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Hobby-Imker Timo Wystrach schaut nach seinen Bienenvölkern. Foto: gee
Das KB war zu Besuch bei Hobby-Imker Timo Wystrach

Hoch-Zeit der Bienenvölker

Timo Wystrach sorgt sich nicht nur um seine Bienenvölker. Er hilft auch anderen Imkern, wenn diese in Nöten sind. Seine Bienenstöcke befinden sich unter anderem auf dem Naturhof Kevelaer von Familie Berendsen-Schmitz. Hier konnte das KB die Kontrolle der arbeitenden Bienen direkt vor Ort miterleben.

Grundschüler weihen ihren Bienengarten ein

Eigentlich sollte rund um die diesjährigen Pfingsttage an der St. Antonius Grundschule in Kevelaer eine Blumen- und Bienenwiese auf dem Schulgelände entstehen. Im Rahmen einer Projektwoche rund um das Thema „Nachhaltigkeit“ hatte man diese Aktion geplant, erklärt Schulleiter Andreas Berndt. Covid-19 ließ die Aktion jedoch platzen. Symbolisch durften die Klassensprecher der zweiten Jahrgangsstufe nun mit Jürgen Kulcke vom Imkerverein Kevelaer fleißig säen, bevor sie im kommenden Jahr dann hoffentlich richtig mit anpacken können.

Schulleiter Berndt ist den Unterstützern der Aktion dankbar, ohne die dieses Projekt in der Form nicht realisierbar gewesen wäre. Der Kevelaerer Pflanzenhändler „Gasa Group Germany“ sponserte insektenfreundliche Pflanzen wie Kornelkirsche und Holunder. Der Imkerverein für Kevelaer und Umgebung e.V. richtete Bienenstöcke ein und der Verein „flowers4bees e.V. stellte Saatgut zur Verfügung. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer, Dr. Nina Jordan, begleitete das Projekt.

Ziel der Aktion ist, den Grundschülern die Themen Naturschutz und Insekten näherzubringen und ihnen die Angst vor den kleinen, nützlichen Tieren zu nehmen. Sobald die Situation um Covid-19 es zulässt, dürfen die Kinder den Imkern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Anders als geplant musste die erste Honigernte der „St. Antonius Bienen“ in diesem Sommer ohne die Kinder abgefüllt werden.

Der Honig soll künftig verkauft werden, wobei ein Teilerlös davon an den Förderverein der Schule gehe, erklärte Andreas Berndt. Und wenn die Corona-Maßnahmen es zulassen, können die Kinder bald bei einem St. Martins-Frühstück in ihren Klassen selbst probieren, was die Bienen in ihrem Schulgarten so emsig herstellen.

v.l.: Anne Ripkens (Gasa), Andreas Berndt (Schulleiter), Jürgen Kulcke (Imkerverein) und Nina Jordan (Klimaschutzmanagerin).

Pflanzenhändler kümmern sich um die Bienen

Unter den Mitarbeitern des Pflanzenhändlers Gasa Group Germany gibt es seit diesem Jahr sechs Imker. Sie kümmern sich um mehrere Bienenvölker, die auf dem Betriebsgelände in Kevelaer eingezogen sind. Der erste eigene Honig ist auch schon fertig.

Das Thema Bienen begleitet die Gasa Group Germany schon lange sehr intensiv. Das Unternehmen ist Mitglied im Verein „flowers4bees“, der sich um den Schutz von Bienen bemüht. Manager Michael Bongers gehört zum Vorstand des Vereins „Nachhaltiger Zierpflanzenbau e.V.“, in dem es um die Erforschung und die praktische Umsetzung eines umweltgerechten und insektenfreundlichen Anbaus von Zierpflanzen geht. So war der Einstieg in die Imkerpraxis für das Unternehmen ein logischer nächster Schritt.

Sechs Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen der Gasa Group Germany starteten im April diesen Jahres gemeinsam in die Imker-Ausbildung. Mit ihrem Imkerpaten Jürgen Kulcke gehen sie einmal wöchentlich zu den Bienen, lernen den Umgang mit ihnen und deren Pflege. Außerdem absolvierten sie einen Honiglehrgang beim Verein „flowers4bees“.

Ein Highlight war für die Gasa-Imker, hier Mitarbeiterin Anne Ripkens, natürlich die erste Honig-Ernte.

Ein besonderes Highlight war natürlich die Herstellung des ersten eigenen Honigs. „32 Gläser haben wir beim ersten Schleudern geerntet. Innerhalb von 24 Stunden waren sie ausverkauft“, berichtet Michael Bongers. Er selbst gehört zu der sechsköpfigen Imkergruppe, außerdem Anne Ripkens (Produktentwicklung), Manuel Brey (Verkauf), Nik Moors (Customs service), Maximiliam Perau (Auszubildender) und Marcel Terlau (Einkauf). Nun steht bald die zweite Ernte an.

