wird. Gespräche mit Bands inklusive Streaming haben bereits stattgefunden. Eine finale Entscheidung steht allerdings noch aus sowie die Verabschiedung des Haushalts, ohne den wir keine frühzeitigen, großen Ausgaben tätigen können, wenn diese nicht zwingend erforderlich sind.

Wie unterstützt Sie die Kevelaerer Politik bei Ihren Bemühungen im Kulturbereich und welche zusätzliche Unterstützung könnten Sie sich vorstellen oder würden Sie sich wünschen?

Verena Rohde: Ein sehr erfolgreicher, erster „Tourismus- & Kulturausschuss“ liegt hinter mir. Diese Form war mir bis dato nicht bekannt, ich bin allerdings positiv überrascht, wie produktiv der Austausch innerhalb des Ausschusses – unter der Leitung von Martin Brandts – war. Gemeinsam haben wir entschieden, dass der Ausschuss ab sofort dreimal jährlich tagt. Dies hat auch für meinen Bereich den Vorteil, dass viele Inhalte gemeinsam besprochen und entschieden werden. Mit der Rückendeckung des Ausschusses ist es auch für mein Team und mich viel einfacher, Dinge zu realisieren. Von daher bin ich dankbar für den guten Austausch und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Derzeit scheinen eher die Bereiche Bildung (Schulen) sowie Wirtschaft (Hotellerie und Gastronomie, Einzelhandel) im Fokus der Landes- und Bundespolitik zu stehen. Wie, denken Sie, kann die Kultur und ihre
wirtschaftliche Bedeutung wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden?

Verena Rohde: Die Symbiose aus Kultur und Wirtschaft sollte verstärkt in den Fokus gerückt werden. Daher müssen auch wir uns noch intensiver dafür einsetzen. Wir planen derzeit eine Social Media-Kampagne, die in Verbindung mit Kultur sowie unserem Konzert- und Bühnenhaus und der Öffentlichen Begegnungsstätte steht. Darüber hinaus möchten wir auch unseren Künstlern, Vereinen etc. vor Ort eine Plattform bieten. Leider scheint sich die Landes- und Bundespolitik der großen Bedeutung des kulturellen Sektors – auch in Bezug auf die Wirtschaft – nicht ausreichend anzunehmen. Natürlich kostet Kultur erst einmal Geld, allerdings darf man deren Wirkung nicht unterschätzen. Für mich persönlich wird Kultur insbesondere für unsere Wallfahrtsstadt perspektivisch einen immer größeren Stellenwert einnehmen.

Die Fragen stellte Michael Nicolas

Starke Umsatzeinbußen im Freibad im Jahr 2020

Die Freibadsaison 2020 verlief angesichts der Corona-Pandemie für die Stadt als Betreiber enttäuschend. Das belegen die aktuellen Zahlen, die die Stadt jetzt im Zuge des Schul- und Sportausschusses veröffentlicht hat. Zum einen konnte das Freibad aufgrund der Pandemie nur in der Zeit vom 15. Juni bis zum 31. August öffnen. Außerdem verzeichnete die Stadt mit insgesamt 28.019 Besucher*innen mehr als 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Da hatten insgesamt 57.737 Menschen den Weg in das Freibad an der Dondertstraße gefunden. Und schon gar kein Vergleich war das Jahr 2020 zum Rekordsommer 2018 mit 85.339 Besucher*innen. 

Mit den starken Rückgängen bei den Besucherzahlen gingen im vergangenen Jahr auch die Einnahmen deutlich zurück. Statt der 60.713,50 Euro des Vorjahres konnte man insgesamt nur 32.021,30 Euro verbuchen. Die Zahlen ließen sich leicht erklären, sagt Klaus Schürmans vom Bäderverein Kevelaer. „Wegen Corona waren anfangs 400 und später nur 500 Gäste am Tag zugelassen. Da hat uns Corona voll erwischt.“ Und ab dem 31. August herrschte kein gutes Wetter, es begannen die neuen Renovierungsarbeiten.“

„Die Besucher waren froh, dass das Bad überhaupt auf war, da haben sich lange Schlangen gebildet“, erzählt der Bädervereins-Vorsitzende. „Viele konnten nicht weg oder zur See. Da waren vor allem die Kinder und Jugendlichen dankbar.“ Und Bäder wie das „Goch Ness“ oder das „Embricana“ in Emmerich hätten gar nicht geöffnet gehabt. „Wir wollten ja gar nicht so viele von auswärts haben, wenn 400 bis 500 nur rein durften.“

Keine Mitglieder verloren

Viele, vor allem ältere Stammbesucher*innen, hätten allerdings gesagt: „Wir lassen die Finger davon. Wir setzen ein Jahr aus, bis Corona vorbei ist.“ Aber man habe keine Mitglieder verloren und großes Verständnis erfahren. 

