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Yoshi Yamauchi und ihr Werk als Malerin

Mit einer Einzelausstellung unter dem Titel LEBENsLINIEN würdigt die wort.werk-Galerie in Kevelaer das Werk der Malerin Yoshi Yamauchi, die kürzlich das 80. Lebensjahr vollendet hat. Von ihrem Geburtsort in Japan führte der Weg der international in Ausstellungen und Sammlungen vertretenen Künstlerin über verschiedene Schaffensperioden bis an den Niederrhein, wo sie schließlich in Kevelaer vor vielen Jahren ihre zweite Heimat fand.

In Tokio studierte Yoshi Yamauchi zunächst Öl- und Freskomalerei sowie Mosaikgestaltung. Sie war an bedeutenden Architekturprojekten beteiligt, darunter Mosaike für das Olympiastadion in Tokio und für die Verkündigungskirche in Nazareth. Sie wirkte einige Jahre in Venedig und trat schließlich 1974 eine Stelle als Glasmalerin bei der Firma Derix an. Während dieser Zeit und noch verstärkt nach ihrer Pensionierung 1999 schuf sie eigene Werke, die im In- und Ausland zu sehen waren.

Als Glaskünstlerin ist Yoshi Yamauchi weithin bekannt. Nachdem dieser Aspekt ihres Schaffens bereits im Fokus einer früheren Präsentation in der wort.werk-Galerie an der Busmannstraße gestanden hat, liegt der Akzent nun auf ihrem Werk als Malerin. So dürfte die Einzelausstellung vom 23. August 2019 bis Ende September selbst für Kenner der Kevelaerer Kunstszene noch die eine oder andere Entdeckung bereithalten.

Zur Vernissage am Freitag, 23. August 2019, ab 19 Uhr, gestalten Wies Kuyers und Rainer Heeke eine Collage aus Texten und Tönen über Leben und Werk der Künstlerin und ihren Weg von Japan nach Kevelaer.

Seine Kunst lebt weiter

Am 14. Juli 2019 ging die Sonderausstellung zu Friedrich Stummel und seiner Künstlerschule im Kevelaerer Museum zu Ende. Am 16. September 2019 jährt sich der Todestag des großen Kevelaerer Künstlers zum 100. Mal. Grund genug für das Kevelaerer Blatt, auch einmal ausführlich auf das Leben und Wirken dieses für Kevelaer so bedeutenden Künstlers zu schauen…

Nicht nur die Friedrich-Stummel-Straße erinnert an den wohl größten Künstler der Marienstadt. Die Gnadenkapelle und die Marienbasilika Kevelaer sind bis heute sprechende Zeugnisse für dieses Ausnahmetalent. Gemeinsam mit seinem Schülerkreis hat Stummel Kevelaer künstlerisch seinen Stempel aufgedrückt und mit dazu beigetragen, dass Kevelaer heute eine Stadt von Kunst und Kultur ist.

Geboren ist Friedrich Stummel am 20. März 1850 in Münster. Seine Mutter unterhielt zunächst in Münster ein Mode-Atelier, das sie aber noch in den 1850er Jahren aufgab. Sein Vater eröffnete ein fotografisches Geschäft, allerdings mit wenig Erfolg, sodass er es aufgab. In Münster besuchte Stummel zunächst die Domschule, später das Gymnasium in Osnabrück. Obwohl er begabt war, brach er mit 16 Jahren die Schulausbildung ab und ging an die Kunstakademie in Düsseldorf. Seine Eltern und zwei Schwestern folgten ihm bald nach.

Eine Schule der Not”

Schon als junger Mann war Stummel vor die schwierige Aufgabe gestellt, seinen eigenen Lebensunterhalt und den seiner Familie zu bestreiten. Neben dem Studium verdiente er sich Geld durch Privatunterricht, durch Anfertigen von Zeichnungen und Farbskizzen für Modezeitungen und durch das Bemalen von Spazierstöcken. Diese Jahre schildert er später als eine Zeit „fürchterlichster Not“ und „eine Schule der Not“, die ihn formte.

Künstlerische Feinarbeit. Foto: DdB

Nach Abschluss der Akademieausbildung erhielt er weiteren Unterricht von Professor Eduard von Gebhardt. „Was ich kann, verdanke ich Gebhardt“, sollte er später über seinen Lehrer schreiben. In Düsseldorf gehörte er einem Kreis von Malerfreunden an, leitete einen Kirchenchor und konnte sich durch den Verkauf erster Malereien einige Kunstreisen ermöglichen, die ihn auch ins Ausland führten.

Sein Hauptziel wurde bald Italien. Mehrmals ging er zu Fuß über die Alpen. Leidenschaftlich vertiefte er sich in die mittelalterliche Kunst und skizzierte eifrig, was er alles sah. Sein späterer Förderer, Dechant van Ackeren, sagte über ihn, es gebe in Deutschland wohl kaum eine Kirche mit Kunstschätzen, die Stummel nicht gesehen und studiert hätte.

