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„Eigentlich wollte ich schon nach zehn Jahren aufhören“

Als Ellen Killewald am Wochenende von ihrer Tochter unter einem Vorwand in die Kirche gelockt wurde, ahnte die Winnekendonkerin noch nichts von der Überraschung, die ihre Kinder für sie vorbereitet hatten. Denn eigentlich, verrät die 87-Jährige, möge sie es gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Da kam sie nun allerdings nicht mehr dran vorbei. In einem Gottesdienst wurde am Samstag ihre 50-jährige Tätigkeit in der Kirchenmusik gefeiert – gekrönt von der Übergabe der Cäcilien-Medaille, die vom Bistum Münster in Anerkennung für ihre Verdienste verliehen wird. Ihre Begeisterung für die Musik entdeckte Killewald bereits in Kinderjahren. Ihr Lehramtsstudium sowie die Tätigkeit als Musiklehrerin rückten die Musik immer weiter in den Lebensmittelpunkt.

Mit elf Jahren begann Ellen Killewald, die in Bingen am Rhein aufwuchs, Klavier zu spielen. Mit 16 Jahren kam sie an die Orgel und entschied sich nach dem Abitur, in Mainz zu studieren – Musik und Englisch auf Lehramt, Orgel im Hauptfach. Einige Jahre nach ihrer Referendariatszeit lernte sie im Jahr 1966 mit Anfang 30 ihren zukünftigen Mann Heinz Killewald kennen, der zu dieser Zeit in Dinslaken wohnte. Intensiv wurde der Kontakt zwischen ihnen im Jahr darauf. „Im Mai war ich dann zum ersten Mal in Dinslaken. Im August haben wir standesamtlich geheiratet und im Oktober kirchlich“, kann sich die heute 87-Jährige ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit dieser Begegnung trat allerdings nicht nur ein Mann, sondern mit ihm sieben Kinder in ihr Leben – vier Töchter und drei Söhne, die Heinz Killewald mit seiner früh verstorbenen Frau bekommen hatte. Zwei Töchter bekamen Ellen und Heinz Killewald noch gemeinsam und ließen ihre Familie damit auf neun Kinder wachsen.

Umzug nach Altwetten

Durch die damalige Tätigkeit ihres Mannes auf Schloss Wissen bot sich 1970 für die Familie die Möglichkeit, nach Altwetten zu ziehen. Mit dem Umzug begann für Ellen Killewald, die sich vorher bereits in der Kirchenmusik engagiert hatte, der aktive Einstieg in den Dienst. 

Da die Wettener Kirche für sie damals nur schwer zu erreichen war, orientierte sich die Familie nach Winnekendonk. „Wir müssen uns irgendwo anschließen“, sei damals ihr Gedanke gewesen. Bei den Kirchenmusiker*innen sprach sich die Ausbildung der Zugezogenen schnell herum: „Man wusste ziemlich schnell, dass ich vom Fach bin“, erzählt Killewald. Nachdem sie dann an einem Weihnachtsfeiertag den Chorleiter und Organisten vertrat, war sie bereits mitten im Geschehen. Ab dem 1. Februar 1971 war sie nebenamtlich als Organistin und Chorleitung in Winnekendonk dabei. „Eigentlich wollte ich schon nach zehn Jahren aufhören“, erinnert sich Killewald und kann auch hierbei ein Schmunzeln nicht verbergen. „Ich wollte ein bisschen freier sein.“ Ihre Mithilfe aber wurde immer wieder dankend angenommen. 

Der Plan ging nicht auf

Während sie schließlich von 1972 bis 1976 an der Winnekendonker Grundschule zweimal in der Woche Musik unterrichtete, vereinte die heute in Winnekendonk lebende Frau eine beachtliche Anzahl an Aufgaben im Alltag: Neben dem Haushalt kümmerte sie sich um neun Kinder, war Ehefrau, Lehrerin und Kirchenmusikerin. Letztere Tätigkeit gab sie am 1. April 1987 in Winnekendonk auf. Die gewonnene Freizeit sollte allerdings nicht lange währen.

„Nach vier Wochen stand der Pastor von Wetten auf der Matte und wollte mich für Wetten anheuern“, erzählt Killewald. Nachdem sie erst kurz zuvor in Winnekendonk aufgehört hatte, habe sie das Angebot nicht annehmen wollen. In den kommenden Jahren hätten in Wetten dann fünf Organistenwechsel stattgefunden. Und wer hätte da eine bessere Vertretung abgegeben als Ellen Killewald? So blieb sie der Kirchenmusik viele weitere Jahre treu und engagierte sich auf Beerdigungen, Trauungen, Taufen und Co. Dabei ging es für sie oft über die Ortsgrenzen hinaus. Mit den Jahren sei sie in Kevelaer und all seinen Ortschaften aktiv gewesen, erzählt Killewald, die am 16. Februar 2021 ihren 88. Geburtstag feiert.

Die Leidenschaft blieb

Und heute? Ja, tatsächlich hat die Winnekendonkerin bis heute keinen Abschluss mit der Kirchenmusik gefunden. Sie sitze immer noch an der Orgel, „wenn Not am Mann ist. Ich spiele gerne.“ Diese Leidenschaft bescherte ihr dann vor drei Jahren, mit 85 Jahren, noch einen Arbeitsvertrag mit der Kirche – auf nebenamtlicher Honorarbasis – der in diesem Jahr ausläuft; ein Grund für Ellen Killewald, mit 88 Jahren dem Orgelspiel den Rücken zu kehren? Auf keinen Fall. Denn eine mögliche Vertragsverlängerung werde sie nicht ausschlagen.