Sieben (Züge) auf einen Streich

Als 1977 einige Kevelaerer bei einem Bier feststellten, dass sie mit der Bahn und deren kleinen Nachbauten in Form von Modelleisenbahnen das gleiche Hobby pflegten, dazu aber zu Hause oft nicht genug Platz hatten, gründeten sie kurzerhand den „Verein Kevelaerer Eisenbahnfreunde und Modellbahner“.
Der erste Vereinsraum war der „gelbe Salon“ im Pilgersaal des Bahnhofs. Als 2004 die Deutsche Bahn den Bahnhof an die Stadt verkaufen wollte, flatterte die Kündigung herein. Es war die Frage, wohin mit der 80 Quadratmeter großen Anlage, die bisher auf 550 Quadratmetern Vereinsraum gestanden hatte. Dort hatte der Verein auch einige originale Utensilien der DB, wie Bänke aus einem D-Zug und andere „Requisiten“. Auch wenn die Stadt versprochen hatte, dass man den Verein „nicht im Regen stehen lassen würde“, gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Vereinsraum zunächst als schwierig.
Die DB hatte dem Verein angeboten, den Bahnhof in Wetten kaufen zu können. Dies erwies sich aber als unvorteilhaft, da besonders junge Vereinsmitglieder gar nicht dorthin kommen konnten. Schließlich fand man im Keller der Öffentlichen Begegnungsstätte ein neues Domizil. Auch wenn die Stadt und der Bauhof durch einen Umbau des Flures einen Raum zusätzlich schufen, so erforderte es bei nur 90 Quadratmetern Mietfläche eine deutliche Verkleinerung der Anlage und den Verkauf vieler Gegenstände.
Zur neuesten Ausstellung konnten die Mitglieder den zahlreichen Besuchern nun eine 24 Quadratmeter große und mit 280 Metern Schienen bestückte Anlage zeigen, die komplett digitalisiert ist. 30 Züge können gleichzeitig auf der Anlage stehen und sieben davon gleichzeitig fahren. Unter dem Vorsitz von Helmut Hertgens, dem zweiten Vorsitzenden Josef Balzen und Kassierer Klaus Schmitz pflegen, erweitern und betreuen etwa 40 Mitglieder die Anlage. Mit dem Faller-Car-System, das etwa 50 Meter und zweispurig angelegt ist, können zehn Fahrzeuge digital gefahren werden. Für die Zukunft ist eine über Sateliten gesteuerte Bedienung vorgesehen.
„Der Verein bietet unverbindliche Besuche zu den Treffen an“, sagt Schmitz. Besonders für junge Menschen würde es sich lohnen, dem Verein beizutreten. „Modelleisenbahn ist nichts für kleine Kinder. Als Mitglied kann man grundlegendes technisches Know-how erlernen, Landschafts- und Modellbau üben und bekommt handwerkliches Geschick.“ So wurde die kleinste Eisenbahn der Welt, ein drei Zentimeter langer Rundkurs mit beleuchtetem Zug auf einer Platte in ein Haus eingebaut, wo man sie dann durchs Fenster beobachten konnte.
Ein Stück Rhein wird nachgebaut
Zurzeit bauen die Mitglieder an einem Stück Rhein, der am Rand der Anlage entstehen soll und dessen Bett bereits zu erkennen ist. Auch wenn es „nur“ mit Modellwasser (Spezialmasse oder Klarlack) gefüllt werden soll, wird es das Modell der Rheinlandschaft bei Königswinter ergänzen. Die Anschaffung eines neuer Beamers ist geplant und für die Zukunft denkt man über ein Ballon-Projekt nach, das über Niersfounding finanziert werden soll. Der Kevelaerer Aufsteiger soll über die Anlage fahren und mittels einer kleinen Kamera eine Direktübertragung auf einen Monitor senden.
Die nächste Ausstellung findet am 2. und 3. Dezember statt. Die Mitglieder treffen sich in der Öffentlichen Begegnungsstätte jeden Mittwoch um 18 Uhr.