SPD-Fraktionschef Horst Blumenkemper lobt Kevelaer

Ein unbebauter Peter-Plümpe-Platz und eine zweite Amtszeit für Dominik Pichler: Im Gespräch mit dem Kevelaerer Blatt äußert der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Blumenkemper klare Vorstellungen für die Zukunft Kevelaers.

KB: Herr Blumenkemper, sind Sie Karnevalist?
Horst Blumenkemper: Ich war neun Jahre lang als Polizist in Köln. Da war der Karneval ein wichtiger Aufgabenbereich. Persönlich mag ich besonders den politischen Karneval.

Für Ihre Kevelaerer Amtskollegen gab es an Karneval zum Glück wenig zu tun. Überhaupt erwecken die Mitteilungen der Kreispolizei den Eindruck, dass Kevelaer eine besonders friedliche Kommune ist.
Ich bekomme auch über den Unterbezirksverteiler die Mitteilungen über Vorfälle. Darin ist Kevelaer oft gar nicht vertreten. Vielleicht liegt das ja daran, dass Kevelaer einfach gut aufgestellt ist. [grinst] Aber Kevelaer ist auch ein besonderer Ort, das sage ich nicht nur als Kevelaerer.

Gilt das trotz Filialisten und Leerständen auch noch für die Innenstadt?
Bei allem, was wir verändern und verbessern wollen, hat die Innenstadt noch eine hohe Attraktivität, die man anderenorts suchen muss. Wir müssen eher aufpassen, dass man die Kritik nicht überzieht. Jetzt müssen wir das IHK [Integriertes städtebauliches Handlungskonzept, Anm. d. Red.] vernünftig umsetzen. Hoffentlich beteiligen sich daran viele Bürger – da gibt es keine Denkverbote!

In der Innenstadt bereitet Ihnen nichts Sorge?
Sorge bereitet mir die Hotelsituation am Kapellenplatz – und dass wir kein richtiges Tagungshotel mehr haben.

Einer der nächsten wichtigen Bausteine des IHK wird der Peter-Plümpe-Platz. Wie stellt sich die SPD den künftigen Platz vor?
Aus der Vergangenheit habe ich in Erinnerung, dass eine Tiefgarage höchst problematisch ist. Die Eigentümer der Gebäude an der Marktstraße haben sich damals geäußert, dass sie Sorge wegen der Bausubstanz ihrer Häuser haben. Die Kosten werden in einer Größenordnung liegen, bei der ich nicht glaube, dass ein Investor das macht. Außerdem fielen für die Stadt jährlich eine Viertelmillion Euro Parkgebühren weg.

Wo sollen die Autos dann hin?
Für die Autos muss man sich ein Konzept überlegen. Die Kevelaerer würden sich nicht so leicht dran gewöhnen, dass sie bestimmte Bereiche nicht mehr mit dem Auto erreichen können. Insofern wäre die Sperrung der gesamten Innenstadt für Autos keine realistische Option, sehr wohl aber die Schaffung von Parkmöglichkeiten im engeren Umfeld.

Wenn nicht unter, wird dann über dem Peter-Plümpe-Platz gebaut werden?
Mit meiner Stimme wird es keine Hochbauten auf dem Peter-Plümpe-Platz geben. Wir müssen den Platz umgestalten und attraktivieren, aber es darf keine Spekulation um Grundstücke geben. Ein Geschäft auf dem Peter-Plümpe-Platz muss ich nicht haben, womöglich steht das noch leer. Auch Gastronomie ist schwierig, da muss das so attraktiv sein, dass die Leute auch dorthin kommen. Am Ende ist mir für die Umgestaltung wichtig, dass die Leute hinterher jeden Tag sagen: Das ist eine tolle Sache.

Damit schließen Sie ein zweites Verwaltungsgebäude auf dem Peter-Plümpe-Platz aus.
Wie es mit der Verwaltung am Hoogeweg weitergehen soll, darüber bin ich mir noch nicht im Klaren. Der Standort an der Schule [Virginia-Satir-Schule, Anm. d. Red.] wäre nicht schlecht. Aber auch der Erhalt des Standorts Hoogeweg wäre eine Option, auch wenn dort am Gebäude ebenfalls was zu machen sein wird. Bei der Entscheidung geht es um Kosten – und die kann ich nicht berechnen, das muss die Verwaltung tun.

Bei einem anderen Projekt hatten Sie auch ohne Folgekostenberechnung eine klare Meinung: beim Mehrzweckbecken.
Das Mehrzweckbecken ist ganz wichtig für uns, dafür haben wir seit Jahren gekämpft. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für Kevelaer. Wir haben damit zwei Anliegen: Kein Kind soll mehr ertrinken, weil es nicht schwimmen kann. Und beim therapeutischen Schwimmen wünschen sich viele Menschen mit Handycap einen geschützten Bereich, um ins Wasser zu gehen, und möchten nicht im Blickpunkt stehen. Dass das Geld kostet, da müssen wir nicht drüber reden. Aber für nichts ist auch nichts zu haben.

