Stadtverwaltung setzt auf die Vernunft der Bevölkerung

An der Diffusität des Corona-Ausbruchsgeschehens in Kevelaer hat sich seit der vergangenen Woche nicht viel geändert – es ist weiterhin nicht an einem bestimmten Ort lokalisierbar, wie Bürgermeister Dominik Pichler und Ordnungsamtschef Ludger Holla erklären. Was sich allerdings sehr wohl verändert hat, ist die 7-Tage-Inzidenz der Wallfahrtsstadt. Lag diese am Montag der vergangenen Woche noch bei knapp unter 100, ist der Wert bis zum Dienstag dieser Woche auf 113,8 gestiegen. Dass dieser Wert bei der Kevelaerer Einwohnerzahl bereits bei einer relativ geringen Menge an Neuinfektionen schnell in die Höhe geht, hat Pichler schon früh klargestellt. Allerdings ist kreisweit eine ähnliche Tendenz zu erkennen: Am Mittwoch, 9. Dezember, lag die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve bei 96,3 und am gestrigen Mittwoch laut Angaben des Landeszentrums Gesundheit NRW bei 109,5. Einige der Infizierten in Kevelaer seien Schüler*innen des Berufskollegs in Geldern sowie der Realschule in Geldern, erklärt Holla. Die Realschule an der Fleuth hat aktuell die Schließung der Schule bis einschließlich 22. Dezember „aufgrund des Pandemiegeschehens“ bekanntgegeben. Haben die Bürger*innen aufgrund der steigenden Zahlen nun groß angelegte Kontrollzüge zu erwarten? Die klare Antwort der Stadtverwaltung: Nein. Es wird weiterhin auf verantwortungsbewusstes Verhalten gesetzt.

Dass die bevorstehenden Feiertage zweifelsohne Anlässe sind, die durchaus dazu veranlassen könnten, die Kontaktbeschränkungen einmal nicht allzu ernst zu nehmen, dessen sind sich die Verantwortlichen der Kevelaerer Stadtverwaltung bewusst. Nach den jüngsten Beratungen von Bund und Ländern dürfen vom 24. bis 26. Dezember zusätzlich zum eigenen Hausstand vier weitere Personen aus dem engsten Familienkreis zusammenkommen, Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt.

Bürgermeister Pichler setzt auch in dieser Zeit auf die Vernunft der Bürger*innen – vor allem nach den guten Erfahrungen der vergangenen Wochen und Monate. Die meisten Kevelaerer*innen hätten sich nämlich vorbildlich verhalten. Er könne nur „appellieren, Weihnachten in diesem Jahr anders zu feiern als sonst. Es wäre allzu erfreulich, wenn sich alle daran halten.“

Stichproben im öffentlichen Raum

Auch mit Blick auf Silvester sind in Kevelaer keine Großkontrollen des Ordnungsamtes zu erwarten. Erlaubt sind an diesem Tag Zusammenkünfte mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, Kinder bis 14 Jahre ausgenommen. Es werde Stichproben im öffentlichen Raum geben. Was den privaten Bereich angeht, erklärt Ludger Holla: „Die Kontrollen werden wir nur anlassbezogen durchführen“ und bei Bedarf bei den Verantwortlichen das Bewusstsein wecken, „dass die Party, die da gerade stattfindet, keine schlaue Idee ist.“ Inwiefern Bußgelder verhängt werden, sei von der jeweiligen Situation abhängig. „Was wir nicht wollen, ist Denunziantentum“, stellt Pichler klar. Es sei sicherlich nicht Sinn der Sache, dem Ordnungsamt zu melden, wenn zwei Nachbarn vor dem Haus um Mitternacht mit einem Glas Sekt anstoßen, obwohl doch Alkohol im öffentlichen Raum aktuell verboten ist. „Es ist eine Gratwanderung“, sagt Pichler. Die Erfahrung habe allerdings gezeigt, „dass das Vertrauen, dass wir in die Kevelaerer haben, gerechtfertigt ist“,so Holla.

Eine Veranstaltung, die nun der neuen Coronaschutzverordnung zum Opfer gefallen ist, ist die Ratssitzung, die heute Abend stattfinden sollte. Bereits Anfang der Woche hatte die KBV-Fraktion eine Verlegung der Sitzung beantragt. „Wir können nicht von den Bürgern erwarten, dass sie die Regeln befolgen oder sogar freiwillig darüber hinaus Einschränkungen vornehmen, wenn wir weiterhin tagen“, hieß es etwa. Des Weiteren teilte die Fraktion mit, bei Stattfinden der Sitzung nicht daran teilzunehmen. Etwas weniger drastisch ging die SPD-Fraktion in einem Antrag vor, der beinhaltete, die kommenden Ratssitzungen – zumindest bis zur Eindämmung der Corona-Pandemie – live ins Internet zu übertragen.

„Das Risiko wäre überschaubar gewesen“

Vorerst wird es allerdings keine Ratssitzung geben. „Ohne den Passus in der Coronaschutzverordnung hätten wir es trotz des Votums der KBV stattfinden lassen“, sagt Pichler. Man hätte die Teilnehmerzahl ohnehin auf das Minimum (weniger als 30 Personen) reduziert, die Sitzung kurz gehalten, FFP2-Masken getragen und Personen der Risikogruppe wären zuhause geblieben. „Das Risiko wäre überschaubar gewesen“, meint Pichler. Zumal das Konzert- und Bühnenhaus als Räumlichkeit ausreichend groß und zudem mit einem Entlüftungssystem ausgestattet sei.

Nun wird es eventuell nach dem 10. Januar eine Sondersitzung des Rates geben. Eine weitere Möglichkeit wäre es, Teile auf den Haupt- und Finanzausschuss zu legen. Dieser sei bereits mit einer geringeren Teilnehmerzahl beschlussfähig und erfordere somit nicht die Zusammenkunft von mehr als 20, sondern nur von elf Personen. Ob von von einer Möglichkeit der Dringlichkeitsbeschlüsse Gebrauch gemacht wird, ist noch nicht klar.