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Was was bringt, wissen in Wissen wohl erst die Urenkel

Schon im Tierreich gehört die „Eierlegende Wollmilchsau“ zu den Legenden. In der Pflanzenwelt wird man sie erst recht vergeblich suchen. Das ist die Crux, aber auch eine Chance des Waldes, meinen Raphaël Freiherr von Loë und sein Forstverwalter Frank Koch. Dass Monokulturen, wie sie nach dem Krieg aus damals naheliegenden Gründen angebaut wurden, keine dauerhafte Lösung für den Wald sind, weiß man auf Schloss Wissen schon lange. Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt man hier auf die Durchmischung. Ob die Bäume den sich verschärfenden Klimawandel überstehen, ihn vielleicht gar bremsen können – „das wissen dann meine Urenkel“, sagt der Freiherr.

Der Wald sei „ein historisches Hobby der Eigentümer“, da macht sich Frank Koch keine Illusionen. „Ein knallharter Wirtschaftsfaktor ist er nicht.“ Schon beim jüngsten Fichtensterben habe man nicht einmal die dringenden Aufräumarbeiten  kostendeckend leisten können. Und nach drei trockenen Sommern habe nun auch der Laubwald in großen Teilen seine Belastungsgrenze erreicht. Eine großflächige Bewässerung, wie bei Stadtbäumen oder in der Landwirtschaft, sei unmöglich.

Im „Dürremonitor“ liege man „im tief violetten Bereich“, sagt Koch, der Sommerniederschlag fehlte fast völlig, der Boden sei bis in eine Tiefe von 1,80 Metern schlicht trocken. Und so ein Laubbaum mit einem Kronendurchmesser von zehn Metern ziehe normalerweise etwa 300 Liter Wasser aus dem Boden – pro Tag. Hinzu komme das, was wir Menschen als „Sonnenbrand“ auf der Haut kennen. „Rindenbrand“ heißt das bei Bäumen, entsteht bei extrem starker Sonneneinstrahlung – und ist oftmals ein Todesurteil. Doch auch das gegenteilige Phänomen ist den Wissenern schon untergekommen: Als 2016 extrem viel Niederschlag fiel, stand das Wasser auf lehmigen Böden 30 Zentimeter hoch und „die Bäume sind ertrunken“, sagt Koch.

Nur der Mischwald überlebt

Dauerhaft überleben könne letztlich nur der Mischwald, da sind sie sich sicher. „Doch alles was wir hier heute tun, ist mindestens auf Jahrzehnte angelegt“, sagt Koch. Und erst dann könne man wirklich absehen, ob sich der Einsatz gelohnt habe, sagt von Loë und meint das nicht in erster Linie finanziell. Aber nicht nur eine möglichst breite Mischung der Baumarten sei wichtig. Immer mehr rücke auch die Erkenntnis in den Fokus, dass die Entwicklung des Waldes auch eine Generationenfrage sei – eine der Baumgenerationen. Im Schatten größerer, älterer Bäume habe eben der Nachwuchs bessere Entwicklungschancen, bringt es der Freiherr auf den Punkt.

Was den Waldbesitzern bleibe, sei der Blick auf wissenschaftliche Versuche und auf die  Erfahrungen der Vorfahren – zum Glück im Wissener Wald sehr gut dokumentiert, sagt von Loë.

In Kevelaer und den Ortschaften wachsen 92 „grundlose Bäume“

Wer in 20 Jahren durch Kevelaer läuft und sich in den Schatten eines großen Baumes setzt, wird kaum wissen, warum dieser Baum dort steht und wer ihn gepflanzt hat. Eigentlich ist es auch egal, weil es keinen wichtigen Grund gab, ihn dort an diesem Platz gedeihen zu lassen. Das Schöne wird sein, dass er eben dort ist. Im Juni 2018 legte der Verein „Natur und Kultur im Acherhoek“ (NuK) die ersten 1000 Euro in einen Spendentopf, um Bäume anzuschaffen und jene zu ersetzen, die zum Beispiel Krankheit, Trockenheit oder dem Sturm zum Opfer fielen und die gewöhnlich aber nicht ersetzt werden. Der Grund, um einen Baum zu pflanzen, geht heute oft mit einem Ausgleich einher. Grundlos werden sie kaum noch in die Erde gebracht. Dieser Gedanke war der Startschuss für die Aktion „Grundlos Bäume pflanzen“.

