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Große Musik mit Wermutstropfen

Der Cäcilia-Kirchenchor in Kervenheim bot ein optisch und klanglich gelungenes Adventskonzert. Schon beim Betreten der Antoniuskirche durften die Besucher andächtig staunen. Die Lichtinstallationen, die Tim Kelm und seine Mannschaft in der Kirche gezaubert hatten, verliehen dem Raum ein farblich immer wieder wechselndes Bild, ganz abgesehen von dem „Sternenhimmel“, der lichttechnisch an die Kirchendecke projiziert wurde.

Das Feld hätte nicht besser bestellt werden können für den Chor, der sich mit seinem Einmarsch dem feierlichen Rahmen des Konzerts anpasste. Ganz in schwarz, mit gelbem Schal und einer schlichten Kerze in der Hand, betraten die Mitglieder singend die Kirche zu einem Taizé-Lied und nahmen hinter dem Altar ihre Plätze ein.

Am Piano saß Chorleiterin Annegret Pfaff, die an diesem Tag kurz vor dem Ende des Konzerts noch eine besondere Wertschätzung von Seiten der Kervenheimer Gemeinde erhalten sollte. Als sie aus den Händen von Pastor Manfred Babel einen Blumenstrauß erhielt, erhob sich das komplette Publikum in der Antonius-Kirche und spendete der scheidenden Leiterin des Cäcilia-Kirchenchores langanhaltenden Applaus.

Ein schwieriger Schritt

Nach 15 Jahren als Leiterin des Chores gibt die engagierte 64-Jährige, die schon 2018 als Kantorin der St. Maria-Magdalena-Pfarrei in Sonsbeck aufhörte, ihr Amt zum Jahresende auf. „Ich sitze seit dem 16. Lebensjahr an der Orgel, also nun fast 50 Jahre. Da gab es kein Weihnachten ohne Kirche“, gab Pfaff nach dem Konzert zu, dass ihr der Schritt angesichts der vielen lieben Menschen um sie herum nicht leicht gefallen sei. Aber sie wolle sich jetzt mehr Zeit für das Private nehmen und rechtzeitig dann loslassen, „wenn man auf dem Höhepunkt ist.“

Der Cäcilia-Kirchenchor in Kervenheim bot ein gelungenes Adventskonzert. Fotos: AF

Pastor Babel hatte mit einer Dankesrede, dem Verweis auf die von ihr gestalteten zahlreichen Konzerte, offenen Singabende und Choräle den Moment würdevoll eingeleitet: „Sie hinterlassen eine große Lücke. Es wird und es muss sich vieles ändern. Danke, dass Sie den Chor auf dieses hohe Niveau gebracht haben.“ Babel sprach von einem „dicken Wermutstropfen“ und einer „tiefen Zäsur“ in der Geschichte der Gemeinde und des Chores, der noch auf der Suche nach einem Nachfolger ist.

Feierlicher Gesang

Diesem „dicken Wermutstropfen“ war aber zuvor nochmal ein feierliches und würdevolles Konzert vorausgegangen. Dabei schien es fast so, als wolle der Chor mit all seinem Stimmvermögen seiner scheidenden Maestra noch einmal zeigen, was sie in all den Jahren tatsächlich mit dem Chor zustande gebracht hat.

Das drückte sich nicht nur in der Vielfalt der gesungenen Weihnachts- und Adventslieder wie „Macht hoch die Tür“, Alle Jahre wieder“ oder „Süß singt der Engel Chor: Weihnacht“ aus, sondern vor allem in der akustischen Geschlossenheit, der Präzision bei den Einsätzen und der Erhabenheit, mit der der Chor in knapp zwei Stunden zu Werke ging.

Dazu kamen noch arrangierte Lieder wie das mehrstimmige „Süßer die Glocken nie klingen“, das aktive Mitwirken der Kirchengemeinde, die dem Appell zum „aktiven Mitsingen“ von Babel folgte, der sich zweimal mit moderativen Blöcken zu Wort meldete. Und der Kervenheimer Trompeter Thomas Drechsler ließ den festlichen Charakter des Chores mit seinem Instrument noch stimmungsvoller erscheinen.