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Münsters Bischof Felix Genn. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Achim Pohl
Bischof Felix Genn folgt den Empfehlungen des Diözesanrates

Fünf Pastorale Räume im Kreisdekanat Kleve

Am 1. Januar 2024 werden im Kreisdekanat Kleve fünf Pastorale Räume kirchenrechtlich errichtet. Darüber hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 23. Mai in einem Schreiben die Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie die Vorsitzenden der Pfarreiräte und die Stellvertretenden Vorsitzenden der Kirchenvorstände informiert.

Lehrer. Foto: Pixabay
Mittelpunkt: Zeugnis christlichen Lebens

Neue Missio-Ordnung

Zum 1. Mai 2023 hat Bischof Dr. Felix Genn eine neue Missio-Ordnung für das Bistum Münster in Kraft gesetzt. Diese bestimmt das Verhältnis von Kirche und Religionslehrkräften neu.

Am Montag eröffnete Bischof Erik Varden in Kevelaer die Wallfahrtssaison

„Wir bestehen nicht aus dem Nichts“

Am vergangenen Montag, 1. Mai 2023, wurde am zweitgrößten Wallfahrtsort Deutschlands die Pilgersaison feierlich eröffnet. Mit den drei traditionellen Schlägen mittels des goldenen Hammers öffnete Bischof Erik Varden aus dem norwegischen Trondheim das schmiedeeiserne Portal der Marienbasilika.

Seelsorger und Entwicklungshelfer

Eine kleine Kapelle mitten im Grasmeer der argentinischen Pampa. Wir schreiben das Jahr 1949. Vor dem Kreuz kniet ein Missionar der Steyler Societas Verbi Divini. Angesichts der schier unendlichen Weite seines neuen Arbeitsgebietes hat den 35-jährigen Pater Augustin van Aaken der Mut verlassen. Er hat die Fahrt zu seiner Missionsstation unterbrochen und bittet um neue Kraft und um Glauben. Mitten im Gebet fällt sein Blick auf das bunte Glasfenster und den darunter stehenden Namenszug: „Heinrich Derix, Kevelaer“. Nach einem Augenblick ungläubigen Staunens, so erinnerte er sich später, kehrten Glauben und Zuversicht zurück: „Als ich die drei Worte las, da sagte ich mir: Wenn das kleine Kevelaer hier vertreten ist, dann bist Du am richtigen Platz.“

Augustin van Aaken wurde 1914 in Kevelaer geboren. Seine Eltern August van Aaken und Bernhardine Johanna van Aaken, geborene Te Niersen, bewirtschafteten in der Hauptstraße 51 den Pilgerhof „Zum St. Josef“. Angeschlossen an das 45-Betten-Haus waren ein kleines Geschäft und eine Zimmermeisterwerkstatt. Die letztere sicherte der wachsenden Familie außerhalb der Wallfahrtszeit ein regelmäßiges Einkommen. Wie seine zehn Geschwister arbeitete Augustin van Aaken schon als Kind im Familienbetrieb mit. Das stark christlich geprägte Elternhaus und die enge Anbindung an das Wallfahrtsgeschehen ließen ihn früh die Weichen für seinen späteren Lebensweg stellen.

Mit 14 Jahren lenkte der Kontakt mit Missionaren der Steyler Ordensgesellschaft Societas Verbi Divini seine beruflichen Wünsche und seine jugendliche Neugier auf die weite Welt in reale Bahnen. Im April desselben Jahres wechselte er von der Kevelaerer Rektoratschule auf das Gymnasium in Steyl. Sein Abitur machte er 1935 im ordenseigenen Missionspriesterseminar in St. Augustin bei Bonn. Im Anschluss begann er dort sein Noviziat.