„Mit dieser Zwischenbilanz zählen wir heute schon 92 ,Grundlose Bäume‘, die über ganz Kevelaer und seine Ortschaften verteilt sind“, berichtet NuK-Geschäftsführer Matthias David. „Zu Beginn dieser Baum-Spendenaktion waren wir recht euphorisch gestimmt. Viele Menschen folgten dem Aufruf und spendeten Geld für Bäume, die nicht als Ausgleich oder Ersatz gepflanzt werden sollten.“ Eine Privatperson hat sogar die stolze Summe von 5000 Euro auf das Konto eingezahlt. Im Folgejahr legte dieser Spender noch einmal 3000 Euro oben drauf. Ein weiterer Löwenanteil kam durch die Auflösung der „Unternehmervereinigung Kevelaer“ zustande, an deren Stammkapital der NuK zu einem Drittel teilhaben durfte. Es waren aber auch viele kleine Spenden von Privatleuten dabei, die Freude an dem Gedanken hatten.

Der „Baum-Topf“ wurde zunehmend größer. „Ein tolles Signal für die Bereitschaft in der Bevölkerung etwas zu bewegen“, blickt David zurück und erinnert sich: „Es fehlte nur noch eines: Platz!“ Was die Initiatoren sich so einfach vorgestellt hatten, erwies sich bei näherer Betrachtung als doch gar nicht so einfach. Die meisten Flächen der Kommune wurden bereits als Ausgleichsflächen benötigt. Die Idee eines Stadtwaldes erschien gar unmöglich. „Da standen wir nun mit einem Sack voller Geld und kamen nicht voran“, schmunzelt David rückblickend. In der Folge weichte der Verein ein hartes Kriterium auf und bot Pflanzungen auch auf teil-öffentlichen Flächen an. Zudem gab es einen fleißigen Mitarbeiter im Betriebshof, der sich stets mit offenen Augen für Lücken im Gelände bewegt. Und so kam dann doch langsam Schwung in die Sache.

Aktion am Kevelaerer Gymnasium

„In diesem Jahr konnten wir dann etwas verwirklichen, das einem Stadtwald recht nahe kommt“, erzählt David von einem großen Erfolg. „Das Kevelaerer Gymnasium (KvGG) wird 60 Jahre alt. Die Planungsgruppe der Lehrer kam mit dem Gedanken, eine entsprechende Anzahl Bäume zu pflanzen auf uns zu und fragte, ob wir helfen könnten.“ Mit dieser Frage rannte sie beim NuK offene Türen ein. Noch im ersten Gespräch gab der Verein die Zusage, die komplette Anpflanzung mit 6000 Euro zu finanzieren, und legte zudem noch 1200 Euro für eine entsprechende Anzahl Wassersäcke obendrauf.

Es reiche aber nicht aus, „nur“ zu finanzieren. Bäume wollen gepflanzt und gegossen werden. Rein rechnerisch koste dieses Unterfangen ähnlich viel Geld wie der Baum selbst, erläutert David. „An dieser Stelle müssen wir die sehr feine Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf und der Stadt Kevelaer deutlich hervorheben. Ohne diese Partner hätte sich das Projekt nicht durchführen lassen.“

Folgende Pflanzungen wurden seit Beginn der Aktion „Grundlose Bäume“ getätigt:

In Winnekendonk auf dem Sportplatz: 12 Bäume

In Winnekendonk an der Kervenheimer Straße: 4 Bäume

In Wetten beim Worldhouse: 13 Bäume

Auf der NuK-Vereinswiese: 1 Baum

In Sonsbeck nahe dem Dassendaler Weg: 2 Bäume

In Kevelaer am KVGG: 60 Bäume

Von den bisher gespendeten 15.260 Euro wurden damit 13.165 Euro in Pflanzungen und Pflege investiert. 2095 Euro stehen für weitere Bäume noch zur Verfügung. „Es bleibt zudem zu hoffen, dass sich noch mehr Menschen dazu entschließen, den NuK beim Bäumepflanzen in Form einer Spende zu unterstützen“, wirbt David. Die IBAN des eigens eingerichteten Spendenkontos lautet: DE16 3206 1384 4500 5270 27 / Stichwort: „Grundlose Bäume“.