Bleiben wir bei der Hüls. Wie bewerten Sie dort die Entwicklung?
Ich habe gehört, dass der Baubeginn des Hotels erfolgen soll, sobald die Baugenehmigung vorliegt. Das Gradierwerk soll noch in diesem Monat begonnen werden. Dann müssen wir gucken, dass wir für den Park eine Atmosphäre schaffen, wo sich die Menschen gerne aufhalten. Wir müssen auch eine Restauration schaffen – wo es keinen Kaffee gibt, bleibt auch keiner länger.
Auf der anderen Straßenseite haben wir beim geplanten Wohnbaugebiet noch ein Wasserproblem, da muss ein Regenrückhaltebecken geschaffen werden.

Dann aber entsteht dort endlich bezahlbarer Wohnraum, ein altes SPD-Anliegen?
Das ist geplant. Wohnraum in Kevelaer ist zurzeit rar geworden und die Preise haben nach oben gezogen. Wir haben hier viele Menschen, die sich das nicht mehr leisten können – junge Familien und Personen, die weniger Einkommen haben. Der Kreis hat Pläne zu einer Wohnungsbaugesellschaft – da müssen wir sehen, ob man da anknüpfen kann.

Keinen Erfolg hatte die SPD mit ihrem erneuten Antrag, Eltern bei den Kindergartenbeiträgen stärker zu entlasten.
Da konnten wir uns leider nicht durchsetzen. Ich finde es schade, dass die CDU wieder einmal geblockt hat.

Und dann kassieren die Christdemokraten auch noch die Lorbeeren für die OW1…
Wir haben alle gemeinsam die Regierungspräsidentin und den Minister besucht, bis auf die Grünen waren alle Fraktionen dabei und selbst die haben sich nur an einer Formulierung der Resolution gestoßen. Dort und auch in der Presse haben wir deutlich gemacht, dass das eine gemeinsame Aktion des Kevelaerer Rates ist. Die OW1 ist ein fundamentales Anliegen für uns alle in Kevelaer. Da kann ich der CDU nicht vorhalten, dass sie den Verkehrsminister eingeladen hat. Gewünscht hätte ich mir allerdings, dass Paul Schaffers [der Vorsitzende der CDU Kevelaer, Anm. d. Red.] in seiner Ansprache erwähnt hätte, dass auch die SPD-Fraktion vertreten war.

Kritisiert haben Sie unlängst auch, dass Paul Schaffers die Ablehnung des CDU-Kandidaten für das Amt des ersten stellvertretenden Bürgermeisters zum Thema seiner Haushaltsrede gemacht hat.
Das Thema Michael Kamps muss irgendwann zu Ende gebracht werden. Aber die CDU bewegt sich da ja nicht. Es geht nicht mehr um die Person Michael Kamps, es geht darum, wie Paul Schaffers und die CDU das gehändelt haben. Es war schon vor der Abstimmung klar, dass das zum Problem werden könnte. Da hätte man mit den Fraktionsvorsitzenden Vier-Augen-Gespräche führen und mit der Rückmeldung in den eigenen Reihen das Thema noch einmal angehen können. In der Haushaltsrede hätte Paul Schaffers das Thema besser ganz gelassen. Mindestens die Hälfte seiner eigenen Fraktion hat doch gegen Michael Kamps gestimmt, da kann er nicht so über die anderen Fraktionen schimpfen.

Meist verstehen Sie sich mit dem CDU-Chef aber ganz gut, oder?
Was Paul Schaffers vor einer Woche an dieser Stelle über die Ratsarbeit gesagt hat, kann ich voll unterstützen: Wichtige Entscheidungen stellen wir auf breite Füße.

Das war zwischen SPD und CDU aber nicht immer so.
Da müssen Sie Ihre eigenen Schlüsse draus ziehen. Wir haben ja viele Gemeinsamkeiten und die gleichen Ziele – wir wollen die Stadt nach vorne bringen. Natürlich gibt es manchmal unterschiedliche Wege dorthin. Wir sind aber mit allen Fraktionen regelmäßig im Gespräch. Manchmal kann man ja auch von anderen noch was lernen.

Gelegentlich sind auch der SPD-Bürgermeister und die SPD-Fraktion unterschiedliche Wege gegangen.
Natürlich haben wir hier und da unterschiedliche Auffassungen, die sich in der Diskussion aber meist erledigen. Streit gibt es zwischen uns nur wenig. Das soll aber selbst in einer Beziehung mal vorkommen.

Geht Dominik Pichler 2020 in einer zweite Amtszeit?
Die Fraktion steht ganz klar hinter dem Bürgermeister. Ich bin überzeugt, dass er große Chancen hat. Er hat sich gut etabliert in Kevelaer, macht seine Arbeit sehr gut und vertritt Kevelaer auch nach außen hin sehr gut. Es kommt endlich mal Bewegung in die Stadtentwicklung und ich glaube, bis zur nächsten Wahl wird vieles schon realisiert sein. Ich zeichne ein sehr positives Bild für Kevelaers Zukunft.