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“Ich brauche eure Hilfe”

Der Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger hat eine Video-Botschaft (unter www.pro-humanitaet.de) an den Niederrhein geschickt und bittet um Hilfe. Im Niger hungern die Menschen, gewaltbereite islamistische Banden ziehen mordend durch die Dörfer, es gibt so gut wie keine medizinische Infrastruktur und nun hat die Corona Pandemie den Niger erreicht. Mehr Hoffnungslosigkeit geht kaum.

Es ist eine ungewöhnliche Aktion – wenn ein afrikanischer Bischof per Whatsapp eine Video-Botschaft an den Niederrhein schickt und seine deutschen Freunde um Hilfe bittet. Dann ist alles noch emotionaler, noch bewegender, als die an sich immer schon berührenden Telefonate, die die Kevelaerer Ärztin und Vorsitzende der “Aktion pro Humaität” (APH) Dr. Elke Kleuren-Schryvers in diesen Zeiten mehrmals in der Woche in den Niger katapultieren.

Laurent Lompo ist Erzbischof in der Diözese Niamey, der Hauptstadt des westafrikanischen Sahelstaates. Der bitterarme Niger ist ein ohnehin gebeuteltes Land. Die Menschen leiden Hunger, es ist heiß in diesen Tagen, 45 manchmal 50 Grad heiß, es gibt kein funktionierendes Gesundheitssystem, keine Medikamente, immer mehr Flüchtlinge, die in Europa ihr Heil suchen wollen, landen unversorgt in den Wüstenzonen, und der IS und seine gewaltbereiten Banden meucheln sich durch die Dörfer. Szenarien, die man sich in Europa kaum vorstellen kann.

Und nun erreicht Covid 19 das Land. “Ich bete”, sagt Erzbischof Laurent Lompo in seiner Video-Botschaft. “Ich bete jeden Tag – aber beten alleine genügt nicht. Ihr müsst uns helfen, bitte!”

Erzbischof Lompo bei einem Besuch in Kevelaer mit dem Weihbischof Lohmann vor der Gnadenkapelle.#
Foto: privat

“Wir wissen”, sagt der nigrische Bischof, der oft am Niederrhein sein konnte und hier viele Freunde gefunden hat, “wir wissen, dass die Welt angesichts eines Virus erzittert. Bei uns im Niger ist die Situation in besonderer Weise schwer zu bewältigen. Eine Krise folgt der nächsten. Der djihadistische Terror macht die Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land. Die Menschen fliehen in die Städte. Jetzt kommt noch das Corona-Virus. Die Märkte und Geschäfte mussten schließen, alles wird teurer. Die Felder werden nicht mehr bestellt, die Ernährung wird immer schwieriger. (…) Ich bin Bischof und ich bete. Aber meine Hände zum Gebet falten reicht nicht. Ich brauche die Hilfe von außen. Deshalb sende ich diese Botschaft.”

Und er hat eine Aktion ins Leben gerufen, die Familien helfen soll, mit Nahrungsmitteln versorgt zu werden: “60 Euro würde es hier in der Hauptstadt kosten, um eine zehnköpfige Familie für einen Monat mt der nötigen Nahrung zu versorgen. Auf dem Land genügen 50 Euro.” Das sind, umgerechnet, pro Mensch und Tag 20 bis 30 Cent.

“Sie in Deutschland sind immer solidarisch mit uns”, sagt Erzbischof Lompo. “Ich bitte Sie um diese Solidarität.”

Die Aktion pro Humanität hat die Botschaft von Laurent Lompo auf ihrer Webseite veröffentlicht. Und Elke Kleuren-Schryvers trommelt bei Freunden und Förderern, damit Menschen im Niger mit Medikamenten, Milchpulver, Reis und Hirse versorgt werden können. “In der Hauptstadt Niamey”, sagt die Medizinerin, “leben etwa zwei Millionen Menschen. Es gibt 20 Intensivbetten mit sehr eingeschränkten Beatmungsmöglichkeiten.”

APH will helfen. Wer mithelfen möchte: Konto: Volksbank an der Niers eG, DE39 3206 1384 4330 1300 11.

Flüchtlingszelt in Kevelaer als Zeichen

Es ist ein einfaches weißes Zelt, zwei Meter hoch, etwa 20 Quadratmeter groß im Inneren. Im Brunnenhof neben der Basilika wird es stehen, ab Freitag, 13. März. Die Kevelaerer Stiftung „Aktion pro Humanität“ hat drei dieser Zelte gekauft. Es sind keine Freizeitzelte, keine Campingoasen für die kommende Ferienzeit.

Es sind Flüchtlingszelte, exakt jene Zelte, in denen mehrköpfige Familien untergebracht sind – in den Flüchtlingslagern auf Lesbos etwa. Mit Fotos und kurzen Texten zum „Flüchtlingsalltag“ soll so ein schlichtes, weißes Zelt zum Symbol für Mitmenschlichkeit in Kevelaer werden.

Mit dieser „Zeltaktion“ möchte die in Kevelaer beheimatete Hilfsorganisation „Aktion pro Humanität“ (APH) das Thema Flüchtlingskrise aufgreifen und aufmerksam machen auf die Situation in den Flüchtlingslagern.

„Ein solches Flüchtlingszelt soll ein Symbol sein“, erklärt APH-Gründerin Dr. Elke Kleuren-Schryvers, „ein Symbol für unser Mitfühlen, Mitleiden und gleichzeitig auch ein Symbol für unsere konkrete Hilfe, für unser Nichtwegschauen, sondern unser Eintreten für Menschen in Not.“ Kevelaer ist der erste Ort am Niederrhein, an dem so ein „Flüchtlingszelt“ aufgestellt wird.

Weitere Standorte sollen folgen, in Pfarrgemeinden, Schulen, Kindergärten, überall am Niederrhein. Die Zelt-Aktion in Kevelaer wurde möglich in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde St. Marien und der Wallfahrtsleitung.

