Sport-Krimi in der Ratssitzung

Auf der Zielgeraden überholt zu werden, gehört zu den bittersten Erfahrungen, die ein Sportler in seiner Karriere machen kann. So ähnlich müssen sich die Winnekendonker wohl jetzt fühlen, denn der „alte“ Kevelaerer Rat entschied in der letzten Sitzung seiner Wahlperiode, den Antrag der Wettener Union auf Förderung von Platz und Umkleidebau mit der höchsten Priorität zu versehen – statt den der Viktoria. Die scheidende Wettener Ortsvorsteherin Beate Clasen hatte den Antrag auf geheime Abstimmung gestellt und das Ergebnis fiel klar aus: 11 Ratsmitglieder sprachen sich für Winnekendonk, 19 für Wetten aus.

Dass beide Vereine jeweils einen neuen Kunstrasenplatz bekommen sollen, steht außer Zweifel, die Viktoria wegen der Aufgabe des Platzes an der Kevelaerer Straße (wo Edeka Brüggemmeier neu bauen will) und Wetten als Ersatz für den alten Tennenplatz (den letzten im Kevelaerer Stadtgebiet). Zwei Anträge aus zwei Kevelaerer Ortschaften sollen demzufolge für den „Investitionspakt Sportstättenförderung“ für das Programmjahr 2020 gestellt werden. Erfahrungsgemäß komme nur maximal ein Antrag pro Förderperiode je Kommune durch, hatte Kämmerer Ralf Püplichuisen zuvor aus einem Gespräch mit dem Fördergeber berichtet. Der zweite Antrag bleibe aber „im Topf“ und könne in der nächsten Periode (in diesem Falle dann im Programmjahr 2021) zum Zuge kommen. Daher werde eine Priorisierung erwartet, erklärte Bürgermeister Dominik Pichler.

Die Entscheidung der Verwaltung, den Winnekendonker Antrag an Priorität 1 zu setzen, sei „allein auf Grundlage der Fördervoraussetzungen und des Förderzweckes“ erfolgt, heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage. „Eine Wertung in Bezug auf die Vereine erfolgt in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht.“

Dass unter den Ratsmitgliedern nicht unbedingt Einigkeit darüber herrschte, wie die Priorität zu setzen sei, machte die Diskussion im Rat deutlich. Neben den beiden scheidenden Orstvorstehern Hansgerd Kronenberg und Beate Clasen, die erwartungsgemäß Argumente für den Verein aus ihrer jeweiligen Ortschaft vortrugen, äußerten sich weitere Ratsmitglieder aller Fraktionen in die eine oder andere Richtung.

Die Abstimmung hatte zum Ergebnis, dass der Wettener Antrag an Priorität 1, der Winnekendonker Antrag an Priorität 2 gesetzt wird. Wohlgemerkt: Es handelt sich um Anträge. Ob diese Erfolg hätten, könne man derzeit noch nicht sagen, erklärte Bürgermeisr Dominik Pichler.

Stellungnahme des Vorstands von Viktoria Winnekendonk

Die folgende Stellungnahme des Vorstands des SV Viktoria Winnekendonk1922 e.V. erreichte das Kevelaerer Blatt am Mittwochmittag per E-Mail:

„In der letzten Ratssitzung der Wahlperiode hat der Rat der Stadt Kevelaer gestern Abend entschieden, dass die Priorisierung bei der Beantragung von Fördermitteln für den Sportstättenbau geändert wird. Viktoria Winnekendonk lag in dieser Prioritätenliste bislang auf Platz 1. Nun wurde in geheimer Wahl entschieden, dass der Antrag von Union Wetten Vorrang bekommt. Für uns als Verein ist das ein politischer Schlag ins Gesicht.
Wir sind der Meinung, dass beide Projekte wichtig und förderungswürdig sind. Union Wetten drücken wir ganz fest die Daumen, dass der Antrag Erfolg haben wird. Wir hoffen, dass unser Anliegen 2021 bei der Antragstellung berücksichtigt wird. Außerdem erwarten wir von Verwaltung und Rat, zeitnah die zugesagten Übergangslösungen umzusetzen sowie schnellstmöglich alternative Finanzierungskonzepte vorzuschlagen.
Gleichzeitig möchten wir uns von der Berichterstattung des Kevelaerer Blattes distanzieren. Viktoria Winnekendonk hat nicht gegen Union Wetten verloren! Wer solch polemische Aussagen verbreitet, versucht die Vereine im Stadtgebiet gegeneinander auszuspielen und zu spalten. Vielmehr ist es eine Niederlage für die Verlässlich- und Glaubwürdigkeit der Kevelaerer Lokalpolitik sowie des Verständnisses von gelebter Demokratie.
Der Vorstand
SV Viktoria Winnekendonk 1922 e.V.“

(Anm. d. Red.: Das KB hatte in einer Online-Meldung des Abstimmungsergebnisses getitelt: „Wettener Union gewinnt gegen Viktoria Winnekendonk 11 : 19. Wetten steht beim Förderantrag auf Platz 1.“)