Lebensmittelmarken für ein Festmahl

Verpflichtungen zum Arbeitsdienst unterbrachen 1936/37 die Priesterausbildung van Aakens und angesichts der drohenden Schließung des Seminars in St. Augustin kürzte der Orden die Vorbereitungszeit auf die Priesterweihe ab. Am 27. April 1941 wurde Augustin van Aaken in St. Augustin zum Priester geweiht. Seiner ersten Heiligen Messe am Tag darauf folgte zu Pfingsten, am 2. Juni 1941, die Heimatprimiz mit Domkapitular Wilhelm Holtmann in der Kevelaerer Basilika. Die Familie van Aaken hatte seit Monaten Lebensmittelmarken für ein Festmahl gesammelt, und die ganze Nachbarschaft beteiligte sich an den Vorbereitungen.

Im Juli 1941 lösten die Nationalsozialisten das Missionspriesterseminar St. Augustin auf, und van Aaken kehrte in seine Heimatstadt zurück. Er begleitete Bischof Clemens August von Galen auf dessen Firmreise durch das Bistum und holte im Priesterseminar Eichstätt die fehlenden Teile seiner Priesterausbildung nach. Als auch das Eichstätter Kloster seine Pforten schließen musste, wurde er Kaplan im württembergischen Aulendorf.

Im September 1942 erhielt Augustin van Aaken seine Einberufung zum Kriegsdienst. Nach einer Sanitäterausbildung in Ulm wurde er an die Ostfront versetzt und tat dort Dienst als Krankenträger. Siebenmal wurde Augustin van Aaken während der Kriegsjahre verwundet; von einer schweren Granatenverletzung im Gesicht behielt er mehrere Splitter im Kopf zurück; als er ein anderes Mal mit einem lebensgefährlichen Darmdurchschuss ins Lazarett eingeliefert wurde, stellten ihn die Ärzte buchstäblich zum Sterben beiseite. Ein ebenfalls im Lazarett befindlicher Priester erteilte van Aaken in der Nacht die Sakramente, und als er ihn am kommenden Morgen nicht mehr unter den Verletzten fand, hielt er ihn für tot. Tatsächlich befand sich Augustin van Aaken zu diesem Zeitpunkt zumindest in der Nähe des Himmels – sein Vetter Ernst van Aaken, Sportarzt und im Krieg Kommandeur eines Sanitätshubschraubers, hatte ihn zufällig unter den Verletzten entdeckt und ausfliegen lassen. Mehr als 30 Jahre später stieß der Priester aus dem Lazarett, der van Aaken längst unter den Gestorbenen wähnte, anlässlich dessen Bischofsweihe in der Zeitung auf den Namen. Ein Anruf bei der Familie in Kevelaer bestätigte das Unglaubliche; bei einem Heimatbesuch des Bischofs feierten die beiden Männer ein inniges Wiedersehen.

Abschied von seiner Familie

Das Kriegsende 1945 erlebte Augustin van Aaken im Lazarett, und nun drängte der inzwischen 31-Jährige darauf, endlich in den Missionsdienst eintreten zu dürfen. 1949 erhielt er seine Bestimmung für den Missionsdienst in Argentinien. Im Februar nahm er Abschied von seiner Familie – gemäß den Missionsregeln „für immer“, und tatsächlich sollte er zumindest seine Mutter nicht lebend wiedersehen.

Van Aakens erstes Missionsfeld war die argentinische Pampa. Das Land war politisch labil. Die Inflation wuchs, und das auf Militär und Gewerkschaften gestützte Regime sah sich einer wachsenden Zahl von Gegnern gegenüber, die es rigoros verfolgte. Als sich der Konflikt zwischen Präsident Peron und den von der katholischen und liberalen Opposition unterstützten Militärs Mitte Juni 1955 zuspitzte, wurde auch van Aaken verhaftet. Nach einigen Tagen kam er wieder frei und setzte nach dem Putsch von General Aramburu seine Arbeit unter dem neuen Militärregime fort.

Festkettenträger Josef Schotten und Adjutant Hans Wolsing nehmen 1973 Glückwünsche von Bischof van Aaken entgegen.