Kevelaer ist von der Organisation mit Bedacht gewählt als Auftakt-Standort – hier ist Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger ein häufiger Gast und Freund und hat schon oft aus seinem Land berichtet. Der afrikanische Flüchtlingsstrom Richtung Europa führt quer durch das Land. Vor wenigen Wochen war Weihbischof Rolf Lohmann mit einem kleinen APH-Team im Niger. In seiner Heimatdiözese in Niamey stellte Erzbischof Lompo eine Paten-Idee vor:

Nigrische Familien werden Gastfamilien für Menschen, die vor Terror und Gewalt auf der Flucht sind – damit sie sich nicht auf den Weg zu Fuß durch die Wüste machen, nicht in einem der Boote sitzen, die dann auf dem Mittelmeer kentern, damit sie nicht in den überfüllten Lagern auf Lesbos landen und sie nicht ihren Heimatkontinent verlassen müssen.

Erzbischof Lompo hat nigrische Gastfamilien gefunden, die bereit sind, eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufzunehmen. „Dies ist ein viel persönlicheres, menschlicheres Domizil als die Unterkunft in einem Flüchtlingslager“, sagt Dr. Elke Kleuren-Schryvers.

Die Paten-Familien bekommen für ihren Einsatz 30 Euro im Monat – mit dem Geld kann mit Holz und Wellblech die eigene Hütte erweitert werden und zweimal am Tag eine einfache warme Mahlzeit (Mais- oder Hirsebrei) für die Flüchtlinge bereitgestellt werden.„Wir hoffen nun“, so die Kevelaerer Medizinern, „dass wir am Niederrhein viele Menschen gewinnen können, die diese 30 Euro im Monat spenden – im Idealfall für ein Jahr.“

„Wir brauchen Eure Stimme, Euer Wort, Euer Handeln“, hat Erzbischof Laurent Lompo vor wenigen Wochen der kleinen Delegation der Aktion pro Humanität mit auf den Heimweg gegeben. „Wir sind alle gefordert, die emotionale Neutralisierung, die Gleichgültigkeit zu überwinden und in Mitmenschlichkeit zu wandeln“, appelliert Kleuren-Schryvers. „Das ist es, was angesagt ist. Wir werden nicht mehr ‚unter uns‘ bleiben können in Anbetracht der Not so vieler Menschen auf der Welt. Angesichts der Flucht vor Armut, Hunger, Terror und Krieg von mehr als 70 Millionen Menschen weltweit. Mehrere Millionen davon unmittelbar vor unserer Haustüre, an den Außengrenzen Europas (…)“

Einen Blickwechsel wagen

Bastian Rütten, theologischer Referent der Wallfahrt in Kevelaer, bezieht die „Aktion Flüchtlingszelt am Niederrhein“ und das Thema Flucht in die Vigilfeier am Freitag, 13. März, um 19.30 Uhr, in der Marienbasilika ein. „Seht das Zelt Gottes unter den Menschen – lesen wir in der Bibel. Diese Aktion lädt dazu ein, in diesen Zelten der Menschen auch die Anwesenheit Gottes zu sehen.

Das Zelt ist einziges und letztes Obdach für Menschen, die Gottes geliebte Kinder sind; somit aber auch seine Ebenbilder. In dieser Fastenzeit wollen wir in St. Marien bewusst Blickwechsel wagen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes notwendig, auf diese furchtbare Situation zu schauen, sie ins Gebet zu nehmen und vor allem zu helfen, wo es eben geht.“

Wer die Patenaktion im Niger unterstützen möchte, kann mit einer Spende helfen: Stichwort Patenfamilie Niger. Stiftung Aktion pro Humanität; Volksbank an der Niers, IBAN DE 39 3206 1384 4330 1300 11. Die Flüchtlingszelte am Niederrhein gehören in die Reihe der Friedensaktionen der Stiftung Aktion pro Humanität. Das Thema der diesjährigen Friedensaktionen lautet: Mitmenschlichkeit in Not. Erneut übernimmt Weihbischof Rolf Lohmann als Kuratoriumsmitglied der Stiftung hierfür die Schirmherrschaft.

APH startet Hilfs-Sammlung

Am Wochenende wird sich von Nettetal aus ein Lkw mit Sachspenden auf den Weg nach Syrien machen. Khalil Kermani und sein Team, Avicenna e.V. Köln, werden in die umkämpfte Krisenregion aufbrechen, um die Menschen in den Lagern in der Region Idlib mit dem Nötigsten zu versorgen.

APH hat die Kölner Organisation bereits vor drei Wochen unterstützt, um Flüchtlinge auf Lesbos mit Medikamenten zu versorgen. „Nun haben uns unsere Freunde von Avicenna erneut um Hilfe gebeten“, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers. APH organisiert von Kevelaer aus eine Hilfs-Sammlung. Benötigt werden vor allem saubere, warme Decken. Die können bis einschließlich Donnerstag, 12. März, im Klarissenkloster in Kevelaer, St. Klara Platz 2, abgegeben werden.

APH und Katzenhilfe erhalten Spende

Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet Jolanda Blijenberg (3. v. links) mit ihrem Team im Physio Center Uedem – und ebenso lange schon spendet das Physio Center zum Ende eines Jahres an gemeinnützige Einrichtungen. Nun überreichte das Physio-Team eine Summe von insgesamt 1300 Euro an zwei ehrenamtlich aktive Organisationen: Die in Kevelaer ansässige Stiftung Aktion pro Humanität (APH) und die Katzenhilfe Uedem e.V.

„Mit unserer Spende möchten wir die ehrenamtliche Stiftungs- und Tierschutzarbeit würdigen und auch ein stückweit sichern”, erklärt Jolanda Blijenberg. „Wir werden die Spende für unsere Waisenhäuser in Benin einsetzen”, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers (links) für die Aktion pro Humanität. „Wir können damit dauerhaft 10 bis 12 Vollwaisen in einer Familie unterbringen – inklusive der Schul- und Berufsausbildung des Kindes. Das wird durch den Einsatz einer Pflegemutter in einer der Waisenhäuser möglich. Hier leben Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und elf Jahren zusammen in einer Familie. Hierdurch wird der Start ins Leben für wenigstens diese Kinder erleichtert.”

Eine glückliche Miene war auch bei Hannelore Peters (5. v. links) von der Katzenhilfe Uedem e.V. zu sehen: „Wir setzen das Geld ein für die vielen Katzenbabys, die abgegeben oder sogar ausgesetzt werden wie Simon und Simba oder Kasper-Mo. Die Katzenbabys werden medizinisch untersucht, geimpft, gepflegt und dann sorgfältig vermittelt.” Die Spendenübergabe war der Abschluss des Jubiläumsjahres des Physio Centers Uedem.     

