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Yasmina Rezas Komödie „Der Gott des Gemetzels“ kommt auf die Kevelaerer Bühne

Wenn Umgangsformen bröckeln

Wohnzimmerschlacht und bitterböse Wortgefechte – so haben sich die beiden Pärchen die Konfliktlösung ihrer beiden Söhne wohl nicht vorgestellt. So heißt es doch immer, dass Erwachsene alle Probleme sachlich und intelligent in Ruhe klären. Aber nicht im Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“.

Burghofbühne Dinslaken ist zu Gast in Kevelaer

Räuber Hotzenplotz kommt ins Bühnenhaus

Diejenigen, die am Sonntag, 27. März 2022, um 15 Uhr mit ihren Kindern ein besonderes Theaterstück erleben möchten, sollten sich für „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ unbedingt Eintrittskarten sichern.

Kultfilm „Bang Boom Bang“ fürs Theater adaptiert

Gangster-Story zum Schieflachen

Wer einmal wieder aus vollem Halse lachen will, der sollte am Dienstag, 23. November 2021, um 20 Uhr, das Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer besuchen…

Theater trifft Gameshow

Wer eine Theaterdarbietung im klassischen Stil erwartet, wird bei dem neuesten Projekt der Burghofbühne Dinslaken wohl kaum auf seine Kosten kommen. Die Herzen der Gameshow-Liebhaber werden dafür vermutlich umso höher schlagen – zumindest so hoch, wie es das Konzert- und Bühnenhaus erlaubt. Denn mit der interaktiven Show „Berlin kann jeder, Kevelaer muss man wollen“ will das Landestheater klassische Theaterkultur und den Flair einer Gameshow vereinen. Dabei wirken die Kevelaerer Bürger*innen nicht nur vorab an der Entstehung dieser „Kleinstadt-Show“ mit, sondern dürfen auch auf der Bühne ihren Senf dazu geben. Geplant ist die Vorstellung in Kevelaer für den 4. Mai – sofern die Corona-Maßnahmen es zulassen.

„Gemeinsam mit den Bürger*innen aus Kevelaer wollen wir einen humorvollen Blick auf die Stadt werfen“, beschreibt Lara Christine Pelzer, eine der fünf Darsteller*innen, den Kern des Projekts. „Es wird eine interaktive Show, eine Liebeserklärung an die Kleinstadt“ – oder Mittelstadt, denn da zählt Kevelaer mit seinen rund 29.000 Einwohner*innen per definitionem zu. Der Ablauf im Detail befinde sich aktuell noch in der Planung. Es werde aber definitiv ein „bunter Abend“. Neben Gameshow-Elementen (vor allem in Anlehnung an das „Familienduell“) und musikalischen Einlagen werden im Voraus aufgezeichnete Interviews mit Kevelaerer Bürger*innen das Format bereichern. „Es wird trotzdem theatrale Momente geben“, betont Pelzer. So werden die Darsteller*innen auch bei diesem Format fünf Rollen auf der Bühne verkörpern, die sich mit dem Thema Heimat befassen. Man habe nur einfach keine vorgegebene Geschichte, die man erwarten kann, sondern eher das Gefühl, an einer Show teilzunehmen.

Genau das macht auch für Pelzer, die von 2012 bis 2016 festes Ensemblemitglied war und nun als Gast weiterhin mitwirkt, den besonderen Reiz aus. Es sei nicht nur eine neue Erfahrung, das Projekt gemeinsam mit dem Regisseur und Intendant Mirko Schombert zu kreieren. Auch das noch höhere Maß an gefordertem Improvisationstalent ist eine Herausforderung. Und das wird unter Umständen stark ausgereizt. Denn das Ensemble darf zwar unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen weiterhin proben, wie Pelzer berichtet, aber es werde keine Probe mit den weiteren Beteiligten geben. Geplant ist nämlich, auch der Bevölkerung selbst einen Platz auf der Bühne zu bieten. Die Schauspieler*innen „teilen die Bühne zum Beispiel mit der ortsansässigen Tanzgruppe, dem großartigen Kirchenchor, dem Geschichtenerzähler, der Trommelcombo oder wen auch immer Ihre Stadt auf der Bühne sehen möchte“, kündigt die Burghofbühne an.

Bester Döner, leckerstes Eis und die liebste Kneipe?