Mit 29 Jahren hatte er schließlich seine Ausbildung beendet. Er ging zunächst nach Berlin, wo er jedoch nicht glücklich wurde. An seinen Freund Wolff, der Vikar in Kalkar am Niederrhein war, schrieb er, Berlin sei wie eine „öde Wüste“ und er halte es hier nicht länger nicht aus. Ganz direkt fragte er Wolff in seinem Brief, ob er nicht eine Kirche wüsste, die er ausmalen könne. Joseph van Ackeren, Pfarrer von Kevelaer, kam dies zu Ohren. Da dieser für die seit 20 Jahren fertige Marienkirche, deren Wände und Gewölbe noch in kahlem Grau dastanden, eine künstlerische Ausstattung wünschte, lud er Stummel nach Kevelaer ein.

Ein Atelier im Priesterhaus

1880 durfte er an einer kleinen Wandfläche der Beichtkapelle eine Probemalerei machen. Einberufene Kunstexperten beurteilten dieses Probebild so gut, dass Stummel den Auftrag erhielt, zunächst die Beichtkapelle auszumalen. Zunächst aber wollte Stummel noch einmal nach Italien reisen und kehrte erst mit vollen Skizzenmappen nach Monaten heim. Im Priesterhaus wurde ihm ein Atelier zugewiesen. Nach zwei Jahren kaufte er sich ein Haus, nur wenige Meter vom Kapellenplatz entfernt. Er ließ an sein Wohnhaus ein Atelier anbauen und rief dann seine Familie nach Kevelaer.

Stummels Kunst prägt Kevelaer. Foto: DdB

Stummel bekam schließlich den Auftrag, die Marienbasilika, die Beichtkapelle und die Gnadenkapelle auszumalen. Dies war der größte Auftrag seines Lebens, an dem er von 1880 bis zu seinem Lebensende 1919 arbeitete. In Kevelaer errichtete er auch eine Werkstatt mit einem eigenen Schülerkreis. Neben Wandmalereien fertigte er viele Glasmalereien an.

Der Auftrag aus Kevelaer hat aus dem einst in Berlin unglücklichen Menschen einen führenden Kirchenmaler gemacht und Kevelaer in künstlerischer Hinsicht herausgehoben. Später eröffnete er in der Gelderner Straße 29 ein Atelier. Das Atelier Stummel wurde zu einem Großunternehmen für kirchliche Kunst. Stummel nahm bald auch größere auswärtige Aufträge an.

59 Schüler sind bekannt

Einer seiner Schüler, Heinrich Derix, schrieb über ihn: „Stummel gab sich die größte Mühe, seine Schüler zu tüchtigen Künstlern heranzubilden und zu braven Menschen zu erziehen. Die Tagesarbeit war sehr lang und fiel anfangs recht schwer. Sie begann morgens um halbacht Uhr und dauerte, ohne Pause, bis zwölf Uhr, dann von halbzwei bis vier Uhr und von halbfünf bis sieben Uhr. Abends um acht Uhr wurde weiter gearbeitet bis halbzehn, doch konnte in diesen letzten Stunden jeder sich nach Belieben beschäftigen mit Zeichnen oder Lesen. Auch wurden dann durch die Schüler Vorlesungen gehalten, zuweilen auch durch Herrn Stummel selbst.“ Die Zahl der Schüler nahm schnell zu. Insgesamt sind 59 Stummelschüler bekannt.

1890 heiratete Stummel die 17 Jahre jüngere Helene von Winckler (1867–1937). Wie diese schrieb, seien die Kevelaerer „allzu sehr geneigt, alles an mir scharf und erbarmungslos zu kritisieren“ und „wenn ich mit meinem Mann zusammen ausging, dann stürzten die Leute ans Fenster, um sich Stummels Frau anzusehen“.

Vier gemeinsame Kinder

Helene Stummel entwickelte bald selbst künstlerische Fähigkeiten und errang eine führende Stellung in der Paramentenstickerei. Das Künstler-Ehepaar bekam vier Kinder: Josef, Maria, Ludwig und Fritz. Über den Charakter von Friedrich Stummel schrieb sein Sohn Ludwig: „Er war eine einzigartige, tief-fromme Künstlerseele mit einer außerordentlichen Freude an allen kleinen und großen Wundern der Natur und mit einer ungewöhnlichen Güte, Hilfsbereitschaft und Ausstrahlung auf seine gesamte Umgebung.“

Am 16. September 1919 erlag Friedrich Stummel einem Schlaganfall. Er war 69 Jahre alt. Seine letzte Ruhe fand er, wenige Schritte von seinem Atelier entfernt, auf dem Kevelaerer Friedhof.

Grab der Familie Stummel. Foto: DdB

Leider sind Stummels Malereien und Glasfenster der Beichtkapelle nicht mehr erhalten. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges erlitt die Beichtkapelle Luftdruckschäden. Die Fenster gingen kaputt und auch die Malereien wurden durch eindringende Feuchtigkeit so zerstört, dass sie nicht erhalten werden konnten. Sie wurden weiß übertüncht. Dargestellt waren das Jüngste Gericht, Evangelische Parabeln, die vier letzten Dinge (Tod, Gericht, Himmel und Hölle) und die Apokalyptischen Reiter.