1961 kehrte Augustin van Aaken erstmals zu einem Besuch in seine Heimat zurück. Nach dem Heimaturlaub sollte er in Paraguay seine Arbeit wieder aufnehmen. Augustin van Aakens neuer Wirkungskreis lag mitten im Urwaldgebiet. Zentrum seiner Arbeit als erster Provinzial der Societas Verbi Divini in Paraguay wurde Encarnación, nach der Hauptstadt Asunción die zweitgrößte Stadt des Landes.

Anfang der 60er-Jahre kämpfte Paraguay mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Zwar blieb in Paraguay die politische Führung durch den diktatorisch regierenden Präsidenten Alfredo Stroessner stabil, doch ein großer Teil der 2,3 Millionen Einwohner lebte am Rande des Existenzminimums. Engagement für diese Menschen war ein politisches Statement, das die offizielle Kirche in Paraguay bis 1969 vermied. An der Basis allerdings konnten Männer wie Pater Augustin dem Elend der Menschen nicht tatenlos zusehen. Mit der ihm eigenen Tatkraft griff der Steyler Missionar zu Bibel und Maurerkelle. Er reiste durchs Land, hörte sich die Sorgen und Wünsche der Menschen an und veranlasste den Bau zahlreicher Kirchen und Schulen. In Encarnación entstanden zwischen 1962 und 1968 Heime für Kinder, junge Mütter und alte Menschen, eine Krankenstation, eine Landapotheke, ein Gymnasium und eine Handwerkerschule sowie ein eigenes Priesterseminar, in das 1966 die ersten Novizen einzogen.

Der Weg ins Rampenlicht

Als Augustin van Aaken 1968 seinen zweiten Heimaturlaub antrat, vollzog die Kirche in Paraguay gerade einen Stellungswechsel. Nach jahrelangem Schweigen wandten sich die Bischöfe von Villarica und Colonel Oviedo öffentlich gegen die fortdauernden Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Die Folge war eine repressive Kirchenpolitik, die bis Mitte der 70er-Jahre anhielt und auch Augustin van Aaken nicht verschonte, denn in dieser Zeit geriet er selbst ins kirchenpolitische Rampenlicht: 1972 erlag der erste Bischof der jungen Diözese Alto Paraná nach nur einjähriger Amtszeit einem Hitzschlag. Papst Paul VI. ernannte daraufhin Augustin van Aaken zu dessen Nachfolger.

Die Bischofsweihe, zu der van Aakens Geschwister Margarethe und Heinrich sowie die Neffen Karl und Paul aus Kevelaer anreisten, erfolgte am 12. August 1972 in Encarnación. Aus allen Richtungen strömten die Menschen herbei, um mit ihrem Pater Augustin zu feiern – und ihn gleichzeitig zu verabschieden. Als Bischof von Alto Paraná lag sein Amtssitz fortan in der neu entstehenden Stadt Puerto de Stroessner.

Als Wahlspruch für sein Bischofswappen hatte Augustin van Aaken 1972 den Satz „Servir en Carida“ – „Dienen in Liebe“ gewählt. Diesem Motto blieb er treu. Seine spartanische Haushaltsführung ging einher mit großzügiger Gastfreundschaft.

Seelsorger

Augustin van Aaken betrachtete sich nicht als Entwicklungshelfer, sondern als Seelsorger. Trotzdem ließ sich beides nie trennen. Auch in Puerto de Stroessner fungierte er als Baumeister. Seine Projekte finanzierte er nahezu vollständig über Spenden, von denen ein großer Teil aus Kevelaer und Aulendorf stammte. Die Diözese Alto Paraná bekam unter seiner Leitung ein Hospital mit 30 Betten, Krankenstationen, Schulen, Kinder- und Mütterheime sowie ein von Adveniat finanziertes Exerzitienhaus. Der besondere Stolz Augustin van Aakens war die Katholische Universität in Puerto de Stroessner. Um eine Mauer zu sparen, baute er sie gleich an die bescheidene Bischofsresidenz an.