Als Bäderverein sei man auch zuständig für die Sanierung des Freibades. „Da geht alles geplant weiter mit dem Ausblick auf 2021“, so Schürmans. Aktuell würden alle Folien im Schwimmerbecken erneuert. „Ende der Saison 2021 wird ein neues Sanitärgebäude erstellt, da laufen die Planungen. Wir werden uns da mit 150.000 Euro beteiligen.“

Die Beschattung wird ausgeweitet

Es würden außerdem neue Bäume gepflanzt. „Wir machen uns Gedanken in Sachen Beschattung. Der Vorderbereich und die Beschattung des Kiosk ist auch auf dem Schirm.“ Wegen Corona sei der Kisok 2020 gar nicht geöffnet gewesen. Wichtig sei aber, „dass das Bad zum 1. Mai betriebsbereit ist, das wird auf jeden Fall so sein. Da gibt es keine Baustelle“, versichert Schürmans. 

Was aber mit der Freibadsaison 2021 sein werde, können heute seriös noch niemand sagen. „Was im Sommer so ist, ob die Beschränkungen weiter bestehen bleiben oder nicht“, dafür hat auch er keine Glaskugel parat. „Wir wissen nicht, welche Verordnungen da bestehen und unter welchen Bedingungen man ein Bad öffnen kann. “

„Immer wieder mittwochs”

Dass Dennis van den Berg immer wieder für neue Ideen zu begeistern ist, das hat der „Binnenheide“-Gastronom zuletzt mit seiner Beteiligung an den Altenheim-Besuchen mit Zauberer und Musiker im Dezember unter Beweis gestellt. Jetzt hat der 30-Jährige ein neues Projekt entwickelt, das er digital auf den Weg bringen will. „Immer wieder mittwochs“ heißt es – und da geht es darum, Unternehmen in acht 20-minütigen „Pausen“ besondere Impulse in der Corona Zeit zu geben. 

Die Anregung ging von der Mitarbeiterin eines Krefelder Unternehmens aus, die im Dezember ein Online-Weihnachtskochen von van den Berg mit neun Paaren gemeinsam erlebt hatte und es schlicht „genial“ fand. „Man hatte das Gefühl, man steht in der Küche in der Firma und wir haben gequatscht“, erinnert sie sich gerne an dieses Erlebnis. 

Alle unter Stress

„Alle stehen unter Stress – ob in einer Firma oder im Homeoffice. Alle gehen doch auf dem Zahnfleisch“, hatte van den Berg gleich die passenden Ideen zu dem Vorstoß parat – und die passenden Leute dazu im Kopf. Einer von ihnen war der Walbecker Sport-, Gesundheits- und Mental-Coach für systemische Kurzzeit-Konzepte, Dietmar Füngerlings. „Ich finde das gut, weil von der Corona-Krise alle betroffen sind“, sagte er bei einem Treffen im „Binnenheide“-Café. Er will in seinem Auftakt-Impuls am kommenden Mittwoch    mit einigen Tipps, „angenehmen Emotionen“ wie „Freude und Liebe“ und später auch noch mal mit „Yoga am Arbeitsplatz“ für Ausgleich sorgen. Van den Berg sprach auch das Musikerduo „Miikado“ mit der Sängerin Chrisi Maas und Gitarrist Reiner van Treek an, die in der „Binnenheide“ häufig musizieren.

„Es gibt so viele Sachen, die da reinfließen, die ganze Reizüberflutung wegen Corona und so“, wollen van Treek und seine musikalische Partnerin mit „minimalistischer Musik, wo sich Leute gut drauf einlassen können“ dafür sorgen, dass die Zuhörer*innen am Bildschirm „sich wohl fühlen abseits vom Alltagsgedudel.“ Und auch Chrisi Maas findet es schön, wieder Musik zu machen.