Eine Segnung im Voodooland

Mit zahlreichen bewegenden Eindrücken kehrten Weihbischof Rolf Lohmann und Dr. Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion pro Humanität von ihrer Reise zum Benin und in den Niger zurück. Während die Ärztin seit vielen Jahren regelmäßig Benin besucht, war es für den Bischof erst die zweite Reise in das afrikanische Land.

Seit seiner Zeit als Wallfahrtsrektor in Kevelaer gehört Lohmann zum Kuratorium der Stiftung APH und weiß somit aus erster Hand, was der Verein in Afrika leistet. Eines der ersten Projekte war 1993 der Bau eines Krankenhauses, das heute eine Anlaufstelle für 800.000 Menschen in der Region ist. „Das ganze Krankenhaus wurde mit privaten Spenden gebaut“, weiß Kleuren-Schryvers die finanzielle Unterstützung der Niederrheiner zu schätzen.

Doch auch Ärzte vom Niederrhein wie der Xantener Chirurg Dr Johannes Kohler oder der Kevelaerer Chefarzt Dr. Rüdiger Kerner sind immer mal wieder im Benin, um den Menschen medizinisch zu helfen. „So beträgt die Rückfinanzierung des Krankenhauses heute über 90 Prozent“, erklärt die APH-Vorsitzende. „Das ist für afrikanische Verhältnisse fast einmalig.“ Zwar könne man sich auf die 100 einheimischen Mitarbeiter verlassen. Dennoch sei es wichtig, selber öfter vor Ort zu sein. „Damit die Menschen auch wissen, wie wichtig sie uns sind.“

Weihbischof Rolf Lohmann hatte bei seinem letzten Besuch vor vier Jahren eine Kopie des Kevelaerer Gnadenbildes mit im Gepäck. „Diese befindet sich nun in einer kleinen Kapelle mitten im Krankenhaus“, freut sich Lohmann, dass sie längst eine Anlaufstelle für alle Gläubige ist, egal ob sie Christen, Muslime oder Voodoo-Anhänger sind. „Der interreligiöse Dialog ist wichtig“, versicherte der Weihbischof. Das zeigte sich nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im angrenzenden Waisenhaus für Aids-Waisen.

So fand während der Reise auch eine Wallfahrt der Kinder statt, an der rund 70 Jungen und Mädchen teilnahmen. Vor dem Gnadenbild beteten sie begleitet von Trommelwirbel gemeinsam den Rosenkranz. „Der Betrieb im Krankenhaus wurde dadurch aber nicht unterbrochen“, erzählte Kleuren-Schryvers. „Im Gegenteil, die Schar betender Kinder lief überall herum und auch der Bischof sollte die Kranken besuchen, egal ob in der Notfallversorgung oder im Kreißsaal.“

Dr. Elke Kleuren-Schryvers und Weihbischof Rolf Lohmann berichten von ihrer Reise nach Benin. Foto: CS

Richtig emotional wurde es dann, als Epiphan und Roland kamen. Die beiden Brüder waren 1998 ins Waisenhaus gekommen. „Als kleine Kinder hatten sie innerhalb von wenigen Wochen ihre Eltern an Aids verloren“, erinnert sich die Kevelaerer Ärztin. „Sie vegetierten einige Tage noch bei den toten Eltern in der Hütte und wurden von der Dorfgemeinschaft notdürftig mit Essen versorgt.“

Heute haben die jungen Männer ihren beruflichen Weg gefunden. Epiphan ist Schuhmacher, sein Bruder ist im Computer-Service tätig. „Das Wiedersehen mit den Jungs zeigt, wie gut man auf dem Weg sein kann mit humanitärer Hilfe“, sieht Elke Kleuren-Schryvers darin eine Bestätigung ihrer Jahrzehnte langen Arbeit.

Gemeinsam mit den beiden Brüdern, der ganzen Kinderschar, deren Angehörigen sowie Kranken und Mitarbeitern feierte Rolf Lohmann einen Gottesdienst mit anschließender Segnung. „Und obwohl ich immer wieder nachgefragt habe, wollten sich alle Menschen ausnahmslos segnen lassen“, wundert sich der Weihbischof. Worauf die APH-Vorsitzende schmunzelnd ergänzt: „Man stelle sich das vor: Wir sind mitten im Voodooland, da kommt ein katholischer Bischof und jeder findet das okay.“

 

Uedemer Theatertruppe gibt drei Aktionen Rückenwind

Traditionell hatte die Uedemer Theatergruppe Rückenwind im Advent ihren großen Auftritt im Bürgerhaus. Vor gleich zwei Mal ausverkauftem Hause begeisterten die Laiendarsteller wie gewohnt ihr Publikum.

Die Zuschauer spendeten zusätzlich einen dreistelligen Betrag, so dass in diesem Jahr gleich drei Organisationen finanziellen Rückenwind erhalten konnten. Matthias Mahlke und Peter van Schie (Amelandlager), Sujata Davids (Café Konkret) und Werner van Briel (Aktion Pro Humanität) freuten sich über je einen Scheck in Höhe von 750 Euro.

Foto: privat

Ein Licht am Horizont und jeden Tag ein bisschen Weihnachten

Dass es Regionen gibt, in denen Weihnachten auf andere Art und Weise und vor allem auch unter anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stattfindet als bei uns, mit dieser Realität sehen sich die Helfer und Aktivisten der „Aktion pro Humanität“ Jahr für Jahr in den Gebieten, in denen sie tätig sind, konfrontiert. Seit 25 Jahren engagiert sich Elke Kleuren-Schryvers mit dem Team der Stiftung Aktion pro Humanität und den Menschen am Niederrhein für die Menschen in Westafrika – aktuell in Benin und im Niger. Gerade im November ist das Ärzteteam um die Medizinerin Kleuren-Schryvers und den Kevelaerer Arzt Rüdiger Kerner aus dem Krankenhaus in Benin zurückgekehrt.

Dieses Krankenhaus hatte es in einem nationalen Ranking nach internationalen Qualitätsstandards gerade zuvor geschafft, zum besten Krankenhaus Benins aufzusteigen – eine Bestätigung für die beninischen und deutschen Ärzte, die versuchen, auch in den ländlichen Regionen eine menschenwürdige und fachlich nach internationalen Standards ausgerichtete medizinische Versorgung auf die Beine zu stellen.