Besonders am Herzen lagen van Aaken die acht Indianermissionen seiner Diözese, die er nur durch die Unterstützung der Sternsinger aus Kevelaer und Winnekendonk am Leben erhalten konnte. Für die Indigenen, die als Jäger und Sammler durch den Urwald zogen, kämpfte er um eine rechtlich abgesicherte Existenzgrundlage in Form von Landtiteln. Er gewann sowohl den Rechtsstreit als auch den Respekt der Indianer, denn er akzeptierte ihre Kultur und verband seine Hilfe nicht mit Bekehrungszwang.

Nachdem van Aaken im Juli 1989 anlässlich seines 75. Geburtstages das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten hatte, reiste er über Kevelaer nach Rom und überreichte Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch. Er hoffte, sein Bischofsamt einem Einheimischen übergeben zu können und selbst in den Alltag einer Missionspfarrei zurückzukehren. Nur ein Teil seines Wunsches erfüllte sich. Nach der Einweihung der erweiterten Kathedrale in Ciudad del Este, dem früheren Puerto de Stroessner, übergab er am 10. Juni 1990 seinen Bischofsstab an den Paraguayer Bischof Cuquejo und zog nach Obligado, wo er die Seelsorge für die 800 Schüler des Colegio San Blas und die umliegenden Ortschaften übernahm. Hier starb Augustin van Aaken wenig später, am 11. August 1990.

Sein letzter irdischer Weg

Sogar in der Antonius-Kirche stand für einige eine Leinwand zur Verfügung, und die Basilika war so voller Menschen, dass einige in dem hinterem Bereich stehen musssten. Das Bedürfnis der Kevelaerer, „ihren“ früheren Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade auf seinem „letzten irdischen Weg“, wie es Weihbischof Stefan Zekorn in seiner Predigt später formulierte, zu begleiten, war immens.

Auch zahlreiche Kevelaerer Vereine versammelten sich vor der Basilika, um dem Ehrenbürger der Stadt in der Kirche und später auf dem Weg zum Friedhof die letzte Ehre zu erweisen. „Wo soll man anfangen?“, fragte Michael Kalcker von der Seb und beschrieb ihn angesichts seiner vielen Verdienste als „entscheidende Persönlichkeit für Kevelaer“.

Raphael Freiherr von Loe, verband mit ihm zahlreiche bewegende Erinnerungen. „Er hat mich zur Firmung geführt, hat eine wunderbare Festpredigt zu 600 Jahren Kapelle auf Schloss Wissen gehalten. Es gab spirituell wunderbare Erlebnisse mit ihm.“ 

Bewegendes Abendgebet am Freitag

Am Vorabend der Beerdigung hatte es in der Basilika bereits ein bewegendes Abendgebet gegeben, bei dem der Männergesangsverein zum Gedenken an Schulte Staade seine Stimmen erklingen ließ.

Der amtierende Wallfahrtsrektor Gregor Kauling hatte an diesem Abend bereits davon gesprochen, dass Schulte Staade eine integrierende Persönlichkeit besaß, die „die Menschen nicht zu sich geführt hat, sondern zu Gott und der Mutter Gottes.“

Am Samstagvormittag kamen zu den vielen Kevelaerern noch die zahlreichen kirchlichen Würdenträger. Aus dem Bistum Münster waren unter anderem der frühere Niederrhein-Weihbischof Wilfried Theising und Schulte Staades damaliger Nachfolger Stefan Zekorn anwesend.

Auch Bischöfe aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sowie Gäste aus der Politik – so wie die frühere Bundesministerin Barbara Hendricks – und der Gesellschaft wollten von dem Gottesmann Abschied nehmen.

Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn zelebrierte dann zusammen mit dem emeritierten Bischof aus Rotterdam, Adrianus van Luyn, und dem Roermonder Bischof Harrie Smeets das feierliche Pontifikalrequiem.