Die ersten „grundlosen Bäume“ sind gepflanzt

Die Idee reifte im Juni des letzten Jahres und ist ein Zeichen, dass es mehr bedarf als nur des Ausgleichs. Werden heute in aller Regel Bäume nur noch als Ausgleichsmaßnahme gepflanzt, finden jene, die bei Sturm fallen oder wegen einer Krankheit eingehen, häufig keinen Ersatz.
Der Verlust von Bäumen, Wildhecken und sich selbst überlassenen Biotopen in den letzten 50 Jahren ist gravierend. Grund genug, für den Verein „Natur und Kultur im Achterhoek“ „grundlos“ Bäume zu pflanzen (das KB berichtete).
Aus den 1.000 Euro Startkapital des NuKs ist dank vieler Spender ein Fonds entstanden, in dem derzeit mehr als 7.000 Euro verfügbar sind. Auf der Suche nach geeigneten Standorten für Neuanpflanzungen zeigte sich, dass es gar nicht so einfach ist wie zuvor gedacht. Bäume, die aus dem Fonds bezahlt werden, sollten möglichst auf öffentlichem Grund stehen und jedermann zugängig sein.
Seither sind viele Ortstermine in Kevelaer und den umliegenden Ortschaften absolviert worden. Gemeinsam mit den Heimatvereinen und Ortsvorständen wurden bei den Lokalterminen die unterschiedlichsten Flächen begutachtet. Gesucht wurden nicht nur Standorte für die Anpflanzung, sondern auch zuverlässige Gießpaten.
In Winnekendonk wurde der NuK nun zuerst fündig. Dank der Vermittlung durch den Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg und den Heimatverein „Ons Derp“ zeigte sich der SV Viktoria Winnekendonk 1922 e. V. bereit, einen großen Bereich auf dem Gelände des Viktoria Sportparks zur Verfügung zu stellen. Aufgrund des großen Engagements des Betriebshofes der Wallfahrtsstadt Kevelaer konnte die Bepflanzung mit Hilfe der Jugendgruppe des SOS-Kinderdorfes realisiert werden.
Vier Vogelkirschen, vier Silberlinden, zwei Fleischrote Rosskastanien, zwei Feld- und ein Rotahorn fanden so ein neues Zuhause und beste Pflege, dank der Mitglieder der Winnekendonker Sportfreunde. Bei der Wahl der Arten wurden jene bevorzugt, die einen hohen Pollen- und Nektarwert aufweisen und mit dem veränderten Klima gut mithalten können. Für die 13 Bäume mit einem Stammumfang zwischen 20 und 25 Zentimetern beziehungsweise einer Wuchshöhe von über drei Metern sind somit die ersten 2.500 Euro ihrem angedachten Zweck zugeführt worden.
Zusätzlich wurde entlang eines Teilbereichs des Zaunes, der den Sportpark eingrenzt, eine Wildhecke gepflanzt. Die Finanzierung dieser Bepflanzung wurde durch die Stadtwerke der Wallfahrtsstadt Kevelaer ermöglicht.
Am Viktoria Sportpark an der Sonsbecker Straße trafen sich alle Akteure, um die neuen Bäume der Öffentlichkeit zu präsentieren.
In diesem Frühling wird es aller Wahrscheinlichkeit nach noch eine weitere Pflanzaktion geben. Für den Herbst haben die Ortsteile Kervenheim und Twisteden bereits Flächen benannt, wo in Zukunft eine größere Anzahl Bäume ein neues Zuhause finden können.

Diese Bäume werden gefällt

Die bereits im letzten Jahr angekündigte Beseitigung der kranken Linden vor dem Priesterhaus auf dem Kapellenplatz wird am Donnerstag vorgenommen. Die Linden sind vom Brandkrustenpilz befallen. Dadurch sind die Bäume bruchgefährdet und stellen eine Gefahr dar. Aus Gründen der Verkehrssicherheit werden die Bäume daher beseitigt. Die zwischen den alten Linden stehende jüngere Linde soll nach Möglichkeit verpflanzt werden.
Da im Zuge einer Umgestaltung des Kapellenplatzes auch Kanalsanierungen vor dem Priesterhaus erforderlich werden, wird zunächst von einer Nachpflanzung abgesehen. Die Standorte der beseitigten Bäume werden in den folgenden Tagen beigepflastert. Für die Rosskastanie an der Gnadenkapelle besteht dagegen keine Gefahr mehr.
Der Verdacht auf den befürchteten Bakterienbefall hat sich bei einer Laboruntersuchung nicht bestätigt.

Sind die Bäume noch zu retten?

Für vier bis fünf grüne Gesellen kommt jede Hilfe zu spät. Das geht eindeutig aus dem Gutachten hervor, das im Frühjahr in Auftrag gegeben wurde. 95 Bäume wurden von einem externen Gutachter im Rahmen der geplanten Maßnahmen zur Stadtkernerneuerung untersucht. Mit dem jetzt veröffentlichten Ergebnis beschäftigt sich auch der aktuelle Newsletter der Stadt. Zentrale Aussage: „Der allergrößte Teil der 95 Bäume, die begutachtet worden sind, kann aufgrund des Zustandes erhalten bleiben.“

Keine Zeit für Jubel

Doch für Jubel bleibt keine Zeit, denn die differenzierte Bewertung der einzelnen Bäume zeigt auch, dass großer Handlungsbedarf besteht.

