Sportjugend bringt Jugend und Politiker ins Gespräch

Grundvoraussetzung für eine funktionierende und wehrhafte Demokratie in unserer Gesellschaft ist es, konsequent und klar die jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und sozialen Positionen zu vertreten. Trotz unterschiedlicher Meinungen muss dies in einer stets fairen und respektvollen Auseinandersetzung geschehen. Unter dem Hashtag „Demokratie und Respekt“ hat die Sportjugend des Landessportbunds Nordrhein-Westfalen eine Kampagne ins Leben gerufen, die sich negativen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen entgegenstellt (Populismus, Brexit, Menschenfeindlichkeit, Hatespeech, weniger Freiräume für Kinder und Jugendliche). Ein Mittel dabei ist es, Jugend und Politiker ins Gespräch zu bringen. Auch die Sportjugend des Kreises Kleve beteiligt sich an dieser Aktion und hatte deshalb Jugendliche und Politiker der Stadt Kevelaer zu einem Austausch eingeladen.
Malte Seidel und Christoph Kirstein, Mitarbeiter der Sportjugend im KreisSportBund Kleve e.V., waren mit Robin Pastoors (18 Jahre), Anna-Lena Janssen (14), Jessica Heek (14) und Dana Sabolčec (17) ins Rathaus nach Kevelaer gekommen. Dort warteten sie vergebens auf die 30 Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, die ihr Kommen zugesagt hatten. Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung teilte die Schule mit, dass die Schüler beschlossen hätten, wegen des nahen Abiturs (im Frühjahr 2018) die Zeit lieber mit Lernen zu verbringen.
Gottfried Winkels von der Kevelaerer Bürgervereinigung (KBV) und Wolfgang Röhr vom Ortsverband Kevelaer, Bündnis 90/Die Grünen, waren zur ersten Phase des Nachmittags gekommen. Hier hätten die Jugendlichen die Chance gehabt, bei einem Crossboccia-Spiel die Politiker einmal so richtig ins Schwitzen zu bringen. Röhr kommentierte die Absage durch die Jugendlichen: „Menschen schreiben immer viel auf Facebook und haben dort eine Meinung. Nur wenn es um etwas geht, dann sind sie weg. Bei Informationsveranstaltungen interessieren sich immer die Gleichen. Auch bei Ehrenämtern kann man beobachten, dass oft viele mehrere Ämter übernehmen, weil sich sonst niemand findet.“
Nachdem Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf und Udo Fischer (alle SPD) noch hinzugekommen waren, nutzten die vier Jungsportler die Möglichkeit, die sich die anderen hatten entgehen lassen. Es fand eine rege Diskussion zwischen Politikern und Jugendlichen statt. Hierbei wurde deutlich, dass Jugendliche, die an Politik und deren Mitgestaltung interessiert sind, sich nicht genügend informiert fühlen, wie sie sich einbringen können. Auch wurde klar, dass ihre Scheu sie abhält, weil sie denken, sie würden nicht genügend Wissen und Erfahrung einbringen können. Pichler griff dies auf und stellte fest: „Du bist in manchen Bereichen doch viel sachverständiger als manche Politiker. Zum Beispiel beim Schulausschuss zum Thema Unterricht und Schule, da würdest du doch aufgrund deiner Erfahrungen eine große Kernkompetenz mit einbringen können.“
Auch darüber, ob das Alter beim Wahlrecht herabgesetzt werden soll, wurde diskutiert. Während Malte Seidel der Meinung war, dass wegen der noch fehlenden Reife und Erfahrung vieler Jugendlicher das Wahlalter auf Bundesebene bei 18 Jahren und auf Kommunalebene bei 16 Jahren bleiben sollte, gab zum Beispiel Pichler zu bedenken, dass man auch darüber nachdenken könne, das Wahlalter an eine bestimmte Strafmündigkeit wie beim Strafrecht anzupassen (ab 14 Jahren Strafmündigkeit mit Jugendrecht, ab 18 Jahren volle Deliktfähigkeit mit Möglichkeit des Jugendrechts, ab 21 Jahren volle strafrechtliche Verantwortlichkeit als Erwachsener).
Dass es nicht nur für Jugendliche schwer ist, mit Politikern in Gespräch und Austausch zu kommen, zeigte die Tatsache, dass Seidel zwischenzeitlich die Politiker erinnern musste, wieder in den Dialog mit den Jugendlichen zu treten, statt nur untereinander zu diskutieren.
Die vier teilnehmenden Jugendlichen äußerten sich zum Abschluss sehr zufrieden über den Austausch mit den Politikern und luden dazu ein, Fan der Kampagne zu werden. Wer Fragen zur Initiative „#DEMOKRATIEundRESPEKT“ hat, interessiert an weiteren Informationen ist oder ein Antragsformular benötigt, soll einfach eine E-Mail schreiben: demokratieundrespekt@lsb.nrw.