Ein Mann tiefer Marienfrömmigkeit – und ein Netzwerker

Richard Schulte Staade war vieles“, zählte Stefan Zekorn dann in seiner Predigt die vielen Funktionen und Interessensgebiete des Verstorbenen auf, der an diesem Tag 88 Jahre alt geworden wäre. „Ehrenbürger, Ehrenpräses, Kuratoriumsvorsitzender, 30 Jahre Mitglied des Priesterrates und des Bistums, Organisator, Pilger, Reiseleiter, Gastgeber, Liturgiegestalter, Bauherr, Antiquitätensammler, Musikliebhaber…. und diese Reihe ließe sich mühelos noch fortsetzen.“ Und er erinnerte an die Besuche von Johannes Paul II. und Mutter Teresa, die ohne Schulte Staade nicht zustande gekommen wären.

Als er sein Nachfolger wurde, habe er versucht, die Handlungen seines Vorgängers zu verstehen. “Da ist mir deutlich geworden, daß er die Gemeinschaft des Priesterhauses, die Pfarrei, die Wallfahrt, und seine Freunde im Grunde wie eine große geistliche Familie im Sinne des Evangeliums gesehen hat.“ Zentral seien für ihn die „vier Worte, die alle von Richard Schulte Staade“ an vielen Orten angebracht wurden und die er in seiner Anfangszeit in Kevelaer überall entdeckte, gewesen: „Mater mei memento dei“ („Mutter Gottes, gedenke meiner“). Die Gottesmutter sei „im inneren Bezirk seines Lebens“ wie die Gnadenkapelle des Wallfahrtsortes Kevelaer gewesen. Schulte Staade habe „aus einer einfachen Marienfrömmigkeit“ heraus gelebt, dazu eine tiefe Beziehung gehabt, sagte Zekorn. Für ihn sei „Maria die „consolatrix afflictorum“, „ die den Betrübten Trost spendet und einen neuen Weg im Leben eröffnet“. Dieses Gedenken habe ihn geprägt in der Pflege „einer großen Vielfalt menschlicher Beziehungen“. Schulte Staade habe „soziale Netzwerke gepflegt, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab“. Deswegen habe er auch „die Internationalität und die freundschaftlichen Verbindungen in die Niederlande, nach Belgien und Luxemburg“ so gepflegt, weil er die „geschwisterliche Begegnung in der Kirche“ als wichtig empfunden habe.

Fürsorglich-familiäre Zuneigung

Ungezählte Kevelaerer, Pilger, Familie und Freunde“ hätten „diese fürsorglich-familiäre Zuneigung und Zuwendung erfahren.“ Gleichzeitig sei das für manche „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht leicht“ gewesen, „weil immer zu dieser familiären Perspektive die Forderung nach einem ganz großen persönlichen Einsatz gehörte.“ Auf diese Weise habe er 31 Jahre lang die Pfarrei gestaltet und vor allem in dieser Haltung über viele Jahre junge Leute begleitet „und ihnen geholfen, ihren Lebensweg zu finden.“ In den Kontext stellte er auch die letzten Worte gegenüber Gregor Kauling am Vorabend seines Todes: „Ihr müsst die Jugend zur Mutter Gottes führen und das Unsichtbare sichtbar machen.“ Deshalb habe Schulte Staade die Kevelaerer Kirchenliturgie so gestaltet, „dass das Sakrale, die geheimnisvolle Gegenwart des unsichtbaren Gottes ein bisschen sichtbar wird.“ Die Worte „Selig sind, die bei Dir wohnen“ sollte jetzt „auch für den Rektor der Wallfahrt, der selbst Pilger war, endgültig in Erfüllung gehen.“

Zum Abschluss zitierte Zekorn die Worte der Kirchenzeitung zum „25-jährigen Ortsjubiläum“ von Richard Schulte Staade: „Wir schauen in diesen Tag als Pfarrei St. Marien in großer Dankbarkeit zurück auf das segensreiche Wirken unseres Pastors. Wir erleben einen Mann Gottes, geprägt von großer Religiosität, beeindruckender Schaffenskraft und Beharrlichkeit und einem überzeugenden Stehvermögen, wenn die persönliche Überzeugung dies erfordert.“

Im Anschluss an das Requiem positionierte sich die Trauergemeinde am Priesterhaus, führte der Weg des Sarges vor das Gnadenbild. Pfarrer Gregor Kauling stimmte das „Ave Maria“, die Gemeinde das Lied „Maria breit den Mantel aus“ an. Anschließend zog die Prozession über die Hauptstraße vorbei an der St. Antonius-Kirche zum Friedhof. Dort wurde Schulte Staade beigesetzt.

