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„Ich fühle mich, als wäre 2020 das Jahr meines Lebens“

„Alles wird gut“ lautet die Botschaft, die Brix Schaumburg mit seiner ersten eigenen Single vermitteln möchte. Der Kevelaerer Künstler setzt sich mit dem Lied für die LGBTQ-Community ein – die Abkürzung ist aus dem Englischen übernommen und steht unter anderem für lesbische, schwule, bisexuelle Menschen und Transgender. Der in Kevelaer aufgewachsene Schaumburg lebt selbst als Transgender und möchte den Menschen, die auch in der heutigen Zeit noch oft mit Anfeindungen zu tun haben, Mut machen. Besonders berührt ist der Künstler von der zahlreichen Unterstützung, die er bei der Produktion des Liedes und Videos erhalten hat. „Wir hatten ein ganz normales Video geplant“, erzählt Schaumburg. Das Ganze habe sich mit der Zeit allerdings zu einem Herzensprojekt vieler Künstler entwickelt. Denn Geld wollte dafür niemand haben, verrät er. Für den werdenden Vater war diese Entwicklung unerwartet: „Ich bin überwältigt.“ Am heutigen Mittwoch, 1. Juli 2020, wurde die Single veröffentlicht und ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar.

Der Videodreh gestaltete sich im Ganzen anders als geplant. Durch Corona konnten der Künstler und seine Produzenten nicht alle Beteiligten an einem Ort versammeln. So entstand mit der Zeit die Idee, die Menschen erst in dem Video zusammenzubringen. Aufgenommen wurden die Sequenzen getrennt voneinander, um den Corona-Schutzmaßnahmen gerecht zu werden. „Die Vielfalt ist jetzt viel schöner. Ich habe niemandem gesagt, was er machen soll“, erklärt der aktuell in Marburg lebende Künstler.

Überwältigende Unterstützung

In seinem Video sind von Familien über Fernsehmoderatoren bis zu Schauspielern viele Menschen zu sehen. Unter anderem beteiligte sich die Schauspielerin Valentina Pahde (bekannt aus der Serie „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“) und der Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht an dem Projekt. Auch Menschen aus England, Amerika und den Philippinen hätte ihren Beitrag geleistet, freut sich Schaumburg. „Ich bin echt sprachlos“, sind seine Worte kurz vor der Veröffentlichung. Mit so viel Unterstützung hätte er nicht gerechnet. „Ich hatte wirklich Schiss, dass jemand sagt: Brix, ich mag dich, aber das Lied nicht, ich möchte nicht mitmachen. Aber jeder Mensch, den ich gefragt habe, hat mitgemacht.“

Mit der Hamburger Produzentenfirma „Hertzwerk“ und einer Musikagentur von Freunden aus Köln hat Brix Schaumburg sich nun einen Traum verwirklicht. „Ich wollte schon immer professionell Musik aufnehmen“, gesteht er. Ihre Anfänge, fällt dem Künstler auf, hat die Begeisterung für die Bühne schon im jungen Alter auf der Kevelaerer Realschule genommen. Schon da war er bei den Theateraufführungen aktiv, erinnert er sich schmunzelnd zurück. Waren es damals Stücke zur Unterhaltung, möchte er heute mit seiner Kunst zum Nachdenken anregen und Botschaften vermitteln. Die Botschaft seiner ersten Single ist klar: „Alles wird gut“ („It will be fine“). Er möchte Mut machen und die Menschen dazu bewegen, „für ihre Rechte einzustehen.“

„Zusammen schafft man mehr als alleine“

„Ich gehe einfach meinen Weg“ – diese Worte wiederholen sich immer wieder im Lied. Seinen Weg gegangen ist Brix Schaumburg auch als Mensch, nicht nur „die Figur“ im Lied. Als Transgender hat er seinen Weg gefunden, ist verheiratet und wird bald Vater. Dass all die Menschen, die sich an der Produktion des Songs beteiligt haben, den Inhalt des Liedes verkörpern und dafür einstehen, macht den Künstler glücklich: „Ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich bin, dass sie alle ihre Zeit geopfert haben. Zusammen schafft man mehr als alleine.“

Neben seiner ersten Single arbeitet Schaumburg an einem weiteren großen Projekt. Aktuell befindet er sich aufgrund des Coronavirus für insgesamt zehn Wochen in einer „Quarantäne-Villa“, um an einer TV-Produktion mitzuwirken. Ab September wird der Kevelaerer bei der Serie „Sunny – Wer bist du wirklich?“ bei RTL und TV Now als eine der Hauptrollen zu sehen sein. Die Serie widmet sich dem Charakter Sunny (Valentina Pahde) aus der Serie „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“. Brix Schaumburg verkörpert den Transgender Nik. Auch hier fühlt er sich spürbar wohl, indem er auf das Thema „LGBTQ“ aufmerksam machen kann. „Ich fühle mich, als wäre 2020 das Jahr meines Lebens.“