Und wie ist das so, selbst zu Imkern? „Ich hatte durchaus Respekt vor den Mädels. Ähnlich wie beim ersten Date“, erzählt Marcel Terlau mit einem Schmunzeln. „Schnell ist mir bewusst geworden, dass mein Gemütszustand sich „bei den Mädels“ spiegelt. Entsprechend ging ich dann mit Ruhe und Bedacht an die Arbeit. Aber es ist immer noch knifflig, den Überblick zu behalten, sowie das Verhalten der Bienen richtig zu deuten. Zu erkennen, was ihnen gerade fehlt oder warum sie ausgerechnet heute „schlecht gelaunt“ sind“.

So bleibe das Imkern stets spannend. „Und mir ist mit den Mädels noch mal bewusst geworden, wie weitreichend, wunderschön und vor allem zusammenhängend unsere Natur ist“, betont Terlau.

Damit trifft er, was auch für Michael Bongers das Ziel des Imker-Projektes war und ist. „Wer die Natur kennt, kann sie auch wertschätzen und dieses Wissen im privaten wie im beruflichen Umfeld weitergeben. Auch unsere Kunden werden von diesen Kenntnissen profitieren, denn unsere Mitarbeiter sehen sich auch als Berater, wenn es um die passende Pflanzenauswahl geht. Und natürlich ist es auch einfach schön, zusammen mit den Kollegen neben der Arbeit auch ein privates Interesse zu teilen.“

In diesem Sinne wird das Projekt weiter fortgeführt und erweitert. Zwei neue Bienenvölker, so genannte Ableger, wurden bereits aus den Altvölkern gebildet. Bald sollen auch noch weitere bienenfreundliche Pflanzen auf dem Gelände der Gasa Group Germany gesetzt werden, um gesunden Lebensraum für die wichtigen Bestäuber wie auch die Menschen zu sichern.

