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Anna Janssen setzte sich im Finale mit dem Luftgewehr souverän gegen die zweiplatzierte Polin Julia Piotrowska (links) und der Schweizerin Audrey Gogniat (rechts) durch. Damit sicherte sie auch einen Quotenplatz für die olympischen Spiele in Paris. Foto: ESC
Die Kevelaererin wird mit dreifach Gold und Quotenplatz für die olympischen Spiele zur Königin der Europameisterschaft mit dem Luftgewehr

Anna Janssen ist auf dem Weg nach Paris

Jetzt rückt die erste Olympiateilnahme von Anna Janssen immer näher, was auch für den Kreis Kleve und die Stadt Kevelaer eine Premiere darstellt.

Anna Janssen kann es auch auf Italienisch

Wieder einmal bewies Anna Janssen aus Wetten, dass sie zur derzeitigen Elite der deutschen Sportschützen gehört. Im Vorkampf bei der diesjährigen Europameisterschaft Gewehr und Pistole brachte es die 18-jährige Schülerin beim Kleinkaliber (KK) 3×40 Wettkampf auf insgesamt 1157 Ringe. „Das ist jetzt kein besonders hohes Ergebnis, um auf einen Finalplatz zu hoffen. Dass es am Ende doch gereicht hat, fand ich echt erstaunlich“, resümiert die frisch gebackene Europameisterin kurz nach der Siegerehrung im italienischen Bologna.

Mit guten Ergebnissen aus dem Kniend- und Liegendanschlag (392/391) musste sie noch 40 Schuss im Stehen absolvieren. Nach den ersten neun Schuss lief auch soweit noch alles nach Plan, dann kam der letzte Schuss in der ersten Serie und dieser ging in die Sechs. „Da ist bei mir ein Licht ausgegangen vor Schreck. Ich stand noch nicht im Ziel und bin dann an den Abzug gekommen. Für mich war in diesem Moment klar, dass ich keine Chance auf einen Finalplatz haben werde“. Sehr ärgerlich, aber auch den Profis passiert so etwas schon mal.

Mannschaftskollegen waren auch erfolgreich

Janssen ist nach diesem Schuss erst mal von der Schießlinie getreten und hat mit ihren Nationaltrainern Gespräche zur Aufmunterung geführt. Routiniert beendete sie den Stehend-Anschlag anschließend mit 374 Ringen und wurde in der Schlussrechnung Siebte. Auch ihre Mannschaftskollegen Johanna Tripp (1158 Ringe) und Melissa Ruschel (1157 Ringe) erreichten das Finale der besten acht Schützen aus dem Vorkampf.

Zu diesem Zeitpunkt hätten die drei Topathleten bereits eine Flasche Sekt köpfen können, denn das Mannschaftsgold war ihnen bereits sicher. Aber jetzt musste die ganze Konzentration dem Finale gewidmet werden. Auch hier konnte Janssen konstant ihre Können abrufen, schwächelte nach eigener Aussage etwas beim Liegendanschlag. Sie holte aber im Laufe des Wettkampfes immer weiter auf und fand sich zum Schluss an der Spitze der Tabelle wieder, wo sie dann auch verharrte bis sie nur noch mit der Italienerin Sofia Ceccarello und mit Melissa Ruschel vom SV Wieckenberg an der Schießlinie stand.

Die Goldmedaille gesichert

Janssen machte es hier noch einmal spannend und sorgte mit einer 8,5 dafür, dass die Italienerin (9,6) den Vorsprung auf 0,8 Ringe von Janssen verkürzte. Für Ruschel (10,7) stand bereits fest, dass sie es nicht mehr auf Platz 2 schaffen wird und sie gewann Bronze. Der letzte Schuss (Janssen 10,5/Ceccarello 10,3) bestätigte bereits den Trend, den die Kevelaererin gesetzt hatte: Mit 459,3 Ringen und neuem Junioren Weltrekord gewinnt Anna Janssen die Goldmedaille.

„Ich bin mehr als zufrieden und glücklich, dass das hier alles so gut gelaufen ist. Das war ein echt gelungener Saisonabschluss. Auch, dass meine Mannschaftskolleginnen das Finale ebenfalls erreicht haben und wir Teamgold gewonnen haben, freut mich sehr.“ Janssen wird das Kleinkalibergewehr für die nächsten Monate erst einmal in die Ecke stellen und sich ganz dem Luftgewehr-Training widmen. In vier Wochen beginnt die Bundesliga Saison 2019/20, bei der sie mit ihrer Mannschaft von der SSG Kevelaer den Deutschen Meistertitel verteidigen möchte.