Sie wollen nicht ihr Tanzbein schwingen und zählen auch nicht zum Kirchenchor? Beteiligen können Sie sich an diesem Showabend trotzdem. Neben Interviewpartner*innen suchen die Darsteller*innen auch weiterhin Teilnehmer*innen für die Familienduell-Umfrage. Getreu dem Motto „Wir haben 100 Leute gefragt“ wollen die Darsteller*innen mithilfe der Kevelaerer Bevölkerung einiges übers Städtchen erfahren: „Bester Döner der Stadt“, „bestes Eis der Stadt“, „beste Kneipe der Stadt“ und „hässlichster Ort der Stadt“, sind dabei nur einige Kategorien. So richtig in die Karten gucken lassen sich die Mitwirkenden nicht. Aber eine Info ließ sich Pelzer, die die Umfrage für Kevelaer durchführt, bereits entlocken: Beim Eis, der Kneipe und dem besten Döner waren sich die Bürger*innen ziemlich einig…

„Ich glaube, dass es auf jeden Fall ein Plädoyer für die Kleinstadt wird“, sagt Pelzer, die sich auf dieses außergewöhnliche Format freut. Neben typischen Klischees, mit denen sicherlich gespielt werden wird, wird der Abend sich vor allem mit der Frage befassen: „Was hat die Stadt zu bieten und was lieben die Menschen an ihrer Stadt?“ Die Darstellerin ist sich sicher, dass dieses Format, das aktuell für 13 Spielorte geplant ist und an die jeweilige Stadt angepasst wird, ein breites Publikum ansprechen wird – vielleicht ja auch diejenigen, die sich normalerweise selbst der Kategorie der Theatermuffel zuordnen würden.

Auch wenn aktuell noch keine Voraussagen hinsichtlich der Corona-Maßnahmen im Mai getroffen werden können, ist das Team der Burghofbühne Dinslaken für den Auftritt in Kevelaer optimistisch. Bis dahin sei es ja noch eine Weile hin, „aber für die Premiere Anfang März sehen wir schwarz“, erklärt Pressesprecherin Verena Caspers. „Das Stück wird bis März auf Generalproben-Stand sein.“ Vor allem für den Regisseur und die Darsteller*innen sei es natürlich ein großes Verlangen, nach dieser langen Zeit des Füße-still- Haltens mal wieder ein Stück auf die Bühne zu bringen. Gerade dieses Format sei „eine Art des Arbeitens, die viele aus unserem Haus gerne mal ausprobieren wollten.“ In der Zeit des Probens und Wartens sei nun aber noch Zeit, die Recherchen voranzutreiben und in den Städten Bürger*innen zum Mitmachen zu animieren (Details im grünen Kasten).

Es gibt noch keinen Kartenvorverkauf

Seitens der Stadt Kevelaer sind die Gefühle ebenfalls gemischt. Man habe vorab bereits den Eindruck gewonnen, „dass dieses Projekt sehr spannend ist und für Kevelaer eine schöne Geschichte sein kann“, erklärt Lisa Verhoeven aus dem Bereich Tourismus und Kultur. Die Umsetzung allerdings ist noch unsicher. Karten gibt es nicht zu kaufen. „Wir haben das Büro ‚Tourismus und Kultur‘ geschlossen und verkaufen derzeit auch keine Eintrittskarten. Wir werden einen Vorverkauf erst dann in Betracht ziehen, wenn wir mit Sicherheit wissen, wie viele Personen zu diesem Zeitpunkt ins Konzert- und Bühnenhaus dürfen.“ Pläne bezüglich einer Absage gebe es allerdings noch nicht. „Hier entscheiden wir kurzfristig mit den jeweiligen Theatern in Abstimmung“, sagt Verhoeven. 

Wie kann ich mitwirken?

Sie möchten die Show „Berlin kann jeder, Kevelaer muss man wollen“ nicht nur als Zuschauer*in begleiten, sondern aktiv einen Teil dazu beitragen? Die Darsteller*innen suchen noch Unterstützung in zweierlei Form: 

Die Darbietung soll durch Interviews mit Kevelaerer Bürger*innen bereichert werden. Dazu werden aktuell Freiwillige gesucht, die bereit sind, den Schauspieler*innen einige Fragen zu beantworten, die aufgezeichnet und anonymisiert in Form einer Tonspur auf der Bühne abgespielt werden. Wer Interesse an einem Interview hat, kann sich bei Lara Christine Pelzer unter hallo@larachristine.de melden.

