So schön schräg

Wenn ein Theaterstück diesen Namen verdient hat, dann „Chaos auf Schloss Haversham“ von Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields. Der englische Originaltitel „The Play that goes wrong“ trifft‘s noch besser, in der deutschen Übersetzung gibt‘s mehrere Titelversionen.

Aber die mit dem Chaos ist die beste, denn von Bühnenbild, Requisite und Ensemble bleibt am Ende kaum etwas an seinem eigentlich vorgesehenen Platz.

Aber der Reihe nach: Vordergründig geht es um einen englischen Krimi, in dem nach bester Agatha-Christie-Mausefalle-Manier der mysteriöse Tod eines Adeligen aufgeklärt werden soll. Alle sind verdächtig, keiner will‘s gewesen sein. So weit, so gut, wäre da nicht diese Laienspielgruppe, der im verzweifelten Versuch, das Stück aufzuführen, aber auch jedes Malheur passiert, das man sich auf einer Bühne nur ausdenken kann. Klemmende Türen, klapprige Kulissen, Lichteffekte und Geräusche an der falschen Stelle, fehlender Text und fehlende Requisite, ja sogar Knock-Outs können diese Laiendarsteller nicht davon abhalten, die goldene Aufführungsregel des Schauspiels voller Inbrunst umzusetzen: Weiterspielen!

Die Ankündigung als „Slapstick-Komödie“ machte schon neugierig, die in Teilen filmreife Umsetzung durch das Tourneetheater Thespiskarren ließ dem Publikum angesichts hervorragend laienhaft spielender Darsteller, abenteuerlicher visueller Effekte und Stunts keine andere Wahl, als immer wieder zwischen angehaltenem Atem und lautem Losprusten zu wechseln.

Vom puren Klamauk – der Gärtner ist zwar nicht der Mörder, trägt aber eine Gießkanne in der Hand und führt mit der anderen einen unsichtbaren Hund aus – über Running-Gags und textliche Endlos-Schleifen, bis hin zu feinen Anspielungen und Untertönen, die sich trotz des lautstarken Slapsticks noch Gehör verschaffen können, war wirklich alles dabei, was einem die Lachtränen in die Augen treiben kann.

Kävels-Bläche on Stage

Wer auch nur einen Funken Sympathie für Mr. Bean, „Die nackte Kanone“ oder Monty Python aufbringen kann, der sollte sich diese Bühnenshow wirklich nicht entgehen lassen.
Gerade vermeintliche Missgeschicke erfordern auf der Bühne eine derartige Präzision, dass man vor dieser damit vollgestopften Inszenierung nur den Hut ziehen kann. Und den Schauspielerinnen und Schauspielern war deutlich anzumerken, dass sie ihr Bühnendasein als vermeintliche Laiengruppe aufs Äußerste genossen.

Am Ende gab es viel Applaus im sehr gut gefüllten Bühnenhaus von einem Publikum, das an diesem Abend mit einem prall gefüllten Schadenfreude-Konto nach Hause gehen durfte.
Eine kleine persönliche Anmerkung zum Schluss: Dem Chronisten des Kevelaerer Blattes war es Freude und Ehre zugleich, beim Aufbau des Bühnenbildes behilflich sein zu dürfen!