SSG Kevelaer sichert sich Nordmeistertitel. Geschwister Janshen sorgen für Premiere im Bundesfinale.

Souveräne Leistung vor dem Finale

Denise Faahsen, Simon Janshen, Alexander Thomas, Franziska Driessen, Franka und Anna Janshen (v.l.) von der SSG Kevelaer haben sich zum Nordmeister der Bundesligavorrunde geschossen. Foto: SSG

In der Schießsportszene hat es einige Jahre gedauert, bis man die Zwillinge Anna und Franka Janshen auseinanderhalten konnte – und beim Blick auf die Ergebnistafel beim jüngsten Bundesligawettkampf in Paderborn hatte man nun erneut Schwierigkeiten, einen Unterschied zwischen den Kevelaerer Sportlerinnen zu erkennen: Im ersten Wettkampf gegen den SV Petersberg erzielten beide das Optimum von 400 Ringen. Auch im weiteren Verlauf des Wettbewerbs konnten die Kevelaerer Schütz*innen überzeugen.

Einzig der unterschiedliche Rhythmus der Schwestern war auffällig: Während Franka Janshen einen „Lauf“ hatte und als eine der ersten den Stand als Siegerin verlassen konnte, kämpfte sich Anna weiter durch den Wettkampf. Mehrere Unterbrechungen musste sie vornehmen, um sich zu sammeln. So stand sie als eine der letzten auf dem Stand, als nur noch zehn Minuten Restzeit angesagt wurden. Zehn Schuss waren noch abzuliefern. Mit ihrer Routine und ihrem Können schaffte sie dann ebenfalls die 400 (Ringe). 

Dieses Ergebnis war auch notwendig, denn ihr Gegner Tom Barbe hatte 399 Ringe vorgelegt, die erst einmal überwunden werden mussten. Die zwei 400er-Ergebnisse in einer Mannschaft in einem Wettkampf waren eine Premiere in der Bundesligageschichte – und das auch noch von einem Zwillingspaar.

Erster Bundesligaeinsatz

Das „Double“ der 400er-Serien der Schwestern wurde zum Geschwister-Triple durch den Einsatz von Simon Janshen als Spielertrainer auf Position fünf. Der vier Jahre ältere Bruder hatte damit seinen ersten Bundesligaeinsatz überhaupt. Dass er das Team nicht nur kompetent coachen kann, sondern auch weiß, worüber er spricht, stellte er aus dem Stegreif mit Ergebnissen von 394 und 392 unter Beweis. 

Sein Einsatz war nicht die einzige Position, die der amtierende Deutsche Bundesligameister in Paderborn ausgleichen musste. Franziska Driessen kam in Paderborn schon zu ihrem fünften (392) und sechsten (393) Bundesligawettkampf. Der doppelte Austausch war erforderlich, weil die Stammschützen Sergey Richter und Jana Erstfeld nicht zur Verfügung standen. 

Darunter musste zunächst der SV Petersberg leiden. Mit 5:0 gab es für die Hessen eine klare Niederlage. Kein Wunder, erzielte die SSG Kevelaer mit 1984 Ringen am ersten Wettkampftag auch noch die Tagesbestleistung in der Bundesliga und blieb damit nur drei Ringe unter dem eigenen Vereins-rekord. 

An das Sportzentrum Maspernplatz in Paderborn haben die SSG-Schütz*innen gute Erinnerungen. Hier konnten sie 2019 ihren ersten Bundesligameistertitel erringen – damals noch unter der sportlichen Leitung von Rudi Joosten, der Anfang diesen Jahres verstorbene Trainer und langjährige Vorsitzende. 

Gelassen zum perfekten Ergebnis

Diese Atmosphäre verhalf auch Anna Janshen am zweiten Wettkampftag zu einem weiteren Höhenflug. Denn auch gegen den SV Kamen gelang ihr das Kunststück von perfekten 40 Schuss – diesmal mit deutlich gleichmäßigerem Rhythmus. Gewohnt zügig absolvierte sie den Wettkampf und am Ende standen nicht nur 400 Ringe auf der Anzeige. Auch der Ringdurchschnitt von 10,58 Ringe von 10,9 möglichen war auf Weltklasseniveau.

Die Ergebnisse im Einzelnen: SSG Kevelaer gegen SV Petersberg 5:0, Anna Janshen 400 (Tom Barbe 398), Alexander Thomas 398 (Johanna Tripp 395), Franka Janshen 400 (Mona Heck 393), Franziska Driessen 392 (Anna Beck 379), Simon Janshen 394 (Michael Döllinger 385); SSG Kevelaer gegen SV Kamen 5:0, Anna Janshen 400 (Klaas Viehbahn 396), Alexander Thomas 395 (Jan Weiring 386), Franka Janshen 397 (Patrick Trunk 394), Franziska Driessen 393 (Julia Münch 380), Simon Janshen 392 (Wesly Holthuijsen 379).

Mit den beiden weiteren Siege konnte sich die SSG Kevelaer auch den Nordmeistertitel der Bundesligavorrunde sichern. Im Finale treffen die Marienstädter*innen nun auf die Auswahl des SV Niederlauterbach (bei Ingolstadt). Dieses wird in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm stattfinden. Allerdings wurde es von Anfang Februar auf den Zeitraum 10. bis 12. Juni verschoben, da derzeit keine Zuschauer*innen zugelassen sind. „Ein Bundesligafinale ohne die einzigartige Zuschaueratmosphäre ist nicht vorstellbar. Der Schießsport lebt von der Nervenspannung und der mentalen Stärke der Schützen. Daher kann man nur vor großer Kulisse ein würdiger Deutscher Bundesligameister werden“, betont Lambert Janshen, Vorsitzender der SSG Kevelaer, der mit der SSG die Verschiebung nachvollziehen kann und mitträgt. Zum Finale wird die Mannschaft wieder von einer großen Fangruppe begleitet, die sich auch eine neue Fanchoreographie ausdenken wird, um die Mannschaft zu unterstützen.

Auch die Reserve der SSG Kevelaer konnte zeitgleich ihre Saison in der 2. Bundesliga erfolgreich mit einem 5. Platz beenden. Gegen den Relegationsteilnehmer zur 1. Bundesliga, PSS Inden/Altdorf bei Aachen, schaffte das Team um Trainer Hans-Josef Dohmen ein respektables 3:2. Herausragende Schützin war wieder einmal Hannah Wehren. Die 17-Jährige erreichte an ihrem Geburtstag im letzten Wettkampf 397 Ringe und einen Saisondurchschnitt von 395,43 Ringen.