Fehlende Basisversorgung

„In der Fläche betrachtet fehlt eine adäquate Basisversorgung“, sagt Kerner und nennt als Beispiele die Unfallchirurgie und auch die Gelenkersatz-Chirurgie. Bestimmte Erkrankungen führen bei sehr jungen Menschen unter anderem zu Hüftkopfzerstörungen. „Es ist kein Hexenwerk mehr, ein neues Hüftgelenk zu implantieren. Aber es fehlen dort die Materialien und die Fachärzte, die das leisten können. Immer noch sterben Kinder an absolut behandelbaren Krankheiten, weil Eltern erst gar nicht ins Krankenhaus gehen, weil sie meinen, das Geld nicht aufbringen können. „Und dann kommen noch die epidemischen Erkrankungen hinzu: Lassa oder Ebola”, ergänzt Kleuren-Schryvers.

Kerners nachhaltigste Patienten-Erfahrung bei dieser Reise war eine erst 20 Jahre alte Frau, deren Leben durch eine Eiteransammlung in der kollabierten Lunge bedroht war und die Fachärzte zusammen vor Ort die Technik zusammen „improvisierten“, um die Lunge angemessen behandeln zu können. „So eine Patientin, die noch nicht über den Berg war, zurücklassen zu müssen, das fällt nicht leicht“, berichtet der Chefarzt der Inneren Abteilung des Marien-Hospitals in Kevelaer. Ein Therapieplan aber steht – und über das Internet tauscht sich Kerner mit dem Chefarzt vor Ort, Dr. Gilles Mensah, aus, sieht Röntgen- und Laborbefunde ein und kann Hinweise geben.

Humanitäre Hilfe vor Ort wird schwieriger

Es werde deutlich, sagt Kleuren-Schryvers, dass es das Team der „Stiftung Aktion pro Humanität“ vor Ort immer schwerer hat, unter friedlichen Bedingungen humanitär zu agieren. Das deutet sich in Benin durch bestimmte politische Entwicklungen an und sei im Niger bereits Realität. „Falls die internationale Gemeinschaft nicht zu Hilfe kommt, kann es durch den im Sahel massiv zunehmenden IS-Terror eine Blockade der humanitären Entwicklungszusammenarbeit geben.“ Die Leidtragenden seien dann die Menschen.

Der Transport von Wasser. Foto: privat

Die Ursachen dafür reichten von den ungerechten Verhältnissen des Welthandels über die politische Führung von Staaten durch Autokraten und Potentaten, denen eine Perspektive für ihre Bevölkerung nicht wichtig sei – und eben der alles zersetzende, mörderische Vernichtungsterror des IS. Nach Angaben der „Agentur Fides” wurde am 10. Dezember ein Massaker an über 70 nigrischen Soldaten in Inatés nahe der Grenze zu Mali begangen. Im Rahmen der dreitägigen Staatstrauer hatte der Bischof Lompo, der in Kevelaer schon häufig zu Gast war, eine mahnende Grußbotschaft verfasst, in der es unter anderem hieß: „Der Anschlag am 10. Dezember in Inatés (…) zeigt uns die Situation, in der wir leben.“

Und ein Pater erinnerte daran, dass es aufgrund der Tatsache, dass der Pater Pierluigi Maccalli am 17. September 2018 entführt wurde, einige Gemeinden der Diözese Niamey geben wird, in denen Weihnachten ohne einen Priester gefeiert werden wird.

Der IS-Terror gefährdet Entwicklung

In Burkina Faso ist die aktuelle Lage für die Christen noch dramatischer, sagt Kleuren-Schryvers. „Früher haben wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort die Projekte entwickeln dürfen und konnten sie dann mit Hilfe der Menschen am Niederrhein auch zumeist sehr zeitnah realisieren.“ Die Lebensqualität wurde durch den Zugang zu sauberem Trinkwasser, zu adäquater medizinischer Basisversorgung, durch den Bau von Schulen oder durch Mikrokreditprojekte verbessert – und das mit einem interreligiösen Ansatz. „Das humanitäre Tun war zugleich auch immer Friedensarbeit – zwischen Männern und Frauen, zwischen Ethnien und Religionen, so dass die Menschen ihre Zukunftsperspektive in ihren Heimatländern sahen.

„Die Situation im Sahel hat sich so desaströs entwickelt, dass der Bischof uns sagte: Es geht nicht mehr um Geld – es geht ums Gebet und die Tatsache, dass wir euren Mund und die Hände brauchen, um die Menschen hier in Europa zu sensibilisieren, dass wir in der Situation des islamistischen Terrors keine Chance mehr auf Entwicklung haben.“ Als Beispiel nennt Kleuren-Schryvers den Brunnenbau. Sonst gab es zur Weihnachtszeit im Niger immer drei oder vier neue Brunnen, die durch die Förderer der Aktion pro Humanität möglich waren. Auch diesmal wurde das Geld dafür schon in den Niger transferiert. Die Brunnenbau-Teams sind mit ihren Fahrzeugen und ihrer Technik aus Burkina Faso bereits vor Ort. „Aber die Regierung des Niger befürchtet Terror-Attacken auf die Teams.“ Das heißt, dass erst der Militärschutz organisiert werden muß. „Den Brunnenbau wird das verzögern, allerdings nicht verhindern“, versichert die „APH“-Begründerin.

Die zunehmend unsichere Situation zeige aber eins: „Wenn Erzbischof Laurent einzig um unser intensives Gebet für Schutz und Sicherheit für die Menschen im Sahel bittet, dass Frieden werden kann, dann zeigt sich daran, wie viel aussichtsloser die Situation ganz aktuell ist im Vergleich mit jeder schweren oder schwersten Hungerkrise des Niger.“ Für den Schutz und die Sicherheit der Menschen im Niger engagiert sich gerade keiner effektiv. „Wir müssen lernen, neue Wege humanitärer Hilfe in dieser Region zu gehen“, sagt Kleuren-Schryvers. „Wenn die jungen Leute dort sehen, was es in Europa alles gibt, dann ist das ein starkes Motiv, um sich in ihrer Situation auf den Weg zu machen“, sagt Kerner. Und dann riskierten sie halt ihr Leben – in der lybischen Wüste oder auf dem Mittelmeer.