Einblicke in die Welt der Bienen

Einige Kinder umstanden neugierig den Biologie- und Chemielehrer Jochen Wilzopolski, der neben seiner Unterrichtstätigkeit am Kardinal-von-Galen-Gymnasium auch Vorstandsmitglied des Kevelaerer Imkervereins ist und die Schulimkerei des Gymnasiums leitet. Nun brachte er interessierten Kindern und Erwachsenen die Wunderwelt der Bienen nahe.
Vier Völker mit je etwa 30.000 Bienen konnten von den Kindern in Augenschein genommen werden. Zum Schutz waren alle Kinder mit weißen Stichschutzjacken und Handschuhen ausgerüstet. „Kommt ruhig näher heran“, lud Jochen Wilzopolski die Kinder ein, „und schaut mal, wie friedlich die Bienen sind. Die müssen nun auch erst mal gucken, wer wir denn so sind.“
Den Bienen so nah
Auf der Suche nach der Königin, die größer und mit einem blauen Punkt markiert ist, durften die Kinder nach und nach einzelne Waben vorsichtig herausziehen und genau betrachten. Fasziniert hielten auch die Schwestern Fine (9) und Anna (13) die mit Tausenden Bienen besetzten Waben in ihren Händen. So nah kamen sie Bienen bisher noch nicht.
Durch das zehnjährige Bestehen des Kevelaerer Imkervereins war das sonst übliche Sommerfest nicht nur allein für Vereinsmitglieder, sondern zum ersten Mal auch für alle offen. Gerade die Kinder fanden es spannend, die Bienenexperten mit ihren Fragen zu löchern.
Imker in Kevelaer gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts, aber erst 2009 haben sich die Kevelaerer Imker eigenständig gemacht und treffen sich seit ihrer Gründung regelmäßig im Vereinsheim. Dieses zuvor von den Pfadfindern genutzte Gebäude konnte der Verein von der Stadt mieten und sich durch die vielen Möglichkeiten und Gerätschaften zu einem Zentrum der Imkerei im Kreis Kleve entwickeln. Vereinsvorsitzender Horst Kuhrt freut diese überaus positive Entwicklung. Doch eine Sorge plagt ihn und die Mitglieder: Aktuell sind einige Investitionen im Vereinsheim nötig, aber im kommenden April läuft der Mietvertrag mit der Stadt aus und es wurde vorläufig nur eine dreijährige Verlängerung in Aussicht gestellt.
Ein weiteres Problem: Noch immer werden massiv Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat in die Natur gebracht. Sie sind vermutlich eine Ursache für das verbreitete Bienensterben.
Friedrich Ertmar ist seit über 20 Jahren Imker. Er erlebte schon öfter sein „Waterloo“, indem er vor leeren Kästen stand. Auch Stefan Loth, Berufsimker aus Pfalzdorf, hat vor sechs Jahren ganze 20 Völker auf einmal verloren: „Händeweise konnte ich tote Bienen aufsammeln. Verluste müssen wir Imker leider immer einplanen.“ Allein die Bahn etwa spritze jedes Jahr 57.000 Liter Glyphosat entlang der Gleise und sei damit einer der größten Abnehmer dieses umstrittenen Pflanzengiftes.
Neben den Giften machten auch die Klimaerwärmung sowie die Monokulturen in der Landschaft und die Steinwüsten in manchen Privatgärten den Tieren zu schaffen. Friedrich Ertmar hat seinen eigenen Garten ganz für die Bienen gestaltet und bis zum Spätherbst finden sie dort immer Nahrung. Auch die Wildblumenmischung, die dieses Jahr in Kevelaer zur Aussaat kam, sei für die Bienen eine tolle Sache und könne auch den Geschmack des Honigs aufwerten.
Seit den 70er Jahren bereite auch eine aus Asien eingeführte Milbe den heimischen Bienen viele Probleme und die Bienenvölker müssen aufwendig gegen die Milbenplage behandelt werden. Aber von den Sorgen abgesehen sei die Imkerei ein Hobby, das nicht nur den Blick auf ein wunderbares Zusammenleben im Staat zeigt, sondern das auch die Natur ganz anders sehen und beobachten ließe. „Alles hängt mit allem zusammen“, weiß Friedrich Ertmar. „Wir Imker lernen im Lauf der Zeit, Natur, Klima und Wetter ganz anders zu sehen, und unsere Kunst besteht darin, unsere Bienenvölker trotz aller negativen Einflüsse gesund zu halten.“
Und der große Lohn allen Mühens: Süßer Honig, der den Menschen helfe, gesund zu bleiben. „Gesünder als Honig geht nicht“, weiß Stefan Loth. Seine beiden Tochter Paola (13) und Lucia (17) sind durch das goldene Produkt und dessen antibakterielle Wirkung selten krank. Vor allem Paola isst Honig quasi schon zu jeder Tages- und Nachtzeit für ihr Leben gern.
Mit frisch Gegrilltem und anderen Köstlichkeiten konnten alle Imker und Bienenfreunde das zehnjährige Bestehen feiern und auf die Zukunft des Vereins, des Vereinsheims und der vielen fleißigen Bienen anstoßen.

Bewusstsein und Handeln verändern

Das Thema Klima- und Artenschutz wird auch bei uns in Kevelaer allmählich immer stärker und offensiver diskutiert. Biolandwirt Bernd Verhoeven ist einer der Protagonisten, der das Thema in die Debatte bringen möchte. Auf seinem Grundstück hatte er vor Kurzem eine Ausstellung des NABU zu den Gefahren von Glyphosat miteröffnet. Am Wochenende lud er die Besucher zu einem Wildbienen-Vortrag mit anschließender Exkursion ein.

Insgesamt 14 Personen waren es am Ende, die in dem Hofcafé den Worten des Wildbienen-Spezialisten Hermann Hunfeld lauschten. Eingerahmt wurde der Raum dabei von den Wänden der NABU-Ausstellung. Zahlreiche Infobroschüren und -materialien sowie Querschnitt-Modelle von Wildbienenhäusern auf den Tischen ergänzten die Ausstellung.

„Ich habe als Kind auf einem Bauernhof gelebt, bin ehrenamtlich dazu an der Schule meiner Frau“, erzählte Hunfeld, der Dortmunder Ingenieur im Vorruhestand. Fragen der Schüler zu dem Thema hatten ihn bewogen, sich ab 2011 diesem Thema im Selbststudium zu widmen und sich dazu umfassendes Wissen anzueignen. Mit den Schülern baute er damals ein Wildbienenhaus im Schulgarten – und später auch in seinem heimischen Garten.

Wie sehr ihn dieses Thema gepackt hatte und wie wichtig die Spezies Wildbienen für die Natur ist, konnte Hunfeld dann in dem anschaulichen, aber mit zwei Stunden etwas zu langem Vortrag über die Wildbienen sehr gut vermitteln. Dabei machte er die grundlegende Bedeutung der Wildbienen – auch im Vergleich mit den im kollektiven Bewusstsein verankerten Honigbienen –  sehr deutlich.

