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Messe zwischen Stroh und Kühen

Keylaer. Gut vierzig Gläubige versammelten sich am vorletzten Tag des ausgehenden Jahres nahe dem Gnadenbild, um sich gemeinsam auf einen ganz besonderen Weg zu begeben, darunter auch viele der neuen Kommunionkinder, die gespannt sein konnten auf das, was sie erwartete.
Kaplan Christoph Schwerhoff, der im vergangenen Jahr erstmals den Bethlehemgang nach Keylaer mitgemacht hatte, las einen Part aus dem Lukas-Evangelium und der Weihnachtsgeschichte, ehe er die Beteiligten zum Aufbrechen aufforderte. „Sie alle kennen den Weg besser als ich“, meinte der junge Gottesmann bescheiden.
„Der Gottesdienst im Stall ist einfach anders als in der Kirche“, formulierte Stefanie Fleischer, warum das Erleben so anders ist: „Es ist das besondere Krippengefühl“, die Atmosphäre aus Stroh, Tieren, Geräuschen, die das Ganze so außergewöhnlich machten. Im Stall formulierte der Kaplan es später so: „Rustikaler und erdiger, aber um so ehrlicher und näher an der Schöpfung dran.“
Auf dem Weg nutzten die Menschen die Chance zum Austausch oder ließen, wie der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler, noch mal das Jahr „mit Bundespräsidentenbesuch, 375-Jahr-Feier, dem Stadtfest und dem neuen Advents-Krippenmarkt“ als besondere Hilghlights Revue passieren. Für das neue Jahr hoffe er auf einen reibungslosen Beginn des Stadtumbaus – und „auf einen Feststellungsbeschluss für die OW1“ Ende des Jahres 2018.
Im Stall wartete die Familie Ermers bereits mit den großen Töpfen voll Glühwein, Kakao und Kinderpunsch, die nach dem Gottesdienst an die insgesamt gut 100 Anwesenden ausgegeben wurden. „Wir machen das hier jetzt dreizehn Jahre lang und es werden immer mehr“, freute sich Gastgeberin Margit Ermers über das stetig steigende Interesse.
Begleitet von Romano Giefer an der Ziehharmonika, zelebrierte Schwerhoff mit den Anwesenden dann eine gut dreiviertelstündige Messe mit dem „Stern von Bethlehem“-Lied als Ausgangspunkt und Ende, einer gemeinsamen Kommunion, Weihnachtsliedern wie „Stille Nacht“ – und das alles in einer Atmosphäre schmatzender und furzender Kühe im Stroh.
In seiner ziemlich „lebensrealen“ Predigt knüpfte Schwerhoff an die Geschichte der Begegnung von Maria und Josef mit Jesus bei Simeon im Lukas-Evangelium an.
Der Kaplan fragte die Kinder nach ihrem Traumberuf wie „Ärchäologe“ oder „Feuerwehrmann“. Er stellte heraus, dass das Evangelium wie eine „Vorhersage“ sei, wenn Maria und Josef Jesus zu Simeon bringen und der in ihm den Retter sah.
Aber so könne man das nicht für jedes Kind einfach sagen, was es werde. „Passen die Erwartungen dazu, die Eltern heute an ihre Kinder haben? Er nannte sich selbst als ein Beispiel. „Als ich sagte, ich will Priester werden, hat sich meine Mutter erschreckt. Sie sah sich als Oma und diejenige, die sich um die Kinder kümmert.“ Heute würde sie sagen: „Du bist auf einem guten Weg.“
Wichtig sei: „Was kann ich von dem Kind erwarten?“ Und nicht: „Das Kind muss das und das erreichen, was ich nicht erreicht habe.“ Es sei gefährlich, Erwartungen zu hoch zu schrauben. Und es sei möglich, dann auch „Kinder frei zu geben“, erinnerte er sich an das eigene Abitur, als man den Eltern sagte: „Jetzt müssen Sie loslassen.“
Im Anschluss an die Messe genossen Groß und Klein die wärmenden Getränke, tauschten sich kurz vor dem Jahrswechsel noch mal ausführlich aus und wünschten sich das Beste für ein friedvolles und gutes Jahr 2018.