APH-Projekte schaffen Hoffnung

Die APH-Projekte in Benin und im Niger sind aktuell von diesen Tendenzen (noch) nicht berührt. Die Menschen, die dort Arbeit gefunden haben, stehen in Lohn und Brot der Stiftung Aktion pro Humanität, der Erzdiözese Niamey über APH oder demnächst vielleicht auch des Bistums Münster. Ein entsprechendes Angebot des Weltkirche-Referates gibt es dazu. „Das geplante Krankenhaus-Projekt für den Niger in der ländlichen Region Makalondi wird eine Leuchtturm-Funktion haben können“, glaubt Kleuren-Schryvers. „Denn auch dort können – wie in Benin – über 100 Menschen, oft junge Menschen mit guter Ausbildung, Arbeit, Lohn und Brot finden.“

Das Weihnachtsfest feierten Bürger in Westafrika auf andere Art und Weise als wir in Deutschland. Foto: privat

Das wird auch auf die Entwicklung im Umfeld Einfluss nehmen, wenn kleine Handwerksbetriebe vermehrt an Aufträge kommen können und so noch mehr Menschen von dem Projekt profitieren. „Den Menschen eine Alternative zum Angebot des IS zu geben, den interreligiösen Dialog sehr ernst und engagiert weiter zu betreiben, den Menschen an der Seite zu sein in ihrer verzweifelten Lebenssituation aus Armut, Hunger, Angst und Terror – das ist die große Herausforderung für unsere Arbeit in den nächsten Jahren”, so Kleuren-Schryvers.

Hilfe nach Flutkatastrophe

Zu den bereits beschriebenen Problemen kam Ende Oktober/Anfang November noch eine in den westlichen Medien kaum beachtete Flutkatastrophe im Benin dazu, bei welcher der Grenzfluss zum Nachbarland Togo über die Ufer trat, die Lehmhütten der Bewohner wegspülte und die Not vor Ort vergrößerte. „Das war eine der bedrückendsten Situationen, die ich in den Jahren im Benin erlebt haben – dieser Matsch und Modder in den überfluteten Gebieten, die eingebrochenen Hütten in den Dörfern, die Moskito-Schwärme mit tausendfachem Malaria-Infektionspotenzial“, erzählt Kleuren-Schryvers.

Ein kleiner Lichtblick war da die von der APH hier am Niederrhein am Nikolaustag gestartete Weihnachts-Reis-Aktion für die Kinder in den Flutgebieten. „Wir haben da eine WhatsApp-Liste mit Spendern einer zurückliegenden Hirse-Sammelaktion gegen den Hunger im Niger reaktiviert“, erinnert sich Kleuren-Schryvers. Am Ende des Nikolaustages waren es mehr als 6.000 Kilogramm Reis, die gespendet worden waren – ein Kilo zu 50 Cent. „Es bewegt einen enorm, wenn das Handy permanent blinkt, weil Menschen sich hier engagieren mit ihren Kindern, Familien, Chören und Vereinen.“ Das zeige, wie ausgeprägt das Mitfühlen auch für den fernen Nächsten in unserer Region verankert ist, dankt Kleuren-Schryvers allen für ihr Mitwirken.

So haben dann am Heiligen Abend 3.000 Kinder je einen Kilo Reis erhalten und haben zusätzlich einen Kilo mitnehmen können, um es ihren Familien zu schenken. Gerade für die Kinder sei das etwas Außergewöhnliches. „Welches afrikanische Kind bekommt schon mal etwas geschenkt im Leben? Das sind Kinder, die in den Dörfern mit den alten Reifen und dem Stock spielen, die nur ein paar Flip-Flops haben, wenn es hoch kommt, nur eine Hose, ein Shirt und ein-, maximal zweimal am Tag etwas zu essen.“ Da sei eine solche Spende „wie ein Licht am Horizont. Dann wäre quasi jeden Tag Weihnachten.“

Weihnachten wird auch in Westafrika gefeiert

Das Weihnachtsfest selbst haben beide Mediziner vom Niederrhein dort in Westafrika noch nicht erlebt. Einmal allerdings war die Ärzte-Mission zu St. Martin vor Ort. Und man feierte mit den Aids-Waisenkindern und den Kindern und Müttern aus der Kinderkrippe im Projekt.„Da sind wir mit Kerzen in der Dunkelheit mit den Kindern durch das Gelände gezogen und haben da Martinslieder gesungen“, erinnert sich Kerner auch an gebackene Teilchen aus der Bäckerei in Dobo als Weckmann-Ersatz. „Die Kinder strahlten – und wir waren froh, dass wir bei den Martinsliedern in tropischer Nacht noch einigermaßen textsicher waren.” „Als wir jetzt das Krankenhaus-Projekt in Gohomey verließen, stand in der kleinen Projektkapelle schon die Weihnachtskrippe in der Sakristei bereit und der Plastiktannenbaum“, erzählt Kleuren-Schryvers.

Zu Weihnachten gab es ein großes, leuchtendes Kreuz an der Kapelle. „Und für alle Kinder aus der Kinderabteilung des Krankenhauses, aus der Kinderkrippe und den Waisenhäusern kommt am ersten Weihnachtstag Papa Noel ins Projekt.“ Da hat dann der „Weihnachtsmann“ in voller Montur „mit Rauschbart und Kapuze bei mindestens 35 Grad“ allen Kindern kleine Geschenke gebracht. „Für die Kinder ist das wunderbar, die Erwachsenen freuen sich – und es wird viel gelacht, gesungen, getanzt, getrommelt.“

In solchen Situationen drücke sich vor allem eines aus, sagt die erfahrene Kämpferin für das Menschliche: „Die Sehnsucht nach einem Moment, in dem einem im Leben auch mal etwas geschenkt wird und man nicht nur kämpfen muss – und das gilt gerade für die Kinder.“

Ehrenamtlicher Einsatz in Benin

Es ist wieder so etwas wie eine Reise in eine andere Welt. Kürzlich haben sich 16 Ärzte, Techniker und Helfer vom Niederrhein auf den Weg nach Westafrika gemacht – für einen ehrenamtlichen Einsatz im Buschkrankenhaus der „Aktion pro Humanität“ in Benin.