Gold und Weltrekord

Die 17–jährige Sportschützin der SSG (Schießsportgemeinschaft) Kevelaer, Anna Janssen, gewinnt beim Junioren World Cup in Suhl mit dem Kleinkaliber-Gewehr.

Die Inder und Chinesen sind nicht zu unterschätzen. Eine Tatsache die jeder Schießsport Interessierte weiß. Und tatsächlich haben diese beiden Nationen ihre besten Nachwuchsschützen in das thüringisches Suhl, zum Juniors World Cup geschickt.

„Gerade im Luftgewehrbereich haben die Inderinnen in den letzten zwei Jahren unglaublich aufgeholt, zur Schule gehen müssen die nicht, die Lehrer kommen zum Schießstand und unterrichten in den Trainingspausen“, berichtet Vater Lambert Janshen aus Suhl.

Anna und Franka Janssen sind feste Mitglieder des Junioren Nationalkaders, haben regelmäßig Trainingslehrgänge mit dem Team, bereisen die halbe Weltkugel für wichtige internationale Wettkämpfe und besuchen gleichzeitig die Oberstufe des Collegium Augustinianum Gymnasium in Goch. Ein Pensum, welches nur mit äußerster Disziplin und einem großen Haufen Spaß bewältigt werden kann.

Wenn es nicht geht oder wenn andere Interessen überwiegen, macht es auch nichts, wenn ein Sportschütze kürzer treten möchte, so hat Franka Janssen im letzten Jahr das Kleinkaliberschießen an den Nagel gehängt und konzentriert sich jetzt ausschließlich auf das Luftgewehrschießen und ist damit nicht minder erfolgreich wie ihre Zwillingsschwester Anna. Beide schießen in der 1. Bundesliga-Mannschaft der SSG Kevelaer und wurden im Februar deutscher Mannschaftsmeister mit dem Luftgewehr.

Mit eben diesem Sportgerät sollten nun auch beste Platzierungen beim World Cup erzielt werden. Hier brachte es Anna Janssen nach sechzig Schuss und 625,1 Ringen auf Platz 20. Franka konnte mit 618,4 Ringen den 61. Platz belegen. Gewonnen hat diesen Wettkampf, nach dem Finale der besten acht Schützen aus dem Vorkampf, die Inderin Valarivan vor ihrer Landsmännin Ghosh. Teilgenommen haben 124 Schützinnen aus der ganzen Welt.

Beim Kleinkaliber (KK) – liegend – Wettkampf erzielte Anna Janssen als beste Deutsche den 22. Platz mit 618,3 Ringen.

Bei der KK–Königsdisziplin, 50 Meter, 3 Positionen, müssen jeweils 40 Schuss in der Reihenfolge kniend, liegend und stehend, abgegeben werden. Anna hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie hier einige Ringe mehr als ihre Konkurrentinnen treffen kann. So auch jetzt. Mit einem sehr guten Qualifikationsergebnis von 1.177 Ringen und dem zweiten Platz, zog die Wettenerin ins Finale der besten acht Schützinnen ein. Hier hielt sie sich bis zum Stehendanschlag im Mittelfeld. Nach dem letzten Gewehrumbau, traf sie die höheren Ringzahlen und konnte beobachten, wie eine Finalistin nach der anderen die Schießlinie verließ. Zum Schluss stand sie nur noch mit ihrer Teamkollegin Melissa Ruschel im Anschlag und hatte genau einen Ring Vorsprung. Mit einer 9,8 und Ruschels 10,1 war dann klar, Anna ist neue World-Cup Siegerin.

Ein weiteres Sahnehäubchen: Auch mit dem deutschen Team gewann Janssen Gold vor den sehr starken Chinesinnen. Mit insgesamt 3.509 Ringen holte die Mannschaft Janssen / Ruschel / Weindorf noch zusätzlich den neuen Juniorinnen Weltrekord.