Das „Ampelsystem“ in der Übersicht zeigt eindeutig, dass vier bis fünf Bäume in einem so schlechten Zustand sind, dass sie entfernt werden müssen. Sie sind so stark geschädigt, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist und sollen deshalb in den kommenden Wochen entfernt werden. Es handelt sich um zwei Linden vor dem Priesterhaus, eine Linde zwischen Kerzenkapelle und Petrus Canisius Haus sowie eine Kastanie am Durchgang zum Museum. „Diese Bäume sind so geschädigt, dass sie eine Gefahr darstellen und zwingend zu beseitigen sind“, heißt es im Newsletter. Eine weitere Kastanie an der Gnadenkapelle müsse noch auf einen Bakterienbefall untersucht werden.

Eine Gefahr

Zwischen den beiden Linden vor dem Priesterhaus, die gefällt werden sollen, steht eine weitere kleine Linde. Sie wurde vom Gutachter als „vergreist“ eingestuft, weil sie sich an ihrem Standort nicht entwickeln konnte. Da hier Kanalsanierungsarbeiten anstünden, solle auch dieser kleine Baum gefällt werden, heißt es von der Stadt.

Die vielen mit der Farbe Gelb markierten Bäume könnten dagegen erhalten werden, steht im Gutachten. Allerdings seien dazu pflegerische Maßnahmen zu ergreifen. Außerdem stellt der Gutachter erwartungsgemäß fest, dass viele Standorte wenig optimal gestaltet sind (zu kleine und nicht geschützte Baumscheiben, Befahrung mit Kraftfahrzeugen und Fahrrädern möglich etc.). Zudem könne sich durch Bau- und Kanalarbeiten der Zustand der Bäume durch Beschädigungen verschlechtern, mahnt der Gutachter explizit. Und auch die Entnahme von Bäumen bleibe für das Umfeld nicht ohne Wirkung: Sollte beispielsweise am Luxemburger Platz, wie zunächst von Kirchenseite gefordert, die Baumreihe am Petrus Canisius-Haus gefällt werden, würde sich die Standfestigkeit der gegenüberliegende Baumreihe verschlechtern. „Weitere Beeinträchtigungen im Wurzelbereich würden dazu führen, dass wahrscheinlich der ganze Bestand gefällt werden muss.“

Was passiert mit dem Luxemburger Platz?

Der Luxemburger Platz scheint allerdings für die Verantwortlichen zunächst keine hohe Priorität zu besitzen: „Es wurde bereits vereinbart, die Planungen zunächst auf den Kapellenplatz und den Johannes-Stalenus-Platz zu konzentrieren“, heißt es im Newsletter zu den „Arbeitsgesprächen“, zu denen sich „Vertreter von Kirchen, Politik, Fachleute und Planer“ nach dem Willen des Stadtentwicklungsausschusses treffen sollen. „Die nun zu erarbeitenden Planungsentwürfe für die beiden Plätze werden dann natürlich auch mit der Öffentlichkeit diskutuiert“, heißt es zumindest von der Seite der Kevelaerer Stadtplanung.