Die Kevelaerer Medizinerin und APH-Gründerin Dr. Elke Kleuren-Schryvers und ihr Mann Peter Tervooren haben mit ihrem Team monatelang auf den Einsatz hin gearbeitet: OP-Pläne wurden aufgestellt, Einsatzlisten geschrieben, Materialien zusammengestellt, Spenden ertrommelt und Urlaube geopfert.

Hochbetrieb auf der Kinderstation.

Nun arbeiten die Niederrheiner bei mehr als 35 Grad, Dauerregen und dampfender Schwüle im westafrikanischen Busch, in Gohomey, im spendenfinanzierten Krankenhaus der APH, das seit fünf Jahren nun auch einen Operations-Container hat.

Chef der Mission ist einmal mehr Dr. Johannes Kohler, der viele Jahre als Chefarzt der Chirurgie am Krankenhaus in Xanten wirkte und seit seinem Unruhestand wieder in Baden-Baden lebt – dem Niederrhein und APH ist er treu geblieben.

Und er hat ein engagiertes Team an seiner Seite: seine Frau Beate, die sich unter anderem um die medizinischen Dokumentationen kümmert; OP-Pfleger Dirk Henricy (St. Josef Hospital Xanten); Anästhesist Dr. Wolfgang Paul (St.-Clemens-Hospital Geldern), Annemarie Pieper (Intensivschwester aus Xanten) mit ihrem Mann, dem Moerser Kinderarzt Hans Hermann Pieper; Dr. Rüdiger Kerner (Chefarzt am Marienhospital Kevelaer) mit „seinem“ Endoskopie-Team Hildegard Kleinen und Dr. Rosa Tuinenborg (beide Marienhospital) und Silvia Kölbel; dem Kevelaerer Ärzteehepaar Dr. Roland Klein (Zahnarzt) und Angelika Klein (Allgemeinmedizinerin) und ihrer Tochter Dr. Kathrin Sophie Klein (frischgebackene Zahnärztin); und natürlich Dr. Elke Kleuren-Schryvers und Peter Tervooren (Kevelaer) und aus Mannheim der Fotograf Johannes Vogt, der in den APH-Anfangsjahren vor mehr als 20 Jahren einmal Projektleiter in Benin war.

Mobile zahnarztpraxis.

Zu den schönsten Momenten der ersten Tage in Gohomey gehörte die offizielle Inbetriebnahme des neu gebauten Bettenhauses – nun ist Platz für etwa 65 Patienten – und man darf hoffen, dass sich künftig nicht mehr zwei Kranke ein Bett teilen müssen. In der neuen Pädiatrie, der kleinen Kinderabteilung, herrscht Hochbetrieb. „225 Kinder sind hier seit dem 1. November schon behandelt worden“, berichtet Dr. Elke Kleuren-Schryvers. Nach lang anhaltenden kräftigen Regenfällen mit schweren Überschwemmungen sind viele Kleinkinder, aber auch Erwachsene an Malaria erkrankt, leiden an Darm-Infektionen und häufg auch an Meningitis.

Die Überflutungen der Felder – eine für Benin ungewöhnliche Situation – hat die Ernte zerstört. Etwa 3500 Menschen in der Region rund um Gohomey haben ihre Hütten und ihren gesamten  Besitz verloren. Die Niederrheiner haben zu Beginn der Woche ein Soforthilfeprogramm gestartet und selbst Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete gebracht – unter anderem Moskitonetze, Decken, Lebensmittel und Medikamente.

Ein Dorf sagt Danke.

Ein Schicksal berührt das gesamte Team in diesen Tagen ganz besonders: Johannes Kohler und sein Team operierten einen achtjährigen Jungen, der seit sieben Jahren nach einem schlimmen Unfall mit einer schief zusammengewachsenen Unterschenkelverletzung sich nur auf den Knien rutschend oder stark humpelnd fortbewegen konnte.

Der Vater des Jungen starb vor vielen Jahren, die alleinstehende Mutter hat kein Einkommen – schon gar nicht für eine Operation. In einem mehrstündigen Eingriff konnte das Bein gerichtet werden – der Junge hat eine Chance, aufrecht gehen zu können.

Es sind wohl diese Momente, die die Mediziner und Techniker immer wieder antreiben, sich  ehrenamtlich auf den Weg nach Afrika zu machen und im Buschkrankenhaus zu helfen. Und es gab ein weiteres Highlight: Am Abend eines anstrengenden Tages wurde das APH-Team von Voodoo-Priestern in der Nachbarschaft zu einem kleinen Fest eingeladen. Eine besondere Ehre – wenn auch etwas ungewöhnlich für niederrheinische Europäer.

Das neue Bettenhaus im Buschkrankenhaus ist fertig

Nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal standen die Kevelaerer Medizinerin Dr. Elke Kleuren-Schryvers und ihr Team der Aktion Pro Humanität (APH) in den vergangenen Monaten vor Herausforderungen, die nicht unbedingt eingeplant waren. Seit mehr als 20 Jahren unterhält APH ein Buschkrankenhaus im westafrikanischen Benin, baut im Niger Brunnen und bald auch ein Krankenhaus – dank der treuen und zuverlässigen Unterstützung ihrer Spender. So wurde vor einigen Jahren auch die Installation eines Operations-Containers im Buschkrankenhaus in Benin realisiert – mit dem Ergebnis, dass die hochmoderne Operations-Einheit nahezu rund um die Uhr ausgebucht ist und die Patienten im kleinen Krankenhaus der APH mitunter zu zweit oder gar zu dritt ein Bett teilen mussten.

APH reagierte und trommelte einmal mehr Spenden zusammen, um den Bau eines neuen Bettenhauses zu verwirklichen. Der Kraftakt ist geglückt. Nach knapp siebenmonatiger Bauzeit ist der neue Trakt fertiggestellt. Im November werden für APH erneut Mediziner, Fachkräfte und Techniker auf eigene Kosten dorthin reisen, um vor Ort wieder gemeinsam zu helfen und nahezu rund um die Uhr im Operationscontainer und im Projekt zu arbeiten. Dann wird das neue Bettenhaus feierlich eingeweiht. Insgesamt verfügt das Buschkrankenhaus der Aktion pro Humanität nun über 65 Betten. Für den neuen Trakt konnten knapp 65.000 Euro an Spendengeldern verbaut werden. 