Knackiges Zumba-Programm

Zu diesem „kulturellen Ausflug in die Welt der Musik“ kommt noch ein „kultureller Ausflug in die Welt der Verwunderung“ mit Zauberer Tobias Velmer, der selbst schon Online-Zauberformate probiert hat und sich trotz seiner Vorbehalte dem „virtuellen“ Zauber-Format gegenüber gerne daran beteiligt. Und schließlich ist da noch van den Berg selbst, der dreimal selbst kulinarische Anregungen geben will – sowohl für einen „Gesunden Start in den Tag“ mit Power-Smoothies, Obstsalat und Omelett als auch für ein leichtes „ayurvedisches Mittagessen schnell zubereitet“ oder für „Gesunde Snacks zum Abend selbstgemacht“ wie leckere Kurkuma-Chips. „Die bekommen dann vorher auch die Zutatenliste zum Mitkochen“, verspricht der Gastronom. Und mit einem knackigen Zumba-Programm will der Kochkünstler auch für Bewegung bei dem Gegenpart auf der anderen Seite sorgen. 

Zu dem virtuellen „Break“ vom Arbeitsalltag sollen alle 1700 Mitarbeiter*innen des Krefelder Unternehmens eingeladen werden, das mit dieser Aktion starten wird. Man rechne erstmal mit 30 Leuten – wenn mehr mitmachen, würden sich alle Beteiligten freuen. Und van den Berg kann sich durchaus vorstellen, das Format, das seines Wissens so noch nicht existiert, auch anderen Unternehmen mal anzubieten.

Virtuelle Stadtführungen durch Kevelaer auf YouTube

Aufgrund der Corona-Pandemie sind zurzeit keine Stadtführungen zu den Sehenswürdigkeiten der Wallfahrtsstadt Kevelaer möglich. Diesen Umstand bedauerten die Mitarbeitenden des Büros „Tourismus & Kultur“ so sehr, dass sie eine Alternative finden wollten. Schnell war die Idee einer virtuellen Führung zu den besonderen Highlights in Kevelaer geboren und das „Social Media Team“ machte sich ans Werk. Die Kolleg*innen schwärmten mit Kamera und Smartphone aus und besuchten gemeinsam mit Stadtführer*innen die Orte, die Zuschauer*innen nähergebracht werden und Lust auf eine reguläre Stadtführung machen sollen.

Die Präsentation der so entstandenen „Appetithäppchen“ auf dem stadteigenen YouTube-Kanal startet am Sonntag, 31. Januar, mit einer Orgelbegehung in der Marienbasilika, in Begleitung des Basilika-Organisten Elmar Lehnen, der es sich nicht nehmen ließ, das prachtvolle Instrument zu erklären und vor allen Dingen zu spielen. Ein besonderes Erlebnis ist die Begehung des Orgel-Innenlebens, das für Besucher*innen im Allgemeinen nicht zugänglich ist.

Des Weiteren sind eine Führung durch die Marienbasilika mit der Stadtführerin Marianne Heutgens, eine Begehung des Kapellenplatzes mit Peter van Ballegooy und eine Führung durch den Solegarten St. Jakob mit Mechtild Jansen in Arbeit. „Wir möchten mit diesen neuen Formaten nicht nur den zukünftigen Besuchern der Wallfahrtsstadt, sondern auch den Kevelaerern und Kevelaererinnen einen nicht alltäglichen Blick auf die Kulturschätze der Stadt ermöglichen und Lust auf eine, hoffentlich bald wieder mögliche, echte Stadtführung machen“, betont Verena Rohde, Leiterin der Abteilung „Tourismus & Kultur.“

Zu sehen sind die  Reportagen auf dem YouTube Kanal „Wallfahrtsstadt Kevelaer – Tourismus & Kultur“.

Das Zeugnis landet im Briefkasten

Das aufgeregte Gefühl, am Tag der Zeugnisvergabe die Schule zu betreten und sich angeregt mit den Mitschüler*innen auszutauschen, werden viele Schüler*innen in dieser Woche nicht verspüren können – so auch am Kevelaerer Kardinal-von-Galen-Gymnasium. Die Zeugnisse des KvGG kommen ganz unspektakulär mit der Post direkt nach Hause. „Wir sind in einem relativ strengen Lockdown gerade, da möchte ich nicht verschiedene Schülergruppen hier haben“, begründet Schulleiterin Christina Diehr die Vorgehensweise.

Zum einen hätte es bei einer persönlichen Ausgabe unter Umständen Probleme bei der Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben und außerdem sei die Gefahr zu groß, dass sich außerhalb des Schulgebäudes Gruppen unter den Schüler*innen gebildet hätten. Sie habe vorab Beratungen mit der Schulleitungsrunde (bestehend aus den Koordinatoren sowie zwei weiteren Kräften) geführt. „Wir waren uns da alle sehr schnell einig, dass wir es so machen wollen”, sagt Diehr. 