Weniger Flugkilometer, aber bessere Bestäubung

Ihr Flugradius sei zwar deutlich kleiner, machte der Experte klar, „aber Mauerbienen sind zum Beispiel zehnmal effektiver als Honigbienen. Und die trockenen Pollen der Wildbienen bestäuben die Blumen viel besser“.

Hermann Hunfeld erläuterte die Bedeutung der Wildbienen. Foto: AF

Das sei auch ein Grund, warum Landwirte Wildbienenkästen in ihren Obstfeldern aufbauen. „Tausend Wildbienen ersetzen ein Bienenvolk mit 10.000 Tieren.“ Ihr „Handicap“ sei die Abhängigkeit vom Nektar und von Pollenquellen in der Nähe. „Wiesen sind ein ‚Fünf-Sterne-Hotel‘ für Bienen“, meinte ein Junge und rief die Begeisterung des Fachmanns hervor.

Hunfeld gab auf Bildern wieder, welch unterschiedliche Blumenarten für Wildbienen geeignet sind: vom Wegerich über die Brombeerblüte bis zur Wegwarte am Straßenrand und zum Oregano oder der Witwenblume. Und er machte klar: „Die Tiere benötigen Nistplätze.“

Einen Teil des Vortrags widmete Hunfeld der Frage, wie man ein Insektenhotel richtig anlegt. Er regte unter anderem an, dazu Hohlblockziegel oder Bambusstäbe zu verwenden und für die Arbeiten hochwertige Bohrer und trockenes Holz zu nutzen.

Wichtig für die Artenvielfalt

Die Bienen seien ein wichtiger Bestandteil der Artenvielfalt, machte er deutlich, dass von den 560 bestehenden, solitär lebenden Wildbienenarten die Hälfte auf der „roten Liste“ der bedrohten Tierarten steht. Entscheidend sei eines: „Es liegt an unserem Bewusstsein, das fehlerhafte Verhalten zu erkennen und zu verändern.“

In dem Kontext warb er für einen Verzicht auf Pestizide, für das Anlegen von Wildwiesen für die Bienen, für das Nichtmähen von Grünstreifen und für die Duldung von Wildpflanzen in landwirtschaftlichen Randbereichen. „Auch Straßenböschungen sollte man möglichst unberührt lassen“, so der Experte.

Im Anschluss an den Vortrag machten sich die Teilnehmer auf dem Hof auf den Weg entlang des Wildbienen-Habitats, um selbst Ausschau nach den Tieren zu halten. „Das war sehr interessant, damit habe ich mich zuvor gar nicht beschäftigt“, zog die Weezerin Claudia Dünte während der abschließenden Tour ein positives Fazit des Nachmittags.

Ein Hotel für Bienen und andere Insekten

„Immer wieder halten Rad- und sogar Autofahrer an, um unser Insektenhotel genau anzuschauen“ freut sich Michael Peters. Der Baumschuler hat die Nistgelegenheiten für Wildbienen und andere Insekten am Rand seines Grundstücks gemeinsam mit den Töchtern Adriana, Katja und Finja gebaut.
Natürlich ist das Insektenhotel nicht nur zum Anschauen gedacht: Plakate neben dem Bauwerk geben allen Neugierigen viele Informationen zum Thema „Bienen und Insektenschutz“. Peters weiß: Neben einer bunten Mischung aus verschiedenen Pflanzen, die möglichst von Februar bis weit in den November hinein blühen sollen, brauchen die bedrohten Insekten Nistmöglichkeiten. „In unserer Baumschule bieten wir den Insekten viele verschiedene Gehölze. Bei der Kultur achten wir außerdem sehr darauf, Pflanzenschutzmittel nur dann einzusetzen, wenn es nicht mehr anders geht. Und dann kommen immer Mittel zum Einsatz, die Bienen und Insekten nicht gefährden“, erklärt der Fachmann.
Die Wahl der richtigen Mittel und ihre fachlich korrekte Anwendung, davon ist Michael Peters überzeugt, kann sehr viel zum Schutz von Bienen, Wildbienen und anderen Insekten beitragen: „Auf unserer Streuobstwiese lassen wir die meisten Pflanzen frei wachsen. So bilden sich von ganz allein viele Versteck- und Nistmöglichkeiten für Insekten.“
Diese Art des Umgangs mit Pflanzen im Garten ist für den Baumschuler denn auch ein Tipp für alle Menschen, die etwas für heimische Insekten tun wollen: Auch mal fünfe gerade sein lassen, Gräser und Wildkräuter blühen lassen und der Natur rund ums Haus mal freien Lauf lassen. „Wenn Sie dazu noch darauf achten, dass Sie möglichst immer blühende Pflanzen im Garten haben, bieten Sie sehr viel für Insekten“, ist sich der Fachmann sicher.