Ein Macher und ein Christ

Zeitzeugen erinnerten sich am Tag der Verabschiedung an die Person Richard Schulte Staade

Im Petrus-Canisius-Haus und im Priesterhaus nutzten mehrere hundert Gäste die Gelegenheit, sich noch einmal an den Verstorbenen zu erinnern.

Der berühmte Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim, der viel mit Richard Schulte Staade in Kevelaer zusammen gearbeitet hat und mit ihm befreundet war, sagte: „Er war ein Mensch, der etwas von Kultur verstand und ein guter Christ. Er war außer dem Kardinal in Köln mein bester und verständnisbereitester Auftraggeber. Man konnte alle Dinge besprechen, man wurde nicht gegängelt und man behielt die künstlerische Freiheit, auch wenn man natürlich auch mal Grenzen aufgezeigt bekam. Das war eine Gnade des Himmels, dieser Mann:“

Der Kevelaerer Ortsvorsteher Edmund Bercker dachte spontan „an eine schöne Reise, nachdem er im Ruhestand war, nach Süddeutschland zu Wallfahrtsorten, die ich ganz gut kenne.“ Für ihn sei es „eine Freude“ gewesen, „mit so einer Persönlichkeit zusammengearbeitet zu haben. Er war ein Manager in Sachen Gottes, insbesondere der Mutter Gottes, und wusste, was er wollte. Das kleinste Gnadenbild der Welt hat sein Leben und meins bestimmt.“

Der emeritierte Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, erinnerte sich daran, dass er mit Schulte Staade „um die gleiche Zeit Domvikar in Münster“ geworden sei. Als Bischof sei er häufig mit Gruppen in Kevelaer gewesen und habe einen „großen Gastgeber“ erlebt. „ Er war ein frommer Mensch – nicht im Sinne einer Bilderbuchfrömmigkeit, sondern zupackend, dem Menschen zugewandt und sehr stark in der Marienverehrung verwurzelt.“

Auch die  Rheinberger Unternehmerin Christiane Underberg hatte eine ganz persönlichen Draht zu dem Prälaten „von Jugend aus über meine Familie.“ Schulte Staade sei „so eine herausragende Persönlichkeit in der Breite seiner Talente und Fähigkeiten und mit einer charakterlichen Stärke und Persönlichkeit. Davon hätte ich gerne noch mehr von auf dieser Erde.“

Bürgermeister Dominik Pichler räumte dem Ereignis fast sowas wie historische Bedeutung ein: „Ich habe eben auf dem Rückweg zu David Burau gesagt, dass wir eine Beerdigung in dieser Größenordnung in Kevelaer in den nächsten 50 Jahren sicher nicht mehr sehen werden.“ Richard Schulte Staade „war Pastor, als ich nach Kevelaer zog 1983. Irgendwann verließ ich Kevelaer, um zu studieren und das Referendariat zu machen. Als ich 2005 wiederkam, war er immer noch Pastor in St. Marien.“ All das drücke schon die Dauer seines Wirkens aus. Er sei „nicht nur Seelsorger, sondern auch ein Macher“ gewesen, der „baulich für die Wallfahrt und für die Stadt“ viel bewirkt habe. „Das ist der Grund, warum heute auch von sehr vielen Vereinen und Bürgern Abschied genommen wurde, die ihn als charismatischen Macher und frommen Geistlichen auch konfessionsübergreifend wahrgenommen haben. Er war nicht nur für die Katholiken da und stand nicht nur für den Kapellenplatz.“