Großartigste Schöpfungen der kirchlichen Monumentalmalerei

Auch in der Marienbasilika gingen alle Fenster, die Stummel und seine Schüler geschaffen hatten, durch Kriegsschäden verloren. Doch die in der Marienbasilika und Gnadenkapelle erhaltenen Malereien Stummels gehören zu den großartigsten Schöpfungen der kirchlichen Monumentalmalerei an der Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Sein Bildprogramm fußt auf dem Begriff der „biblia pauerum“ (Armenbibel) und offenbart seine große Bibelkenntnis, seine Kunstfertigkeit und Frömmigkeit.

In seinem Sterbebild hieß es: „Unermüdlich ist er sein Leben lang zur Ehre Gottes tätig gewesen, indem er seine ganze Arbeit und sein hohes künstlerisches Können in den Dienst dieser einen Aufgabe stellte. Mit frommer und gläubiger Seele versenkte er sich immer wieder in die großen und heiligen Gedanken, die er künstlerisch gestalten wollte, und dadurch ist das, was er in zahlreichen Kirchen und Domen schuf, nicht nur echte, sondern auch tief-fromme Kunst geworden. Überraschend war die Vielseitigkeit seines Wissens, das sich auf alle Kunstgebiete erstreckte. Durch sein Können und Wissen bedeutend, war er als Mensch von gewinnender und selbstloser Güte und Bescheidenheit.“

Ein Leben lang Künstlerin

„Innerlich hatte ich schon entschieden, dass ich nach Japan zurückgehe“, erklärt Yoshi Yamauchi, in welcher Situation sie sich vor über 30 Jahren befand, nachdem sie fürs Arbeiten aus Japan nach Deutschland gekommen war. Doch sie blieb. Und sie arbeitete insgesamt 25 Jahre bei der Glasmalerei Derix in Kevelaer. Ab nächsten Monat stellt sie sogar einige Werke in einer Einzelausstellung zur Schau.

In jungen Jahren studierte Yoshi Kunstmalerei in Tokyo an einer Kunsthochschule. In Berührung mit der Malerei kam sie durch ihren Onkel. „Mein Onkel war auch Maler“, berichtet Yoshi. Außerdem habe er verschiedene Illustrationen für Zeitungen angefertigt. „Jeden Tag habe ich seine Illustrationen gesehen. Da war ich auch mächtig stolz drauf“, erinnert sich die 80-Jährige zurück. Trotz der Sorge ihrer Mutter, dass man mit Malerei keine gute Zukunft hätte, entschied Yoshi sich, ihren Weg zu gehen.

Während ihres Studiums und danach arbeitete sie unter anderem an Mosaikarbeiten im Olympischen Stadion in Tokyo mit und fertigte viele eigene Arbeiten an. Im Anschluss verbrachte sie Zeit in Venedig. Im Jahr 1967 kam Yoshi im Alter von 28 Jahren nach Kevelaer und absolvierte ein viermonatiges Praktikum bei der Glasmalerei Derix. Der Kontakt entstand durch einen Musiker, den sie auf einem Flug von Tokyo nach Venedig kennenlernte. „Malen konnte ich ja. Da habe ich richtig in der Auftragsarbeit mitgearbeitet“, blickt Yoshi zurück.

Nach ihrem Praktikum verbrachte sie erneut ein Jahr in Venedig, um einen Auftrag zu erledigen. In dieser Zeit fertigte sie ein sechs Meter hohes Mosaik an. „Ein Maler wollte mich als Assistentin haben“, erzählt die Malerin. Aber sie entschied sich 1968, nach Japan zurückzukehren. „Genau zwei Jahre war ich in Europa – Venedig und Kevelaer.“ In Japan arbeitete sie unter anderem an einem Klosterfenster in Mosaikart und an Fresko-Deckenmalereien. Zu der Zeit habe man von diesen Arbeiten noch gut leben können, sagt Yoshi.

Länger geblieben als geplant

„Dann kam zufällig die Anfrage aus Kevelaer, ob ich in der Basilika ein Fenster machen kann“, erzählt die 80-Jährige. „Ich habe so an zwei bis drei Jahre gedacht, aber irgendwie bin ich hängen geblieben“, lacht sie. In Kevelaer hat sie dann in der Glasmalerei Derix gearbeitet und dort unter anderem Fenster in der Basilika nach einem Stummel-Entwurf angefertigt.

1999 legte Yoshi im Alter von 60 Jahren ihre Arbeit nieder. „Von da an habe ich hin und wieder mitgeholfen“, sagt die Künstlerin. Außerdem war sie in der Künstlergruppe „Binnenheide“ „sehr aktiv. Wir haben zwei Mal im Jahr eine Ausstellung gemacht“, berichtet Yoshi. Seit 15 Jahren hält sich die 80-Jährige mit Yoga und Walking fit. Alle eineinhalb Jahre geht sie ihre Familie in Japan für mehrere Wochen besuchen. „Eine Woche gehe ich immer auf Reisen“, berichtet Yoshi. So reiste sie zum Beispiel nach Peru oder Syrien.

Am 15. Juli 2019 wurde Yoshi 80 Jahre alt. Sie feierte ihren Geburtstag im Goldenen Löwen in Kevelaer mit 60 Gästen. „Es war richtig schön. Wir hatten eine richtig gute Stimmung“, sagt die 80-Jährige und lächelt beim Gedanken an die Feier.