Nahrungsmittel für Niger

Immer wieder erschüttern das Team auch Nachrichten aus dem Niger, dem zweiten afrikanischen Einsatzland der Aktion pro Humanität. So musste Erzbischof Laurent Lompo bei einem seiner jüngsten Besuche am Niederrhein von Nahrungsmittel-Engpässen berichten, die vor allem Familien in den Wüstendörfern treffen. Hier konnte die Aktion Pro Humanität mit Hilfe von Freunden und Förderern insgesamt 78.000 Euro zusammentrommeln.

Einen Großteil der Spenden übernahmen wieder einmal die Stiftung der Familie Seibt von der Grav Insel in Wesel, das Bistum Münster über APH, die Pfarrgemeinde St. Marien in Kevelaer, die Aktion pro Humanität und drei größere, private Einzelspender. Erzbischof Laurent Lompo konnte mit seinem Team nun Spezialmilch und Medikamente für unterernährte Kinder kaufen und viele Familien mit Nahrungsmitteln versorgen, sodass die schlimmste Zeit bis zur nächsten Ernte überbrückt werden kann. Ein Sack Hirse kostet derzeit etwa 40 Euro – eine mehrköpfige Familie benötigt sechs Säcke Hirse, um drei Monate zu überstehen.

„Es beeindruckt uns alle im Team der Aktion Pro Humanität immer wieder, wie engagiert und großherzig die Menschen hier am Niederrhein und auch darüber hinaus zu helfen bereit sind“, sagt die APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers. „Danke für das Vertrauen und die wirklich großartige Unterstützung für alle die, die am Wegesrand dieser Welt ihr Leben fristen müssen,  armgemacht, perspektivlos, ohnmächtig.“

Das gilt auch für Hilfe, die die Menschen in anderen Winkeln der Erde erreichen kann. So konnten nach den schweren Überschwemmungen im indischen Kerala 5.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt werden. Pater Benny, Geistlicher in der Pfarrgemeinde St. Marien in Kevelaer, hat den Betrag in seine Heimat geschickt. Dank dieser Hilfe wurden 300 Schüler wieder mit dem Nötigsten versorgt. Kleidung, Bücher, Schreibutensilien – alles war von den Fluten weggespült worden. Pater Benny hatte APH um Unterstützung gebeten und den Kontakt mit Kerala hergestellt und betreut.

Medikamente für den Jemen

Es hat lange gedauert, doch dann erreichte APH die erlösende Nachricht von Matthias Dentler von MOAS (Seenotrettungsorganisation in Deutschland): Die Container mit medizinischen Hilfsgütern und Nahrungsergänzungsmitteln sind im Hafen von Aden angekommen und konnten mit der lokalen Hilfsorganisation unter den bedürftigen Menschen in mehreren Flüchtlingslagern verteilt werden – trotz vieler unvorhersehbarer Schwierigkeiten und einer stark verschlechterten Sicherheitslage.   

Niederrheiner bauen ein Krankenhaus in Afrika

Wer in der Region Torodi im afrikanischen Niger ernsthaft erkrankt, muss lange Wege auf sich nehmen, um das nächste Krankenhaus zu erreichen. Selbst ein Röntgenapparat steht erst rund 150 Kilometer entfernt. Mit viel Hilfe vom Niederrhein soll nun ein Krankenhaus in der Gemeinde Makalondi auf einem Grundstück entstehen, dass die Kirche zur Verfügung gestellt hat. Darüber informierte die Aktion pro Humanität (APH) aus Kevelaer im St.-Josef-Hospital in Xanten.
Schon bevor der Grundstein gelegt ist, kann Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Vorsitzende der APH, über ein breite Unterstützung freuen. So hat die Zevens-Stiftung des Klever Investors Bernd Zevens zugesagt, den Bau aller geplanten Module des Krankenhauses zu finanzieren. „Sonst kann man alle paar Jahre ein neues Modul bauen und muss dann sparen, bis man das nächste angehen kann“, erklärte Kleuren-Schryvers.
Durch Zevens’ Engagement können nun wohl schon innerhalb von fünf Jahren Gebäudemodule für eine Notaufnahme, eine Mutter-Kind-Station, einen Operationssaal, eine Pädiatrie, ein Labor und auch die Verwaltung gebaut werden. Die „action medeor“ aus Tönisvorst hat in Aussicht gestellt, bei der technischen Ausrüstung zu helfen und die Familie Seibt von der Grav-Stiftung will sich mit ihrer Stiftung um die Wasser- und Stromversorgung kümmern. Unterstützt werde APH auch immer wieder durch das Bistum Münster, betonte die Vorsitzende.
Alle, die mit ihrer Unterstützung die Grundlage für das geplante Krankenhaus geschaffen haben hoffen nun, damit gleichzeitig ein Signal zu setzen. Denn weitere Spenden werden dringend benötigt, um die notwendige Ausrüstung und den Betrieb des Krankenhauses zu ermöglichen. Er wünsche sich, sagte Weihbischof Rolf Lohmann, dass die Region Niederrhein die Region Torodi in Afrika unterstützt. Das bisherige Engagement sei „großartig“ betonte er und bedankte sich bei allen, die schon ihre Hilfe zugesagt haben.
Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger, der ebenfalls nach Xanten gekommen war, konnte man die Freude über die guten Nachrichten ansehen. „Ich werde mit einem Gefühl der Dankbarkeit nach Hause zurückkehren“, sagte er, „die Hilfe vom Niederrhein bringt Hoffnung in meine Heimat. Das gibt den Menschen eine Perspektive und ermutigt sie, in ihrem Land zu bleiben.“
Gleichzeitig richtete Lompo einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft: „Wie könnt Ihr uns helfen, aus dieser lebensbedrohlichen Situation im Niger herauszukommen? Wenn es keine Hilfe und internationale Unterstützung gibt, werden die Menschen weiter flüchten und das Land verlassen.“ Der Niger gilt mit rund 20 Millionen Einwohnern als eine der ärmsten Regionen der Welt. Zahlreiche Menschen sind akut vom Hunger bedroht, außerdem verbreiten Dschihadisten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung.
Durch das Krankenhaus soll nicht nur den Menschen eine Perspektive gegeben werden, die dort künftig behandelt werden, ergänzte Kleuren-Schryvers: „In einem vergleichbaren Krankenhaus der APH in Benin finden rund 100 Menschen und damit ihre Familien regelmäßig seit 25 Jahren Lohn und Brot. Kleine Handwerksbetriebe in der Umgebung sind mit ihren Dienstleistungen einbezogen in das Projekt. Wir möchten auch im Niger mit dem Bauunternehmen vertraglich vereinbaren, dass über die gesamte 50 Prozent der Hilfs- und Facharbeiter aus der Region rekrutiert werden.  Damit werden Chancen eröffnet, Hoffnung gegeben.“
Im Anschluss an das Gespräch führten Dr. Ulrich Meder, Chefarzt der Inneren Abteilung, und Dirk Henricy, OP-Leiter in Xanten und seit fünf Jahren in Benin engagiert, Erzbischof Lompo durch das Xantener Krankenhaus.
Weitere Informationen zur Aktion pro Humanität und Spendenmöglichkeiten für das geplante Krankenhaus im Niger und weitere Hilfsprojekte gibt es unter: www.pro-humanitaet.de

