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Die „beste Zeit“ seines Lebens erlebte Bruder Michael Schmitz in Ghana, sagt er heute. Foto: Privat
Bruder Michael Schmitz ist nach fast 30 Jahren in Ghana nach Deutschland zurückgekehrt

Danken heißt, sich vor Gott hinsetzen und sich freuen

„Ghana war mein Leben. Die 30 Jahre, die ich dort verbracht habe, waren bis jetzt die beste Zeit meines Lebens.“ Wenn Bruder Michael von seinem Einsatz in dem westafrikanischen Land erzählt, spürt man seine tiefe Verbundenheit zu den Menschen, der Kultur, dem Klima und der Landschaft.

„Mein Herz schlägt ghanaisch“

Mit großen Plakaten, die mit vielen Fotos über seine Arbeit in Ghana informierten, und selbstgenähten bunten Stofftaschen der Mädchen, die in den Ausbildungshäusern der Salesianer Don Boscos das Nähen lernen und die es zu kaufen waren, stand Bruder Michael Schmitz an seinem Stand auf dem Pfarrfest der Pfarrei St. Marien.
Schon zwei Jahre ist es her, dass der gebürtige Kevelaerer zuletzt in seiner Heimat war. Nun konnte der Missionsbruder wieder in seiner Heimat sein und informierte die Besucher des Pfarrfestes gern über seine Arbeit in dem afrikanischen Land. Das KB sprach mit dem Ordensmann über seine Arbeit und über die Unterschiede im Leben der Menschen in Deutschland und Ghana.
Kein Geld für Schulbesuch
Die Menschen in Ghana leben, so Bruder Michael, unter armen, einfachen Umständen. Nur zwei bis drei Monate im Jahr regnet es, sonst ist meist trocken und schwül. Statt den vier Jahreszeiten gebe es dort nur Regenzeit und Trockenzeit. Fast 80 Prozent der Menschen bauen selber Gemüse für den Eigenbedarf an oder halten Kühe, Hühner, Schafe oder Ziegen.
Offiziell gibt es die Schulpflicht, aber in der Praxis würde jedes dritte Kind in den Städten nicht zur Schule gehen. Viele könnten sich auch das Schulgeld und die Schuluniform gar nicht leisten. Oft gebe es in den Familien vier bis sechs Kinder. Wasser zum Waschen oder zum Gießen des Gartens sei oft nicht vorhanden. Es gibt kein Kindergeld, Arbeitslosengeld oder Sozialgeld. In Not müsse man sich selbst oder gegenseitig helfen.
Doch anders als in Deutschland hätten in dem Land die Menschen immer Zeit füreinander. „In Afrika guckt keiner ständig auf die Uhr, da läuft auch kaum der Fernseher, man hat Zeit füreinander“, weiß er aus eigener Erfahrung. „Es ist ein sehr freundliches Land mit einer warmherzigen Kultur der Begegnung, die Familienbande sind sehr eng.“ Die Salesianer Don Boscos haben dort einige Ausbildungshäuser aufgebaut, die den Jugendlichen Hauswirtschaft, Nähen, Landwirtschaft, Maurerhandwerk, Metallverarbeitung, Elektroinstallation oder Computertechnik vermitteln. Bruder Michael Schmitz hat sich ganz der Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche aus Ghana verschrieben. Oft bietet er für junge Menschen Tages- oder Wochenendfreizeiten an, nun hat er auch gerade eine durchgehende Nachmittagsbetreuung aufgebaut. Sonst würde sich kaum jemand um die Kinder kümmern, „Kinder in Afrika generell haben keine Lobby. Viele spielen im Müll, im Dreck“, weiß er.
Er will diese Lücke füllen, spielt mit ihnen Fußball oder andere Spiele, bastelt mit ihnen Autos aus alten Dosen und bemalt sie, womit sie dann wochenlang spielen. Er vermittelt ihnen den Glauben, singt und betet mit ihnen. Oft hätten die Kinder anfangs noch Angst vor dem „weißen Mann“ gehabt, aber schnell konnten sie Vertrauen zu ihm gewinnen. „Obolo“ – „dicker Mann“, das ist zwar nicht ganz passend, aber so nannten die Menschen in Ghana bald Bruder Michael. „Die Freundlichkeit und Offenheit der Kinder ist wirklich großartig. Sie fragen mich nicht nach Geld oder Spielsachen, sie sind einfach froh, dass ich mir für sie Zeit nehme, sie genießen die Spiele, das Singen und sind so dankbar dafür! Noch nach vielen Jahren kommt von jedem so viel Dankbarkeit zurück.“
Hier möchte er alt werden
Oft hat Bruder Michael bis zu 80 Kinder, auch Kinder aus einem anderen Glaubensumfeld kommen gern zu ihm und beten am Ende sogar das „Vaterunser“ mit. Auch die Stammessprache Twi hat Bruder Michael schnell gelernt. „Mein Herz schlägt inzwischen ghanaisch“, weiß er. Auch wenn er den Heimaturlaub genießt. Er hat die Menschen in ihrer Herzlichkeit und Natürlichkeit lieb gewonnen, dass ihm Ghana schon zur Heimat geworden ist. Hier möchte er alt werden und noch lange als Obolo für die Kinder da sein.