Über das Leben und ihre Werke

Am Freitag, 23. August 2019, startet die Ausstellung „Lebenslinien“ über Yoshi Yamauchi und ihr Werk als Malerin in der wort.werk-Galerie in Kevelaer, Busmannstraße 28. Die Ausstellung endet am Samstag, 28. September 2019. Zur Vernissage am 23. August 2019 ab 19 Uhr gestalten Wies Kuyers und Rainer Heeke eine Collage aus Texten und Tönen über Leben und Werk der 80-jährigen Künstlerin und ihren Weg nach Kevelaer.

Wenn Bilder den Weg kreuzen

Die Open-Air-Ausstellung „Kunst Kreuz(t)weg“ erfreut Besucher und Kevelaerer gleichermaßen. Ein Großteil der beim „1. Internationalen Madonnari-Festival“ entstandenen Kunstwerke säumt den Kreuzweg.
Immer wieder trifft man auf Kunstinteressierte, die einzeln oder auch in Gruppen vor den großformatigen und teils farbenfrohen Bildern ins Gespräch kommen oder diese im Stillen auf sich wirken lassen. Seit Mitte Juni holen zwei weitere Madonnari-Bilder die Bewohner und Besucher im Klostergarten ab. So wird eine Verbindung zur Ausstellung „Kunst Kreuz(t)Weg“ geschaffen.
Auftakt für die Erweiterung der Ausstellung, die mit dem Beginn der Wallfahrtszeit 2019 Pilger, Besucher und Kevelaerer in den Bann zieht, war der „Tag der offenen Tür“ im Klostergarten.
„Wir sind den Verantwortlichen im Klostergarten sehr dankbar, dass durch die Platzierung der Bilder im Kreuzgang der Anlage weiteren Besuchern der Zugang zur Ausstellung und damit das Interesse am ‚Internationalen Madonnari-Festival‘ 2019 ermöglich wird“, so Bernd Pool für die Wallfahrtsstadt Kevelaer, die als Veranstalter in enger Zusammenarbeit mit der künstlerischen Leiterin Frederike Wouters von Freddart Streetpainting und der Wallfahrtsleitung für die Ausrichtung des diesjährigen Festivals verantwortlich ist. In der Zeit vom 20. bis 22. September werden 20 internationale Künstler das Forum Pax Christi zur Open-Air-Werkstatt ihrer Arbeit machen.
Vergängliche Kunst verändert sich
„Kunst Kreuz(t)weg“ ist die Ausstellung überschrieben, die bewusst die Symbiose von Ort und Kunstobjekten eingeht. Die Kunstwerke werden hier den Witterungseinflüssen ausgesetzt; die „vergängliche Kunst“ verändert sich in Form und Struktur, verblasst und verwischt und ist letztendlich vergänglich, ebenso, wie sich „Straßenmalkunst“ dem Betrachter präsentiert.
Sowohl die angelegte Grünanlage inmitten des Kreuzganges im Klostergarten als auch der Kreuzweg geben Möglichkeiten der Begegnung mit christlicher Kunst. Der Betrachter hat hier die erforderliche Weite, kann Abstand und Nähe zu den Madonnari-Kunstwerken selbst bestimmen. Der Weg lädt gleichermaßen zu Ruhe und Entspannung ein, gibt aber auch interessierten Gruppen die Möglichkeit, über die Madonnari-Kunst ins Gespräch zu kommen.
Mit der Ausstellung „Kunst Kreuz(t)weg“ machen die Veranstalter bereits heute auf das „Internationale Madonnari-Festival“ vom 20. bis 22. September 2019 aufmerksam und orientieren sich gleichwohl am Leitfaden „Gesund an Leib und Seele“. Neben den sportlichen Angeboten der „Atempause im August“ bietet die Ausstellung eine „Auszeit vom Alltag“ und folgt dem Gedanken „Zeit für mich“.
„Kevelaerer Einzelhändler oder Gastronomen, die an einer zeitweisen Präsentation der Madonnari-Bilder interessiert sind, sollten sich beim Stadtmarketing melden“, so der Aufruf der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Weitere Bilder könnten so den Weg der Besucher auch in der Innenstadt „kreuzen“. Mit dem Klostergarten in Kevelaer hat das Stadtmarketing Kevelaer bereits einen weiteren Partner für die Ausstellung und damit für die Bewerbung des Festivals finden können.

