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Viele Kunden kaufen „unverpackt“

Mila Dingemans und ihre Kollegin Marion Schmitz haben hinter der Theke in der „Büsch“-Filiale am Antwerpener Platz gut zu tun. Mit einem Korb reichte Schmitz einer Kundin die Brötchen hinüber. Seit dem Frühjahr werben die Damen mit ihren Kollegen der anderen Filialen für die Aktion „Unverpackt“ und den Umweltpass, den das Unternehmen ins Leben gerufen hat.  Die Aktion war an dem „Unverpackt-Tag“ am 5. Februar gestartet, erläuterte die Marketing-Leiterin des Unternehmens, Annett Swoboda. „Vor Corona war ja die Nachhaltigkeit ein großes Thema, ‚Fridays for Future‘ in aller Munde. Und jeder Mensch hat seinen Einfluss auf das Umweltverhalten.“

An diesem Tag konnte jeder Kunde in jeder Filiale alle Produkte des Unternehmens „unverpackt“ einkaufen, seine eigene Verpackung dafür mitbringen. Und wer seinen eigenen Kaffee- oder Mehrwegbecher mitbrachte, konnte einen „Coffee-to-go“ umsonst genießen. „Dann befüllt das Team mit Kännchen die Tasse.“ Danach wurde der Umweltpass eingeführt, auf dem man sich für den umweltbewussten Einkauf jedes Mal einen Stempel geben lassen konnte – und nach zwölf Stempeln ein „Bauernkrusten“-Brot gratis erhält. „Die Aktion wurde sehr gut angenommen“, lautet Swobodas Fazit – trotz Anlaufschwierigkeiten. „Der erste Tag war da noch sehr zögerlich. Wir dachten damals, wir werden damit überrannt.“ Das war allerdings nicht der Fall. „Das war für uns enttäuschend.“

Es war ein Lernprozess

Nach und nach habe der Ansatz aber gegriffen. „Wir haben dafür ja die Umfüllstationen mit den Backwaren. Da haben wir die Brötchen in Körbchen gefüllt und dann wurde das umgepackt.“ Dabei sei das über die Monate ein Lernprozess für alle Beteiligten gewesen – sowohl für die Verkäufer, die sich erst mal an den Polybeutel und die Körbe gewöhnen mussten, und für die Kunden, die die Alternative für die Brot-Plastiktüte dabeihaben mussten. „Viele bringen einfach ihre Taschen mit.“

Der „Lockdown“, bedingt durch die Corona-Pandemie, habe dabei die Aktion und die Idee des Ganzen nicht unterbrochen, unterstreicht die Büsch-Marketingreferentin. „Bemerkenswert ist, dass es stabil geblieben ist.“ Mittlerweile seien „einige tausend Umweltpässe“ schon zurückgekommen.  „Das heißt, wir haben Zigtausend ‚to go‘-Bäcker und Tüten eingespart“, sieht Swoboda den Effekt der ganzen Sache. „Denn zum Beispiel die Deckel sind da gar nicht recyclefähig, die Becher selbst erst über Jahre.“ So gesehen habe das Ganze schon jetzt eine Menge gebracht. „Und wir haben lobende Verbraucherbriefe erhalten – auch das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich.“

Das Unternehmen setzt darauf, dass die Aktion, die noch bis zum 30. Juni weiterläuft, auch darüber hinaus langfristig trägt. Swoboda ist davon überzeugt, dass es wirklich eine nachhaltige Veränderung der Verhaltensmuster bewirkt hat. „Wir hoffen, dass diese feste Konstanz erhalten bleibt, auch wenn wir ab Juli keinen Einblick mehr haben, ob das zunimmt. Auch wenn die Stempel und der Anreiz weg sind, werden wir weiter nachhaltig verkaufen. Und die Kunden können weiter ihre Taschen mitbringen.“

Die Kunden brauchen noch Unterstützung

Die Hoffnung auf langfristig anderes Verhalten haben auch die Büsch-Verkäuferinnen am Antwerpener Platz. „Da waren davor schon Leute, die das gemacht haben“, erzählte Mila Dingemans. „Aber es gibt viele, die bringen selber Tüten mit.“ Meistens geschehe das „am Wochenende und morgens, wenn das Brot und die Brötchen über die Theke gehen und die Kunden mit dem Baumwollbeutel kommen“, war die Erfahrung von Marion Schmitz. „Man muss die Leute da schon anstupsen.“

An dem Nachmittag ließ sich auch Irmgard Simmes „anstupsen“, die sich gleich einen Umweltpass rüberreichen ließ. „Ich bemühe mich in der Hinsicht. Das geht nicht immer so gut“, klang es fast entschuldigend, dass die 51-Jährige angesichts des Spontaneinkaufs in dem Moment nichts zum Umverpacken dabei hatte. „Ich habe aber einen Brotbeutel zu Hause, womit ich dann Brot ‚ohne‘ kaufe.“