Dicke Wasserstrahlen gegen die lange Dürre

Es ist gerade mal acht Uhr morgens. Die Sonne scheint es an diesem Tag, wie auch schon in den vergangenen Wochen, mal wieder gut zu meinen. Das Thermometer steuert bereits schon zu diesem Zeitpunkt auf die 30°-Marke zu.
André Elbers und Rüdiger Verhoeven, Betriebshof-Mitarbeiter der Stadt Kevelaer, besteigen an diesem frühen Morgen ihr Stadtfahrzeug. Hinten auf der Ladefläche ein 2000-Liter-Fass, gefüllt mit Grundwasser. Ihre Kollegen sind bereits seit sechs Uhr unterwegs. Und auch ihre Fahrzeuge sind beladen mit Wassertanks. Anweisungen erhalten sie vom Betriebshofleiter der Stadt Kevelaer, Johannes Baaken: „Ihr fangt heute bitte an der Hubertusstraße an, wenn ihr damit durch seid, kommt ihr zum Nachfüllen und fahrt dann nach Kervenheim.“ Ihre Mission: Dringend benötigtes Wasser für Bäume und Pflanzen in der Stadt Kevelaer und ihren Ortschaften „ausschenken“.
Nicht nur die Sonne und die langanhaltende Hitze treiben in diesen Tagen Schweißtropfen auf die Stirn der Betriebshofmitarbeiter. „Bis Anfang der vergangenen Woche konnten wir auch noch von einem ganz normalen Sommer sprechen“, erklärt Johannes Baaken, „die Temperaturen sind auch nicht das Problem, sondern die langanhaltende Trockenheit“, fügt er mit sorgenvoller Miene hinzu. Und genau die lässt Bauhofmitarbeiter, freiwillige Feuerwehren, Heimat-und Naturvereine, aber auch viele Privatpersonen zu Maßnahmen der Bewässerung greifen. In einem ganz normalen Durchschnittssommer brauche man keine zusätzliche Bewässerung von Straßenbäumen und Bepflanzungen: „Da reicht eine alle zwei bis drei Tage stattfindende Bewässerung von Jungbäumen und Kübelbepflanzung in der Innenstadt“, weiß André Elbers zu berichten. Es gehe auch nicht darum, die Natur zu verwöhnen. Ganz im Gegenteil.
Im Normalfall ist ein „Altbaum“ (ab einem Alter von fünf Jahren) in der Lage, sich selbst zu versorgen. Will heißen: Er zieht sich das Wasser mit seinen Wurzeln aus dem Erdreich. Da aber durch die langanhaltende Trockenheit der Grundwasserspiegel gesunken ist, versiegt auch die Nahrungsquelle des Baumes. Bereits jetzt schon sind Verbrennungserscheinungen in der Krone deutlich zu erkennen. „Besonders Bäume und Bepflanzungen in eingefassten Beeten am Straßenrand brauchen jetzt zusätzliche Hilfe durch Wasserzugabe“, betont Elbers.
Seit der vergangenen Woche werden flächendeckend ganze Straßenzüge in der Innenstadt und im Außenbezirk sowie in den Ortschaften zusätzlich bewässert. Hierfür durch Landwirte und das Twistedener Unternehmen Mikro Veda zusätzlich gespendete Wassertanks, die ein Fassungsvermögen von 1000 bis 2000 Liter haben, helfen dabei, die botanische Not zu lindern. Weitere Hilfe gewährt auch die Firma Teunesen Sand und Kies GmbH, die eine Wasserentnahme aus ihrem nahe gelegenen Werk Hüdderath anbietet. Zusätzliche Güllefässer helfen bei der logistischen Ausbringung von Grundwasser. Die Freiwilligen Feuerwehren der Ortschaften Kevelaer, Twisteden, Winnekendonk, Wetten und Kervenheim verkürzen ihre Übungen und helfen, in Absprache mit der Stadt, beim Bewässern von Pflanzen und Bäumen.
Erfreulich ist auch die Hilfe von Nachbarschaften und einzelnen Bürgern. „Dafür ein dickes Lob und herzliches Dankeschön“, betont Baaken, der das Jahr 2018 mit Sturm Frederike im Januar, dem anschließenden starken Frost und der großen Hitze mit langanhaltender Trockenheit jetzt noch lange in Erinnerung behalten wird. „Solange ich hier arbeite, und das sind immerhin schon 19 Jahre, haben wir diese Maßnahmen mit zusätzlicher Bewässerung noch nicht ergreifen müssen“, erklärt der Betriebshofleiter.
Anna Oymann und ihr Sohn Luke von der Hubertusstraße haben auch ihre Gießkanne gefüllt, gießen die vor ihrer Haustür stehende Linde. „Ich habe einen eigenen Brunnen und natürlich gebe ich dann auch Wasser“, sagt die junge Frau. Denn einen traurigen Baum vor dem Haus zu haben – das gehe schließlich gar nicht.
Das sieht auch Annette Pörting so. Zwar sei sie froh darüber gewesen, dass die alte Linde nicht mehr da ist. Und ihre Begeisterung hielt sich „ziemlich in Grenzen, als ich sah, dass wieder eine Linde gepflanzt wurde“, betont sie, „aber ich lasse sie dann doch nicht verdursten“, versichert sie mit einem Augenzwinkern.
30.000 Liter Wasser für 9.000 Bäume – täglich
Ja, auch die Bäume und Pflanzen haben Durst. 9.000 Bäume in der Marienstadt erhalten in diesen Tagen täglich 30.000 Liter Grundwasser. Wir alle hoffen natürlich auf Regen. Am vergangenen Samstag sorgte dieser dann auch für eine kleine Verschnaufpause. „Ideal wären so um die 20°-25° und leichter Landregen“, so der Wunsch von Johannes Baaken, der seinen Blick sorgenvoll zum Himmel richtet.
Sein Appell an die Bürger: „Wenn die Möglichkeit besteht, Bäume vor der Haustüre mit Brunnenwasser zu versorgen, dann bitte nicht mit der Bewässerung zögern. Er wird es Ihnen danken, wir auch“, so die herzliche Bitte von Johannes Baaken. Auch in dieser Woche werden die Maßnahmen zur Bewässerung der Bäume und Pflanzen weitergefüh