Kevelaer stagniert bei Öko-Landwirtschaft und Umweltschutz

Am Tag der Eröffnung fanden sich nur wenige Gäste ein, um die NABU-Wanderausstellung „Irrweg Pestzide“ anzuschauen. „Das gibt hier Möglichkeiten, sich zu verbinden zu einem großen Netzwerk“, meinte ein Hobby-Imker aus Rees.
Natürlich war auch der „Gastgeber“ Bernd Verhoeven anwesend, um Gespräche zu führen und den Auftaktvortrag mitzubekommen. Was ihn dazu animiert habe, diese Ausstellung in seinen Hofräumen auszurichten? „Der Gedanke, Öko-Landwirtschaft und Umweltschutz zu fördern – und dass wir da nicht weiterkommen. Da stagniert Kevelaer“, war seine klare Haltung.
Auf 13 Tafeln sind die Folgen der Pestizidanwendung im Boden, bei Tieren, Pflanzen und beim Menschen beschrieben. Und es werden die Zusammenhänge beschrieben, die einen Wandel so schwer machen.
Ein Aspekt der Ausstellung ist auch die Darstellung der Alternativen, die in zehn Strategien des ökologischen Landbaus beschrieben sind. Sebastian Strumann von NABU-Bundesverband stellte in einem Einführungsreferat die Zusammenhänge der aus seiner Sicht verfehlten Förderungspolitik der EU in Sachen Naturschutz, der extensiven Bodennutzung und der fatalen Anwendung von Pestiziden dar.
„Wenn ich auch noch Randstreifen totspritze, wo sollen Insekten dann ihre Ernährung herbekommen?“, stellte er die rhetorische Frage. Eine seiner Kernbotschaften war dabei, dass das Pestizidproblem nur eines in dem großen Ganzen sei. „Die Art der Bewirtschaftung der Flächen muss sich ändern“, war sein klares Plädoyer.
Sanktionen
Er sprach von einem „dramatischen Vogelrückgang“ und dem beschleunigten Verlust von Lebensraum für Vögel und Insekten seit den 90er-Jahren in Deutschland und Europa. Ein zentraler Grund sei die Intensivierung der Landwirtschaft. „Vogelschutzrichtlinien sind gegenüber den Agrargesetzen wirkungslos.“„Und wenn Du an einer Hecke in Winnekendonk etwas ökologisch wachsen lässt, wirst Du sanktioniert“, ergänzte Bernd Verhoeven den Gedanken mit einer kleinen Spitze.
Bei der gemeinsamen EU-Agrarfinanzierung gebe es kaum Anreize für nachhaltiges landwirtschaftliches Wirtschaften. Um den Naturschutz zu honorieren, bräuchte es jährlich 15 Milliarden Euro und nicht nur 2,2 Milliarden, die gerade mal die bestehenden Schutzgebiete sichere. Das System „Je größer der Hof, desto mehr Subventionen“ sei nicht mehr zeitgemäß und zeige die „Perversität des Systems“, so Strumann. „Keine Gruppe wird in Deutschland so sehr verhätschelt wie die Landwirte“, pflichtete ihm der Kevelaerer FDP-Politiker Jürgen Hendricks bei. Öko-Landwirt Verhoeven wollte das so allgemein nicht stehen lassen. „Die Kleinbauern schmeißen das Handtuch, weil nur billig essen zählt. Die Großen werden immer größer.“
Mit einer Ausstellung dieser Art könne es nicht allein getan sein, fand Claudia Blauert von der Ini­tiative „Rettet die Binnenheide“, die die Begrüßungsworte sprach. „Wichtig ist, alle mit ins Boot zu holen. Da ist viel Überzeugungs- und Bildungsarbeit noch zu leisten“, meinte die Umweltaktivistin.

Sie retten, löschen, bergen und schützen

Wenn Veronika Hebben über die Ausgangsidee für die neue Ausstellung „Von Menschen und stillen Helden“ spricht, schwingt bei ihr deutlich der Respekt für die Personengruppe mit, um die es geht.
„Nicht nur die Objekte, sondern den Menschen wollten wir in die Ausstellung mit reinbringen“, beschrieb die Leiterin des Niederrheinischen Museums für Volkskunde den Ansatz der Ausstellung, bei der es bis zum 8. September um die Freiwillige Feuerwehr am Niederrhein geht.
„Ohne anderen Ehrenamtlern auf die Füße zu treten: Das ist ein Ehrenamt, das man nicht mit anderen Ehrenämtern vergleichen kann“, meinte Hebben. „Wenn Menschen neben ihrem Beruf 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr bereit sind, für Menschen einzustehen, wenn sie Hilfe brauchen“, dann sei das schon etwas Besonderes.
Dementsprechend waren die Brandbekämpfer natürlich im Vorfeld in den Vobereitungsprozess – mit der Beschaffung der diversen Exponate, Papiere und Utensilien – eingebunden und sorgten mit ihrer großen Unterstützung bei den Machern für Kopfzerbrechen.
„Wir können nicht alle Feuerwehren am Niederrhein darstellen. Wir wären davon erschlagen worden“, erläuterte Hebben, warum man sich dann dazu entschieden hat, schwerpunktmäßig Leihgaben der Feuerwehren aus dem Kreisgebiet in der Ausstellung zu zeigen.
Und die Feuerwehrleute können sich quasi „interaktiv“ an der Ausstellung beteiligen. An einer „Wand der stillen Helden“ können sich sich mit einer Polaroid-Kamera fotografieren, dazu ihren Namen und ihre Feuerwehrzugehörigkeit notieren und das Bild aufhängen.
Außerdem gibt es in der Durchgangspassage des Museums einen „Walk of flame“, wo Feuerwehrleute sich auf einem speziellen Aufkleber mit Feuerwehremblem verewigen können. Dazu kommt noch ein Haspel, an dem Kinder Feuerwehr spielen und somit die Arbeit der Helfer praktisch nachvollziehen können.
In der Ausstellung selbst fnden sich viele Exponate, die das Alltagsleben, die Arbeit und die Historie der Freiwilligen Feuerwehr widerspiegeln. In den Vitrinen befinden sich alte Feuerwehr-Dienstvorschriften und Pässe, Presseberichte, Rauchhelme aus den 20er Jahren oder alte Sauerstoffgeräte.
Vergleiche zu Werksfeuerwehren wie Solvay oder Thyssen werden an den Wänden ersichtlich gemacht. Historische Brandglocken belegen, wie früher die Alarmierung der Menschen stattgefunden hat.
Alte Wassereimer und noch durch Handarbeit zu betätigende Wasserpumpen zeigen, wie mühselig in früheren Zeiten das Geschäft mit der Löschung von Bränden war – ausgelegte Stahlrohre belegen den Wandel zur Moderne.
In der Museumspassage findet sich ein altehrwürdiger Feuerwehrwagen. Objekte wie der Spreizer, das Beil oder Hitzeschutzmäntel zeigen, wie die Arbeit der Retter konkret vonstatten geht. Dazu kommen noch Verweise auf den kulturellen Rahmen des Feuerwehrwesens mit den Spielmannszügen. „Das ist wichtig, weil es ein Stück der Brauchtumspflege ist“, so Hebben.

