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Die gute Seele vom Kapellenplatz

Bruder Klaus ist nicht mehr der Jüngste. Trotz seiner fast 82 Jahre ist der Canisianerbruder aus dem Priesterhaus noch unermüdlich tätig: Täglich besucht er die Kranken und bringt ihnen auch die heilige Kommunion. Auch Mitbruder Hubert weiß: „Bruder Klaus ist fast nie auf seinem Zimmer. Er ist immer unterwegs.“
Die „gute Seele vom Kapellenplatz“ weiß sich auch 60 Jahre nach seiner ersten Profess in der Brüdergemeinschaft, ganz vom Ideal und dem Auftrag der geistlichen Gemeinschaft verpflichtet: „Verwurzelt in Gott, verbunden in Gemeinschaft, verpflichtet den Menschen!“ Gott und den Menschen zu dienen, diesem Auftrag hat er sein Leben verschrieben. Diesen Dienst in seiner Brüdergemeinschaft auch im hohen Alter noch ausüben zu können, macht ihn froh und dankbar. Das diamantene Professjubiläum jährte sich am 7. Mai.
Am Sonntag wird es im Rahmen eines Festhochamtes in der Marienbasilika und anschließendem Empfang im Priesterhaus gefeiert. Auch ein Teil seiner Familie kommt am Festtag nach Kevelaer, wie sein Bruder Rudolf, der als einziges seiner Geschwister noch am Leben ist und mit dem er auch manche schwere Zeiten seines Leben gemeinsam gemeistert hat.
Am 16. Mai 1937 wurde Bruder Klaus als Ludwig Pittermann im Riesengebirge geboren. 1945 musste die Familie innerhalb von drei Stunden ihr Zuhause verlassen und wurde nach Hemleben in Sachsen ausgesiedelt. Ein großer Schlag für die Familie, für die Eltern, die so vieles plötzlich zurücklassen und ein ganz neues Leben aufbauen mussten.
Der Katholikentag 1956 war für den jungen Mann eine entscheidende Wende seines Lebens: Er fuhr nach dem Katholikentag nicht mehr in die DDR zurück, sondern trat über einen Priester in Kontakt mit den Canisianerbrüdern und trat dieser Gemeinschaft bald bei. Zunächst wirkte er einige Jahre als Küster im Dom und in der Kirche St. Stephanus in Münster.
Von 1972 bis 2003 war er langjähriger, treuer Küster in der Basilika. In dieser Funktion konnte er einiges erleben wie den Besuch von Papst Johannes Paul II., von Mutter Teresa, Kardinal Ratzinger, von Werenfried van Straaten und vielen anderen hohen Persönlichkeiten.
Unter Pfarrer Richard Schulte Staade, mit dem er 32 Jahre zusammenarbeiten durfte, betreute er auch die Ausmalung des Langschiffes mit. Außerhalb der Wallfahrtszeit hieß es dann nach den Wochentagen, in denen die Maler aktiv waren, die Kirche rasch wieder zu putzen und für die Gottesdienste am Wochenende herzurichten. Bruder Klaus erlebte einige Pastöre der Wallfahrtspfarrei: „Fünf Pastöre habe ich inzwischen verschlissen, aber vier leben zum Glück noch.“
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Küsterdienst ist er täglich im Dienst und Einsatz für Gott und die Menschen. Viele Kevelaerer kennen den Canisianerbruder. Auch er kennt eine ganze Menge und kennt die Geschichten. „Er ist wie ein lebendes Lexikon der Pfarrei“, weiß Bruder Hubert.
Ein Tag des Dankes und der Freude soll sein rundes Professjubiläum werden. In der Einladung schreibt er mit eigenen Worten: „Ich danke Gott für die Berufung: Er hat mir diese Zeit, in der Brüdergemeinschaft zu leben und zu wirken, geschenkt. Freude empfinde ich darüber, dass ich viel Schönes und Gutes in der Gemeinschaft erfahren und erleben durfte. Viele Jahrzehnte durfte ich am Gnadenort der Trösterin der Betrübten meinen Dienst im Auftrag der Brüdergemeinschaft verrichten“.
Seinen früheren erlernten Beruf des Friseurs hat Bruder Klaus mit der Berufung zum gottgeweihten Leben und Dienst an den Menschen gerne ausgetauscht. Neben dem prägenden Erlebnis des Katholikentages war auch ein ehemaliger Kunde für diesen Berufswechsel wohl entscheidend, den er sieben Jahre lang bedienen konnte: Es handelt sich dabei um den vierfach promovierten Wissenschaftler, Bischof von Münster, späteren Erzbischof und Kardinal von Köln und langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz – Joseph Höffner. Zwischen diesem Kirchenmann und dem jungen Friseur wird es gewiss um weit mehr als nur um die Haare gegangen sein.