Die Zeugnisse kommen vermutlich am Freitag, 29. Januar 2021, spätestens Anfang kommender Woche an. „Sollte jemand total unglücklich sein, soll er sich an seinen Klassenlehrer wenden oder auch an mich“, betont Diehr. Eine Besprechung der Noten und die Einreichung einer Notenbeschwerde sei natürlich auch unter diesen Umständen gewährleistet. Bei der Zeugniskonferenz habe sich soweit ein unauffälliges Notenbild gezeigt, erklärt die Schulleiterin. An welchen Stellen es aufgrund des Distanzunterrichtes zu Lücken gekommen ist oder noch kommen wird, müsse man individuell herausfinden. In vielen Fällen sei es zudem nicht direkt nachvollziehbar, ob eine schlechtere Note nun auf die besonderen Bedingungen im vergangenen Jahr zurückzuführen ist oder ob sie ohne Corona genauso ausgefallen wäre.

Eine Zirkusfamilie und ihre Existenzangst

Manchmal laufen einem berührende Weihnachtsgeschichten einfach so über den Weg. So erging es mir, als ich mich am vergangenen Freitagnachmittag nochmal auf den Weg machen wollte – und vollkommen unvermittelt ein Mann mit leuchtenden LED-Ballons vor meiner Haustür stand, um sie mir zum Verkauf anzubieten. Der Mann stellte sich mir als René Lutzny, Direktor des Oldenburger „Circus Montana“, vor. „Wir sind zur Zeit am Hoogeweg stationiert. Da wohnt meine Schwiegermutter“, erklärt er, was ihn und seine Lieben an den Niederrhein verschlagen hatte. „Ich bin Zirkusdirektor in der siebten Generation“, die gesamte Großfamilie sei in Sachen Zirkus und Kleinkunst „mit bestimmt acht Zirkussen“ unterwegs. „Meine Großmutter hat 16 Kinder, 36 Enkel und 111 Urenkel“, bringt er mich schlicht zum Staunen und weckt meine Neugier. „Wir sind zu dieser Zeit sonst regelmäßig in Kleve beim Weihnachtszirkus am Hagebaumarkt. Aber wir haben Corona. Das ganze Jahr über haben wir faktisch keinen Cent verdient“, berichtet er. Dass es ihm da nicht angenehm ist, Ballone zum Überleben zu verkaufen, liegt auf der Hand. Spontan lädt er mich zu einem Besuch bei seiner Zirkusfamilie ein. 

Zwei Tage später betrete ich das „Domizil“ der Familie. Mehrere Wohnwagen stehen auf dem Parkplatz des Getränkehandels Jahnke. In dem kleinen Wohnzimmer-Wohnwagen begrüßen mich René Lutzny und seine Frau Sabrina mit den vier Kindern Samantha (19), Chantal (16), Joel (15) und John (12). „Wollen Sie einen Kaffee?“ Das Angebot nehme ich natürlich gerne an.

Beide Familienstränge seien mit Leib und Seele im Zirkus oder mit artverwandten Dingen unterwegs. „Einer meiner Brüder macht eine Puppenbühne, der andere den Zirkus in Nürnberg, einer die Dino-Show – das sind alles Schausteller“, sagt Sabrina Lutzny stolz. Die Kinder verfügen über vielfältige Talente: John zum Beispiel macht die Lichttechnik, gemeinsam mit dem Papa Hand- und Fußakrobatik und Jonglage. „Rola-bola wünsche ich mir – eine Rolle mit einem Brett, auf dem man balancieren muss“, sagt er. Joel praktiziert vor allem gerne Handstände auf Stühlen und Jonglage. Chantal ist gelenkiges Schlangenmädchen, Luftakrobatin, kann Hoola-Hoop und Jonglage. Und Samantha macht ganz viel Luftakrobatik am Netz, am Trapez und Hoola-Hoop.   

Ihre Profession führt die Familie durch halb Europa – in Holland, Österreich, Belgien, Frankreich, sogar in Monaco war der Zirkus schon. „Auch in diesem weltberühmten Zirkus, den man auch im Fernsehen sieht.“ Chantal hat in Monaco als Zeichnerin einen Wettbewerb gewonnen, erhielt von Prinzessin Stéphanie eine Auszeichnung – ein weiteres Talent. Doch alle teilen momentan das gleiche Schicksal. 