Stummels Erbe(n) im Museum

Friedrich Franz Maria Stummel (1850 – 1919) gilt als einer der bedeutendsten Künstler Kevelaers. Mit dem Angebot, den nackten Grauputz in der Kevelaerer Basilika zu bemalen, ändert sich im Leben des Kirchenmalers die Perspektive. Mit einem Mal hat er ein Lebenswerk vor Augen – das er allein gar nicht bewältigen kann. Und so stellt er Anfang der 1880er Jahre, in denen er gerade mit dem Wandgemälde des Jüngsten Gerichts in der Beichtkapelle begonnen hat, mit Heinrich Lamers seinen ersten „Gehilfen“ ein. Ihm folgen bald weitere, denn Stummel ist so etwas wie ein „Workaholic“ und nimmt unzählige Aufträge an. Das Niederrheinische Museum in Kevelaer hat sich Stummel bereits gewidmet – nun zeigt man hier die erste große Ausstellung mit Werken seiner Schüler und Mitarbeiter.
Bekannte Namen

Namen wie Brey, Derix, Holtmann, Pauels, Renard, Sensen und Wenzel sind in der Region durchaus bekannt. Das Kunstschaffen dieser künstlerischen „Erben“ des großen Kirchenmalers – teils direkte Schüler, teils Mitarbeiter, das sei nicht immer so leicht einzuordnen, sagt die Leiterin des Kevelaerer Museums, Veronika Hebben – wird beleuchtet. Auf rund 90 schätzt Hebben die Zahl derer, die mit dem ,Großunternehmer‘ Stummel zusammen oder für ihn arbeiteten. „Viele Personen können wir in der Literatur nicht mehr finden“, sagt sie. Doch Werke und Wirken der nachvollziehbaren Stummel-„Erben“, die nach dessen Tod ein eigenes künstlerisches Profil entwickelten, reichen allemal für eine äußerst interessante Ausstellung.
Die zeigt nicht nur Werke aus der Sammlung des Museums, sondern auch viele Leihgaben aus Wohnstuben Kevelaers und anderer Orte – und damit auch den Einfluss, den Stummel und seine Erben auch heute noch auf den künstlerischen Ruf der Wallfahrtsstadt haben.

Farbenfrohe Fotoausstellung

An einer Wäscheleine, wie zum Trocknen, flattern die eingereichten Fotos des Fotowettbewerbs im Wind auf der Binnenheide. Die Prämierung der platzierten Gewinner des Fotowettbewerbs „Radfahren am Niederrhein“ erfolgte bei der diesjährigen „fahrRad-Pause Kevelaer“. Erste Etappe macht diese „Ausstellung auf Zeit“ nunmehr wie bereits angekündigt im Bauernhof-Café Binnenheide.

Dennis van den Berg, Betreiber des Bauernhofcafé Binnenheide, war einer der Jury-Mitglieder und stellte zwei Gutscheine für jeweils ein Schlemmerfrühstück für zwei Personen zur Verfügung. Er erklärte sich gerne bereit, diese Ausstellung in seinem Café-Garten zu präsentieren.

Im zeitlichen Zusammenhang mit der „fahrRad-Pause Kevelaer“ initiierte die Wallfahrtsstadt Kevelaer einen Fotowettbewerb für Hobbyfotografen. Insgesamt 43 Bilder wurden eingereicht und sieben Gewinner durften sich über attraktive Preise freuen. Seit dem 1. Mai hängen alle eingereichten Motive in einer Ausstellung im Außenbereich des Bauernhofcafés Binnenheide und begrüßen an einer Wäscheleine flatternd die Gäste.

