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Annette Giefer und Ruth Plege (v.l.) laden ein. Foto: privat
Zur Ruhe kommen in der Clemenskapelle

„WortKlangStille“ lädt zur Erholung ein

Am Sonntag, 12. November 2023, findet um 17 Uhr in der Clemenskapelle am Klostergarten in Kevelaer die erste WortKlangStille statt.

Durch Achtsamkeit mehr Lebensglück erlangen

Im Herbst 2016 hat sich Ruth Plege als Achtsamkeitstrainerin in Kevelaer selbständig gemacht. Sie möchte den Menschen mit ihren Kursen zu einem entspannteren, glücklicheren Leben verhelfen. Zahlreiche Teilnehmer äußern sich begeistert über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Coaching bei der Achtsamkeitstrainerin: „Ruth Plege steckt einen mit ihrer Begeisterung für das Thema ‚Achtsamkeit’ nicht nur an, sie lebt es. Das Training hat mir Techniken an die Hand gegeben, den Alltag gelassener und bewusster zu leben und auch die kleinen Dinge im Leben zu achten und zu schätzen.“ – „Meine Tage sind nun gefühlt länger und die Wochen rasen nicht so schnell an mir vorbei.“ – „Der Kurs liefert wichtige Erkenntnisse, um das Leben viel bewusster und gelassener genießen zu können.“ oder „Man lernt, sich aus der Zukunft und Vergangenheit zurückzuholen, um im Jetzt zu leben.“

Das Kevelaerer Blatt traf Ruth Plege, um mit ihr über das Thema Achtsamkeit zu sprechen.

Kevelaerer Blatt: Was meint genau „Achtsamkeit“?

Ruth Plege: Ich unterrichte nach dem Unified Mindfulness-Ansatz. Ausgebildet wurde ich von der Achtsamkeitslehrerin Sabine Heggemann, die den von dem Amerikaner Shinzen Young entwickelten Ansatz nach Deutschland gebracht hat. Achtsamkeit oder achtsame Wahrnehmung bezeichnet hier das Zusammenwirken von drei Aufmerksamkeitsfertigkeiten, nämlich Konzentration, Klarheit und Gelassenheit. Es geht um die Fähigkeit zu Präsenz, um mehr Bewusstheit. Die Qualität unserer Aufmerksamkeit ist also entscheidend und vor allem auch, mit welcher inneren Haltung wir etwas erleben und tun.

Achtsamkeit im Alltag bedeutet, sich trotz wiederkehrender Belastungen und zahlreicher Ablenkungen auf das Wesentliche konzentrieren zu können, einen klaren Kopf zu behalten und im Umgang mit alltäglichen Herausforderungen gelassen zu bleiben. Damit ist Achtsamkeit eine innere Ressource, die durch Training entwickelt beziehungsweise vertieft werden kann. Sie hilft uns, Stress zu reduzieren und uns selbst und anderen mit mehr Wohlwollen und Mitgefühl zu begegnen.

Wie kamen Sie selbst dazu, sich mit Achtsamkeit auseinanderzusetzen und es auch zu lehren?

Im Grunde waren es körperliche Erkrankungen, mit denen ich viele Jahre zu kämpfen hatte und durch die ich seit Beginn meines Studiums oftmals stark im täglichen Leben eingeschränkt war. Auf meiner inneren Reise durfte ich unter anderem lernen, all dies anzunehmen und nicht länger dagegen anzukämpfen. Das ist immer ein Prozess und individuell unterschiedlich.

Schließlich nahm ich mein Schicksal selbst in die Hand, fühlte mich den Umständen nicht länger hilflos ausgeliefert. Das setzte große Energien in mir frei, die mir halfen, mein Leben positiv zu verändern. Ich fing an, mich intensiv mit unterschiedlichen Achtsamkeitsansätzen zu beschäftigen und regelmäßig zu trainieren. Ich absolvierte eine Weiterbildung zum Stress- und Mentalcoach, ließ mich zur Achtsamkeitslehrerin ausbilden und machte mich selbstständig. In meiner Arbeit möchte ich nun andere Menschen auf ihrem Weg begleiten und ihnen Mut machen, in sich hineinzuhorchen und sich selbst besser kennenzulernen.

Wie läuft das Achtsamkeitstraining konkret ab?

Jeder kann Achtsamkeit lernen. Es sind keine Vorkenntnisse für die Teilnahme an einem Kurs nötig. Einzig und allein hilfreich ist die Entscheidung beziehungsweise die Bereitschaft, sich regelmäßig Zeit zu nehmen, um eine Achtsamkeitstechnik zu üben. Der Einführungskurs läuft über einen Zeitraum von acht Wochen. In diesem Zeitraum findet einmal pro Woche ein Gruppentreffen statt, wo dann ausgewählte Achtsamkeitstechniken aus dem Unified Mindfulness-Ansatz erläutert und praktiziert werden. Die Teilnehmenden lernen, wie sie ihre achtsame Wahrnehmung an einem geschützten Ort sowie im Alltagsgeschehen trainieren können. Zu Beginn erfordert das Training circa 10 Minuten täglich.

