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Das schmackhafte Abschiedsdinner

Ein sehr schmackhaftes Abschiedsdinner servierte das Tourneetheater Thespiskarren dem Kevelaerer Publikum zum Auftakt der Theatersaison am Montagabend im Konzert- und Bühnenhaus. Die Speisenkarte nicht zu überfüllt, einzelnen Gänge nicht zu schwer verdaulich, die drei „Köche“ bestens aufgelegt – tolles Boulevard-Theater, das dem Publikum der Wallfahrtsstadt gut schmeckte.

Der Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière liegt eine simple Idee zugrunde: Peter und Katja (Ralf Komorr und Saskia Valencia) wollen ihre langweilig gewordene Freundschaft mit Anton (Michael von Au) und Bea ohne deren Wissen per „Abschiedsdinner“ abservieren. Ein letzter gemeinsamer Abend ist geplant, und die Gastgeber wissen schon, wie er verlaufen wird – wie all die anderen Treffen zuvor auch. Man hat sich einfach sattgesehen und -gehört aneinander, kennt die persönlichen Eigenheiten des anderen so gut, dass man sie schon nicht mehr liebenswert findet.

Doch es kommt alles anders als geplant: Anton kommt ohne Bea und durchschaut den Plan. Und statt Friede, Freude, Abschiedsdinner gibt‘s einen brodelnden Eintopf aus Chaos, Kränkung und dem Versuch, den anderen zu verstehen. Dabei wird der Rührlöffel nicht allzu tief in den Topf gesteckt. Kleine Messerstiche müssen reichen, um das Gefühlschaos zu sezieren. Doch die sitzen, auch dank der hervorragenden Besetzung. Komorr und von Au bringen reichlich komödiantisches Können auf den Tisch, zum Beispiel wenn sie in die Rolle des jeweils anderen schlüpfen. Und Saskia Valencia bleibt auch nicht immer im Hintergrund, sondern darf ihr Talent ordentlich ausspielen. Die Textvorlage wurde sanft angepasst, ein paar überdrehte Szenen sind trotzdem drin geblieben, aber das stört die Geschichte nicht weiter. Die Dialoge machen Spaß. Sie verlangen der Schauspielerin und den beiden Schauspielern einiges ab, doch alle meistern ihre Darstellung auch in überdrehten Teilen noch so, dass sie nachvollziehbar und sogar ziemlich natürlich bleiben.

Vorspeise, Hauptgang, Dessert werden mit viel Spielfreude serviert, und auch eine kleine Unterbrechung wegen eines Zwischenfalls im Zuschauerraum kann die routinierten Darsteller nicht aus der Rolle bringen.

Dass die Freundschaft schließlich siegt, ist bei einer Boulevard-Komödie fast schon eine Selbstverständlichkeit. Dass aus einem so einfachen Rezept ein schmackhaftes Menü wird, dazu bedarf es aber mehr als die Zutaten – und in diesem Falle waren es genau die richtigen Köche, die dem „Abschiedsdinner“ die nötige Würze verliehen.