Besuch der Ausstellung im Wohlfühlgarten

Das Bauernhofcafé Binnenheide gilt als beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer und Ausflügler am Niederrhein. Das Team des Cafés lädt die Gäste ein, schöne Stunden in gemütlicher Atmosphäre zu verbringen. Bei sonnigem Wetter kann man den Kuchen auf der mit Liebe zum Detail eingerichteten Außenterrasse mit wunderschönem Blick auf Wiesen und Natur genießen. Aus Sicht der Organisatoren des Fotowettbewerbs aus der Wallfahrtsstadt Kevelaer ist dies der perfekte Ort, um die Bilder des Fotowettbewerbs „Radfahren am Niederrhein“ auszustellen.

„Ich freue mich sehr, dass das Bauernhofcafé Binnenheide als Ausstellungsort gewählt wurde und unsere Gäste die Möglichkeit haben, sich in Ruhe alle eingereichten Motive anzuschauen“, so Dennis van den Berg.

Die sieben Gewinner-Motive des Fotowettbewerbs von Markus Weggen, Sebastian Swertz, Thomas Arntz, Charlin Grahl, Marion Schramm-Schmitz, Thomas Hueser und Thomas Bosch (1. bis 7. Platz) hängen unter allen Einreichungen auf einer Wäscheleine aufgereiht im Wohlfühlgarten des Bauernhofcafés und sind mit einer kleinen goldenen Siegerschleife markiert.

„Gerne platzieren wir die Ausstellung auch an anderen Orten in der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Interessierte Gastronomen, Einzelhändler oder auch Vereine sollten sich bei Interesse an das Stadtmarketing der Wallfahrtsstadt Kevelaer wenden“, so Bernd Pool, Leiter Stadtmarketing.

Mit dieser Ausstellung wurde zeitgleich auch die Ausstellung „Kunst Kreuz(t)weg“ als Open-Air-Galerie in den Grünanlagen des Kevelaerer Kreuzweges eröffnet. Hier finden derzeit die großformatigen Madonnari-Bilder des Festivals 2017 Platz. Mit dieser Ausstellung wird Interessierten ein Vorgeschmack auf das Internationale Madonnari-Festival 2019 (20. bis 22. September) gegeben.

Botschaften an das Herz

Das Kerzenhaus „bauMgärtner“ am Kapellenplatz lädt am 1. Mai 2019, ab 13 Uhr zu einer Vernissage der Hamburger Künstlerin Imme Linzer ein. „Es ist eine ganz besondere Ausstellung“, sagt die Inhaberin des Kerzenhauses, Marion Piegenschke, die sich über die Zusage der Diplomdesignerin sehr freut. Denn Bilder von Imme Linzer seien immer mit einer besonderen Aussagekraft verbunden. Sie beinhalten Botschaften, die das Herz erreichen sollen.

Menschen erreichen

„Mit meiner Kunst sollen Menschen erreicht werden, die sich sonst nicht so sehr in Kirchen angesprochen fühlen. Nach meiner Überzeugung lehnt Gott niemanden ab, er liebt jeden Menschen bedingungslos, ohne etwas dafür zu verlangen“, steht in der Einladung zur Vernissage im Kerzenhaus geschrieben. In einem Gespräch mit dem Kevelaerer Blatt verriet uns die Künstlerin, warum sie in der Marienstadt ausstellt und welche Botschaft hinter ihren Bildern steckt:

KB: Woher kommt Ihre Verbindung zu Kevelaer?
Imme Linzer: „Ich wurde in Hamburg geboren, das Haus meiner Eltern entstand auf den Kriegstrümmern Hamburgs. Ich liebe meine Stadt mit allen Herausforderungen. Dennoch, ich habe seit meiner Geburt eine tiefe Verbindung zu Kevelaer, bedingt durch Eltern und Großeltern, die alle aus Geldern stammen, und mir eine sehr bunte Kindheit schenkten, samt Wallfahrtsort Kevelaer, der nie ausgelassen wurde.

So habe ich nach beiden Seiten ein sehr vertrautes Gefühl, wenn ich über den Rhein an den linken Niederrhein komme. Genauso bin ich berührt, wenn ich dann wieder nach Hause über die Elbe komme. Das war schon als kleines Mädchen so, ich liebe den Hafen und das Meer, ich liebe darauf zu segeln.“

KB: Wie entstehen Ihre aussagekräftigen Bilder?

Ein Werk der Hamburger Künstlerin Imme Linzer. Foto: privat

Imme Linzer: „Sie entstehen in meinen Gedanken, die wiederum gespeist werden vom Wort. Alle Jesus-Heilsgeschichten, (meine Mutter und Oma sind „schuld“ daran, ich liebe die Worte unseres Herrn), geben mir Kraft, Liebe, Mut und Vertrauen, jeden Tag neu!  Worte sind ja sehr wichtig, sie können ermutigen oder entmutigen, so ist es auch mit der Kunst.