Zukunft der Plätze bleibt weiter offen

Die Verärgerung war Bürgermeister Dominik Pichler deutlich anzumerken: Gerade einmal anderthalb Tage vor der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses hatte der Kirchenvorstand von St. Marien den Ratsfraktionen eine Stellungnahme zur Vorentwurfsplanung zum Kapellenplatz zukommen lassen. Darin lässt der Kirchenvorstand die Zukunft des eingeschlossenen Luxemburger Platzes völlig offen. Thomas Selders, der in der Sitzung die Kirchengemeinde den „sehr frischen Standpunkt“ des Vorstands vertrat, sagte, es gehe darum, eine „neue Vision für den Platz“ zu finden, „ein Ziel für den Platz zu definieren“ oder eine „bessere Idee für den Platz“ zu haben. Deshalb ziehe man hier die „Reißleine“, sagte er.
Das kam bei den Grünen und der CDU gut an. Paul Schaffers (CDU) begrüßte, dass die „Grundlagen komplett neu erarbeitet werden“ sollten für diesen „hochsensiblen kirchlichen Bereich“. Wolfgang Röhr (Grüne) hatte die Stellungnahme der Kirchengemeinde „mit Freude und Zustimmung zur Kenntnis genommen“, sagte aber auch: „Wir sollten darauf bestehen, die Bäume im Wesentlichen zu erhalten.“
Damit traf er genau die Kritik des Bürgermeisters: Der erinnerte die Politiker daran, dass man vor fünf Wochen gemeinsam ein eindeutiges Statement zum Erhalt der Bäume abgegeben hatte und zeigte sich verärgert über die „Halbwertszeit“ politischer Zusagen. „Wieso soll ich mir Gedanken machen, wie es ohne Bäume aussieht, wenn ich die Bäume erhalten will?“, fragte er. In ihren Stellungnahmen nach der Sitzung des Gestaltungsbeirates und der Bürgerversammlung hätten sich alle für die weitestgehende Erhaltung des Baumbestandes ausgesprochen. „Dazu stehe ich nach wie vor“, machte Pichler klar, und deshalb bedürfe es keiner Planung in andere Richtungen.
Doch auch der Hinweis von Franz Heckens aus dem Verwaltungsbereich Stadtplanung, die planerischen Spielräume für den Luxemburger Platz seien bei Erhalt der Bäume „marginal“ und eine Aufschiebung eines Beschlusses zeitlich, planerisch und finanziell aufwendig, konnte die Mehrheit der Ausschussmitglieder nicht umstimmen: Sie folgten nach anderthalbstündiger Diskussion der Forderung Schaffers zu erneuten Gesprächen mit dem Kirchenvorstand und einer völlig neuen Planung zum Luxemburger Platz.