Es ist hilfreich, sich für diesen Zeitraum einen geschützten Rahmen zu schaffen, ohne Unterbrechungen oder Ablenkungen. In den Kursen finden die Teilnehmenden oft zu einem innerlichen Perspektivwechsel im Umgang mit Stress oder herausfordernden Situationen. Viele finden zu mehr Ruhe und Gelassenheit, lernen, in Kontakt mit sich selbst und dem Körper zu sein, sind erfüllter und zufriedener.

Erleben Sie die Menschen heute auch zunehmend gestresst?

Ja, denn wir alle – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – sind mehr oder weniger Symptomträger eines Lebens in einer Konsum- und Leistungsgesellschaft. Wir alle kennen und erleben Stress. Tagtäglich müssen wir eine Reihe von Entscheidungen treffen und eine Vielzahl an Anforderungen im Alltag bewältigen. Wir stehen unter Druck. Selbst in unserer Freizeit muss es oft „höher, schneller, weiter“ gehen. Hinzu kommt die ständige Erreichbarkeit.

Die vorherrschende Reizüberflutung führt zu einer körperlich-mentalen Daueranspannung, zu chronischem Stress. Die Menschen sind selten bei sich, dafür sehr oft im „Außen“, ständig auf Empfang, auf der Suche nach „Likes“. Auch im Job stehen viele Arbeitnehmer unter Druck, sich gleichzeitig auf mehrere Dinge konzentrieren zu müssen. Das ist neurobiologisch gar nicht möglich und kostet nicht nur unserem Gehirn viel Energie.

Wir sind überall und nirgends, aber nur selten wirklich präsent im gegenwärtigen Augenblick – mit erheblichen Konsequenzen für unsere Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit und für unsere psychische und physische Gesundheit. Der Krankenstand steigt in vielen Berufen: Schlafstörungen, Depressionen und Rückenleiden nehmen zu, um nur einige Auswirkungen zu nennen. Parallel dazu wird die Sehnsucht nach Ruhe, Stille, Entspannung und Entschleunigung immer größer.

Was ist denn das wichtigste Rezept gegen Stress?

Es gilt, mehr Bewusstheit, mehr Klarheit in die eigenen Gedanken zu bringen. Denn zu fast 50 Prozent denken und handeln wir im sogenannten Autopilotenmodus, im Unbewussten. Um weniger zu leiden, um Stress zu reduzieren, ist es hilfreich, die Aufmerksamkeit immer wieder zurückzuholen in den gegenwärtigen Moment – mit seinen Gedanken weniger in die Vergangenheit oder in die Zukunft abzudriften und dafür mehr im Hier und Jetzt zu sein. Nur so ist man in der Lage, zu erkennen, was jetzt wirklich wichtig ist und kann aus dem Gedankenkarussell oder aus dem Hamsterrad aussteigen.

Das erfordert allerdings ein systematisches Training unserer Aufmerksamkeit. Und genau dort setzen meine Kurse an. Diese mache ich nicht nur für Privatpersonen, sondern auch als Fortbildungen oder für Unternehmen.

Welchen   Tipp   könnten   Sie   den   KB-Lesern   geben, um   das   neue   Jahr achtsam anzugehen?

Öfter mit seiner Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment ankommen. Wahrnehmen und sich bewusst machen, dass es trotz vieler Widrigkeiten und Schicksalsschläge auch viel Gutes im eigenen Leben gibt. Regelmäßig in sich hineinhorchen, die eigenen Bedürfnisse spüren. Und sich dann mehr Zeit nehmen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Vieles, wofür wir dankbar sein können, wird uns erst bewusst, wenn wir psychisch oder körperlich krank werden. Trainieren wir aber die Fähigkeit, immer öfter präsent im Trubel des Alltags zu sein, dann haben wir gute Chancen, all die Selbstverständlichkeiten in unserem Leben schätzen zu lernen. Solange es das Negative und Unangenehme gibt, existiert auch immer das Schöne und Positive in unserem Leben. Es liegt an uns, dieses zu erkennen. Wir haben immer eine Wahl, worauf wir unseren Fokus richten wollen.

Nächster Kurs startet im Januar

Der nächste Einführungskurs für Erwachsene Mit Achtsamkeit zu mehr Wohlbefinden in Alltag und Beruf beginnt mit einer unverbindlichen Informationsveranstaltung am kommenden Dienstag, 21. Januar 2020, um 19.30 Uhr in Kevelaer. Die Veranstaltung endet gegen 21 Uhr. Die darauf folgenden Termine dieses Kurses sind: 28. Januar, 4. Februar, 11. Februar, 18. Februar, 25. Februar, 3. März und 17. März. Informationen erhalten Sie im Internet unter: www.impulse-der-achtsamkeit.de. Dort finden Sie auch die nötigen Kontaktdaten für die Anmeldung zum Kurs.

Interview: Doris de Boer