Alpakas, Lamas und Ponys

„Der Lockdown macht uns allen zu schaffen“, erzählt die 40-jährige Luftakrobatin Sabrina Lutzny. „Da wir nicht wussten, wohin und wie es weiter geht, haben meine Mama, die hier in Kevelaer wohnt, und ihr Mann ihre Freunde Birgitt und Frank gefragt. Und so haben wir unseren Stellplatz hier bekommen.“ Ihre Esel, Enten, Alpakas, Lamas und Miniponys mussten sie an diversen Orten unterbringen. Erst hatten sie die Hoffnung – wie viele andere Menschen – dass das Ganze nur eine Frage von Wochen sei. „Dann hieß es quasi Lockdown bis 31. Oktober. Dann haben wir wenigstens noch auf unser traditionelles Weihnachtsgeschäft in Kleve gehofft, wo wir in dem Weihnachtszirkus mitwirken.“ Und dann hieß es: Lockdown November, dann Dezember „und dann war es gegessen.“ Denn der Dezember gilt für Schausteller und Veranstalter als das Hauptgeschäft.  

Zwischenzeitlich habe man in Österreich versucht, mitzuwirken. „Da ging es für drei Monate gut – natürlich nicht mit dem ganzen Zirkus – nur ich, René und die vier Kinder“, erzählt Lutzny. Aber da kam dann auch der zweite Lockdown. Dazu kam noch weiteres Pech: „Zwei Lastwagen kaputt, das Auto mit Kardanwelle – das, was man verdient hat, hat man wieder reingesteckt. Und so sind wir mittellos hier wieder gelandet.“ Vom Staat gebe es nur Hartz IV. „Aber wir haben Wohnwagen auf Finanzierung, ein Auto, Reparaturen. Da komme ich mit Hartz IV nicht weit hin.“ Und selbst auf dieses Geld vom Amt warten sie noch. „Es ist noch in Bearbeitung.“ Wenigstens vor Weihnachten soll es kommen. 

René Lutzny beim Ballonverkauf.

Proben sei unter den Umständen auch eine Herausforderung. „Im letzten Jahr durften wir in Kevelaer ins Fitnessstudio kostenlos rein. Da war das toll für uns“, erzählt ihr Mann. Aber auch das macht Corona unmöglich. Sie hoffen gemeinsam auf bessere Zeiten. „Denn das ist kein Beruf, sondern eine Berufung“, sagt Sabrina Lutzny. „Ich liebe es, die Leute zu begeistern. Allein schon dieser Manegenduft, der Standortwechsel, diese Zusammengehörigkeit, das gehört alles mit dazu.“ Das Besondere am Zirkus sei, dass alle Altersklassen vertreten sind. „Wo hat man das? Und egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht man kommt, wenn der Clown kommt, lachen alle. Da vergessen sie, wo sie herkommen.“ 

Aber die Aussichten erscheinen auch für 2021 nicht rosig. „Ich habe mit vielen Kollegen gespro-chen, die meinten, vor Anfang Juni wird in Deutschland nichts gehen“, sagt Familienvater René Lutzny. Natürlich verstehen sie die Einschränkungen. „Das betrifft ja die ganze Welt“, meint seine Frau.  Und selbst haben sie ihre Kinder dahingehend erzogen, dass nicht das Materielle, sondern Zufriedenheit und Gesundheit im Vordergrund stehen. 

„Mit Geschenken waren wir nie so. Wir sind immer froh, wenn wir zusammen sind und alles haben, was wir zum Leben brauchen“, sagt Sabrina Lutzny. „Es ist halt diese finanzielle Situation – wir sind alle gesund und verhungern auch nicht. Gott sei Dank haben wir gute Nachbarn, unsere Mama und ihr Mann unterstützen uns.“ Aber eine Lösung auf Dauer ist das nicht.

Die Familie hofft, dass in absehbarer Zeit die Impfungen anschlagen, viele negativ danach getestet werden und dann wieder Veranstaltungen nach und nach stattfinden dürfen. In Österreich könnte es vielleicht damit schon Ende Januar losgehen, haben sie gehört. Mit 150 Leuten unter strengen Hygienebedingungen, damit könne man leben. „Das funktioniert auch“, meint Sabrina Lutzny. Ob das eintreten wird, sie wissen es nicht. Die Existenzangst bleibt – so oder so.