Sie schufen eine Insektenoase

Viele Blüten sollte er haben, eine lange Blühzeit und wenig versiegelte Fläche – der insektenfreundlichste Garten Kevelaers. Auf der Suche danach rief die Stadt Kevelaer den zweiten Vorgarten-Wettbewerb ins Leben. Der erste Wettbewerb zielte darauf ab, die Umgestaltung von Steingärten in Insektenoasen voranzutreiben. Nun sollten auch diejenigen belohnt werden, die in ihrem Garten bereits auf einige Umweltaspekte Rücksicht nehmen. Und weil Doris und Herbert Geske aus Wetten der Meinung waren, dass ihnen das schon ganz gut gelungen war, entschieden sie sich kurz vor Bewerbungsschluss, ihren Garten ins Rennen zu schicken. Dass sie damit den ersten Platz belegen würden, damit hatte das Ehepaar nicht gerechnet.

Der Vorgarten von Familie Geske kann sich wahrlich sehen lassen. Schafgarbe, Lungenkraut, Waldsalbei, Königskerzen, Sternmiere, Johannisbeere und Waldmeister sind nur einige der Pflanzen, die in dem Vorgarten um die Wette blühen. Wem ein aufgeräumter Garten, in dem alles an Ort und Stelle wächst, am liebsten ist, der wird am Vorgarten der Geskes wohl keinen Gefallen finden. Das Wettener Ehepaar hat sich allerdings vor einiger Zeit bewusst dazu entschieden, den Vorgarten gänzlich umzugestalten. Bis zu diesem Zeitpunkt dominierten darin zahlreiche Rhododendren und Hortensien. Ständiges Wässern und eine recht begrenzte Blühzeit waren Kritikpunkte. „Dann haben wir uns überlegt, was wir ändern können“, sagt Herbert Geske.

Ein Gärtner machte schließlich bis auf wenige Pflanzen einen Kahlschlag in dem Wettener Vorgarten. „Wir haben ausschließlich nach heimischen Pflanzen gesucht“, betont Herbert Geske, während er eine Liste vorlegt, in der das Ehepaar vorab alles akribisch geplant hatte. Bei den Pflanzenarten wurde nicht nur darauf geachtet, dass sie von Insekten gut angenommen werden, sondern auch auf die Wuchshöhe, Trockenbeständigkeit und ob der bevorzugte Standort sonnig oder schattig ist. Außerdem wurden die Pflanzen so ausgewählt, dass der Garten nun vom Frühjahr an bis in den Herbst hinein blüht. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge erfreuen sich seitdem besonders an den Pflanzen, sagt Doris Geske.

Mehr Arbeit als vorher

Eine Bewässerung sei im Normalfall nur noch einmal in der Woche nötig. Ansonsten jedoch, da sind sich die Wettener einig, haben sie es sich mit der Umgestaltung nicht unbedingt leichter gemacht. „Es ist viel mehr Arbeit als vorher“, betont Herbert Geske. Durch die Vielfalt der Pflanzen und die unterschiedliche Art des Wachstums müsse man stets dafür sorgen, dass etwas zierlichere Pflanzen nicht von anderen überwuchert werden. Auch frei von Unkraut bleibe der Garten nicht. Die Geskes überlassen ihn zwar so weit es geht der Natur, aber „manche Unkräuter hole ich schon raus – die, die stark wuchern“, sagt Doris Geske. Das macht dem Ehepaar jedoch nichts aus. Die Naturliebhaber haben Spaß an der Gartenarbeit. Den Trend der Steingärten finden sie „schrecklich.“ Wenn man nicht viel Zeit für die Pflege habe, genüge auch ein einfach angelegter Garten, ist sich das Paar einig. „Jeder Einzelne kann im Kleinen etwas tun“, findet Herbert Geske.

Eine kleine „Belohnung“ für ihre Mühen zugunsten der Umwelt haben die Wettener nun erhalten. Die Jury des Vorgarten-Wettbewerbs der Stadt Kevelaer entschied sich unter allen Einsendungen für den Vorgarten der Geskes als Gewinner. „Wir hatten natürlich keine Vorstellung, wer sich sonst noch bewirbt, was die anderen Leute für Gärten haben“, sagt Herbert Geske, der mit seiner Frau Mitglied im Naturgartenverein ist. Für ihren recht naturbelassenen, „unaufgeräumten“ Garten seien sie hin und wieder belächelt worden. Eine Bestätigung, dass sie mit ihrer Bepflanzung aber auf jeden Fall etwas Gutes tun, erhält das Ehepaar nun in Form von zwei Dauerkarten für die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort. „Da werden wir auf jeden Fall ein paar Mal hinfahren“, ist sich Herbert Geske mit seiner Frau einig.