So klug und so komisch

Ach, was ist das klug und komisch! Wie so oft hat der immer noch unschlagbare William Shakespeare eine Menge Verirrung und Verwirrung, Täuschung und Verstellung, Identität und Geschlecht, Gefühl und Verstand in eine Komödie gepackt und lässt seine Charaktere in „Wie es euch gefällt“ so manche Runde um sich selbst und andere drehen. Die inklusive TheaterWerkstatt Haus Freudenberg hat daraus in der Inszenierung von Anna Zimmermann-Hacks ein rund dreistündiges Bühnenspektakel gemacht, bei dem bis zum Happy-End keine einzige Sekunde Langeweile aufkommt.

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Anrührend altmodisch, aufregend aktuell – irgendwo dazwischen siedelt die Regisseurin dieses Paradestück der vom Altmeister geschickt verquirlten Handlungsstränge an. Die Inszenierung erliegt nicht der Versuchung, das Vorspiel am Hofe allzu opulent auszustatten, was die Charaktere auf der Vorbühne hervorragend in den Vordergrund stellt. Man ahnt da schon die Tiefe der Verbannungen, die auf dem Fuße folgen – und ist, wenn sich der Vorhang hebt, dennoch überrascht von Detail- und Einfallsreichtum des Bühnenbild-Waldes, der irgendwo zwischen Achterhoek, Kapellen und „Hambi“ liegt.
Da passen die immer wiederkehrenden, sanft eingetanzten und -geflüsterten Anspielungen auf die Sorge um die Zukunft des Planeten wunderbar ins Bild. Mittendrin üben sich Verbannte und Gesuchte, Verfolgte und Geliebte in munteren Verwechselspielen zwischen großartiger Verzweiflung und buchstäblich fragwürdigem Glück. Und das alles wirkt so zwanglos selbstverständlich, einschließlich der vermeintlichen „Randfiguren“, die aus dem Wald immer wieder eine perspektivisch wechselnde Szenerie machen – wie der in Kevelaer nicht ganz unbekannte verbannte Herzog (Dominik Pichler), der ganz in sich ruhend die Bettpfanne leert, Laub fegt und die in die Szenerie eingebauten Live-Musiker mit Getränken versorgt. Die Szenen im Vordergrund gewinnen dadurch – und natürlich durch ein bis in den letzten Winkel perfekt gesetztes Licht – eine Tiefe, wie man sie sonst selten erleben darf.

Foto: nickDen tiefsten Eindruck aber hinterlässt das scheint‘s untrügliche Gespür der Regisseurin für die Charaktere in ihrer Truppe. Jeder Darsteller füllt seine Rolle bis in den kleinen Finger mit einer Leidenschaft aus, die bei jedem immer wieder aufs Neue ansteckt.
Wer von dieser grandiosen Demonstration, was Theaterspiel sein kann, nicht berührt wird, wer nicht genießen kann, wie hier Klugheit und Komik auf sehr eindringliche wie höchst amüsante Art miteinander verwoben werden, der hat Herz und Hirn, zumindest was die Bühne angeht, wohl verloren.

Das gesamte Ensemble wurde bei beiden Kevelaerer Aufführungen am vergangenen Wochenende im jeweils restlos ausverkauften Bühnenhaus euphorisch gefeiert. Völlig zu Recht.

Aufführungen
Wer sich beeilt, kann vielleicht noch Karten für die kommenden Aufführungen (7. März in Kleve, 14. und 15. März in Geldern) ergattern.
Infos: www. theaterwerkstatt-haus-freudenberg.de.

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