So langsam wird‘s schneller
Zufrieden blickt Joachim Bracke in seinem Arbeitszimmer auf den Bildschirm. Der 66-jährige, der 50 Dienstjahre bei der Post auf dem Buckel hat, öffnet mit seiner Maus ruck, zuck die Internetseite des KB und sieht sich die Geschichte zum Kervenheimer Karnevalszug an.
„Früher hatten wir 2,5 MB, das ist jetzt deutlich schneller, Jetzt kann ich Zeitungsseiten sofort ohne Verzögerung öffnen“, gesteht der unter anderem in der Geschichtsgruppe des Heimatvereins aktive Pensionär, dass er die schnellere Verbindung „beruflich oder für meinen Seelenfrieden“ nicht so unbedingt braucht.
Gerade für jüngere Leute, um Filme oder Musik streamen sei das schnellere Netz aber wichtig. Gut sei es auch, mal was zügiger zu recherchieren. „Und es ist für das ganze Dorf ein enormer Fortschritt.“
Die Mitarbeiter der Glasfaser hätten vor einen Tagen den Anschluss gelegt „und dann war freigeschaltet. Das war einwandfrei und super-korrekt alles.“
Wie wichtig der Glasfaserausbau für das Dorf ist, unterstreicht Hilger Schürmann, Geschäftsführer der IT-Firma Xanten, die vor Kurzem noch den Kevelaerer Marketing-Preis gewonnen hat: „Wir haben Kunden aus der ganzen Welt, beschäftigen uns mit IT-Lösungen und kriegen alles nur per Software-Download. Das sind fette Pakete von 6 bis 8 Gigabyte. Wir haben selber ein teures System hier, was Kosten verursacht. Da dauert der Download zwei Stunden.“
Zwei Stunden Zeit, das kann im internationalen Wettbewerb schon was ausmachen. „Zuhause hab ich Glasfaser schon, da hab ich letztens einen Film in sechs Minuten runtergeladen.“
Entsprechend ist Schürmann froh, dass „die Anschlüsse schon liegen, aber sie sind noch nicht aktiviert.“ Man habe einen 500 MB-Business-Anschlusss bestellt und benötige dazu noch ein eigenes IP-Subnetz mit mehreren IP-Adressen. „Wir warten jetzt noch auf die Lieferung der Hardware von der Glasfaser zum Konfigurieren und das ist dann in zwei, drei Wochen gelaufen.“
Privat könne er also nicht meckern. „Nur die schlechte Infopolitik der Glasfaser hat den gemeinen Verbraucher hier in Kervenheim irritiert“, merkt er kritisch an. Das alles sei aber in jedem Fall besser als alles, was andere Telekommunikationsunternehmen angeboten hätten. Die hätten für professionelle Kunden gerade mal zehn Megabyte zur Verfügung stellen wollen.
Ähnlich differenziert wie Schürmann sieht es auch der Kervenheimer Ortsversteher Martin Brandts: „Gut wäre, dass nach und nach das Glasfaser in die Ortschaft kommt, schlecht wäre, „dass wir als Bürger nicht gut orientiert sind.“
„Sie kommen voran, das ist gut. Aber ich bin erst zufrieden, wenn jeder Hausanschluss und jede Verbindung liegt. Eine gute Informationspolitik von A bis Z sieht anders aus“, bezieht sich Brandts darauf, dass eigentlich Ende letzen Jahres alles fertig sein sollte. Irgendwann hätte auf dem Infoschild im Ortskern auf einmal das Datum März gestanden und es seien vereinzelt Mails herumgeschickt worden.
Eine Sprecherin der Deutschen Glasfaser bestätigte gegenüber dem KB, dass die ersten Hausanschlüsse in Kervenheim verlegt sind und die Arbeiten in den nächsten fünf Wochen abgeschlossen sein dürften, also etwa Ende März. Zu den genauen Gründen, warum es nicht beim ursprünglichen Zeitrahmen bis Ende Dezember bleiben konnte, konnte sie sich nicht äußern.