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Eine Zeitreise auf 170 Kilometern

Vor der dritten Oldtimer-Rallye der Rotarier versammelten sich die Fahrer mit ihren 34 historischen Fahrzeugen in der großen Aufenthaltshalle von Herbrandt, um gemeinsam zu frühstücken und einen letzten ausführlichen Blick auf die vor ihnen liegenden Pläne zu werfen. Dort gab ihnen Streckenleiter Wolfgang Ruhs noch den einen oder anderen Hinweis.
„Es sind insgesamt 170 Kilometer. Es gibt Kontrollen in Geldern, Rheurdt, Wachtendonk, Walbeck und Moyland, wo es auch Kaffee und Kuchen gibt, dann geht es wieder zurück nach Kevelaer“, skizzierte er die grobe Streckenführung.
Hans-Peter Wagner war aus Lüdinghausen gekommen. „Ich mache im Rotary-Club dort selbst eine Rallye und wollte schon mal üben.“ Er war mit seinem Beifahrer Rainer Reichelt und einem Mercedes 220 S Heckflosse von 1964 am Start.
Anna und Mike Dahmen aus Geldern erläuterten ihrem neunjährigen Sohn Julius die Tour. „Wir fahren durch viele Städte wie Kempen und sammeln Stempel auf der Strecke.“ Das Paar hatte zu seinem MJDC 1948 viel zu erzählen. „Das letzte Modell gab‘s 1934. Danach wurde es nochmal neu aufgelegt.“ Ihr Wagen käme aus den Niederlanden. Er wäre nach dem Weltkrieg von einem Soldaten mitgenommen und von einem Schauspieler für seine Frau gekauft worden. „Der Wagen kam dann nach Holland zurück und wir haben ihn dann vor fünf, sechs Jahren erworben.“ Noch älter war nur das Gefährt der Strae­lenerin Christel Straaten, die mit einem englischen Riley von 1933 als erste die Startflagge von Kocken passierte. „Wir sind das erste Mal dabei, das ist aufregend und wie eine Zeitreise“, hatte sich die Dame einen stilecht passenden Hut aufgesetzt. Das Klever Ehepaar Uschi Heimann-Althoff und Wolfram Althoff hatten sich für die Fahrt einen VW Karmann Ghia ausgeliehen. „Wir wollen den testen und eventuell kaufen. Der ist von einem Klever Patienten“, machte sich der Orthopäde mit seiner Frau auf den Weg.
Rotary-Präsident Ludger Merten reichte jedem Paar eine Flasche Wasser zur Erfrischung. „Es sind schöne Fahrzeuge. Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die sich die Mühe machen, sowas zu pflegen“, unterstrich er auch die Bedeutung der Rallye als Benefiz für die Imole-Lichtstärkeklinik des Dr. Ogundare in Nigeria.
Auch einzelne Schaulustige verfolgten die Szenerie – so wie Johannes Seegus aus Xanten. „Ich dachte, es wären mehr. Es sind schöne Modelle dabei“, hatten es dem 56-Jährigen besonders die Mercedes-Fahrzeuge angetan.
Nach und nach setzten sich die historischen Fahrzeuge in Gang, fuhren über abgelegene Landwege entlang der Maisfelder, passierten Ortseingänge und Höfe. An den Haltepunkten wie an der Grenze Dallhuysen-Finkenberg kamen einige mit Zeitverspätung an.
„Zwischen Wetten und Kapellen hat sich ein Trecker quergestellt“, erzählten die Kevelaerer Anne und Ulrich Koppers, die mit einem VW Porsche Jahrgang 1971 unterwegs waren. „Fährt sich tierisch geil“, freute sich der 63-Jährige über den Laut seines Wagens und die Strecke, die er als „anspruchsvolle Tour mit Charakter“ bezeichnete.
Im Ortskern von Wachtendonk legten die historischen Fahrzeuge eine Pause ein. Der Weseler Heinz-Gerd Schott zeigte sich zufrieden. „Die Landschaft ist schön. Wir haben gut durchgefunden, aber nicht in der vorgegebenen Zeit.“ Der 65-Jährige nahm‘s aber sportlich. „Wir sind ja nicht für ganz vorne da, sondern um den Tag zu genießen“, setzte er mit seinem Sohn Tim nach der Stärkung den stimmungsvollen Rest des Weges fort. Am Ende siegten Winfried und Alexander Schäfer mit ihrem Mercedes Benz 280 SL aus dem Jahr 1969.