Weihnachtskonzert des Kevelaerer-Männer-Gesang-Vereins 1896 e.V.
Spielwitz und enorme Bandbreite
Das einzigartige Zusammenspiel des Leipziger Posaunenquartetts Opus 4 und des Kevelaerer Männer-Gesang-Vereins 1896 e. V. begeisterte das Publikum in der St. Antonius-Pfarrkirche. Foto: FG
Der Stimmgewalt des Kevelaerer Männer-Gesang-Verein 1896 e.V. konnte Corona zum Glück nichts anhaben. Denn sonst hätten die Gäste in der St. Antonius-Pfarrkirche Kevelaer am 27. Dezember nicht nur das Jubiläumsweihnachtskonzert des Chores verpasst, sondern auch ein perfektes Zusammenspiel von Chor- und Instrumentalmusik, welches durch das Gastspiel des Leipziger Posaunenquartetts Opus 4 die Einmaligkeit dieses Abends unterstrich.
2021 beging der national renommierte Verein aus der Marienstadt sein 125-jähriges Bestehen, doch das Feiern musste im Pandemiejahr coronabedingt ausfallen und in 2022 verschoben werden. Doch zumindest ein Konzert konnte und wollte der KMGV in seinem Jubiläumsjahr geben, und das war eine gute Wahl für die rund 200 Interessierten, die sich gemäß der geltenden Schutzverordnung in der St. Antonius-Pfarrkirche einfinden konnten.
Der musikalische Leiter des Abends, Musikdirektor Wolfgang Dahms, versprach nicht zu viel, als er die Zuhörer*innen nicht nur mit wenigen Worte begrüßte, sondern auch das Wesentliche des darauf folgenden Konzerts umriss: „Ich möchte die Musik sprechen lassen!“
Stimmungsvoller Auftakt
Unmittelbar nach dem stimmungsvollen Auftakt mit „Es ist ein Ros entspungen…“ bekam das Publikum einen ersten musikalischen Hochgenuss zu Ohren, der Emotionen allein mittels eines Blechblasinstruments hörbar werden ließ: Das Posaunenquartett Opus 4 des Gewandhausorchesters zu Leipzig eröffnete mit „Gloria“ von Claudio Monteverdi (1567 – 1643) seine musikalische Reise durch fünf Jahrhunderte. Mit voller Kraft und perfekt arrangiert traten Jörg Richter, Dirk Lehmann, Michael Peuker und Wolfram Kuhnt aus Sachsen am Niederrhein den Beweis an, dass Posaunen nicht nur für die festlichen und kräftigen Töne in einer Kirche gedacht sein können, sondern durchaus auch homogene, weiche Klänge erlauben, denn dem Quartett gelang es scheinbar mühelos, selbst schnelle Läufe mit den gemeinhin als behäbig geltenden Instrumenten erklingen zu lassen.
Selbst Johann Sebastian Bach (1685 – 1750), seinerzeit schon einer der kreativsten und heutzutage der bekannteste Kirchenmusiker, hätte wohl seine wahre Freude gehabt, wenn er gehört hätte, wie zum Beispiel seine „Fuge in d-moll“ mit 4 Posaunen geklungen hätte.
Stimmung aufgenommen
Eine Stimmung, die der Kevelaerer Männer-Gesang-Verein choral bestens aufnahm und fortführte. Gleich zu Beginn ließ er die Zuhörer*innen in der Pfarrkirche mit seiner Interpretation von „Transeamus“ von Johann Ignaz Schnabel (1767 – 1831) aufhorchen und ließ die Hörenden fortan nicht mehr aus seinem Bann, präsentierte akustisch sowohl Volksweisen aus dem 15. Jahrhundert („In dulci jubilo“) und aus dem 19. Jahrhundert („Süßer die Glocken nie klingen“) als auch traditionelle Weihnachtslieder von Udo Jürgens „Wünsche zur Weihnachtszeit“, Gerhard Grote „Ein Jahr vergeht“ oder „Kleiner Trommlerjunge“ von Katherine K. Davis. Begleitet wurde der Kevelaerer Chor von Anja Speh (Klavier), Michael Dickhoff (Perkussion) und Christian Franken, dem Organisten der Pfarrkirche.
Im Wechsel trieben sowohl das Posaunenquartett als auch der Männerchor das meisterlich inszenierte Programm mit Spielwitz und stilistischer Bandbreite voran, um zum Ende hin gemeinsam das klang- und stimmgewaltige Finale zu gestalten.
Nachdem mit „Tollite hostias“ von Camille Saint-Saens (1835 – 1921) und „Klänge der Freude“ von Edward Elgar (1857 – 1934) der akustische Teppich vollends ausgebreitet war und das Publikum mit Standing ovations seine Zugabe erfolgreich eingefordert hatte, beschlossen alle Protagonisten dieses einzigartige KMGV-Jubiläumskonzert mit dem gemeinsam gesungenen „Oh du Fröhliche“.