Und wer seine Antwort im Mai beim „Familienduell“-Format „Wir haben 100 Leute gefragt…“ wiederfinden möchte, der kann sich ganz einfach an einer kurzen Online-Umfrage beteiligen unter https://bit.ly/36GxcWx. Dort ist Ihre ganz persönliche Meinung gefragt: Wo ist Ihr Lieblingsort in Kevelaer, wer ist Ihr Bäcker des Vertrauens und in welche Kneipe kehren Sie am liebsten für Ihr Feierabendbier ein?

Modernisierte Räuber

Schillers Räuber gelten als Klassiker der Bühnenliteratur und sind in vielen mehr oder weniger stürmisch-drängenden Versionen über die Bretter gegangen. Konfliktpotenzial bietet der Bruderzwist genug, Aktualisierungsmöglichkeiten sind schon mit den gemeinhin gesellschaftlich beteiligten Gruppen reichlich vorhanden – man denke nur daran, wer allein in den vergangenen zehn Jahren auf die eine oder andere Art unter die Räuber entweder gefallen oder gegangen ist – und werden mit jeder neu entstehenden Raubrittergattung ja nicht weniger.

Faust, Courage, Räuber

Doch gerade die Modernisierung eines verstaubten Klassikers will wohlüberlegt sein – wie oft hat schon die Schönheit Schaden genommen unter schrillem Anstrich. Ein glückliches Händchen bewies die Burghofbühne Dinslaken bei sowas nun schon mehrfach: Vor ein paar Jahren haute man hier Goethes Faust nachgerade hemdsärmelig vom fest im Mittelalter verankerten Sockel und vor nicht allzu langer Zeit die olle Mutter Courage vom Bock ihres Bollerwagens, um nur zwei herausragende Beispiele zu nennen. Der couragierte Courage-Erneuerer André Rößler hat sich jetzt mit den Räubern und diese darüber neu angelegt und mit Blick auf das junge, feine Ensemble der Burghofbühne darf man sicherlich auf die eine oder andere schauspielerische Sternstunde gefasst sein.

Zum Schillerschen Drama schreibt die Burghofbühne selbst in ihrer Ankündigung:

„Karl und Franz, zwei Brüder, die beide die alte Weltordnung des Vaters verachten und die dennoch unterschiedlicher nicht sein könnten: Karl, der Ältere, vom Vater geliebt und gefördert, auf dem besten Wege, durch das Erbe reich zu werden und liiert mit einer tollen Frau, ein Gefühlsmensch und Lebemann. Und daneben Franz, der Jüngere, weniger attraktiv, ohne Erbaussichten, dafür frustriert und eifersüchtig. Natürlich will er all das, was Karl hat: Macht, Geld und Amalia. Und zum Glück ist er nicht auf den Kopf gefallen. Er nutzt seinen kalten Intellekt, um eine raffinierte Intrige zu spinnen, durch die er Karl gegen den Vater ausspielt, bis dieser ihn verstößt.

Getrieben von einem starken Gefühl der Ungerechtigkeit in der Welt, wird Karl Anführer einer Räuberbande und zieht durch die Wälder, wo er plündert und mordet – alles unter dem Deckmantel einer Art Robin-Hood-Ideologie als moralische Absolution. Ein konkretes politisches Ziel verfolgt der Student dabei nicht – es gilt mehr ein politisches Unbehagen und eine persönliche Verletzung zu heilen. Karls Losung „Tod oder Freiheit“ lässt keinen Spielraum und zwingt alle Räuber zum Äußersten. Erst als Karl in seine Heimat zurückkehrt, kommen die dreisten Lügen seines Bruders Franz ans Licht und ein blutiger Rachefeldzug nimmt seinen tragischen Lauf.

In „Die Räuber“ zeigt Schiller anhand des privaten Konflikts der Brüder zwei gesellschaftliche Radikalisierungsmuster: Franz instrumenteller Rationalismus und Karls blutiger Idealismus. In einer gemeinsamen Hoffnung auf eine bessere Welt befinden sie sich im permanenten Kriegszustand mit sich selbst und dem Gegenüber. Beide Wege führen zu Radikalität und Brutalität. So steht am Ende wie so oft wieder einmal die Frage: Wie konnte das passieren?“

Aufführung

Passieren wird‘s am Mittwoch, 11. März 2020, im Konzert- und Bühnenhaus Kevelaer. Die Burghofbühne Dinslaken zeigt eine moderne Fassung „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Die Aufführung beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf im Service-Center im Rathaus. Sie kosten 11 Euro bis 16,50 Euro.