Steinchen, die die Welt bedeuten

Gespannt standen die zehn Kinder mit ihren Eltern und Großeltern mit Masken geschützt vor dem Eingang des Niederrheinischen Museums. „Das ist was Neues für uns“, waren die zwölfjährige Lara und ihr vier Jahre jüngerer Bruder Alexander schon neugierig auf das Kommende. „Ein Sommeratelier ist es aber gerade nicht – es ist kalt, total gute Voraussetzungen für draußen malen“, schwang in den Worten ihrer Patentante Ute Jedamzik das Bedauern schon mit. Museumspädagogin Indra Peters zählte die Kinder durch. „Ich habe mir die Gesichter ohne Maske gemerkt“, scherzte sie. Anschließend führte sie die Kids in die Museumsschule, in das „vertraute Wohnzimmer“, wie sie anmerkte. „Und dann bauen und basteln wir uns eine eigene Welt.“

Was man sich darunter vorstellen konnte, erläuterte sie, als alle Kinder an ihrem Platz saßen. Bewusst hatten die Geschwister oder jedes einzelne Kind jeweils ihren eigenen voneinander getrennten Tisch, um dort in Ruhe werkeln zu können. „Wir haben die so weit auseinander gestellt, ich habe noch gestern alles desinfiziert. Die Steine sind in großen Behältern, da können wir uns was mit Maske holen. Am Platz haben wir so viel Abstand, dass wir ohne Maske da arbeiten können. Ich finde, man ist auch ohne Maske kreativer“, erklärte sie, worum es ging.

„Der Workshop heißt ja „Steinchen, die die Welt bedeuten“ – natürlich inspiriert von der  aktuellen Ausstellung im Museum. Die Kids haben die Möglichkeit, dafür auf hochwertigen Holzplatten eine eigene Welt zu malen und LEGO®-Steine da mit einzubringen. Ich möchte gerne, dass die ganze Platte ausgefüllt ist.“

In der Hand zeigte sie ein Beispielbild, wo sie unter anderem eine kleine „Weltkugel“, einen Ententeich und ein Safariauto gestaltet hatte. „Ich nehme ja auch Spachtelmasse und Farbe mit rein, hantiere damit, wenn man da Figuren einfügt. Und wenn das trocknet,  dann kann man das auch an die Wand hängen“, gab sie den Kindern auf diesem Weg schon mal ein paar Anregungen mit. „Ihr könnt einfach Du sagen, ich bin die Indra.“

Von der Wüstenstraße bis zur Weltraumlandschaft

Entsprechend angeregt, gingen die Kinder dann in den folgenden zwei Stunden mit großem Eifer zu Werke. „Da kommt die Straße hin, ein Strich und ´ne Wüste, so mit Sand“, beschrieb der zehnjährige Joel sein Objekt. Er sei schon dreimal mit dabei gewesen bei so einem Workshop „und es macht echt Spaß.“

Jedes Kind konnte sich beim Workshop kreativ austoben. Foto: AF

Die achtjährige Caroline und ihr zwei Jahre älterer Bruder arbeiteten einträchtig-konzentriert nebeneinander. „Ich mache die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter“, erzählte Caroline – „Frühling mit Blumen, Sommer mit Sonne, Herbst mit Blättern und Winter mit Schnee.“ Sie malte die vier Felder jeweils mit der passenden Farbe aus, nahm dazu weiße Steine als Grenze zwischen den Jahreszeiten. „Dass wir so kreativ sein können, finde ich cool“, meinte sie.

Ihr Bruder gestaltete ein „Haus mit einer Straße – und da ist das LEGO®-Auto halt, das da fährt“, wurde die mit grauer Spachtelmasse verstrichene Straße schnell erkennbar. Das Haus von Niklas in sattem Grün war aus LEGO®-Steinen mittig angelegt. „Dann kommt ein Garten drumrum, da unten rechts ein See und ein Lagerfeuer.“ Und der siebenjährige Finley gestaltete eine Weltraumlandschaft, seine vierjährige Schwester Emma erhielt beim Ausmalen ihrer Grünlandschaft von Indra Peters Unterstützung.

Zwölf verschiedene, eigene Kunstwerke

Die Museumspädagogin lief maskiert zwischen den Tischen hin und her, half mal da, einen Pinselstrich zu setzen, brachte den Kindern Spachtelmassel und Kreidefarbe an die Tische, schwärmte dabei noch von dem Druckgrafik-Sommeratelier eine Woche zuvor. „Es ist auch in letzter Zeit echt ausgeglichen, was Mädchen und Jungen betrifft“, freute sie sich auch darüber, dass sogar Kinder „aus der Krefelder Ecke“ zu den Workshops kommen – so wie Lara aus St. Tönis, die eine blaue Erde mit den verschiedenen Kontinenten und Tieren aus LEGO®-Steinen schuf. „Es spricht sich also rum.“

Zwischendurch schauten mit Lucia Höller aus Weeze und der 15-jährigen Enkelin Leona zwei neugierige Museumsbesucher mal kurz rein. „Ich habe hier mal vor ein paar Jahren ein Bild gemalt“, freute sich Leona über die Aktivität der Kleinen. „Sowas gab es bei uns nicht – wir hatten gerade mal eine Puppe für vier Kinder“, erinnerte sich ihre 68-Jährige Großmutter. Am Ende erfüllte sich die Hoffnung von Indra Peters, dass „zwölf verschiedene Ergebnisse“ bei der Gestaltung der Farben und Steine auf dem Holz herauskamen. Beim sechsjährigen Marius war es „eine Landschaft mit einer LEGO®-Maschine und einem Wasserfall“, die seine Mutter Silvia van de Langenberg bewundern durfte. „Zu Hause fällt ihm sowas eher schwer. Man muss die Kinder halt nur ein bisschen kitzeln.“