Im Niger sichern 40 Cent am Tag das Überleben eines Menschen

Während selbst am Niederrhein der trockene Sommer den Landwirten zu schaffen macht, warten auch die Menschen im afrikanischen Niger dringend auf Regen. Kommt der nicht, droht in einem der ärmsten Staaten der Welt eine Verschärfung der Hungersnot. „Wir hoffen noch, dass es gut wird“, sagt Laurent Lompo, Erzbischof des Bistums Niamey, am 9. August 2019 bei einem Besuch in Kevelaer.

Doch bis zur nächsten Ernte dauert es noch zwei bis drei Monate – 700 Menschen sind in der Region, in der Lompo Erzbischof ist, konkret vom Hunger bedroht, 50 Kleinkinder sind so schwer unterernährt, dass nur Spezialmilchprodukte jetzt noch ihr Leben retten können.

Hunger und Übergriffe islamischer Dschihadisten

Dazu kommen Übergriffe islamistischer Dschihadisten, die aus den Nachbarländern Mali und Burkina Faso einfallen und die Landbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. „Die Unsicherheit wird immer stärker, die Menschen verlassen aus Angst die Dörfer und flüchten in die schon jetzt überbevölkerten Städte“, erklärt Lompo. „Junge Menschen sind besonders gefährdet. Sie lassen sich wegen der Perspektivlosigkeit leicht von Dschihadisten einfangen.

Wir als Kirche müssen an ihrer Seite bleiben und ihnen eine Perspektive geben.“ Kurzfristig geht das mit Lebensmittelspenden, langfristig will man Jugendlichen eine gute Ausbildung ermöglichen. „Die Erfahrung zeigt, dass sie nach der Ausbildung zurückkommen und ihr Wissen mit den anderen Dorfbewohnern teilen, sodass alle davon profitieren“, erklärt der Erzbischof. Durch die Hilfe vor Ort wird so ganz konkret verhindert, dass die Menschen aus ihrem Land flüchten müssen.

Probleme gemeinsam lösen

Die Dschihadisten, betont Lompo, bekämpfen übrigens nicht alleine Christen, auch Muslime zählen zu ihren Opfern. „Deshalb brauchen wir den interreligiösen Dialog. Wir können die Dinge nur miteinander lösen und nicht gegeneinander“, sagt er. „Auf dem Land tun sich Christen und Muslime schon jetzt zusammen, um Entwicklung zu ermöglichen. Man steht dort zusammen.“ Für ihn ist das ein wichtiges Zeichen der Hoffnung, denn er weiß: „Wenn wir uns von der Angst regieren lassen, sind wir alle tot – dann ist es vorbei!“

Dankbar ist Lompo für die Hilfe, die er bereits jetzt von vielen Niederrheinern über die „Aktion pro Humanität“ aus Kevelaer erhalten hat: „Es tut uns gut zu wissen, dass Menschen aus Deutschland an unserer Seite sind, auch wenn sie nicht selbst vor Ort sind. Es ist gut, dass Menschen da sind, die uns in unserer Situation unterstützen.“ Und er hofft, dass er nicht mit leeren Händen in seine Heimat zurückkehren muss. Besonders dramatisch ist die Lage für etwa 50 schwer unterernährte Kinder. Für sie hatte Pater Macalli ein Projekt ins Leben gerufen – jedoch wurde er von Dschihadisten entführt und gilt als verschollen. Die Kinder brauchen dringend spezielle Nahrung – die kostet für drei Monate 200 Euro pro Kind und bietet dem Kind gute Chancen, am Leben zu bleiben.

Hilfe brauchen auch 700 von Hunger bedrohte Familien. Lompo rechnet vor: „Eine Familie mit sieben Personen benötigt im Monat zwei Säcke Hirse, die zusammen rund 80 Euro kosten. Drei Monate müssen noch überbrückt werden, das kostet also rund 240 Euro pro Familie.“ Auf eine Person herunter gerechnet bedeutet das, dass rund 40 Cent pro Tag deren Überleben sichern.

Auf nachhaltige Hilfe ausgelegt ist der Bau einer zweiten Klasse der Grundschule in Torodi. Dort werden christliche und muslimische Kinder gemeinsam unterrichtet. Die erste Klasse wurde im vergangenen Jahr aus einem Teil der Spenden zur Bischofsweihe von Weihbischof Rolf Lohmann errichtet. Für die zweite Klasse fehlen zeitnah noch 7.500 Euro.

Aktion pro Humanität

Wer Erzbischof Lompo unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an die „Aktion pro Humanität“ in Kevelaer tun. Das Geld, versichern Lompo und die Vorsitzende Elke Kleuren-Schryvers, wird auf einem Konto außerhalb des Niger sicher verwahrt und kommt direkt bei den Menschen an, die die Hilfe benötigen. Wer für einen bestimmten Zweck, also zum Beispiel die unterernährten Kinder oder Hirsesäcke, spenden möchte, kann dies bei der Überweisung im Verwendungszweck angeben.

Kontakt- und Spendenmöglichkeiten sind zu finden auf www.pro-humanitaet.de. Schon jetzt dankt Kleuren-Schryvers der Stiftung der Familie Seibt von der Grav-Insel in Wesel, der Familie Janssen und weiteren Menschen aus Sonsbeck sowie einer Familie aus Kleve, die alle den Bau von Brunnen ermöglicht haben.