Sport als ein Stück Lebensqualität

Nach 2015 konnten die Verantwortlichen des Kevelaerer SV erneut die Crème de la Crème der deutschen Seniorenleichtathletik im Hülsparkstadion begrüßen. „Das ist ein gutes Ereignis für Kevelaer“, sagte der stellvertretender Bürgermeister Johann-Peter von Ballegooy zum Auftakt der Wettkämpfe. „Wir haben da einen guten Verbindungsmann, ohne den das nicht ginge“, unterstrich er die wertvolle Rolle von Franz-Josef Probst, den langjährigen Vorsitzenden und Ehrenpräsidenten des Leichtathletikverbandes Nordrhein und des Kevelaerer SV.
Die zwischenzeitlichen Regenfälle machten es den Athleten schwer, gerade bei den Disziplinen wie Hochsprung oder Diskuswerfen. Das schlechte Wetter schlug sich auch in den Teilnehmerzahlen nieder. Von 620 angekündigten Sportlern traten nur 550 an, statt 53 Teams waren nur 50 dabei.
Bedauern äußerte Probst auch darüber, dass aus dem gesamten Kreis Kleve keine einzige Mannschaft am Start war. „Hier fehlen die Übungsleiter“, setzt er auf den außerordentlichen Verbandstag am 24. November. Dort sollen aus den 14 Kreisen dann vier Regionen entstehen. Der Kreis Kleve wird danach wohl eine Gemeinschaft mit Rhede, Duisburg und Mülheim bilden.
Trotz alledem freute sich der Vorsitzende des KSV, Christian Schick, über die Tatsache, dass dieses Sportevent überhaupt in Kevelaer stattfindet: „Das ist schon sensationell, wenn wir sowas hier ausrichten dürfen.“ Dafür habe man vor Ort aber auch die besten Voraussetzungen.
Die Aktiven sahen das ähnlich, so wie Volker Danneberg von der Startgemeinschaft Hünxe-Bedburg-Hau. „Sport ist für mich ein Stück Lebensqualität“, sagte der 63-Jährige und sprach vom Anspruch seiner Mannschaft: „Wir sind bei den technischen Disziplinen und beim Laufen stark. Wir wollen Erster werden.“
Gesagt, getan. In seiner Altersklasse M 60 war er über die 100 Meter in 13,34 Sekunden schnellster Einzelläufer und bester Weitspringer, die 4×100 Meter gewann sein Team. Und mit 7.438 Punkten hatte Hünxe-Bedburg mit 21 Punkten knapp die Nase vorne.
Auch in den anderen Altersklassen und Disziplinen wurden starke Leistungen geboten. Wobei es nicht allein darauf ankam. „Dieser Teamgedanke, untereinander helfen, das ist immer eine tolle Erfahrung“, motivierte Kugelstoßer, Hochspringer und Diskuswerfer Reinhard Frericks vom VFL Lingen-Nordhorn seine Kollegen beim Weitsprung.
Eine antiquierte Technik zeigte Sarah Schraub von der LG Bad Soden /Sulzbach/Neuenhai beim Hochsprung. „Ich habe nie Hochsprung gelernt, natürlich hab ich mit dem Scherensprung einen Nachteil“. Immerhin übersprang sie 1,35 Meter und lag so fünf Zentimeter höher als letztes Jahr bei den Meisterschaften in Essen.“
„Der Kampf Mann gegen Mann“ sei noch immer eine Herausforderung, meinte der 80-jährige Hans-Joachim Lange von der Startgemeinschaft Alsternord-Polizei Hamburg. „Ob nun junger Mann oder alter Sack, wenn man sich da voll reinhängt“, war er mit der 4×100-Meter-Staffel Europameister in Aarhus geworden. „Die junggebliebenen Alten“, flachste er mit einem Lauffreund.
Dabeisein ist alles
Unter den Aktiven befanden sich einige aktuelle Senioren-Europameister, wie die 51-jährige Heike Jörg von der LAZ Obernburg-Miltenberg, die sich in Aarhus Gold über die 200 Meter gesichert hatte. „Die schönsten Wettkämpfe sind die Teamwettbewerbe und daneben sein Ding natürlich machen“, war die Zeit von 13,45 Sekunde für sie eher Nebensache beim Saisonabschluss. Und oft bedeutete für den Einzelnen allein schon die Teilnahme ein Sieg. „Ich war das ganze Jahr verletzt und bin heute erstmals wieder gelaufen“, freute sich Ute Böggemann von der Startgemeinschaft Düsseldorf/Aachen über ihre 15,74 Sekunden, die bei den W 60-Frauen die drittbeste Zeit ausmachte.