Hier geht’s zur Single von Brix Schaumburg: https://www.youtube.com/watch?v=wfciaYQAKW0

Ein ermutigendes Statement

„Warum schickt ihr uns eigentlich keinen Film?“, seien vor wenigen Monaten die Worte des Gründers des Filmfestivals New York gewesen, erzählt Brix Schaumburg. „Weil wir keinen haben“, lautete seine Antwort. Fünf Tage später war der Grundstein gelegt. Der Künstler Brix Schaumburg, National Director des deutschen Teams für die Weltmeisterschaften der Künste in Hollywood, und Wilhelm van de Loo, Director of Photography, beschlossen, den Film „Inside|out“ zu drehen. Ein Film, der den Selbstfindungsprozess eines Transgenders thematisiert. Brix Schaumburg wollte mit dem Film ein positives und ermutigendes Statement setzen. Denn auch er selbst kam im Körper einer Frau auf die Welt und lebt heute sein ganz normales Leben als Mann mit seiner Frau.

Eine gute Vertrauensbasis

Vor zwei Monaten startete das Projekt der beiden Kevelaerer. Die waren in der Zeit nur selten zur selben Zeit am selben Ort, die Produktion des Films funktionierte dennoch. Hier traf man sich mal, um eineinhalb Tage zu drehen, und dann war man „wieder zerstreut“, lacht Wilhelm van de Loo. Er ist überzeugt davon, dass das Vorgehen „so gut funktioniert hat, weil Brix uns vertraut hat.“

Zwei Monate Projektphase und in Stunden umgerechnet eine ganze Woche durchgehende Arbeit liegen hinter Brix und seinem Team. Das Ergebnis ist der 6:43 Minuten lange Film. Nun wird er beim internationalen Filmfestival Manhattan in New York zu sehen sein, das vom 16. Oktober bis 20. Oktober läuft. Brix Schaumburg selbst bezeichnet den Film als „eine schöne Kurzgeschichte mit wenig Worten.“ „Die heißeste Szene“ sei auf dem Kapellenplatz gedreht worden, fügt er schmunzelnd hinzu.

Wilhelm van de Loo. Foto: privat

Auch wenn heute beide nicht mehr in Kevelaer leben, der Bezug zur Wallfahrtsstadt ist klar. Brix Schaumburg und Wilhelm van de Loo fühlen sich beide als waschechte Kevelaerer. Sie wuchsen beide hier auf und Brix hat seine Frau sogar in Kevelaer geheiratet. Außerdem steht er unter anderem in Kevelaer Menschen zur Seite, die in einer ähnlichen Situation sind wie er damals und die damit oft nicht leicht durchs Leben gehen.

Das Team habe „wahnsinnig viele Themen in wenige Worte in einen 6:43 Minuten-Film gepackt“, zeigt sich Brix zufrieden mit dem Endergebnis. Er wolle „auf emotionaler Ebene Leute erreichen. Das wäre der Traum.“ Dass seine Mutter nun auch nach New York reist, rührt ihn sichtlich und das ist mehr, als er sich jemals hätte erträumen können für das Projekt, das doch damals so spontan entstanden ist.

Film in Kevelaer

Am 2. November 2019 wird Brix seinen Film in Verbindung mit einer Lesung und einem Gesangsauftritt auch in Deutschland zeigen. Ob er den Film auch in Kevelaer zeigen möchte? Auf jeden Fall! Dafür bräuchte das Team allerdings den passenden Rahmen. Vorstellen könnten sie sich eine Präsentation mit passendem Programm unter anderem im Museum oder im Konzert- und Bühnenhaus. Für Anfragen steht sein Manager Kolja Schallenberg zur Verfügung unter info@koljaschallenberg.de.

Gute Neuigkeiten für die Reise nach New York hat Brix kurz vorher spontan auch noch erhalten: Er ist nominiert für das beste Musikvideo und das beste Promo-Video. „Also mit diesen News fliege ich schon mal hin“, freut sich der Künstler. Was dann in New York passierte? Brix räumte mit seinem Team beide Titel ab. Ein weiterer Gewinn ist ein Stipendium für einen Intensivkurs an der Filmschule in Manila (Philippinen).