Ich möchte in dieser widrigen Zeit Mutmacherin sein. Somit ist auch meine Kunst ermutigend, sie spricht allen Menschen ins Herz, egal woran sie zurzeit glauben oder womit sie sich gerade auseinandersetzen müssen. Sie sehen aber Gottes Herz. Meine Themen sind zum Beispiel: „Das Herz Gottes“ oder „Gott strömt in die Städte und besiegt Einsamkeit“, ich höre von vielen Wundern, die bei uns auf dem Kiez geschehen durch ehrenamtliche Menschen aller Denominationen – hier passiert Zusammenhalt durch seine Liebe!“

KB: Wie lange werden Ihre Bilder im Kerzenhaus zu sehen sein?
Imme Linzer: „Alle Bilder, ob als Original oder Kunstdruck, dienen als Vorlagen für Kerzenkunst und können das ganze Jahr erworben werden. Des Weiteren freue ich mich, mit Ausstellungen in Gemeinden eingeladen zu werden und dort ermutigende Vernissagen und Workshops anzubieten. Ein Teil vom Erlös geht als Spende in Einrichtungen, die sich die Werte Christi auf ihre Fahnen schreiben, so auch an die „NEXT-Schule mit Werten“. Ich arbeite dort als Kunstlehrende.“

Imme Linzer erlaubt mit ihrer Ausstellung im Kerzenhaus „bauMgärtner“ einen Einblick in ihre Kunst- und Gedankenwelt und lässt die Besucher daran teilhaben. Welcher Ort könnte besser dafür geeignet sein als Kevelaer? Das KB bedankt sich bei Imme Linzer für das Gespräch.

Orange ist Kult

Es ist – man möge mir den Ausdruck verzeihen – eine Orgie in Orange. „Orange ist doch schön“ mögen manche jetzt denken. Und immerhin kann man in der Ausstellung „Flowerpower & Weltraumdesign“ im Niederrheinischen Museum in Kevelaer eine Zeit eindeutig an einer Farbe festmachen. „Die Kultur der 60er und 70er Jahre“, so der Untertitel der Schau, die bis zum 22. April im Niederrheinischen Museum zu sehen sein wird, ist eindeutig orange. Jeder, der diese Zeit miterlebt hat, kann aus dem Stehgreif mindestens drei Dinge aufzählen, die in ein oranges Gewand gehüllt waren. Fön oder Wecker, Stuhl oder Vase, Fernseher oder Tapete oder Wählscheiben-Telefon – die westdeutsche Welt, denn auf diese beschränkt sich die Ausstellung aus der Sammlung von Dr. Corinna Wodarz, war orange.

Man muss zur Ehrenrettung der anderen Farben sagen, dass sie nicht alle ganz aus der Welt waren – vorausgesetzt sie waren schrill genug. Launiges Lila, himmlisches Blau, giftiges Grün, nach den schwarz-weißen 50ern wurde es bunt in deutschen Küchen und Wohnstuben. Und bald wurde es einigen sogar zu bunt. Denn die Muster wurden riesig, die Gedanken waren frei, die Liebe auch bald, und wem das alles noch nicht genug war, der ging auf die Straße, um zu demonstrieren oder in den Partykeller, um zu feiern – mit Cocktails und Mett-Igel und Lichteffekten von der Lavalampe und/oder Drogen aller Art.

Und eine mögliche Blüte des LSD-Rausches schaffte es sogar auf die Fliesen der orange-grünen Küchen jener Jahre: die Pril-Blume. Die habend die Ausstellungsmacher um Museumsleiterin Veronika Hebben eigens nachdrucken lassen, und jeder Besucher der Ausstellung wird eine bekommen, verspricht sie. Die Aufkleber seien im Übrigen die einzigen Nachbildungen, der Rest seien alles Originale, vom Flokati bis zum Fön, verspricht Hebben und deutet auf ein Original RAF-Fahndungsplakat. Ja, wie der Titel es schon verspricht, gibt es einen gehörigen Spannungsbogen in jenen Jahren, und der wird auch abgebildet, von der umhäkelten Granini-Flasche und der Makramee-Blumenampel über die Krawatte mit Überbreite und dem Minirock mit aufblitzender Unterwäsche bis zu Vietnamkrieg und Ölkrise.

Die einen genießen den Konsum, der durch die rasanten technischen Entwicklungen nach der Mondlandung und die Massenproduktion von Plastik möglich wird. Die anderen protestieren dagegen und treiben ihre Natürlichkeit so weit auf die Spitze, dass sie alles käufliche von sich weisen, einschließlich ihrer Kleidung. Jeder mag so seine eigenen Erinnerungen an diese Zeit haben, viele wird er wiederfinden in der Ausstellung, schmunzeln oder die Stirn runzeln, immer aber erstaunt sein, dass es die eigenen Erinnerungsstücke mittlerweile ins Museum geschafft haben. Und übrigens auch, dass einiges inzwischen wieder in Mode kommt.

Originalgetreue Zimmereinrichtungen aus Wohnstube, Küche, Kinderzimmer und Partykeller, Musikkultur, Mode, die Werbung, Kinofilme, aber auch Kinderspielzeug sind einige Themen, die man in der Ausstellung als übergeordnete Schwerpunkte wiederfindet. Und vielleicht auch ein(en) Teil seines eigenen Lebens. Muss ja nicht gleich eine Orgie in Orange sein. Vor der Tür der Ausstellungshalle findet sich auch noch ein 1971er VW Käfer. Aus Kevelaer. Im Originalzustand. Und in hellblau.