Siehe auch: https://www.kevelaerer-blatt.de/eine-frage-des-charakters/

NuK will „grundlos Bäume pflanzen“

Die Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek“ (NuK) hatten „jüngst eine sehr emotional geführte Debatte über Bäume verfolgen dürfen. Für uns war es sehr interessant, dies zu beobachten, weil alle so heftig reagiert haben und mit Feuereifer dabei waren. Das war gut, weil die Politik unmittelbar die Stimmung in der Bevölkerung erfahren konnte“, schreibt Matthias David vom Vorstand.
Und weiter: „Wir vom NuK beobachten aber nicht nur die Bäume in der Stadtmitte, wir werfen immer einen Blick auf das Ganze. Dabei fällt es auf, dass der Streitwert für Bäume in dieser Auseinandersetzung stark an das Erscheinungsbild und dem direkten Nutzen (z.B. Schatten) in der Stadtmitte gekoppelt ist. Anders lässt sich nicht erklären, warum kein Aufschrei durch die Reihen geht, wenn ein Sturm 100 Bäume im gesamten Stadtgebiet und den umliegenden Ortschaften darnieder gelegt hat und es keinen kümmert.“
Der Ruf nach einer Wiederaufforstung ertöne immer nur, wenn man Verluste durch Baumaßnahmen oder Baumfrevel erlebe, nie beim Verlust durch Naturgewalten. Während in der Stadt nun 5 Bäume wegen einer Krankheit fallen müssten, sei im Umfeld von Kevelaer „vermutlich die 10-fache Anzahl“ gefallen. Diskutiert worden sei über eine Entscheidung, die noch gar nicht gefallen sei. Passiert sei aber bisher eigentlich noch gar nichts. „Das würden wir nun gerne ändern“, schreibt Matthias David.
„Wir würden gerne grundlos Bäume pflanzen!“
Der NuK werfe „1000 Euro in den Topf und macht den Anfang. Von diesen 1000 Euro kaufen wir Bäume und suchen dafür Stellen, wo wir sie im Stadtgebiet und den umliegenden Dörfern pflanzen dürfen. Wir wissen von vielen Firmen und Organisationen, dass sie auch etwas für die Natur tun wollen und fordern alle auf, diesen Topf zu füllen und mitzumachen. Einfach so, grundlos!“
Zum Hintergrund dieser Aktion schreibt David: „Fast immer haben die großen Naturschutzprojekte, von denen wir in der Vergangenheit gelesen haben einen Ausgleichscharakter. Heißt also: Wenn ich hier eine Fläche überbaue, muss ich einen Ausgleich schaffen (siehe OW1 / Niers bei Te Gesselen). Das Gleiche mit den Bäumen in der Innenstadt. Fällen wir Bäume, kommen neue, als Ausgleich. Wir nennen so etwas gerne „Makulatur-Naturschutz“. Es findet also kein Zuwachs statt. Niemand forstet die Sturmschäden auf ,oder jene Bäume, die entlang der Straßen durch Unfälle geschädigt werden. Um einfach einmal einen Zuwachs zu generieren, wollen wir völlig grundlos Bäume pflanzen.
Wir sollten sie Zukunftsbäume nennen, weil sie nicht für uns gedacht sind, sondern für unserer Kinder und Enkel. Hätten unsere Vorfahren nicht so gedacht, sähe es heute vielerorts trostlos aus.“
Der NuK fragt: Wer macht mit? Welche Firma oder welcher Verein oder welche Organisation stockt unsere 1000 Euro auf? Bitte mit dem NuK Kontakt aufnehmen: info@nuk-achterhoek.de. Wir übernehmen gerne die Koordination der Aktion.“

Nicht einfach

Uuuups – da scheint jemand Kevelaer mit einer einfachen Stadt verwechselt zu haben. Aber Kevelaer ist nicht nur unverwechselbar. Die Wallfahrtsstadt kann auch ganz schön kompliziert sein.
In dieser Woche durften wir erleben, wie unterschiedlich Blicke von außen auf Kevelaer sein können. Eine paar Planer, denen man durchaus den Blick über den Rand ihres Reißbretts hinaus unterstellen darf, haben uns gezeigt, wie der Kapellen- und die umliegenden Plätze aussehen würden, wenn man diese nach „Schema F“ überplant. Man nehme alle greifbaren Vorschriften, alle möglichen Anforderungen und ein bisschen Beteiligung und mixe das alles zu einem Cocktail – der am Ende meiner Auffassung nach keinem schmecken wird.
Die andere Außen-Sicht war die der Mitglieder des Gestaltungsbeirates. Die waren erst einmal völlig begeistert vom Status-Quo – und würden vielleicht sogar gerne vieles so lassen wie es ist. Was Volkes Stimme, die ja oftmals recht kräftig erschallen kann, recht nahe kommen dürfte.
Wir sind also wieder einmal mittendrin in einer Diskussion, deren Ergebnis schließlich ganz dicke Bretter bohren soll. Denn – machen wir uns nichts vor – Kevelaer steht vor einer der massivsten Umgestaltungen einer Stadt, die wir persönlich miterleben werden. Und da sind nun mal – das habe ich an dieser Stelle schon geäußert und tue es immer wieder gerne – Ideen gefragt und nicht Interessen.
Einfach machen wir uns diese Diskussion nicht. Auch diejenigen im Rathaus nicht, denen das oftmals unterstellt wird. Ich selbst stehe nicht im Verdacht, mich an jeden kranken Baum zu ketten, bis dieser sein Leben freiwillig aushaucht. Ich komme aber aus dem Ruhrgebiet und ich weiß, wie geschundene Landschaften und zubetonierte Innenstädte aussehen. Vielleicht habe ich Kevelaer ja auch zu lieben gelernt, weil die Wallfahrtsstadt – nicht nur wegen der Wallfahrt – anders ist. Ich werde nicht müde, es zu betonen: Es lohnt sich, über die Unverwechselbarkeit zu diskutieren und an dieser zu arbeiten.
Dazu gehört in der Diskussion um die öffentlichen Plätze meiner Meinung nach auch, für Bäume zu kämpfen und gegen den Ausverkauf des Charmes einer unverwechselbaren Stadt.