Anna Janssen komplettiert Medaillensatz bei der EM

Anna Janssen von der SSG (Schießsportgemeinschaft) Kevelaer gewinnt während der Europameisterschaft in Osijek/ Kroatien zwei Silbermedaillen. „Ich bin mega glücklich“ beschreibt die Sportschützen aus Wetten die letzten beiden Wettkampftage.
Nach ihrer dritten Teilnahme in Folge bei der Druckluft Europameisterschaft für Sportschützen, kurz ESC (European Championship 10 meters) komplettierte sie ihren Medaillensatz. 2017 holte die damals erst 15-Jährige bereits die Bronzemedaille und ein Jahr später gewann sie in Ungarn sogar den Titel.
Beim Vorkampf hatte sie nun zu Beginn des 60-Schuss–Programms noch Probleme: „Ich hatte Schwierigkeiten mit der Sicht“, sagte die 17-Jährige. „Das konnte ich aber im Laufe des Wettkampfes abstellen. Das hat sehr viel Energie gekostet, aber es ist was Gutes dabei raus gekommen.“ Mit 627,5 Ringen und dem zweiten Platz zog Janssen souverän in das Finale der besten acht Schützinnen ein. „Als Amtierende ist der Druck immer etwas höher, nicht unbedingt von außen sondern eher das eigene Empfinden“, resümiert die Gymnasiastin.
Zu Beginn des Finals setzte sie sich ab, brachte hohe Zehner auf die Scheibe. Schnell wurde klar, dass wieder eine Medaille drin sein würde, auch Gold hätte es noch werden können.
Die Dänin Stephanie Grundsoee holte auf, der Abstand zur Kevelaererin wurde immer kürzer. Als nur noch die beiden Kontrahentinnen an der Schießlinie standen, führte Janssen mit einem Ring Vorsprung, noch zwei Schüsse mussten abgegeben werden. „Das war der Moment, wo etwas passierte, was ich bis dato noch nicht hatte“, erzählte die Kevelaererin. „Mein Abzugsfinger fing an zu zittern, ein ganz komisches Gefühl. Ich habe es zwar wieder unter Kontrolle bekommen aber die daraus resultierende 10,0 war nicht so toll“.

Anna Janssen und Maximilian Ulbich holen Silber beim Luftgewehr Mixed-Wettkampf während der Europameisterschaft in Osijek/Kroatien.
Foto: Carl Walther


Ihre Duellpartnerin antwortete mit einer 10,4, somit verkürzte sich Janssens Vorsprung auf nur noch 0,6 Ringe. Der letzte Schuss: „Ich weiß nicht ob ich da jetzt besonders nervös war, aber wo ich dann die 9,5 auf der Anzeige sah, wusste ich schon, dass das nicht mehr reichen wird“.
Und so war es dann auch, Grundsoee schoss eine 10,3 und gewann mit nur 0,2 Ringen Vorsprung die Titel. „Ich freue mich trotzdem sehr über die Silbermedaille und bin überhaupt nicht enttäuscht“, zeigte sich die 17-Jährige erfreut. „Die Tatsache, dass ich mich das dritte Mal qualifiziert habe und wieder im Finale stand, ist schon ein super Gefühl“.
Viel Zeit zum Ärgern wäre sowieso nicht drin gewesen, denn bereits am nächsten Morgen musste Anna Janssen wieder an den Schießstand. Das neue olympische Programm (Luftgewehr Mixed), wo ein männlicher und ein weiblicher Schütze einer Nation gemeinsam auf Ringejagd gehen, stand auf dem Plan. Maximilian Ulbrich kennt Anna bereits aus der Nationalmannschaft, beide haben den Mixed-Wettkampf schon während der Weltmeisterschaft 2018 in Korea gemeinsam geschossen.
Der Monitor bei der SSG-lerin zeigte nach dem 40-Schuss-Programm ein Ergebnis von 417,0 Ringen an, Ulbrich brachte es auf 415,5 Ringe. Damit schafften sie es ganz knapp ins Finale der besten fünf Mannschaften. Dort hielt Janssen das Niveau mit hohen Zehnern. Ulbrich hatte etwas mehr zu kämpfen und kam nicht immer an seine Bestmarken ran. „Aber darum geht es ja bei einem Team-Event. Man unterstützt sich gegenseitig und zieht den anderen immer mit, wenn es Probleme gibt“, sagte Janssen.
Gold, Silber und Bronze
Am Ende bestätigte das russische Team ihre Führung mit dem Europarekord von 500 Ringen, Janssen und Ulbrich brachten es mit 493,6 Ringen auf den zweiten Platz, was wieder Silber bedeutete.
Nach drei Teilnahmen bei der Europameisterschaft hat Anna Janssen den Medaillensatz Gold-Silber-Bronze zusammen und kann diesen nun, zuhause in Wetten, zu den anderen Edelmetall-Anhängern legen.