Eine Stadt sieht rot

Die Bandbreite der Reaktionen im Gestaltungsbeirat reichte von Erstaunen bis Entsetzen: Hatten die Mitglieder bei ihrem Rundgang durch die Kevelaerer Innenstadt gerade noch die in frisches Grün gekleideten Bäume bewundert, am Kapellenplatz beinahe ehrfürchtig etwas von „einmalig in Deutschland“ geflüstert und die Baumriesen am Luxemburger Platz als „Kathedrale der Natur“ bezeichnet, verschlug es ihnen im Ratssaal die Sprache. Da sahen sie buchstäblich „rot“. Auf dem Plan, den Stephanie Janning von der Wallenhorster „IPW Ingenieurplanung GmbH“ vorstellte, waren diejenigen Bäume auf den Plätzen rot eingezeichnet, die laut „kumulierender Bewertung“ des Planungsbüros gefällt werden sollten. Das waren fast die Hälfte der Bäume auf dem Kapellenplatz, auf dem Johannes- Stalenus- und dem Luxemburger Platz gar alle. Mit einem solchen Kahlschlag hatte in der Runde niemand gerechnet.
Entsprechend harsch fielen die Kommentare zu den Entwürfen der Wallenhorster in der anschließenden Diskussion aus. „Lieblosigkeit“ und „mangelnde Sensibilität“ waren noch die zurückhaltenden Bewertungen der Gestaltungs-Experten; manche sprachen gar von „mutwilliger Zerstörung“.
Stephanie Janning beeilte sich zu erklären, dass die vorgestellten Pläne quasi nur ein „worst case“-Szenario seien und die Kirche als Besitzerin weiter Teile der Flächen Vorgaben gemacht habe, bestimmte Bäume zu fällen, weil sie zu nahe an kirchlichen Gebäuden stünden und dort Schäden oder Mehrarbeit verursachten.
Aber da war der GAU bezüglich der Vorstellung schon nicht mehr abzuwenden. In Bausch und Bogen zerpflückten die Mitglieder des Gestaltungsbeirates den Entwurf, von der wahllosen Aufstellung von Spielgeräten über die fragwürdigen Methoden der Kanalsanierungen bis hin zur Frage, ob eine neue Pflasterung möglich und tatsächlich erforderlich sei. Dass sich Kirche und Politik im Nachgang mit dem Thema befassen würden, war zu erwarten.
Reaktionen aus Kirche, Politik und Verwaltung
Als erster reagierte der Wallfahrtsrektor und Pfarrer von St. Marien, Gregor Kauling: Die Pfarrei befinde sich „in einem intensiven Abwägungsprozess im Hinblick auf die sich an die Gestaltung der Plätze stellenden Erfordernisse. Argumente, welche von unterschiedlichen Personenkreisen in Kirche und Gesellschaft vorgetragen werden, können miteinander abgewogen werden“, erklärte der studierte Stadtplaner und nannte Themen wie „Baumgutachten, Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität, Notwendigkeit von Kanalarbeiten, etc.“
„Erst im Herbst“ solle das Planungsbüro einen Vorentwurf vorlegen, erläuterte er als 1. Vorsitzender im Namen des Kirchenvorstandes von St. Marien. Die Pfarrei stelle klar, „dass es auch noch keine verbindlichen Entscheidungen über den Umgang mit auf diesen Plätzen befindlichen Bäumen gibt.“
Angesichts mahnender Stimmen aus der Bevölkerung und einem entsprechenden Kommentar im Kevelaerer Blatt reagierten Politik und Verwaltung am Dienstagnachmittag. Da kann man schon von einer „Chefsache“ sprechen: Bürgermeister Dr. Dominik Pichler versandte die Pressemitteilung vom eigenen E-Mail-Account: „Die Fraktionen der CDU, SPD, KBV und der Grünen sind sich mit der Verwaltungsspitze einig, dass es einen Kahlschlag am Kapellenplatz und an den benachbarten Plätzen nicht geben soll“, heißt es darin.
Und weiter: „Die Fraktionsberatungen am Montag ergaben, dass die vier Fraktionen dem Votum ihrer Vertreter im Gestaltungsbeirat folgen wollen. Demnach soll die im Gestaltungsbeirat vorgestellte Planungsidee, die unter anderem die Fällung von mehr als der Hälfte der vorhandenen Bäume vorsah, nicht realisiert werden. Auf Nachfrage teilte Bürgermeister Dominik Pichler den Fraktionen mit, dass er bereits in der vergangenen Woche veranlasst hat, dass das Planungsbüro an einer nur minimal in die Platzstruktur eingreifenden Lösung arbeiten soll.“
Für die fünf vom Baumgutachter als schwer geschädigt eingestuften Bäume kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Eine Linde vor dem Petrus-Canisius-Haus soll noch in dieser Woche gefällt werden. Allerdings sind Ersatzpflanzungen vorgesehen, „um den Charakter des Platzes auf Dauer erhalten zu können.“